Wir testen „Oppenheimer“ auf 4K UHD Blu-ray. Ist der jüngste Streich von Christopher Nolan sehenswert und wenn ja, wie steht es um die Wiederteilbarkeit des Films? Wir bewerten zudem Bild- und Audioqualität von „Oppenheimer“.
Inhalt (100%)
1.029 und 1.085 – das sind die Zahlen, die Christopher Nolan bislang bei seinen beiden erfolgreichsten Filmen schrieb. 1,02 und 1,08 Mrd. Dollar spielten The Dark Knight und The Dark Knight Rises an den internationalen Kinokassen ein. Freilich als Popkultur-Filme, die aus einem beliebten Comic-Universum stammen und auf rasante Action sowie haarsträubende Spezialeffekte setzten. Nachdem Nolan das Post-Covid-Kino mit Tenet wieder aus dem Koma erweckt hatte, freuten sich viele auf sein nächstes Werk. Als klar wurde, dass dies ein Biopic über den Wissenschaftler sein würde, der als „Vater“ der Atombombe gilt, wurde es zunächst still. Waren es neben den Batman-Filmen nicht vor allem vielschichtige (SciFi)Thriller mit doppeltem Netz und dreifachem Boden, die das Publikum (und deren Gehirnschmalz) in ihren Bann zogen? Würde ein drei Stunden dauernder Film über eine reale Person überhaupt eine Faszination ausüben können?
Nicht wenige vermuteten im Vorfeld den ersten echten Flop aufseiten des Regiewunderkinds oder lupften zumindest mal eine Augenbraue. Doch die Kritiker und Pessimisten hatten nicht mit der Sprengkraft einer Kinokombination gerechnet, die kaum dynamischer hätte ausfallen können. Wie schon in der entsprechenden Rezension erwähnt, haben sich die zwei extrem unterschiedlichen Filme zu einem Paket entwickelt, das sich gegenseitig massiv befruchten konnte. Angestachelt durch das in allen Medien durchgenudelte Barbenheimer fanden vermutlich auch viele den Weg in die Lichtspielhäuser, die tendenziell nicht zwingend in ein Biopic über Robert Oppenheimer gegangen wären. Am Ende standen 950 Mio. Dollar Kinoeinspiel unter dem Strich (bei „nur“ 100 Mio. Dollar Budget) und Nolan hatte nach Memento seinen profitabelsten Film vollbracht. Was umso mehr verwundert, da Nolan mit Oppenheimer nach dem Zerwürfnis mit Warner zum ersten Mal seit über 20 Jahren zu einem anderen Studio wechselte.
- Oppenheimer 4K Uhd: 4K Ultra HD Blu Ray Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Universal Pictures
- Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon (Schauspieler)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (90%)
Wie oben bereits beschrieben, bekommt man auch bei Oppenheimer gewohnte Kost von Christopher Nolan. Zum Einsatz kam eine Mischung aus analogen 65mm-/IMAX- und analogen 35-mm-Kameras. Wie bei Nolan gewohnt, wechselt das Bildformat zwischen „Vollbild“ 1,78:1 und 2.20:1. Drei verschiedene Panavision-65-mm-IMAX-Geräte kamen zum Einsatz und daneben noch die Arriflex 435 (für die Zeitlupenszenen) und die Panavision Panaflex System 65. Vom Gesamtmaterial wurde eine 4K-Kette erstellt. Universal gradete für die Disk dann mit HDR10 und einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
Im laufenden Bild zeigt sich erst einmal ein in Teilen doch sichtbar dunklerer Look. Das nimmt der etwas grünlich wirkenden Anfangsszene mit Murphy zwar die Farbigkeit und liefert satter schwarze Haare, aber ein wenig düster ist es schon. Auf der anderen Seite gibt’s das deutlich besser durchzeichnete Feuergebilde nach 45 Sekunden, das zudem durch das bessere Encoding und die höhere Farbtiefe auch authentischer gekörnt ist und ohne Banding auskommt.
Auch bei der Explosion nach 115’51 sieht man über die HDR-Scheibe wesentlich mehr im Feuer als über die überstrahlende Blu-ray. Ebenfalls deutlich besser ist das Filmkorn bei 16’36 im Himmel aufgelöst, wo die Blu-ray völlig aus dem Tritt geriet. Hier sieht man bei den Gittern im Kirchturm auch erkennbar mehr Auflösung. Die etwas dunklere Abstimmung sorgt in den gut ausgeleuchteten Tageslichtszenen indes für einen knackigeren Kontrast und blaueren Himmel. Das macht im gut verdunkelten Heimkino schon richtig Spaß. Bei 59’56 erkennt man am Häuschen oben rechts auch wieder mehr Details.
