Inhalt (70%)
Nur sehr wenige Stephen-King-Verfilmungen haben im Kino wirklich echte Erfolge feiern dürfen. Seltsam genug, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Bücher der Kult-Horror-Autor weltweit verkauft hat. Sieht man von wirklich angesehenen Lieblingen wie Shining oder Stand by Me ab, gab’s auch kaum King-Filme, die zumindest auf die Gegenliebe der Kritiker stießen. Bis … ja bis vor zwei Jahren Andy Muschietti kam. Der argentinische Regisseur hatte 2013 mit Mama einen fiesen kleinen Horrorhit gelandet und überzeugte mit der Neuverfilmung von Kings Mammutwerk ES überraschenderweise Publikum und Kritiker. Nicht verwunderlich allerdings, denn Muschiettis ES schaffte, was der altbackenen TV-Verfilmung 1990 nur bedingt gelang: Die perfekte Verbindung von Horror und Coming-of-Age-Story. Denn genau das ist auch Kings Vorlage: Eine horrorlastigere Variante seiner Kurzgeschichte „Die Leiche“ (die man mehr unter ihrem Filmnamen Stand by Me) kennt.
Natürlich war auch bei der Neuverfilmung klar, dass man nicht das komplette Buch in einen Film quetschen könnte. Also teilte Muschietti die Story in zwei Kapitel auf und wählte für den ersten Teil ausschließlich die Geschichte mit den Kids in Derry. Es – Kapitel 2 tritt nun die schwere Nachfolge an, eine Brücke zu dem Part zu schlagen, der 27 Jahre zuvor spielte und gleichzeitig packend zu erzählen, welche Menschen die nun erwachsenen Sieben geworden sind. Und genau bei diesem Kraftakt verhebt sich der Film zuweilen. Zunächst aber zum Positiven: Als erstes wäre das Cast zu nennen. Ausgehend von der Besetzung der älteren Schauspieler stellt es für alle, die den ersten Teil zur Auffrischung noch mal gesehen haben, keinerlei Herausforderung dar, auf die Kids zu schließen. Selten fand man wohl erwachsene Akteure, die ihren Kinder-Vorbildern so gut entsprachen. Dass man es mit Jessica Chastain, James McAvoy und Bill Hader zudem geschafft hat, drei bekannte Gesichter zu engagieren, sorgt für Wiedererkennungswert. Wirklich gut gelingt auch der Aufbau dieser individuellen Charaktere. Gut eine Stunde nimmt sich der Film Zeit, um zu schildern, was in den vergangenen 27 Jahren geschehen ist und welche Menschen aus den damaligen Kids geworden sind. Das ist zwar kein Coming-of-Age mehr, hält aber dennoch einige Dramen parat.
Muschiettis Film ist zwar immer dann gut, wenn er diese Gegenüberstellungen und Analogien zwischen den Erwachsenen und den Kids anstellt, bekommt dabei aber bisweilen das Problem, den Horror etwas zu kurz kommen zu lassen. Oder, besser gesagt: Pennywise kommt zu kurz. Der von Bill Skarsgård im ersten Teil so genial-böse dargestellte Horror-Clown hat in der ersten Hälfte des Films nur wenige Auftritte. Dafür gibt’s umso mehr andere (Fantasie)Monster. Womit wir bei einer weiteren Kritik sind: Denn leider versucht Es – Kapitel 2 einen nicht unerheblichen Teil seines Grusels und seiner Wesen über CGIs zu vermitteln – und das ist nur bedingt gelungen. Viele getrickste Grimassen der Monster-Erscheinungen sehen leider nicht sonderlich überzeugend aus. Davon abgesehen sind 169 Minuten für einen Horrorfilm nun wirklich kein Pappenstiel. Das sind fast drei Stunden und damit eine ähnliche Laufzeit wie ein Avengers: Endgame. Die Konsequenz ist eine gewisse Langatmigkeit, die man – im Vergleich zum Vorgänger – dann doch attestieren muss. Die damalige TV-Verfilmung kam mit 192 Minuten aus – für BEIDE Teile.
