Wie lange kommt Netflix noch ohne Werbung aus?

Kann Netflix ohne Werbung weiter gesund wachsen? Laut Industrie-Experten auf einer Podiumsdiskussion ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich gezielte Anzeigen auf Netflix einschleichen.

Wer Streaming hört, muss unweigerlich an Netflix denken. Das Unternehmen hat die „flexible digitale Verteilung von audiovisuellen Inhalten“ erst so richtig ins Rollen gebracht. Den Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern nutzt Netflix, um seine Abonnentenzahlen immer weiter in die Höhe zu treiben. Wer denkt, Netflix ginge es darum, seine Nutzer glücklich zu machen und deren Bedürfnisse zu befriedigen, der hat womöglich die Entwicklungen der letzten Jahre nicht ganz mitverfolgt. Netflix möchte vorwiegend seine Aktionäre bei Laune halten, z.B. mit der Ausweitung auf neue Märkte oder Preiserhöhungen wie sie vor Kurzem in Deutschland auf dem Plan standen.

Solange die Abonnentenzahlen und der Aktienkurs nach oben gehen, ist alles gut. Doch irgendwann hat man alle wichtigen Märkte abgegrast und alle möglichen Abonnenten akquiriert. Wie will man da noch Umsatz- und Gewinnzuwächse generieren? Die Antwort ist einfach und unbequem zugleich: mit Werbung.

Bei Netflix geht es vor allem um eines: Geld
Bei Netflix geht es vor allem um eines: Geld

160 Stunden eingesparte Werbung pro Jahr

Laut einer Statistik aus dem Jahr 2016 sparen sich Netflix Abonnenten um die 160 Stunden Werbung pro Jahr, vergleicht man die durchschnittliche Wiedergabezeit mit linearen TV-Angeboten. Selbst wenn man die Zeit für das Zwischenspeichern (Buffering) der Streams abzieht, dann kommen die Nutzer sicher noch mit einem dicken Plus auf dem Zeitkonto davon. Netflix gehen also Milliarden Umsätze durch die Lappen. Und selbst wenn man in den vergangenen Jahren immer gepredigt hat, dass man werbefrei bleiben wird, so wird irgendwann kein Weg um Werbung herumführen.

150 Millionen potenzielle Werbeobjekte

Das Potenzial, welches sich dadurch Netflix und dessen Werbepartnern eröffnen würde, wäre immens. Fast 150 Millionen zahlende Abonnenten sind eine Hausnummer, die Werbetreibende die Freudentränen in die Augen treiben. Zudem handelt es sich hierbei nicht um „Max Mustermanns“ und „Susi Standardname“, sondern um Nutzer, deren Nutzungsverhalten wohlbekannt ist. Alter, Geschlecht, Interessen, Bildungsgrad, Einkommen… alles Dinge die sich mit speziellen Algorithmen errechnen lassen. Daran angepasste Werbung trifft weit öfters ihr Ziel!

Ob Netflix dafür einen eigenes, kostenloses jedoch werbefinanziertes „Light-Abo“ ins Leben ruft, oder seinen Nutzern die Anzeigen via „Sponsored Content“ schmackhaft macht, ist eigentlich egal. Am Ende wird Netflix sein „Werbefrei-Versprechen“ brechen müssen, um nicht unterzugehen. Denn wo man kein Geld verdienen kann, da findet man auch keine Aktionäre.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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31 Kommentare
  1. Werbung auf Netflix,nur zu, wenn man sich selbst schaden will.Da sag ich Tschüss Netflix,das wärs dann,ich schaue Netflix weil es keine werbeunterbrechungen wie auf den assikanälen der privaten TV-Sender gibt.

  2. Einfach die Finger von dem ganzen Streamingkram lassen. Wer Wert auf gute Qualität legt, kauft Scheiben. Und alles ohne Werbung.

  3. Aha, gut berechnet wieviel Stunden Zeit wegen der Werbung gespart wird. Aber wieviel an Datenvolumen würde darauf gehen , wenn die Anzahl an Stunden Werbung gestreamt werden? Wer soll/muss die kosten dafür tragen, nur weil man dafür gezahlt hat z.B eine Serie oder Film anzuschauen? Werbung die kein Mensch braucht!

  4. Werbung auf Netflix für die man bezahlen soll, nope, dann müsste netflix ein Free/Werbefinanziertes Abo bereitstellen, dann würden sich Menschen dazu bereit erklären oder ein so günstiges abo anbieten in dem Werbung im abo expliziet gekennzeichnet ist, dass das enthalten sein wird.
    Ich würde, wenn Netflix bei meinem Premium ACC plötzlich werbung drauf knallt die Reißleine ziehen und nur noch BD/UHD BD nehmen und DvD.
    Ich geb nicht Geld für etwas aus um dann trotzdem mit Werbung vollgemüllt zu werden.

    • @Shinji_NOIR: Wobei mich die „Werbung“ bei den BD/UHD ebenso nervt. Warum muss ich Trailer zu anderen Medien anschauen. Ich will doch nur den Film sehen. Das Angebot an anderen Filmen kann ich auch zu anderer Zeit durchsuchen – das schaff ich grad noch so :-/ .

