„The First Purge“ ist das Spin-Off zur bekannten „The Purge“-Trilogie. Man wollte das Franchise wohl noch etwas „ausschlachten“ und spendiert dem chronologisch ersten Teil auch einen UHD-Release. Unser Test zu „The First Purge“ findest du hier!
Inhalt (70%)
Wenn nach drei Teilen die Geschichte eigentlich zu Ende erzählt ist, man aber dennoch weitermachen möchte, bietet sich an, das Thema mit einem Prequel zu bereichern. Allerdings schrieb James DeMonaco, der Schöpfer des Purge-Franchis nur das Drehbuch und überließ die Regie erstmalig jemand anderem. Mit Gerard McMurray schien als Afroamerikaner der Richtige für den Job gefunden zu sein. Denn das Prequel nutzt wesentlich stärker als die Vorgänger den gesellschaftskritischen Aspekt des neu aufkeimenden Rassismus in den USA. Ohnehin ist The First Purge (noch) politischer als die Teile der bisherigen Trilogie. Während „Election Year“ bereits ganz unverhohlen den damaligen Wahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton reflektierte, sind es nun die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse der USA unter Trump.
Dass The First Purge dabei natürlich auch Unterhaltungsfilm bleibt und bleiben will, ist klar. Dass einem aber immer wieder nicht nur aufgrund der gezeigten Gewalt, sondern auch aufgrund der bedrückenden Bilder von Killern in Ku-Klux-Klan-Uniformen der Magen drückt, zeigt, wie gereizt der Nerv ist, den DeMonaco und McMurray mit ihrem Film treffen. Natürlich sind die Figuren, die die führenden Politiker repräsentieren (unter anderem Marisa Tomei als Dr. May Updale) klischeehaft gezeichnet. Natürlich bewegen wir uns hier nicht auf dem philosophischen Niveau eines Friedrich Nietzsche. Doch gerade das Plakative an der Geschichte bewirkt eben, dass man sehr eindringlich vermittelt bekommt, dass in den USA etwas faul ist. Besonders perfide ist dabei die Story-Idee, denjenigen, die in der Purge-Nacht „freiwillig“ innerhalb der abgesperrten Zone bleiben, Geld zu bieten. Natürlich sind es die Armen und besonders Benachteiligten, die sich dieses Geld nicht entgehen lassen können. Und natürlich will die NFFA genau diesem Teil der Bevölkerung an den Kragen – immerhin bedroht Armut ja stets den Reichtum und ist ein Unsicherheitsfaktor, dem man sich gerne entledigen würde. Noch gemeiner wird es, wenn klar wird, dass die Bevölkerung so richtig freiwillig gar nicht zum Morden bereit ist. Wenn die NFFA ihre Schergen schickt, um in diesem Punkt nachzuhelfen, wird deutlich, dass das Experiment eigentlich als gescheitert angesehen werden kann.
Die innerhalb dieser Rahmenstory integrierten persönlichen Schicksale bilden dann den Mikrokosmos des Films. Das Zusammenhalten gewisser Banden, der Wunsch nach Vergeltung, das Beschützen der Schwächeren innerhalb einer Gruppe – im Kleinen wird der schiere Kampf ums Überleben dargestellt, den ein Großteil der Bevölkerung von Staten Island ohnehin jeden Tag führt. Zwischen Drogen und Gewalt, zwischen Armut und Perspektivlosigkeit könnte für den einen oder anderen der Gegend ja vielleicht sogar eine Verbesserung eintreten, wenn man sich dem Purgen anschließt. Rein inszenatorisch gelingt es McMurray durchaus, das Niveau der drei Vorgänger zu erhalten. Die Tatsache, dass in der Purge-Nacht noch niemand wirklich auf die Geschehnisse vorbereitet ist, führt außerdem zu wilderen und chaotischeren Szenen. The First Purge ist dabei weniger klaustrophobisch als das Original, aber dennoch spannend. Der größte Nachteil des vierten Films aus dem Kosmos: Man hat niemanden, an dem man sich festhalten kann. Was in The Purge Ethan Hawke und in den beiden folgenden Teilen Frank Grillo waren, kann in The First Purge niemand so recht ersetzen. Die einzige Figur, die herausragt, ist Skeletor – und auf dessen Seite möchte man sich nun wirklich nicht schlagen. Sowohl Y’lan Noel als „D“ und Joivan Wade als Isaiah bleiben blass. Einzig Lex Scott Davis in der Rolle der Nya ist sympathisch genug, um ein paar Akzente zu setzen.
- Noel, Y’Lan, Davis, Lex Scott, Wade, Joivan (Schauspieler)
- McMurray, Gerard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Bildqualität (80%)
The First Purge wurde komplett digital aufgezeichnet und lieferte durchgängig 2,8K am Ausgang. Ausgehend davon wurde ein 2K Digital Intermediate erstellt, das dann für die UHD wieder auf 4K hochskaliert wurde. Wir haben es also nicht mit echtem 4K zu tun. Allerdings wäre das ohnehin nur in den hellen Szenen zu Beginn relevant gewesen, denn die permanente Dunkelheit, die nach 30 Minuten einsetzt, ist nicht dazu angetan, Referenzwerte für die Auflösung zu liefern. Hier lässt die teils schöne und krispe Detaildarstellung der ersten halben Stunde dann auch merklich nach. Von der Farbgestaltung her hat man dem Film natürlich einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie die höhere Bilddynamik spendiert – Letzteres „nur“ im statischen HDR10-Format.