Dabei fängt alles eigentlich gut, stimmungsvoll und packend an. Wenn Pennywise nach nicht ganz zehn Minuten sein erstes Opfer findet, ging der Szene eine hoch emotionale Sequenz voraus, die den Zuschauer schon mal mit unbequemem Gefühl zurück lässt. Auch die Einführung der älter gewordenen Freunde ist (wie erwähnt) durchweg gelungen – sieht man mal von Richies Kotzeritis ab, die gleich zwei mal (ziemlich unnötig) formatfüllend mit der Kamera festgehalten wird. Ohnehin hat der zweite Teil einen etwas größeren Hang zum Ekligen und zur Nutzung von seltsamen Flüssigkeiten. Um vom Grauen und dem Schauder zwischendurch abzulenken, integriert ES – Kapitel 2 immer wieder etwas Humor. So kann man über die Frotzeleien des erwachsenen Richie durchaus mal herzhaft lachen. Der Grusel funktioniert übrigens oftmals weitaus besser, wenn er angedeutet wird. Wenn viele kleine Augen blitzend aus der Kanalisation blicken oder entsprechende Geräusch die kommende Gefahr andeuten.
Hingegen wirken die übergroßen Gummimonster eher lachhaft und nicht ernsthaft schaurig. Im Sinne der Originalgeschichte versprüht dafür der finale Kampf in der Kanalisation viel Atmosphäre aus den Büchern. Und das versöhnt am Ende dann doch wieder etwas – selbst wenn Kapitel 2 nicht die Qualität des Vorgängers erreicht. Wirklich klasse ist allerdings der großartige Gastauftritt von King selbst. Als Second-Hand-Ladenbetreiber im Neil-Young-Shirt lästert er ein bisschen über berühmte Autoren und legt damit sein bisher launigstes Cameo aufs Parkett.
- Ransone, James, Ryan, Jay, Mustafa, Isaiah (Schauspieler)
- Muschietti, Andres Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (80%)
Die Umsetzung der UHD geschah analog zum ersten Teil unter den praktisch gleichen Voraussetzungen. Auch beim zweiten Teil kamen Kameras vom Typ ARRI Alexa Mini und ARRI Alexa XT zum Einsatz. Und wie schon beim Vorgänger resultierten daraus Aufnahmen in 2.8K- bis 3.4K-Auflösung. Und um das Trio der Analogien perfekt zu machen, wurde davon auch hier kein 4K DI gezogen, sondern auf 2K herunter gerechnet, um für die UHD wieder hoch zu skalieren. Nichts wirklich neues also bei der Fortsetzung. Wobei, doch. Denn wo der erste Teil „nur“ HDR10 und Dolby Vision bot, hat die Fortsetzung nun zusätzlich noch HDR10+ an Bord. Selbstredend neben einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Letzterer schlägt sich im Film auf der UHD allerdings nur wenig nieder. Es gibt nur wenige Szenen, die farblich wirklich satter erscheinen, was in diesen Momenten aber auch vornehmlich an einem anderen Punkt liegt: Der immens hohen Helligkeit der UHD.
Entgegen der meisten anderen Ultra-HDs ist der zweite Teil von ES sichtbar heller gemastert und liefert gleichzeitig die helleren und strahlenderen Farben. Wenn die sechs Freunde in den Katakomben unterwegs sind und der riesige rote Luftballon immer größer wird, ist der Widerschein auf den Gesichtern kräftiger. Das könnte man auf den höheren Farbumfang schieben. Allerdings ist es bei näherer Betrachtung eher eine HDR-Wirkung. In den Szenen, die über die BD zu dunkel geraten, zeichnet die UHD durchweg besser durch. Zwar auf Kosten des sattesten Schwarz (109’11), allerdings lässt sich dies durch ein klein wenig Reduzieren des Helligkeitsreglers des TVs in den Griff bekommen – und zwar, ohne auf die dynamischere Helligkeit und die bessere Durchzeichnung verzichten zu müssen.
