The Frighteners auf 4K Blu-ray im Test: Ultimatives Paket in technischer Perfektion

Wir testen für euch die hochwertige 4K Restauration von „The Frighteners“ mit Michael J. Fox auf 4K UHD Blu-ray! Hat die Horror-Comedy ihren Zauber verloren, oder spukt der Film noch gehörig? 

Inhalt (85%)

Peter Jackson und seine angestammte Ko-Autorin/Partnerin Fran Walsh schrieben gerade am Skript zum (später) vielbeachteten Heavenly Creatures, als man sie mit der Idee konfrontierte, ein Drehbuch zu einer Geisterkomödie zu schreiben. Der Absender dieser Idee war kein Geringer als Zurück-in-die-Zukunft-Mastermind Robert Zemeckis. Der hatte ursprünglich vor, das Ganze als Spin-off-Film zur Tales From the Crypt Serie zu realisieren. Doch als er den ersten Entwurf von Jackson und Walsh las, sah er das Potenzial, The Frighteners als eigenständigen Film außerhalb des Crypt-Universum umzusetzen – und zwar mit ihm als Produzenten und Jackson als Regisseur.

Dass es gut zwei Jahre dauerte, bis man das finale Werk begutachten konnte, lag vor allem an den umfangreichen visuellen Effekten, für die seinerzeit bereits von Jacksons Weta Digital erstellt wurden. Das Studio hatte man erst kurz zuvor gegründet, um die Spezialeffekte für Heavenly Creatures zu realisieren. Doch dessen Anteil an visuellen Effekten war vergleichbar gering. Äußerst gering. Denn The Frighteners lieferte zum damaligen Zeitpunkt mehr visuelle Effekte als nahezu jeder andere, bis dato produzierte Film. Und das von einem Studio, das bis dato kaum mit Computereffekten gearbeitet hatte. Außerdem war die Drehzeit überdurchschnittlich lang, was vor allem daran lag, dass jede Szene, in der Geister mit Menschen agierten, zweimal gedreht werden musste.

Gewiefter Geschäftsmann im Geisterbusiness: Frank Bannister

Dass The Frighteners am Ende weltweit gerade mal sein Budget einspielen konnte, macht ihn zu Jacksons einzigem (relativen) Kinoflop unter US-Produktion – man mag sich wundern, warum man ihm dann drei Jahre später ein gigantisches Budget anvertraute, um die Herr-der-Ringe-Saga zu verfilmen. Vielleicht hat man rückblickend aber auch verstanden, dass es nicht gerade schlau war, The Frighteners parallel zu Emmerichs Independence Day und dem Start der Olympischen Spiele in Atlanta in Kino zu schieben. Denn inszenatorisch und vom Unterhaltungsfaktor her ist Jacksons Geisterkomödie nicht umsonst zum veritablen Kultfilm gereift. Mit dem typischen Jackson-Look in puncto Kameraeinstellungen und -fahrten (sehr nahe Close-ups und schnelle Zooms auf Gesichter) versehen triggert der Film sowohl die Horrorfilmfans als auch die Freunde lockerer Geisterkomödien wie Ghostbusters.

Michael J. Fox in seiner letzten Kino-Hauptrolle trägt das Geschehen trotz des Bewusstseins um den Beginn seiner Parkinson-Krankheit souverän und mit viel Marty-haftem Witz. Trini Alvarado als Lucy bietet ihm gekonnt die Stirn und John Astin, Chi McBride sowie Jim Fyfe als Geister-Trio sind brüllkomisch. Absolut grandios ist (erneut) Jeffrey Combs. Der Hauptdarsteller aus den Re-Animator-Filmen gibt den Special Agent mit Hitler-Frisur, der sich selbstbewussten Frauen nur in Abwehrhaltung nähern kann und sofort einen Würgereiz bekommt, wenn Frauen gar zu schreiben beginnen. Combs macht das mit einem lustvollen Hang zum Overacting, das hier allerdings nicht deplatziert wirkt, sondern dem schrullig-exzentrischen Charakter viel Dynamik verleiht.