Interessanterweise unterscheidet sich das Color Grading nur marginal von jenem der Blu-ray. In hellen Szenen sind die Gesichter der weißen Darsteller etwas weniger gelbrot, dafür mit einer leichten Grüntendenz. Da es aber nicht viele weiße Darsteller in hellen Szenen gibt, fällt das schon kaum ins Gewicht. Die bunte(re)n Farben sind nur wenig anders als über die Blu-ray. Selten waren Farbgebung von BD und UHD so nahe beieinander.
In Sachen Kontrastumfang funktioniert die UHD besser. Zum einen lässt sie in dunkleren Szenen die Körnung stärker verschwinden, weil Oberflächen weniger hell sind, zum anderen arbeitet sie Spitzlichter wie beispielsweise die hellen Kontaktlinsen besser heraus. Aber auch Mündungsfeuer und einzelne Lichtpunkte kommen prägnanter rüber. Gleichzeitig ist Schwarz in einigen Szenen noch satter und tiefer – ab und an gehen allerdings Details im Dunklen verloren.
- Noel, Y’Lan, Davis, Lex Scott, Wade, Joivan (Schauspieler)
- McMurray, Gerard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Tonqualität (75%)
Beim Sound setzt Anbieter Universal auf dts:X. Bezogen auf die reguläre Ebene klingt The First Purge ziemlich prächtig. Gerade die Hip-Hop-Beats kommen von Beginn an mit ziemlicher Wucht und Druck. Der LFE-Kanal packt ordentlich zu und wird gleichzeitig von einer breiten Bühne der Frontlautsprecher unterstützt. Zahlreiche Jumpscares werden über dynamische Soundeffekte unterstützt. Geht das Experiment dann los, bekommen alle Lautsprecher ordentlich zu tun und die Sirene ist brutal durchdringend. Aber auch atmosphärische Gespräche und die Proteste zu Beginn sorgen für eine hohe Räumlichkeit. Richtig fetzig wird es aber, wenn die Enduros im Quartett durchs Heimkino knattern und auch der später einsetzende, an Hubschrauber-Rotoren erinnernde Score nimmt mächtig in die akustische Zange.
So richtig Schluss mit Lustig ist dann nach 70 Minuten, wenn die halbautomatischen Gewehre das Zepter übernehmen. Was hier an Direktionalität und Lautstärke entwickelt wird, lässt auch potente Soundsysteme an Grenzen kommen. Betrachten, bzw. belauschen wir die 3D-Ebene genauer, erscheint etwas ungewöhnlich, dass die Heights von Beginn an praktisch dauerhaft aktiv sind. Filmscore, Umgebungsgeräusche, TV-Kommentatoren, Straßen-Sounds – ja selbst die (leicht hallenden) Stimmen direkt zu Beginn beim Gesprächen zwischen Psychiater und Patient werden (auch) von oben dargestellt. Man hat also eine nahezu permanente Geräuschkulisse, die den Zuschauer einhüllt. Das sorgt zwar für eine dauerhafte Kulisse aus allen Richtungen, ist aber technisch nicht zwingend korrekt und sorgt zudem für ein Problem: ECHTE, direktionale und definierte Objekte aus der Höhe sind zum einen selten und werden zum anderen durch die dauerhafte leichte Hinzumischung der Heights etwas entwertet.
Den ersten echten 3D-Soundeffekt gibt’s dann nach knapp einer halben Stunde, wenn die Purge-Sirene aufheult. Die kommt dann doch merklich von oben – was atmosphärisch super passt. Das Gleiche gilt für die Drohne kurze Zeit später, die definiert nach oben wegschwirrt. Letztere kommen dann später noch mal wieder und dürfen aus all ihren (kleinen) Rohren feuern.
- Deutsch: DTS:X (90%) – 2D Betrachtung
- Deutsch: DTS:X (55%) – 3D Betrachtung
- Englisch: DTS:X (90%) – 2D Betrachtung
- Englisch: DTS:X (55%) – 3D Betrachtung
Bonus (30%)
Im Bonusmaterial von The First Purge finden sich zwar ein paar Extras, allerdings sind diese eher knapp ausgefallen. So liefert eine entfernte Szene noch einen weiteren Moment mit Skeletor. Dazu gibt’s drei Featurettes. In „Ein radikales Experiment“, dem mit knapp fünf Minuten längsten Hintergrundbericht, erzählen sowohl einige der Darsteller als auch die Filmemacher etwas über das neue Thema des Prequels. In „Die Entstehung des Chaos“ beleuchtet der Stunt Koordinator die zahlreichen Kampf-Choreografien und „Die Masken in The First Purge“ beschreibt die hier genutzten Masken – vom Teeth-Face über die Smiley-Gang bis hin zum SS&M-Outfit des General Smiley.
Gesamtbewertung The First Purge 4K Blu-ray (75%)
The First Purge ist politisch, hart und nach wie vor spannend. Selbst wenn die emotionale Bindung an Figuren hier nicht so gut funktioniert und Charaktere ziemlich klischeehaft geraten. Spätestens in den letzten 20 Minuten wird das aber ohnehin von einem kriegsartigen Szenario überspielt, das innerhalb des Franchise seinesgleichen sucht. Die UHD liefert das etwas homogenere Bild, der dts:X-Sound überzeugt vor allem auf der regulären Ebene. Hier gibt’s immer wieder referenzartige Dynamik und sensationelle Effekte. Die hinzugefügte Höhen-Ebene wird zwar dauerhaft mit Atmosphäre beliefert, allerdings ist das mehr ein „Hochmischen“ der regulären Ebene, ohne echte 3D-Akzente.
- Noel, Y’Lan, Davis, Lex Scott, Wade, Joivan (Schauspieler)
- McMurray, Gerard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 08. November 2018 | Review am: | 08. November 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 97 Minuten |
Filmstudio: | Universal Pictures | FSK: | Ab 18 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Italienisch, Türkisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS:X Englisch DTS:X |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
The First Purge Trailer:
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