So sieht man, dass es sich um zwei parallel verlaufende Kabel und nicht um eins handelt. Auch die Schrift auf dem Schild ist besser erkennbar. Die Blockartefakte bei 111’19 zeigt die HDR-Disk ebenfalls nicht, was hier wirklich für mehr Ruhe sorgt – auch wenn die Spitzlichter in dieser Szene wirklich mehr Punch haben dürften. Abgesehen vom eher konservativen HDR-Grading hängt die 4K-Disk die Blu-ray aber vor allem in der authentischen Wiedergabe der analogen Filmkörnung sowie immer dort ab, wo die Blu-ray echte Fehler produziert.
- Oppenheimer 4K Uhd: 4K Ultra HD Blu Ray Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Universal Pictures
- Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon (Schauspieler)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (100%)
Dass Christopher Nolan kein Fan von 3D-Tonspuren ist, weiß man mittlerweile. Und so gibt’s auch für Oppenheimer „nur“ herkömmliche Surround-Tonspuren. Fürs Deutsche liefert man DTS in 5.1 und für den O-Ton DTS-HD-Master in 5.1. Spannend ist beim Regisseur oft, wie das Soundeffekte-Stimmvolumen-Verhältnis ist. Denn nicht selten lässt Nolan die Dialoge in den Hinter-, bzw. die Musik in den Vordergrund mischen. Bei Tenet war das vor allem im O-Ton bisweilen so drastisch, dass man die Dialoge nur mühsam verstehen konnte. Doch hier geht’s harmonischer zu.
Aber von vorn: Schon die Regentropfen direkt zu Beginn klingen super atmosphärisch. Und was an Dynamik, Bassgewalt und Intensität abgefeuert wird, wenn die Explosion (bzw. Teile davon) nach einer Minute gezeigt wird, schlägt JEDE! Tonspur der letzten Monate in puncto Druck, Lautstärke und Vehemenz. Wer hier noch gegen eine „achsokomprimierte“ dts-Spur wettert, der höre sich Oppenheimer mal im Vergleich zu den am Mischpult tot komprimierten Disney-Atmos-O-Ton-Spuren der letzten Jahre an. Auch wenn Nolan Atmos verweigert – das, was er hier abmischen ließ, ist allererste Sahne.
Natürlich ist der Film über weite Strecken dialogzentriert. Dennoch setzt er in Rückblenden oder Flash Forwards immer wieder Akzente. Nicht nur einmal gibt’s kurze Einschübe der Explosion; nicht nur einmal donnert es, während Oppenheimer im Bett liegt und Dinge visualisiert. Dazu gesellt sich eine beständig aktive Surroundspur, die sämtliche Soundeffekte wunderbar unterstützt. Sich das spätabends mit empfindlichen Nachbarn anzuhören, dürfte für schnelles und energisches Klingeln an der Wohnungstür sorgen. Und damit sind wir bei einem Manko: Man kann den Film eigentlich nicht Nachbarschafts-kompatibel leise anschauen.
Denn wenn man so weit zurückdreht, dass die Soundeffekte erträglich laut sind, kommen Dialoge einfach zu leise zum Ohr – ein ähnliches Thema also wie bei Tenet. Im dedizierten Heimkino und ohne unmittelbare Nachbarn dürfte die DTS-Spur aber für die nächsten Monate als Referenzscheibe genutzt werden. Spätestens mit der Sequenz nach 118 Minuten, wenn die Schallwelle zu den Zuschauern der Explosion vordringt.
- Deutsch: DTS (100%)
- Englisch: DTS HD-Master (100%)
Bonus (100%)
Das Bonusmaterial von Oppenheimer liegt komplett auf der dritten Blu-ray, die dem Set enthalten ist. Dort finden sich dann neben dem Trailer noch vier Featurettes. Eines davon ist ein Q&A mit der Presse vom Juli 2023, das rund eine halbe Stunde läuft. Mit von der Partie ist auch der Autor der Buchvorlage sowie einige Wissenschaftler. Da der Interviewer verhältnismäßig gute Fragen aufwirft, ist die Runde durchweg spannend und liefert auch Antworten, mit denen man nicht gerechnet hatte. Im ersten Featurette geht es um die Entstehung des Films selbst. Aufgeteilt in sieben Kapitel läuft das Making-of 73 Minuten und taucht wirklich tief in die Hintergrundgeschichte sowie die Motivationen von Nolan ein.