Von allen Geistern bald verlassen: Ray

Mancher mag The Frighteners tonale Unausgewogenheit zwischen Komödie und Horror vorgeworfen haben, doch gerade rückblickend betrachtet funktioniert der Mix viel besser als man damals dachte. Und der Score von Danny Elfman (der nach Heavenly Creatures unbedingt einen Film von Jackson vertonen wollte) ist nicht die einzige Verbindung zu Tim Burtons Beetlejuice. Tatsächlich sind beide Filme aus heutiger Sicht nahe Verwandte mit ähnlicher Fanbasis. Und man kann sich beide Filme auch heute noch anschauen, während man sich sehr gut unterhalten fühlen darf. Dass Jacksons Film den Gruselaspekt etwas höher hängt, sollte niemanden überraschen, der sich mit seinen vorherigen Werken beschäftigt hat.

Es ist ja auch nicht so, als hätte selbst Der Herr der Ringe noch einige zünftige Splattereffekte. Jackson hier tonale Unausgewogenheit vorzuwerfen, seine visuellen Effekte als hässlich/schäbig zu bezeichnen, ist fast schon als böswillig zu bezeichnen – jedenfalls zeugt es nicht von einer objektiven Herangehensweise. Und wenn Jackson auf eins verzichten kann, dann auf die Meinung von Filmkritikern, deren tradierte Haltung die Summe zum Quadrat der Größe des Stocks in ihrem Allerwertesten ist. Turbine Medien gehört zu denjenigen, die den Wert des Films stets wertgeschätzt haben, weshalb man gut zwei Jahre zubrachte, um die umfassende (Restaurations)Arbeit für The Frighteners zu bewerkstelligen – inkl. Neusynchronisation der zusätzlichen Szenen des Directors‘ Cut. Ein Glück, dass sie es getan haben, denn das Ergebnis ist wirklich klasse geworden.

Bildqualität (90%)

The Frighteners wurde 1996 mit zwei Kameras vom Typ Arriflex 35 BL-III und –IIC in Super 35 aufgenommen. Ausgehend vom originalen Negativ hat man bei Universal Post in den USA eine 4K-Abtastung vornehmen lassen. Turbine hat das Material dann von LSP Medien im ursprünglichen Seitenformat von 2,35:1 für die UHD Blu-ray der Kino- und Director’s-Cut-Fassung mastern lassen. Das Grading erfolgte inklusive HDR10 und Dolby Vision mit einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Die Restauration wurde im Anschluss von Peter Jackson in Neuseeland freigegeben.

In der Praxis ist die 4K-Fassung glücklicherweise nicht so dunkel gemastert wie zuletzt Titel von anderen Studios. Man hat gerade so viel reduziert, dass die zu hellen Bereiche der Blu-ray nicht mehr überstrahlen. So hat die goldene Brosche an Old Lady Bradleys blauem Kostüm noch Zeichnung, was die Blu-ray überstrahlt (8’53). Auch in ihren silbergrauen Haaren ist noch mehr Differenzierung und Hauttöne gelingen etwas kräftiger. Ebenso wie die neue Blu-ray zeigt die 4K-Scheibe gegenüber der alten, stark rauschgefilterten Blu-ray das authentische Korn, das sehr filmisch und perfekt aufgelöst erscheint. Keine wachsweichen und nachgeschärften Gesichter mehr.

Die UHD Blu-ray ist mitunter sensationell gut aufgelöst.

Die native 4K-Auflösung kann in den allerfeinsten Details gegenüber der bereits guten (neuen) Blu-ray noch ein wenig mehr herausholen, was man an den zwei Verschlussbroschen an ihrem Revers erkennen kann. Die Außenansicht vom Excaliburs Restaurant zeichnet auf den hellen Fenstern besser durch und die höhere Farbauflösung lässt die roten Jacken der beiden Angestellten plastischer erscheinen – die Blu-ray leidet auf diesen Jacken etwas unter Farbartefakten. Die Körnung ist generell noch etwas feiner und das Encoding hat die schwierigen, teils nebligen Geisterscheinungen noch besser im Griff. Wirklich erstaunlich, was man hier aus dem 26 Jahre alten Material herausgeholt hat – gerade, was die schwierige Mischung aus Realszenen und visuellen Effekten angeht.

Natürlich kann auch die 4K-Blu-ray nicht verhindern, dass bei einigen Szenen die Kamera (bzw. das Objekt) aus dem Fokus rutscht (41’30). Auch leichte Randunschärfen sind nicht das Problem der Disk, sondern schon ausgangsseitig vorhanden gewesen. Ganz wenige Einstellungen leiden noch unter den etwas harschen Kontrasten – oft, wenn man ein Zusammenspiel aus Geistererscheinungen und Schauspielern sieht (67’40). Ansonsten bleibt hier nur zu sagen, dass man The Frighteners noch nie in besserer Qualität gesehen hat.

