Inhalt (75%)
Ja, das war schon ein Spaß vor elf Jahren, als Ruben Fleischer Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone und Abigail Breslin die Zombies auf den Hals schickte. Oder vielleicht doch eher andersrum? Naja, egal. Jedenfalls durfte man Zombieland mit Recht als amerikanischen Shaun of the Dead bezeichnen und durfte im Nachgang am großen Twinkies-Revival teilnehmen. Schon früh hatte man vor, ein entsprechendes Sequel auf den Weg zu bringen, verwarf aber Drehbuchentwürfe wieder, bevor sie in die Realisierung gingen. Noch 2013 war sich Ruben Fleischer deshalb verhältnismäßig sicher, dass es keine Fortsetzung geben würde.
Doch schon ein Jahr später ging es dann doch weiter. Dennoch dauerte es weitere vier Jahre, bevor die Dreharbeiten zu Zombieland – Doppelt hält besser 2018 endlich aufgenommen wurden. Herausgekommen ist kein neuer Klassiker, so viel ist klar. Aber man nenne einen Film, dessen Sequel eher zum Klassiker (zum Klassiker, wohlgemerkt, nicht einfach „besser) wurde als das Original – okay, The Dark Knight vielleicht. Aber ansonsten ist die Geschichte nun mal sattsam bekannt und die Originalität lässt sich insofern nicht mehr wirklich steigern. Wenn es aber eine Fortsetzung gibt, die dem Original treu bleibt, gleichzeitig mit einer ähnlichen Spielfreude aufwartet und in Sachen Tempo nicht nachlässt, dann ist Zombieland 2 ein mustergültiges Sequel.
Vor allem natürlich, weil das Darsteller-Quartett auch zehn Jahre später noch genauso gut aufgelegt ist und genauso viel Spaß an ihren überdrehten Rollen mit Städtenamen-Pseudonym haben. Erneut nutzt Fleischer die Schrifteinblendungen wieder ausgiebig – dieses Mal sogar für eine zünftige Schrifteinblendungs-Battle zwischen Columbus und Flagstaff. Ist ja auch klar: Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen und angepasste Regeln.
Schon die Eingangsszene gerät megawitzig, wenn Columbus zwei unterschiedliche Sorten von Zombies erklärt und der „Homer“ unter den Untoten einem Klassiker-Slapstick-Witz anheim fällt. Aber auch die Querverweise machen Spaß. Wenn der Walking-Dead-Comic als unrealistisch tituliert wird oder man sich über Portishead lustig macht, freut das den Genre- und Popkulturfreund, der die zahlreichen Zitate wohl erst beim zweiten Anschauen allesamt zusammen sammelt.
Inhaltlich geht es ein etwas mehr in die Tiefe, was die Charakterentwicklungen angeht. Wir erfahren ein wenig über Tallahassee und seine (angeblichen) Wurzeln, sowie über die Sehnsüchte von Columbus sowie die Wünsche der pubertierenden Little Rock. Dass Tallhassee Helikopter-Eltern-Eigenschaften an den Tag legt und ausflippt, als er hört, dass „seine Kleine“ mit einem Musiker und Pazifisten zusammen ist, gehört auch zu den gelungenen Gags. Natürlich gibt’s aber auch (wieder) zünftige Action. Am coolsten gerät dieses Mal eine Szene nach etwas über 30 Minuten, in der Columbus fast alle Stunden und halben Stunden der Uhrzeit aufsagen muss, um die Positionen der Untoten anzugeben. Die Choreografie vor allem der Zombie-Stuntleute ist famos und die Make-up-Effekte sind erneut ziemlich gelungen – im Gegensatz zu den „geht so“ CGIs der beschädigten Gebäude.
Hatte ich erwähnt, dass die Darsteller erneut richtig Spaß an ihren Rollen hatten?
Eine aber hat noch mehr Freude an ihrer Rolle als die anderen: Emma Stone. Wie sie mit wilder Entschlossenheit auf die Untoten losgeht, während sie ihre geregelten Probleme zwischenmenschlicher Kommunikation hat – großartig. Selbst Harrelsons herrlich selbstironische und überdrehte Darstellung des Waffennarrs und Elvis-Fans verblasst gegen Stones launische Interpretation der betrogenen Quasi-Verlobten. Dass im letzten Drittel die Ideen etwas ausgehen – geschenkt. Denn insgesamt ist der Unterhaltungswert wirklich hoch und der Fun-Faktor mindestens ebenso. Ach ja, Bill Murray: Am Ende taucht er auch noch mal auf und gibt Klapphockern eine ganz neue Daseinsberechtigung.
- Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone (Schauspieler)
- Ruben Fleischer(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (80%)
Zombieland – Doppelt hält besser wurde mit insgesamt vier unterschiedlichen Kameras digital gefilmt. Eine von ihnen war die Phantom Flex 4K, die immer für Super-Slowmotions genutzt wird – in diesem Fall für die Titelsequenz. Am Ausgang lag eine Auflösung zwischen 3.4K und 4K an, leider reduzierte man hier aber auf ein 2K Digital Intermediate und skalierte für die UHD dann wieder hoch. Obendrauf auf diese hochskalierte UHD gibt’s noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie HDR nach dem statischen HDR10-Prinzip. Als erste Film-UHD überhaupt kommt die Fortsetzung der Zombie-Komödie zudem mit einem IMAX-Enhanced-Label. Beim Bild bedeutet dies, dass ein Bildverbesserungs-Algorithmus zum Einsatz kommt, bei dem das Material entrauscht wird. Dies geschieht nach den Maßgaben der jeweiligen Filmemacher (so sagt man). Während dieses von Rauschen befreite Bild auf sämtlichen TVs wiedergegeben wird, schalten IMAX-Enhanced-zertifizierte Fernseher zusätzlich noch in einen kalibrierten Wiedergabemodus. Derzeit sind das allerdings nur bestimmte Sony-TVs.
Es mag Einbildung sein, aber die Entrauschung des Bildes erscheint bei Zombieland 2 sichtbar. Das hat natürlich den positiven Effekt, dass eine Körnung praktisch nicht vorhanden ist. Die UHD liefert ein extrem ruhiges und quasi rauschfreies Bild. Allerdings erscheinen Close-ups von Gesichtern teilweise etwas zu glatt bis ganz dezent wachsartig. Wer empfindlich auf einen typischen Rauschfilter (DNR) ist, dem wird das mehr auffallen als den meisten anderen Käufern der Scheibe. Schaut man sich das im Vergleich zur Blu-ray an, fällt schnell auf, WIE groß der Unterschied ist. Nimmt man sich den Beginn von Kapitel zwei, so zeigen schon Tür und Wände deutliche Körnung. Erst Recht die Gesichter von Harrelson & Co, wenn Tallahassee die Tür eintritt. Über die UHD herrscht hier absolute Ruhe.
Abgesehen davon punktet die UHD mit einem absolut satten Kontrastumfang. Gerade die zahlreichen Außenszenen bei Tageslicht bieten tolle Schwarzwerte (Tallahassees Cowboyhut) und wunderbar helle Highlights. Und selbst in diesen gut ausgeleuchteten Szenen sorgen Spitzlichter noch für krasse Akzente. So zum Beispiel die Reflexionen in Madisons Augen (16’55). Schön, dass parallel Scheinwerferlichter klarer abgegrenzt sind und auch der Glaskristall über der Lampe auf Graceland erkennbar bleibt, während er von der BD überstrahlt wird.
Gleichzeitig ist die Durchzeichnung in dunklen Szenen noch etwas besser als bei der Blu-ray. Farben bleiben derweil natürlich, legen aber gegenüber der BD an Kraft zu. So kommt der rosafarbene Freizeitanzug von Madison etwas satter rüber und auch die rote Flammenlackierung des Monster-Trucks ist kräftiger. Was die Auflösung angeht, so sollte man hier keine Wunder warten. Schon alleine die Rauschreduktion bewirkt etwas softere Bilder und auch bei näherem Hinsehen sind Einzelheiten nur bedingt schärfer. Allerdings entlarvt die hochskalierte Detailvielfalt Greenscreen-Aufnahmen etwas deutlicher.
- Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone (Schauspieler)
- Ruben Fleischer(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (90%)
Sowohl Blu-ray als auch UHD halten fürs Deutsche jeweils dts-HD-Masterspuren mit 5.1-Kanälen bereit. Während man bei diesen sicherlich etwas kritisieren kann, dass sie im Tiefbassbereich eher schüchtern sind, kann man ansonsten kaum etwas zum Bemängeln finden. Schon die Attacke auf die Gallionsfigur von Sony Pictures wird wunderbar räumlich wiedergegeben, wenn die Surrounds das Raunzen der Untoten beängstigenden wiedergeben. Sämtliche Zombie-Attacken werden so dynamisch vorgetragen, dass man wirklich des Öfteren in seinem Heimkino-Sessel hochschrickt. Wirklich kräftig wird’s auch, wenn im Vorspann zu Metallicas Master of Puppets (wie passend) die Shotguns dumpf sprechen und Schüsse satt abgefeuert werden. Beim Auftritt des Monster-Trucks geht sogar der Center recht wuchtig zu Werke und dessen Fanfare ist ebenfalls schön räumlich eingesetzt worden. Sobald es in Zombiekämpfe geht, intensiviert sich der Score zusätzlich und auch der Sub bekommt ganz gut zu tun. Wie gesagt: Der könnte durchaus noch etwas kräftiger zupacken, passt aber insgesamt ganz gut zum Geschehen.