      Jedenfalls nervt das umso mehr wenn das Medium schon älter ist und der Inhalt dieser „Werbung“ veraltet bzw. ungültig ist…

      • Die Werbung auf Videoscheiben lässt sich doch wohl wirklich leicht überspringen bzw. Schnell durchlaufen. Das ist echt kein Argument

          • Irgendwie glaube ich nicht, dass Polizei und Gerichte dieses Argument akzeptieren, wenn sie jemanden mit Raubkopien erwischen.

          • @Le-matya: Äh, wieso Raubkopie? Wie kommst du drauf? Das ist kein Argument für Raubkopie einer Blue Ray. Es dienste nur als Hinweis bzgl. Werbung und als Argument das man vielleicht nachteilig ansehen könnte.

            Vielleicht als Hintergrund: Das mit den Trailer macht mittlerweile Amazon Prime. Und diese „Werbung“ (Amazon schreibt dazu Programmhinweise) finde ich so nervig, dass ich Amazon Prime nur mehr sehr sehr selten nutze und aktuell sogar überlege ob es nach der aktuellen Laufzeit als Gesamtpaket gekündigt wird.

            Ist 1:1 das gleiche. Blue Ray (4k) hat den Vorteil bedeutend bessere Qualität zu liefern (außer bei Erstellung ist was falsch gelaufen – das einmal hier ignoriert). Im Großen und Ganzen wird die Bitrate für Video und Audio von Blue Ray besser sein als via Internet. Zudem hat zumindest bei uns hier nicht jeder die Möglichkeit einer entsprechenden Internetleitung. Daneben (leider) schön öfter mit Ausfälle zu tun gehabt. Exakt dann wenn man Fernsehen möchte. Ist viel Zufall, aber die Anforderung an Streaming sind höher als rein der Medienkonsum.

          • Sorry, mein Fehler. 😉
            Solange Amazon Prime nur für sein eigenes Programm Werbung macht und dafür nichts unterbricht, kann ich damit leben, besonders bei dem Preis.

          • @Le-matya: Grundlegend stimme ich dir zu. Neben Trailer zu Eigenprodukten sind ebenso Trailer zu Produkte von Amazon darunter.

            Als es einmal am Tag war – geschenkt. Als es mehrfach am Tag war, aber mit mehreren Stunden Unterschied – Ok. Wobei es da schon bei Serien anfing nervig zu werden.

            Jedoch alle 20 bis 30 Minuten bei einer Serie ist übertrieben. Ich persönlich hatte es zwar noch nicht, aber mir wurden Fälle genannt wo dies sogar Serien unterbrochen hatte. Ob das bei denjenigen ein Fehler war oder nicht ist mir unklar.

          • Meinst Du bei Amazon Channels? Okay, aber die benutze ich praktisch nie. Beim eigentliche Prime Video gibt es eigentlich nur Programmhinweise.

          • Ne, ebenso nur Prime Video. Amazon Channels habe ich noch gar nicht näher verfolgt – außer es wäre unbewusst genutzt worden. Kann ich mir aber nicht vorstellen, da diese nach meinem Wissenstand zusätzlich Geld kosten.

  5. Das würde vor allem Disney freuen und man würde sicherlich einige Nutzer verlieren, mich wohl eingeschlossen. Ganz klar darf und kann man eine Light Version mit Werbung anbieten, das haben ja auch andere Anbieter so vor aber wenn ich 16€/Monat bezahle bzw. 192€ im Jahr, so habe ich nicht wirklich Lust auf Werbung… ich nutze Youtube mittlerweile auch immer seltener, die Werbung dort ist für mich einfach nur noch störend aber bietet mir zu wenig Anreiz dafür zu bezahlen.

    De facto würde es sich ganz klar für Netflix finanziell rentieren aber man würde auch Abonnenten verlieren, im Endeffekt muss Netflix nur zusehen schwarze Zahlen zu schreiben… schafft man das nicht mit dem aktuellen Modell so führt kein Weg an Werbung vorbei.

  6. Das sehe ich ganz und gar anders. Ich weiß zwar das es in der (Aktien-) Finanzwelt immer mehr und mehr sein muss, aber die Aussage „Netflix gehen also Milliarden Umsätze durch die Lappen“ finde ich schon hart. Anstatt Werbegeld zu bekommen, bekommt Netflix direkt Geld von den Abonnenten.

    Stimmt schon, das machen manche Linear-TV Anbieter ähnlich, aber im Großen und Ganzen werden diese rein von Werbung finanziert. Da sehe ich ohne übertriebene Geldgier keine Notwendigkeit, dass hier Netflix plötzlich auf Werbung umsteigen müsste bzw. zusätzlich beziehen müsste. Wahrscheinlich möchte das die Werbeindustrie und lobbiert gewaltig… der Datensatz wäre wohl recht attraktiv.

    Es hat ein, zwei oder auch drei Gründe warum Streaming-TV aufstrebend und Linear-TV nachlässt. Der Werbeanteil ist meiner Meinung nach einer dieser Gründe.