Tonqualität (90%)

Während die Kinofassung lediglich mit dem regulären DTS-HD-Master-Mix kommt, ist der  Director’s Cut die erste Wahl, wenn es um perfekten Sound gehen soll. Denn für diesen wurde ein komplett neuer Atmos-Mix erstellt – natürlich für beide Sprachfassungen. Dies geschah auf Basis des original Director’s Cut ProTools Projekts. Dialoge, Musik und Effekte wurden neu in den 3D-Soundmix eingebettet und für die deutsche Sprachfassung wurde wiederum auf dieser Grundlage ein Mix angefertigt, wofür die Dialoge getauscht bzw. die Neuaufnahmen eingesetzt wurden. Und was ist das für ein fantastischer Mix geworden! Aber was die beiden Atmos-Fassungen hier schon in der Intro-Sequenz wegfetzen, lässt anzweifeln, dass man es mit einem 26 Jahre alten Film zu tun hat.

Das Gewitter langt dermaßen kräftig und auf allen Speakern zu, dass einem Angst und Bange wird. War die bisherige DTS-HD-MA-Fassung des O-Tons schon klasse, wird diese hier noch mal deutlich getoppt. Jeder Zugriff des Geistes in der Eröffnungssequenz ist ein Muster an Tiefbass-Dynamik. Wenn der gute R. Lee Ermey dann zu seinen Geisterwaffen greift, wird das Heimkino in Schutt und Asche gelegt. Da kommen selbst aktuelle Kriegsfilme nicht unbedingt mit. Hervorragend integrieren sich übrigens die neu nachsynchronisierten Stellen des Dir. Cut. Die Übergänge nimmt man tonal nicht wahr und selbst Sven Hasper, die deutsche Stimme von Michael J. Fox, bekommt den jugendlichen Tonfall nach 26 Jahren immer noch hin.

Der neue Atmos-Sound lässt die Geister ungehört dynamisch poltern

Hören wir uns die Höhen-Ebene isoliert an, so wird Danny Elfmans Score durchweg mit von oben wiedergegeben. Echte dedizierte 3D-Sounds gibt’s aber schon während des Gewitters zu Beginn und auch die scheppernden Haushaltsgegenstände sind von oben zu vernehmen. Fliegt der Geist auf die Kamera zu, gibt’s einen recht vehementen Sound von oben zu hören. Was nicht so realistisch und authentisch ist: Die deutschen Dialoge kommen fast durchweg ebenfalls als Hall aus den Deckenspeakern – hier trennt die englische Atmos-Fassung sauberer ab. Zwar gibt das der deutschen Fassung noch etwas mehr Räumlichkeit, aber eben nicht zwingend unter dem Banner realistischer 3D-Toneffekte.

Klasse zischen dann aber die Schüsse aus des Richters Waffe nach 23 Minuten und witzig sind die fluiden Sounds, wenn Frank durch die Geistererscheinung von Hiles boxt. Dessen Schüsse aus den MGs bieten dann ebenfalls dedizierte 3D-Sounds, wenn die Projektile als Querschläger durch den Raum zischen. Krass dann die Geräusche des Sensenmanns nach 44’15, wenn er durch den Spiegel greift. Im Prinzip wird dieses Muster auch in der Folge weiter verfolgt. Jede Actionsequenz erhält reichhaltig Unterstützung von den Heights, der Score ist immer von oben mit dabei und die Dialoge der Synchro manchmal etwas zu offensiv. In Verbindung mit der regulären Ebene führt das dennoch zu einem sehr räumlichen und dynamischen Erlebnis, das man dem Film in der Form wirklich nicht zugetraut hätte.

Leider hat sich ein kleiner Fehler in der neuen Tonspur eingeschlichen. Bei 1’56“27 des Director’s Cut antwortet Michael J. Fox (ein wenig von der Kamera weg gerichtet) auf des Sheriffs Frage: „Frank, weißt du irgendwas über Hexenbretter?“ eigentlich mit „So gut wie nichts“. Dieser Satz fehlt in der neuen Tonspur. Turbine weiß über den Fehler mittlerweile Bescheid. Sollte eine Korrektur vorgenommen werden, wird das entsprechend kommuniziert.