Geradezu fantastisch geraten die Spitzlichter. Zwar ist der UHD keine Angabe zur Spitzenhelligkeit zu entnehmen, doch wenn man sich die Leuchtreklame bei 37’50 anschaut, wirkt sie bei der Blu-ray dagegen fast flau und fad. Das Color Grading unterscheidet sich zwischen BD und UHD praktisch nicht. Hautfarben leuchten auch hier bei der UHD nur deshalb mehr, weil sie einfach dynamischer ist. Die Farbgebung bleibt identisch. Ebenso bspw. bei den in Cyan getauchten Szenen nach etwas über 76 Minuten. Ein paar Worte zu HDR10+ und Dolby Vision: Da die UHD gegenüber der BD kaum differenziert, was die Farbgebung angeht, sieht man auch bei den dynamischen Varianten kaum Veränderungen. Dolby Vision zeigt etwas mehr Kontrast bei den Hell-Dunkel-Übergängen und HDR10+ zeigt erneut … quasi gar nichts. Man mag bei vereinzelten helleren Szenen etwas mehr Punch wahrnehmen. In dunkleren Momenten und bei Mischlicht gibt es keine Unterschiede. In puncto Auflösung gibt’s keinen echten Detailgewinn in Close-ups – vielmehr ist die Oberfläche etwas homogener, wo die Blu-ray ganz dezent überschärft (siehe Vergleichsbild unten). Bei Halbtotalen wie der Übersicht im Second-Hand-Laden werden allerdings bis in den hinteren Bereich die Regale, Lampen an der Decke und die Artikel plastischer abgebildet – auch hier aber ebenso bedingt durch das prägnante HDR.
- Ransone, James, Ryan, Jay, Mustafa, Isaiah (Schauspieler)
- Muschietti, Andres Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (85%)
Beim Ton ändert sich gegenüber dem ersten Teil bei der Kodierung schon mal gar nichts. Während die US-Atmos-Fassung „nur“ mit Dolby Digital Plus im Kern daherkommt, gibt’s für die deutsche Synchro unkomprimiertes True HD als Kern für die (ebenfalls) Atmos-Version. Beiden gleich ist eine von Beginn an druckvolle Wiedergabe des Tieftons. Schon die Titelsequenz drückt mächtig und nach sechseinhalb Minuten donnert eine Hochbahn wuchtig vorbei.
Allerdings muss man ganz nüchtern betrachten, dass ebenso wie der Film selbst auch der Ton nicht über die volle Laufzeit voller Dynamik-Highlights sein kann. Dafür wird zwischendurch zu viel Konzentration auf die Entwicklung und der Charaktere und deren Kampf mit den inneren Dämonen gelegt. Wenn ES – Kapitel 2 aber loslegt, dann langt er eben auch so richtig hin. Wie beispielsweise nach 106 Minuten, wenn Pennywise seinen Schädel mehrfach gegen die Glasscheibe pfeffert, was von einem dumpfen Donnern begleitet wird. Die dauerhaften Dynamikfeuerwerke spart sich der Film natürlich für sein Finale auf, das nach 129 Minuten an Fahrt aufnimmt, wenn „das Licht zu Dunkelheit“ wird und in der Folge die Konfrontation mit dem Bösen unausweichlich wird. Hier hört man dann auch gegenüber der englischen DD+-kodierten Fassung einen (wenn auch geringfügigen) Unterschied in der Dynamik. Die Synchro kommt etwas wuchtiger und offener rüber. Beide klingen aber insgesamt weiterhin gut und liefern nach wie vor ab, wenn der Horrorclown als achtbeiniges Monster mit Gewalt durch die Kanalisation stapft.
Werfen wir ein Ohr auf die Höhen-Ebene, beginnt der Film praktisch identisch wie sein Vorgänger: Mit jauchzendem Kinderlachen, das wie die Gesangsstimmen räumlich über die vier Heights wandert und schon mal ein bisschen für Gruselstimmung sorgt. Nach knapp sieben Minuten taucht dann immer wieder die Kamera mit unter Wasser, was für optisch korrekt verortete 3D-Sounds in den richtigen Momenten führt. Kleinere (und leisere) Geräusche wie das hoch- und runterfahren des Kamerakrans nach zehn/elf Minuten. Für richtig viel Gruselatmosphäre sorgt das Plätschern und Tröpfeln des Wassers in der Kanalisation sowie das Rauschen im Kanal kurz darauf. Und wirklich scary sind die Geigengeräusche beim Ausbrechen der gruseligen Glückskeks-Mini-Monster.