    Zudem stimme ich der Aussage „Am Ende wird Netflix sein „Werbefrei-Versprechen“ brechen müssen um nicht unterzugehen“ überhaupt nicht zu. Ich glaube eher, Netflix darf das „Werbefrei-Versprechen“ nicht brechen, sonst würde es in der Masse untergehen.

    Klar wird nun mehr Druck durch neue Konkurrenz aufgebaut. Klar hat Netfix vor kurzem den Preis erhöht. Klar wird das Angebot u.a. von Disney früher oder später (wieder) verschwinden… – aber warum würde hier Werbung helfen? Ich denke, dass würde nur mehr Schaden als weiterzuhelfen, selbst wenn man damit neues Geld erlangt um weiter in neue Eigenprodukte zu investieren. Jedoch gibt es da noch anderen Mittel wie Produktplatzierung, das sehr wohl bei großen Produktionen Verwendung findet…

    • Alles richtig gesagt. Die Konsumenten werden schnell das weite suchen wenn es auch noch Werbung geben würde. Auf Ihnalte ist man nicht an Netflix angewiesen wenn man heutzutage sieht wie viele wissen wie man in der grauzone filme/serien streamt oder downloadet.

      • @Dimi: Wobei seit einiger Zeit der illegale Streamanteil wieder zunimmt. Zum einen liegt es sicher an der Tatsache, dass es nicht mehr nur den „einen“ Anbieter gibt – der halt alle Filme und Serien verfügbar hat.

        Es wurden am Markt mehr und mehr Anbieter und anstatt in Wettbewerb mit Vollangebot zu gehen war die Lösung mit Eigenproduktionen mehr oder weniger eine Insellösung zu erschaffen. So sind dann aus Lizenzgründen Filme und Serien wieder verschwunden und Vollanbieter sind rar bis gar nicht mehr vorhanden.

        Bei zwei Anbieter werden vielleicht noch beide genommen. Bei acht und mehr sieht es eher anders aus…

          • @Le-matya: Ist primär eine fiktive Zahl. Wobei überschlagmäßig wird es nicht so falsch liegen.

            Je nachdem wie man z.B. zu Rakuten TV und den (legalen) Anime Streaming Diensten steht. Im Endeffekt sind es doch auch Streaming-Anbieter und damit könnten es sogar mehr als 10 sein.

            Ich hatte mal einen Blogbeitrag wo eine Test-Übersicht für Österreich aufgezeichnet war. Die Webseite ist aber nicht mehr verfügbar. Wäre wohl für Deutschland ähnlich gewesen.

            Aktuell kann ich mit https://www.werstreamt.es/anbieter/ dienen. Ist aber nicht vollständig.

          • Okay, aber Du deutest da eine Steigerung von zwei nach acht, also um 300% an. Das ist in Deutschland doch wohl kaum zu erwarten.

          • @Le-matya: Wie kommst du drauf? Stimmt doch. Die von mir verlinkte Webseite kennt noch wessentlich mehr als meine acht. Selbst wenn ich Sky nur einmal zähle, dann komme ich auf über 15 Anbieter.

            Die Zeit mit zwei Anbieter sind schon lange vorbei. Die Steigerung hat ja schon vor einigen Jahre begonnen und erst heuer.

          • Äh, da fehlt ein „nicht“. Der letzte Absatz sollte wie folgt aussehen: Die Zeit mit zwei Anbieter sind schon lange vorbei. Die Steigerung hat ja schon vor einigen Jahre begonnen und nicht erst heuer.

          • Okay, aber da sind echt viele inhaltliche Überschneidungen, wahrscheinlich, weil viele von denen einfach nur VOD- und/oder Kauf-Stream-Seiten sind. Andere sind stark spezialisiert. Ich kenne eigentlich keine weiteren echten Konkurrenten zu Netflix und Prime Video in Deutschland. Sky Ticket lohnt sich vielleicht zwischendurch mal. Aber normalerweise komme ich mit den zwei oder drei plus Videoscheiben sehr gut aus. Für meinen Anime-Konsum reicht mir Netflix plus ODs. Nur Disney+ wird bei mir wahrscheinlich noch dazu kommen.

      • Da wäre ich schon zu faul, mich überall durchzuwühlen, um auf dem dünnen Eis der Grauzone zu suchen, was mir gefällt. Ich will einfach meine Netflix-App auf dem TV starten und mir in Minuten bequem einen Film in guter Qualität (im Idealfall 4K/Dolby Vision) anschauen. Da ich auch nicht auf Hartz IV angewiesen bin, gönne ich mir die paar €uronen. DA kommt der Sparfuchs jedenfalls nicht bei mir durch. Eher an der Stelle, wo ich für Werbung zahlen soll. Dann drehe ich Netflix den Hahn zu.

    • Deine Aussagen zu Linear-TV sind genau richtig. Das schaue ich auch nur noch öffentlich rechtlich, weil da nach 20 Uhr keine Werbung mehr ist. Die wenigen Sachen, die mich auf dem privaten Deppen-TV noch interessieren, nehme ich mit SaveTV auf. Die schneiden mir dann die Werbung raus und ich kann es ohne Belästigung sehen.

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