  • Deutsch: Dolby Atmos (95%) 2D-Betrachtung
  • Deutsch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Deutsch: Dolby Atmos (65%) 3D-Betrachtung (Qualität)
  • Englisch: Dolby Atmos (95%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (100%)

Auf den Filmdisks des Dir. Cut von The Frighteners gibt’s zunächst mal einen Audiokommentar von Peter Jackson. Hinzu kommt der Film als Open-Matte-Version auf einer zusätzlichen Blu-ray. Da im Super-35-Format gedreht wurde und auf dem Negativ oben und unten mehr Bild enthält als das auf 2,35:1 maskierte Kinoformat zeigt, entschloss man sich dazu, erstmals eine von Jackson autorisierte Widescreen-Fassung in 1,78:1 beizulegen. Diese Fassung ist nach oben und unten geöffnet, wird also ohne Maskierung gezeigt. Sie kommt außerdem ebenfalls mit dem Dolby-Atmos-Soundtrack und im Director’s Cut!

Auf der sechsten Blu-ray gibt’s dann neben dem umfassenden Making of, das in den 90er-Jahren für die LaserDisK-Veröffentlichung hergestellt wurde, eine brandneue Interview-Dokumentation. 25 Jahre nach Entstehung des Films holte Filmemacher Christian Genzel exklusiv für Turbine Mitglieder von Cast & Crew vor die Kamera bzw. vor die Webcam. In diesem „No Way to Make a Living“ kommen Dee Wallace (Patricia Bradley), Grant Major (Szenenbildner), Jake Busey (Johnny Bartlett), Jamie Selkirk (Cutter und Produzent), John Blick (Kameramann), Richard Taylor (Spezialeffektkünstler) und Wes Takahashi (Spezialeffekt-Supervisor) zu Wort. Da die Interviews während der Corona-Zeit aufgenommen wurden, sind diese per Laptop-Cam angeliefert worden. Um die ohnehin nicht allzu gute Qualität etwas zu kaschieren, legte Turbine absichtlich Störeffekte drüber. Das kann man gut oder weniger gut finden, der Inhalt aber ist unglaublich spannend.

Das über vierstündige Making-of wurde für die Blu-ray einem Upscale unterzogen. Dadurch wurde zwar die Bildqualität nicht besser, aber allein schon die Untertitel kommen wesentlich besser lesbar daher als auf DVD. Die Doku umfasst nahezu sämtliche Aspekte des Drehs und ist auch heute noch super spannend anzuschauen. Obendrauf gibt’s noch das 196-seitige Buch „Die Welt von Peter Jacksons THE FRIGHTENERS“, in dem Autor Christoph N. Kellerbach ausführliche Informationen zu der Entstehungsgeschichte des Films liefert.

Gesamtbewertung The Frighteners 4K Blu-ray (88%)

The Frighteners hat seine Zeit erstaunlich gut überstanden und funktioniert als Horrorkomödie auch heute noch vorzüglich. Das liegt vor allem an den hervorragend aufgelegten Darstellern, den großartigen verbalen Streitereien zwischen Frank und seinen Geistern und auch ein wenig an den Computereffekten. Sie mögen nicht mehr den heutigen Status Quo abbilden, sind aber aufgrund ihrer charmanten Interpretation von Geisterwesen einfach zeitlos.

Zeitlos dürfte nun auch die Box von Turbine sein, die den Film audiovisuell in bisher unerreichter Qualität bietet. Das Bild der neuen Blu-rays und 4K-Blu-rays ist klasse und der Atmos-Sound rockt das Haus mit unerwarteter Dynamik. Da die Boxen limitiert sind, lohnt sich trotz des hohen Preises das Zugreifen. Einzige Wehrmutstropfen: Die Open-Matte-Version gibt’s nur in Full-HD-Auflösung und die Kinofassung muss ohne Dolby Atmos auskommen.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 02. Dezember 2022 Review am: 10. Dezember 2022
Erscheinungsjahr Film: 1996 Laufzeit: 109/123 Minuten
Filmstudio: Turbine Medien FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2.39:1 / 16:9
1.78:1 / 16:9
Tonspur:
Deutsch Dolby Atmos
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10 & Dolby Vision Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: Panasonic UB9004

 

Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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