Nach 74’27 und 75’00 bekommt man dann die schaurige Stimme von Pennywise in direktionaler Ausrichtung von oben, was den Zuschauer wirklich zusammen zucken lässt — ebenso noch mal die Kinderstimmen nach 83 Minuten. Das Rasseln der Kette am Metallrohr kommt in Verbindung mit der angesprochene Geige auch schön knarzig von der Decke (96’00). Das Gewitter nach etwas über 112 Minuten gelangt auch hörbar zum Betrachter und von da an wird es in Sachen Grusel ohnehin offensiver. Die Szenen in dem alten Haus werden immer wieder von Krabbelgeräuschen, fiesem Lachen und anderen Sounds wie knarzigen Holzbohlen, fauchendem Pennywise und ähnlichem begleitet. Insgesamt ist das zwar immer noch ein recht immersiver Eindruck, der hier entsteht, die wirklich einprägsamen 3D-Sounds des ersten Teils werden in dieser Form hier aber nicht erreicht.
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (80%)
Bis auf den Audiokommentar von Regisseur Muschietti, der sich sowohl auf der UHD als auch auf der BD des Films befindet, hat man das Bonusmaterial komplett auf die dritte Disk ausgegliedert. Insgesamt fünf Featurettes warten dort. Zum einen das in zwei Kapitel aufgeteilte „Die Sommer von ES“, zum anderen drei weitere, etwas kürzere Featurettes. „Pennywise kehrt zurück“ läuft gut zehn Minuten und lässt natürlich vor allem Skarsgård zu Wort kommen. Ihm sieht man auch bei den Motion-Capturing-Aufnahmen zu, die als Vorlage für die späteren Monsterszenen dienten. „Die Sitzung des Clubs der Verlierer ist offiziell eröffnet“ kümmert sich dann knapp acht Minuten um das Cast – sowohl um die jüngeren Darsteller als auch um die erwachsenen Kollegen. „Auf der Suche nach den Totenlichtern“ ist dann ganz Stephen King gewidmet, der davon erzählt, welche Gedanken ihn zum Schreiben der Romanvorlage brachten. Die beiden „Sommer von ES“ laufen 35 und 39 Minuten und bleiben in Kapitel 1 vornehmlich bei den jungen Darstellern und ihren Erlebnisse in Teil I. Im zweiten Kapitel geht’s dann deutlich intensiver um die Produktion des zweiten Teils – inklusive Blick hinter die Kulissen von Kings Gastauftritt.
Gesamtbewertung ES – Kapitel 2 (78%)
Es – Kapitel 2 hält nicht ganz das Niveau des Vorgängers und ist insgesamt doch eine Spur zu lang geraten. Gut gelingt allerdings die Charakterisierung der Figuren – der Erwachsenen und der Jugendlichen. Beim Grusel fährt Muschietti (doppeltes Budget sei Dank) mächtig auf. Allerdings gelingt nicht jedes Monster, jede Kreatur und immer wieder hat man das Gefühl, dass weniger manchmal mehr gewesen wäre, um mehr Schauer zu erzeugen. Fast unverzeihlich: Pennywise kommt in den ersten knapp zwei Stunden einfach zu kurz.
Die UHD punktet gegenüber der BD mit dem kräftigeren Eindruck, zeichnet auf dunklen Bereichen besser durch und wirkt durchweg dynamischer. Selbst wenn die Farben weitgehend gleich bleiben und die Auflösung eher durch einen harmonischeren, denn durch einen offensiv schärferen Eindruck punktet, ist die UHD die bessere Wahl. Vor allem die hellen Spitzlichter sind wirklich klasse.
- Ransone, James, Ryan, Jay, Mustafa, Isaiah (Schauspieler)
- Muschietti, Andres Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 23. Januar 2020 | Review am: | 02. Februar 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 169 Minuten |
Filmstudio: | Warner Home Video | FSK: | Ab 16 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Dänisch, Norwegisch, Russisch, Spanisch… |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 HDR 10+ Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Stephen Kings „ES – Kapitel 2“ Trailer:
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Selbst wenn die Figuren teils „Unhorror“ wirken, passt das doch. Der Film spielt um erwachsene. Die sehen alles etwas weniger Gruselig. Ich bin auf jeden Fall gespannt und hoffe, dass der Directors Cut bald kommt.