Wir haben für euch „Pakt der Wölfe“ auf 4K UHD Blu-ray getestet. Die 4K Restauration auf Disc wird dem Fantasy-Action-Titel endlich gerecht, was unser Test offenbart!
Inhalt (80%)
Zwischen 1764 und 1767 wurde das Gebiet Gévaudan in Südfrankreich von mysteriösen Todesfällen gebeutelt, an deren Ende bis zu 100 Menschen ihr Leben verloren haben sollen. Die Bestie des Gévaudan wurde auch deshalb so gefürchtet, weil ihr Biss oftmals zunächst den Hals der Opfer packte. Der hohe Blutverlust ließ die Opfer fast blutleer erscheinen. Und da man sie dabei beobachtete, wie sie Blut vom Opfer oder auch vom Boden aufleckte, war die örtliche Kirche – vertreten durch den Bischof von Mende – zügig der Ansicht, Gottes Zorn sei über die Menschen gekommen. Die wahre Identität der Bestie wurde nie zweifelsfrei belegt. Manche Untersuchungen vermuteten tollwütige Wölfe, andere eine importierte Hyänen-Art und wiederum andere einen entlaufenen Löwen.
Dennoch ist die Legende in Frankreich immer noch präsent, sodass sich Crying Freeman Regisseur Christophe Gans um die Jahrtausendwende mit der Idee beschäftigte, eine Filmadaption zu realisieren. Dafür vertraute man ihm die für französische Verhältnisse gigantische Summe von 30 Mio. Euro an, um die aufwändigen Sets sowie die kostenintensiven Spezial- und Maskeneffekte zu realisieren. Pakt der Wölfe schaffte in der Folge, was kaum ein anderer französischer Film bewerkstelligte: Er war in den USA erfolgreich. Bis heute gilt er dort als der sechsterfolgreichste französische Film aller Zeiten. Und mit einem weltweiten Einspiel von 70 Mio. Dollar gehört er auch weltweit zu den einträchtigsten Filmen des Landes.
Pakt der Wölfe hält sich in vielen Details erstaunlich eng an die Fakten (bspw. bei den Personen und im Grunde auch bei der Bestie, wenn man einer der Theorien folgt), addiert dazu aber eine gute Prise asiatisches Actionkino und fühlt sich auch im Mystery- und Fantasygenre wohl. Bis heute hat Gans‘ Film von seiner Faszination und Atmosphäre kaum etwas eingebüßt. Geschickt spielt er mit der Spannung der Zuschauer, endlich einen Blick auf das grausame Wesen werfen zu dürfen und füllt die Zeit zwischen den spannungsgeladenen Kreaturen-Hatz-Szenen wahlweise mit stimmungsvollen Bildern aus toll dekorierten Innenräumen oder mit Kampfszenen, die der Choreografie des asiatischen Kinos kaum nachstehen.
Hier zeigt sich auch ein wenig der heimliche Star des Films. Während Samuel Le Bihan als Christopher-Lambert-Verschnitt zum einen eine undankbarere Rolle inne hat und darin nicht selten etwas blass aussieht, stiehlt im Marc Dacascos ein ums andere Mal die Show. Auch Vincent Cassel geht in seiner Fiesewicht-Rolle vollkommen auf. Ihm wünscht man von Beginn an die mittelalterliche Pest an den Hals. Und wenn ein Darsteller solcherlei Emotionen provoziert, hat er’s gut gemacht.
Abseits der Darsteller lebt Pakt der Wölfe aber vor allem vom Produktionsdesign und seiner tollen Atmosphäre. Ikonisch ist schon das erste Auftreten der beiden Abgesandten. Wenn sie mit hochgeschlossenen Kragen im strömenden Regen auf dem Ross erscheinen, umweht sie eine unnachahmlich geheimnisvolle Aura. Das Geheimnisvolle wird noch dadurch verstärkt, dass Gans seine Kreatur erst spät offenbart und während der Erinnerungen von Opfern unscharfe Schwarz-Weiß-Bilder nutzt oder ihr Antlitz lediglich in Spiegelungen von Augen zeigt. Sieht man sie dann nach 90 Minuten in voller Pracht, ist das Design auch heute noch ansprechend. Die Bewegungen machen allerdings dann doch deutlich, dass der Film bereits 22 Jahre auf dem Buckel hat. Macht aber nichts, denn das trübt den Spaß, den man auch heute noch an diesem wegweisenden europäischen Genrefilm hat, keineswegs.
