Liam Neeson ist „The Commuter“ (Der Pendler). Man fragt sich schon was zuerst da war, der Titel oder die Idee hinter diesem Projekt. Wir haben für euch „The Commuter“ auf 4K Blu-ray getestet und zeigen, dass man für gute Unterhaltung manchmal das Gehirn auf Sparflamme schalten muss.
Inhalt (70%)
Nachdem sie gemeinsam eine unbekannte Identität geklärt haben, für Non-Stop einen Terrorangriff auf ein Flugzeug vereitelten und in Run All Night wieder auf den Boden der (Mafia)Tatsachen zurückkehrten, schließen sich Regisseur Jaume Collet-Serra und der weiter im Actionfach überzeugende Liam Neeson zum vierten Mal zusammen. Dieses Mal geht’s also in einen Zug, in dem ein Versicherungsmakler … Moment mal: Zug, Versicherungsmakler – im Ernst? Geht’s noch banaler und alltäglicher? Sind den Filmemachern die Ex-Agenten/-Killer/-Soldaten ausgegangen, dass man sich jetzt am Schreibtischtäter-Aktenträger vergreifen muss?
Es gehört schon ein gutes Stück Fantasie dazu, sich unter einem Film der The Commuter (übersetzt: Der Pendler) heißt, einen unterhaltsamen Thriller vorstellen zu können. Doch Collet-Serra wäre kein erfolgreicher Regisseur und Neeson kein beliebter und verdienter Darsteller, wenn nicht was dran wäre, an der wenig spektakulären Prämisse und Ausgangssituation.
Liam Neeson ist aber auch ein charakterstarker und charismatischer Kerl. Kaum taucht er auf der Bildfläche auf, ist man bei ihm. Es kommt nie Zweifel an seiner Integrität und seinen guten Absichten auf und da folgt man ihm sogar, wenn er im Pendlerzug sein Buch liest. Vera Farmiga darf nicht nur mit extravaganten Schuhen auftreten, sondern zur Abwechslung mal eine fiese Rolle übernehmen. Das macht sie gut, selbst wenn man sie nur in den ersten 15 Minuten zu Gesicht bekommt.
Am Ende ist es aber an der Story, sich zu entwickeln und für spannende Verwicklungen zu sorgen. Und das gelingt mal gut, mal weniger gut. Während die Handgreiflichkeiten und die Action im und am (oder auch unter dem) Zug zu gefallen wissen und erneut demonstrieren, dass Neeson mit seinen mittlerweile 66 Jahren immer noch richtig fit ist, verliert man bei der sich entfaltenden Geschichte irgendwann den Überblick. Zu konstruiert wirkt die Prämisse, zu viele Logiklöcher tun sich auf und zu wenig glaubwürdig ist vor allem am Ende das Verhalten der Geiseln. Was da genau geschieht und warum, hat man schon zehn Minuten nach dem Abspann wieder vergessen. Also sollte man erst gar nicht allzu sehr darüber nachdenken, sondern einfach von den Geschehnissen im Zug unterhalten lassen.
Bildqualität (80%)
The Commuter wurde vollständig mit Arri-Alexa-Mini-Kameras gefilmt. Am Ausgang dieser lagen 3.4K an, die fürs Digital Intermediate mal NICHT auf 2K runter, sondern direkt auf 4K hochskaliert wurden. Es ist also zwar kein gänzlich natives 4K-Bild, das uns hier erwartet, aber ganz nahe dran. Immerhin haben wir hier mehr als die dreifache Full-HD-Auflösung aus der Quelle.
Integriert wurde natürlich auch ein größerer Dynamikumfang (HDR10) sowie ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020. Was die Bilddynamik angeht, hat man zunächst mal die Helligkeitsschraube nach unten gedreht. Ist die Blu-ray schon relativ dunkel, wird’s bei der UHD in hellen Räumen oder bei Tageslicht schon mal ein wenig schwerer, Details zu erkennen – kein Problem in dunkler Umgebung, aber mit Sonnenlichteinfall während des Tages durchaus schwierig. Sehr gut gelingt allerdings die Darstellung von Spitzlichtern, die zu keiner Zeit überreißen und ein sehr ausgewogenes Kontrastverhältnis präsentieren – zusätzlich zum jetzt noch mal satteren Schwarzwert.