„Innovationen beim Film“ kümmert sich knapp zehn Minuten lang um die analoge Filmtechnik, die Nolan für Oppenheimer einsetzte. Hier kommt unter anderem Kostas Theodosiou zu Wort, der als leitender Kolorist bei FotoKem arbeitet und es geht vor allem um die spezielle Anforderung, 65-mm-Schwarz-Weiß-Film von Kodak zu bekommen. Denn dieses Format wurde jahrzehntelang nicht mehr hergestellt und auch seit Ewigkeiten nicht mehr prozessiert. Offenbar war das Risiko nicht gering, dass in diesem (Lern)Prozess durchaus das Filmmaterial hätte zerstört werden können. Mit „Das Ende aller Kriege: Oppenheimer & die Atombombe“ bekommen wir noch einmal einen knapp anderthalbstündige Doku über Oppenheimer, die auch deutsch voiceovert werden kann.
Gesamtbewertung Oppenheimer (96%)
Oppenheimer liefert Erzähl- und Schauspielkino auf allerhöchstem Niveau. Was Nolan hier an Figurenkonzentration und spannender Aufbereitung der bekannten Geschichte in Verbindung mit einem kongenialen Schnitt abliefert, ist grandioses Kino. Und dazu braucht’s gar nicht den üblichen Nolan-Bombast, sondern gute Schauspieler (die’s gleich im doppelten Dutzend gibt), fokussierte Inszenierung und überwältigende Bilder. Der beste Film des Jahres? Ja, der beste Film des Jahres!
Der äußerst dynamisch Sound tut sein Übriges zum Gelingen dazu. Dass hier „nur“ eine DTS-Spur fürs Deutsche genutzt wurde, ist zu keiner Zeit ein Mangel. Besser klang zuletzt kein Film. Die UHD Blu-ray schlägt die teils mit Artefakten kämpfenden Blu-ray dazu deutlich.
- Oppenheimer 4K Uhd: 4K Ultra HD Blu Ray Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Universal Pictures
- Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon (Schauspieler)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 22. November 2023 | Review am: | 02. Dezember 2023 |
Erscheinungsjahr Film: | 2023 | Laufzeit: | 180 Minuten |
Filmstudio: | Universal Pictures | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
1,78:1 / 16:9 2,20:1 / 16:9 |
Tonspur: |
Deutsch DTS Deutsch DTS HD-Master |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
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Leider nicht in 3D. Daher kann ich gut drauf verzichten Geld auszugeben.
Zum Glück im Kino geschaut auf über 150² Großbildwand in CinemScope geschaut. Hat mir auch ganz gut gefallen. Kaufen werde ich jedenfalss nicht, da einmal anschauen reicht und werde ganz bestimmt nicht mehr sehen.
Dito.
Erstmal vielen Dank fürs testen der Disc
Sobald sie wieder zu nicht Mondpreisen verfügbar ist, werde ich mir die Disc auch mal zulegen. Den gerade, was die „nur“ DTS-Soundspur angeht, bin ich gespannt.
Kleine Anregung, schön wäre, wenn man bei der Ausstattung auch noch ein bisschen auf die Sound Hardware eingehen könnte. Auch die Raumgröße ist hier ein wichtiger Faktor, um die Hardware abschätzen zu können.
Und rein objektiv betrachtet ist es seltsam das du ein Manko in der Tonspur zwischen Dialog und anderen Sound Effekten ansprichst. Sich dies aber nicht auf deine Bewertung auswirkt. Nur als Tipp da hätte ich vllt 90 von 100 erwartet oder so.
Auf den Vergleich der Tonspur gerade mit Titeln wie Dune oder Top Gun Maverick bin ich mal gespannt. Für mich hat ein objektbasiertes Ton Format nicht nur den Vorteil der höhen Lautsprecher. Sondern auch die bessere Unterstützung eines individuellen Setups der anderen Lautsprecher mit entsprechender Einmessung und Anpassung.
Den okay die DTS-Tonspur mag gut sein aber 100 von 100
Ich bin auf jeden Fall gespant mir den Film selbst anzuschauen