- Director's Cut erstmals unter Aufsicht von Regisseur Christophe Gans aufwendig restauriert in 4K und komplett synchronisiert
- Spektakulärer Kultfilm mit Anspruch: PAKT DER WÖLFE von Christophe Gans war in der offiziellen Auswahl der Cannes Classics 2022
- Der echte Wahnsinn - Die Geschichte lehnt an wahren Begebenheiten an
- Cassel, Vincent, Le Bihan, Samuel, Bellucci, Monica (Schauspieler)
- Gans, Christophe (Regisseur)
Bildqualität (80%)
Bevor es zur Beschreibung der UHD Blu-ray geht, ein paar Zeilen zu den bisherigen Blu-rays. Diese kamen über Ascot Elite und EuroVideo in den Jahren 2011 und 2014. Zum Vergleich mit den neuen Scheiben kommt hier die 2011er Fassung zum Einsatz, die Ascot Elite vertrieb. Auch diese enthielt seinerzeit bereits die Kinofassung und den Dir. Cut als Alternative zur Auswahl nach dem Druck auf die Start-Taste. Beiden gleich ist das miserable Bild. Viel schöner kann man das nicht umschreiben. Schon Close-ups sind seltsam gefiltert und dazu überschärft, während Objekte und Details im Hintergrund kaum erkennbar sind. Ganz schlimm wird es, wenn der Regen über den grünen Hügeln liegt und man weder die Regentropfen (eher Bindfäden) noch das Gras der Wiesen erkennen kann. Das Bild versumpft zu einem Konglomerat aus Matsch und Überschärfung. Die Farbauflösung ist so schlecht, dass sie im Verbund mit dem Korn fiese Artefakte bei Verläufen offenbart und mitunter aussieht wie ein Infrarotbild.
Ganz anders die neue Blu-ray und UHD Blu-ray: Pakt der Wölfe wurde 2001 mit analogen Kameras aufgezeichnet. Für die Kino-Neuaufführung im letzten Jahr sowie die UHD Blu-ray wurde das Material komplett neu bearbeitet. Als einer der früheren Filme, die ein 2K-DI spendiert bekamen, hätte man aus dem Material nicht mehr viel rausholen können, wenn man hier simpel hochskaliert hätte. Entsprechend ging man zurück ans Original-Kinonegativ und begann einen ganz frischen 4K-Postprozess. Man sortierte und scannte die ungeschnittenen Original-Negative in 4K-Auflösung und überarbeitete sogar die meisten der Spezialeffekte neu in 4K. Wie schon seinerzeit leitete Cutter Sébastien Prangère die Schnittarbeiten, die mehrere Wochen dauerten. Unter der Aufsicht von Christophe Gans arbeitete Prangère mit dem Labor Hiventy zusammen und das finale Ergebnis wurde von Gans abgesegnet. Studiocanal ließ in HDR10 und Dolby Vision graden – selbstredend mit einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
Dass der Film davon maßgeblich profitieren konnte, ist in jeder Aufnahme ersichtlich. Vorbei sind die Überschärfungen und ein „Willkommen zurück“ geht ans analoge Filmkorn. Was hier plötzlich an Farbdifferenzierung zu sehen ist, stellt die alten Blu-rays komplett in den Schatten. Wo vorher nur Matsche zu erkenne war, ist jetzt sogar schwieriges Rot differenziert. Dazu kann man nun Dinge entdecken, die zuvor im Rauschfilter und einem schrecklichen Encoding untergingen. Die 4K-Fassung liefert gegenüber der bereits viel besseren neuen Blu-ray noch das homogenere Encoding, das die Körnung sauberer wiedergibt und feineres Korn zulässt. Das wiederum sorgt für etwas klarer abgegrenzte Fenster an den alten Steingebäuden und lässt auch das Mauerwerk ein wenig dreidimensionaler erscheinen.