Bei der Schärfe ist schon die Blu-ray wirklich gut, die UHD setzt sichtbar in den helleren Momenten während der Close-ups noch mal ein kleines bisschen Feinheit obendrauf, ohne dass der Unterschied zur Full-HD-Version zu eklatant ausfällt. Erstaunlicherweise ist die Farbgebung eher dezent verändert. Gegenüber der Blu-ray ist die UHD ein wenig wärmer abgestimmt, wirkt auf neutralen Flächen etwas weniger grünlich. Auch Hauttöne kommen etwas wärmer rüber. Da es aber kaum lebhafte Farben gibt und das Geschehen fast vollständig entlang einer Braunpalette entlang gestaltet ist, gibt’s nur wenig Anlass für deutliche Differenzen.
- Neeson, Liam, Farmiga, Vera, Neill, Sam (Schauspieler)
- Collet-Serra, Jaume (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (85%)
Beim Sound gab es zunächst missverständliche (bzw. keine konkreten) Aussagen zu den Formaten. Es stellt sich heraus, das sowohl die BD als auch die UHD den „üblichen“ Weg von Studiocanal-UHD-Veröffentlichungen gehen – sie liefern durchweg Dolby Atmos. Und zwar in allen vier Varianten (also BD und UHD jeweils Deutsch und Englisch) in True HD kodiert.
Die unkomprimierten Tonspuren liefern zunächst mal eine äußerst atmosphärische Geräuschkulisse auf der regulären Ebene. Die Geräusche, die innerhalb des Zugs entstehen. Das Quietschen und Holpern über die Gleise wird extrem authentisch wiedergegeben. Stimmen-Wirrwarr am Bahnhof und die für Michael praktisch in Zeitlupe ablaufenden Situationen nach seiner Kündigung werden sehr räumlich transportiert. Dazu bleiben Stimmen gut verständlich und sind vor allem in der englischen Fassung sehr homogen eingebettet. Ein wenig lauter dürften sie im Deutschen sein.
Innerhalb eines 5.1-Systems ist der Ton aber durchweg sehr gelungen und erfährt nach 75 Minuten seinen Höhepunkt, wenn die größte Actionsequenz des Films eingeläutet und richtig Krawall gemacht wird. Was die Höhenkanäle angeht, so besteht längere Zeit kaum Anlass für eine Ausnutzung der 3D-Sound-Ebene. Der erste echte Soundeffekt von oben kommt nach dem Busunfall – eine Art „Wuschen“ aus den Speakern. Richtig gut kling es, wenn Michael sich unter dem Zug befindet und sich dieser wieder in Bewegung setzt. Natürlich gibt’s dann während der oben bereits angesprochenen Haupt-Action-Szene zahlreichere Höhensignale – immer dann, wenn der Waggon über die Kamera zischt, gelangt das realistisch über die Heights ins Heimkino. Genauso übrigens wie die Helikopter, die im Finale immer wieder über der Szenerie schweben.
- Deutsch: Dolby Atmos – 85%
- Englisch: Dolby Atmos – 90%
Bonus (20%)
Im Bonusmaterial von darf Liam Neeson vier Minuten lang im Interview zeigen, was für ein charmanter Kerl er ist. Dazu gibt’s ein dreiminütiges Making-of, das allerdings nicht mehr als ein erweiterter Trailer ist.
Gesamtbewertung The Commuter – 4K Blu-ray (78%)
The Commuter liefert durchaus spannende und im späteren Verlauf sogar actionreiche Unterhaltung. Die Story wirkt aber löchrig und etwas an den Haaren herbei gezogen. Gut, dass es Liam Neeson und seine Co-Darsteller gibt. Die reißen es am Ende wieder raus.
Der Atmos-Sound liefert zwar exakte Geräusche aus der oberen Etage, allerdings nicht allzu viel. Auf der regulären Ebene ist er aber sehr dynamisch und effektvoll. Das Bild der UHD ist im Vergleich etwas zu dunkel, liefert aber die etwas passendere Farbgebung.
Ein guter Film, doch in den Bewertungskategorien Inhalt, Bild und Ton mussten wir immer ein paar Prozentpunkte abziehen. Insgesamt ein kurzweiliger Actionstreifen der dazu einlädt nicht allzu viel über die Handlung nachzudenken.
- Neeson, Liam, Farmiga, Vera, Neill, Sam (Schauspieler)
- Collet-Serra, Jaume (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 17. Mai 2018 | Review am: | 16. Mai 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 105 Minuten |
Filmstudio: | Universum Film | FSK: | Ab 12 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
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Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
The Commuter Trailer:
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