Im Finale rumpelt es dann während des Feuerwerks kräftig und bei den Monster-Truck-Burnouts wird auch im Heimkino ordentlich Gummi verbrannt. Der raunende Motor fräst sich durch die Speaker, nachdem zuvor schon zünftig und druckvoll Brände entzündet worden. Stimmen bleiben in aller Regel gut verständlich, wirken aber etwas muffig. Das kann die englische Fassung ausgewogener. Alles in allem dennoch ein sehr guter Tonsektor ohne nennenswerte Aussetzer.
Für die Originalfassung liefert die UHD jedoch erstmals bei einer hierzulande erscheinenden Disk einen dts:X-Sound mit dem Siegel „IMAX Enhanced“. Konkret bedeutet das, dass Receiver, die IMAX Enhancend beherrschen, das Soundsystem von IMAX abbilden – inklusive eines ganz besonders abgestimmtem Bass-Managements. Verfügt der Receiver nicht über eine entsprechende Funktionalität (wie jener aus meinem Test-Equipment), wird schlicht das „normale“ dts:X ausgegeben. Die 3D-Soundspur klingt auf der regulären Ebene sehr vergleichbar mit der dts-HD-Master-Fassung der Blu-ray. Alles, was für diese galt, gilt auch hier. Aber sie kann ja noch mehr: Höhen-Signale.
Beginnen tut’s direkt mit dem kalten Hauch von Schneegestöber-Wind, der ebenso von den Heights kommt, wie die Comic-Geräusche beim Einblenden der Zombie-Namen. Bei 13’30 zerschießt Tallahassee dann effektvoll eine Flasche Hochprozentigen und das Klirren erschallt ebenso aus der Höhe wie das Säbeln der darauf folgenden Mähdrescher-Einheit. Immer wieder aber sind es einzelne Schüsse, die für 3D-Sounds sorgen. Für Abwechslung sorgt das Bettquietschen aus dem oberen Stockwerk, das schön gedämpft an Tallahassees Ohren dringt.
Nach knapp 35 Minuten gibt’s dann eine ausgedehnte Schießerei, die zwar keine dedizierten Höhen-Effekte hat, aber den Hall der Schüsse mit auf die Heights legt. 15 Minuten später röhren dann Zombies mal kurz von oben und das Signalhorn vom Monster Truck sorgt für einen netten Hallo-Wach-Effekt. Akustisch absolut korrekt fällt der schiefe Turm von Pisa um und liefert gleich noch eine Staubwolke hinterher. Zehn Minuten später gibt’s im Finale noch mal ein großes Feuerwerk, das später auch noch mal um eine dynamisch wuschende Feuersbrunst ergänzt wird. Dazu gibt’s Zombiegebrüll und ab und an de heulenden Motor des Monstertrucks. Alles in allem eine sehr lebhafte 3D-Sound-Vorstellung, die ihre Akzente stets korrekt verortet.
- Deutsch: DTS HD-MASTER (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: DTS:X (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: DTS:X (65%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: DTS:X (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Während die UHD nur den Audiokommentar Ruben Fleischer sowie einen kurzen Teaser zum Film enthält, liefert die Blu-ray das relevante Bonusmaterial. Hier finden sich neun gelöschte Szenen sowie erweiterte Bloopers und Outtakes. Dazu warten sieben Featurettes, die sich mit den Schauspielern oder dem Regisseur beschäftigen. Augenzwinkernd ist „Ein Tag mit Bill Murray“, das den sympathischen Komiker und seinen Gastauftritt porträtiert. „Babylon-Making-of“ schildert dann die Dreharbeiten der finalen Zombieszene in der Hippie-Kommune.
Gesamtbewertung Zombieland: Doppelt hält besser (82%)
Zombieland – Doppelt hält besser ist eine rundum gelungene Fortsetzung der Kult-Zombiekomödie. Mit ebenso gut aufgelegten Darstellern und witzigen Einfällen wie im Vorgänger hält das Sequel beständig bei Laune. Die UHD ist die erste IMAX-enhanced-Disk. Und sie macht Vieles gut, aber nicht alles richtig. Das sichtbare Entrauschen hat zu teils soften Einstellungen und leicht wachsigen Gesichtern gesorgt. Dafür sind Farben und Kontrastdynamik wirklich gelungen. Gelungen wie der Sound, der schon über die deutsche Fassung richtig Spaß macht und im Englischen einen dts:X-Sound mit ein paar sehr witzigen 3D-Geräuschen bietet.
- Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone (Schauspieler)
- Ruben Fleischer(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 19. März 2020 | Review am: | 29. März 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 99 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
DTS HD-MASTER 5.1 Englisch dts:X |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Zombieland: Doppelt hält besser Trailer:
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