Feine Verästelungen von nicht laubbewachsenen Bäumen wirken außerdem detaillierter. Die grundsätzlich etwas dunklere Abstimmung wirkt dem leichten Cyan-Einschlag entgegen, den das neue Grading mitbringt. Das kann man kritisieren, ist aber am Ende der einzige Punkt, an dem man mäkeln kann. Die HDR-Scheibe bekommt das besser hin, da der Himmel etwas abgedunkelter und weniger farbig rüberkommt. Ohnehin nimmt die UHD Blu-ray die Farbigkeit in den schwierigen dunklen Bildanteilen mit viel Farbanteilen noch etwas zurück, was in der Szene mit den drei Rotroben-Trägern nach knapp 133 Minuten für eine nochmals harmonischere Darstellung sorgt.
- Director's Cut erstmals unter Aufsicht von Regisseur Christophe Gans aufwendig restauriert in 4K und komplett synchronisiert
- Spektakulärer Kultfilm mit Anspruch: PAKT DER WÖLFE von Christophe Gans war in der offiziellen Auswahl der Cannes Classics 2022
- Der echte Wahnsinn - Die Geschichte lehnt an wahren Begebenheiten an
- Cassel, Vincent, Le Bihan, Samuel, Bellucci, Monica (Schauspieler)
- Gans, Christophe (Regisseur)
Tonqualität (70%)
Der Ton von Pakt der Wölfe machte es damals zwar besser als das Bild, hat aber seine Mankos. Die deutsche Synchro klingt teilweise nicht glücklich eingepegelt. Die Erzählstimme des Marquis hört sich an wie in einen hohlen Eimer gesprochen und sie neigt auch zum Verzerren. Besser machen es die Soundeffekte. Schon die Kamerafahrt zu Beginn und kurz vor dem Angriff der Bestie auf die Frau gerät unglaublich räumlich und dynamisch. Das Gleiche gilt für die Attacken des Monsters. Während des Stockkampfes nach sechs Minuten schwingen die Hiebe über alle Speaker und die Schläge geraten recht druckvoll. Manchmal wirkt das Geschehen fast etwas zu aggressiv eingepegelt.
Kämpft Mani nach 25 Minuten in bester Hongkong-Kino-Manier mit zahlreichen Gegnern und -innen, sitzen die Fußtritte satt im Heimkino und die perkussiven Instrumente verteilen sich wunderbar räumlich. Sobald aber wieder Stimmen zu hören sind, muss man oft mit einem wirklich nicht sehr harmonischen Ton leben – auch wenn die regulären Sprechstimmen nicht so unangenehm überpegelt wirken wie der Erzähler zwischendurch. Die neue Blu-ray liefert an dieser Stelle den gleichen Ton, ist aber etwas leiser eingepegelt. Wobei, Stopp! Es ist nicht komplett der gleiche Ton. Denn bei der bisherigen Dir.-Cut-Fassung liefen die beiden zusätzlichen Szenen im O-Ton. Dies wurde nun neu synchronisiert. Und in den fünf relevanten Rollen (Sylvia, Jean-Francois, Marianne, Gregoire, Thomas) bekam man tatsächlich noch einmal die Originalsprecher. Lediglich Madame de Morangais und Henry Sardis erhielten neue Stimmen, da die Originalsprecher nicht mehr verfügbar waren.
Rein akustisch ist der französische O-Ton, der für die neue Blu-ray (und natürlich auch UHD Blu-ray) eine Wiederbelebung in Dolby Atmos spendiert bekam, dennoch die beste Wahl. Im Original ist die Erzählstimme zu Beginn ganz wunderbar integriert. Satt, aber nicht übersteuert. Die Räumlichkeit kommt noch einmal beeindruckender rüber und wirkt freier spielend. Die dynamischen Attacken sind noch etwas sauberer. In puncto 3D-Sounds hat man die Erzählstimme mit nach oben gelegt sowie auch die Windgeräusche während der Kamerafahrt.
In der Folge differenziert man allerdings nicht sonderlich zwischen Geräuschen, die eigentlich dort oben nichts verloren haben und solchen, die wirklich Sinn machen. Die gesamte Soundkulisse (teils auch die Dialoge) ist nach oben erweitert worden. Das macht die Angelegenheit zwar räumlicher und offener, aber nicht unbedingt effektvoller. Hier und da knallen Schüsse bei der Jagd etwas dedizierter von oben. Aber auch hier: Die Kamera ist meist unterhalb der Geschehnisse.
- Deutsch: DTS HD-Master (70%)
- Deutsch: Dolby Atmos (85%) 2D-Betrachtung
- Französisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Französisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (90%)
Das Bonusmaterial verteilt sich auf die beiden bekannten (und untertitelten) Audiokommentare, die auf den Filmdisks vorliegen sowie auf die Specials, für die man eine Bonus-Blu-ray beipackte. Dort findet sich unter anderem ein neues Interview mit Christophe Gans & Jean-Baptiste Thoret. Dazu gesellen sich sechs entfernte Szenen und zwei Featurettes. In „Das Innere der Bestie“ bekommen wir 78 Minuten Einblick in die Produktion – ein zwar altes (in 4:3 gefilmtes) Feature, aber nach wie vor interessant. Und ein Zeichen seiner Zeit, wenn Regisseur Gans vor einem riesigen Stapel an VHS-Kassetten sitzt. Das „Hinter den Kulissen“ hat noch einmal die gleiche Laufzeit, ist ebenfalls in 4:3 und kommt eher einer Doku gleich. Denn hier wird auch mal unverblümt Tacheles geredet. Man bekommt direkt zu Beginn den Eindruck, dass Gans während der Produktion nicht immer mit voller Unterstützung rechnen konnte. Und die Dreharbeiten unter ziemlich widrigen Wetterbedingungen waren alles andere als einfach.
Das genannte Interview mit Gans, das komplett neu ist, läuft noch einmal 90 Minuten und ist untertitelt. Offenbar hört sich Filmhistoriker, Filmkritiker und Interviewer Thoret aber allzu gerne selbst reden. Man ist nach fast fünf Minuten Quasi-Monolog Thorets erstaunt ob solcher fast schon Respektlosigkeit dem Filmemacher gegenüber. Wer mehr über die Bestie erfahren will, der hört sich das Interview mit Michel Louis an, das allerdings ebenfalls schon altbekannt ist.
Gesamtbewertung Pakt der Wölfe (77%)
- Director's Cut erstmals unter Aufsicht von Regisseur Christophe Gans aufwendig restauriert in 4K und komplett synchronisiert
- Spektakulärer Kultfilm mit Anspruch: PAKT DER WÖLFE von Christophe Gans war in der offiziellen Auswahl der Cannes Classics 2022
- Der echte Wahnsinn - Die Geschichte lehnt an wahren Begebenheiten an
- Cassel, Vincent, Le Bihan, Samuel, Bellucci, Monica (Schauspieler)
- Gans, Christophe (Regisseur)
Pakt der Wölfe funktioniert auch heute noch ganz hervorragend als Mix aus Fantasy-, Action- und Horrorkino. Klasse bebildert, düster und atmosphärisch – viel besser war europäisches Genrekino nie. Die neue Blu-ray und UHD Blu-ray macht dazu endgültige Schluss mit der unglaublich schlechten Vorgänger-Disk und zeigt das Bild in hervorragender Kontrastierung und mit wunderbar analogem Look.
Lediglich ein leichter Cyan-Touch wird mit eingekauft. Beim deutschen Ton hätte es noch etwas Potenzial für Verbesserungen gegeben, er ist aber nach wie vor räumlich und dynamisch. Und der Dir. Cut hat jetzt erstmals die beiden zugefügten Szenen mit deutscher Synchro. Die französische Atmos-Fassung klingt dennoch besser.
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Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 11. Mai 2023 | Review am: | 27. Juni 2023 |
Erscheinungsjahr Film: | 2001 | Laufzeit: | 143/151 Minuten |
Filmstudio: | Studiocanal | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2,39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD-Master Französisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Pakt der Wölfe Trailer:
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