Test: Operation Fortune auf 4K Blu-ray: Cooler Agententhriller mit Kompressionsproblem

Wir testen für euch Operation Fortune auf 4K UHD Blu-ray. Wir können schon so viel verraten, ein großartiger Film lässt leider viel Potenzial auf der Strecke. Leider trägt das Video-Label wohl wieder etwas Mitschuld. 

Inhalt (60%)

Bei Guy Ritchie weiß man nie so ganz genau, was man bekommt – ein Regisseur wie eine Wundertüte. Nach den (berechtigten) Vorschusslorbeeren, die der britische Regisseur für seine genialen Gangsterfilme Bube, Dame, König, grAS und Snatch eingeheimst hatte, fuhr er die nächsten Filme mit Vollgas gegen die Wand. Ausgehend von seiner Beziehung zu Popstar Madonna lieferte er 2002 mit Stürmische Liebe seinen mit Abstand schlechtesten Film ab und kassierte verdientermaßen zwei Goldene Himbeeren dafür. Offenbar bemerkte er das selbst und versuchte auf dem Absatz kehrt zu machen. Revolver kennzeichnete die Rückkehr zum Gangster-Genre, ließ aber mehr oder weniger alles vermissen, das die ersten zwei Filme boten: Timing, coole Dialoge, absurde Situationen – er war schlicht langweilig. Mit Rock N Rolla drei Jahre später gelang Ritchie dann tatsächlich so etwas wie ein beachtetes Comeback, in dem die alte Coolness wieder aufblitzte.

Offenbar hatte er in der Zwischenzeit wieder genug Selbstbewusstsein getankt, dass er seine erste hoch-budgetierte Hollywood-Produktion in Angriff nahm. Mit Sherlock Holmes überzeugte er all jene, die zuletzt zu seinen Kritikern wurden, denn unterhaltsamer und charmanter hätte man die Detektiv-Geschichte von Conan Doyle wohl nicht in die Neuzeit transportieren können. Seitdem bewegt sich Ritchie allerdings gerne in etwas risikoärmeren Gewässern. Vielleicht, weil ihm die originellen Geschichten langsam ausgehen, vielleicht aber auch, weil er aus dieser Komfortzone nicht so einfach abstürzen kann. Eine Komfortzone, in der er seine Art und Weise, filmische Details zu integrieren, zwar nicht mehr exzessiv umsetzt, aber immer noch unterhaltsam Actionelemente präsentieren kann.

Operation Fortune mit Aubrey Plaza, Jason Statham und Bugzy Malone
Operation Fortune mit Aubrey Plaza, Jason Statham und Bugzy Malone

Und Action smart inszenieren kann Ritchie selbst dann, wenn Operation Fortune eher ein Statham-, denn ein Ritchie-Film ist. Die elegant gefilmte Doppel-Team-Nummer am Flughafen nach knapp 12 Minuten ist zwar nicht zwingend rasant, weiß aber durch die fließenden Übergänge und geschickt gesetzten Schnittfolgen zu gefallen. Apropos „fließender Übergang“: Wenn er Nathan-Darsteller Cary Elwes zu seiner Einsatzbesprechung mit Knighton folgt, hört man dessen Schritte zunächst isoliert in den ehrwürdigen Hallen, bis sich etwas Musik hinzugesellt und der Filmscore die Schritte einfach in seinen Takt übernimmt. Das sind Momente, in denen Ritchies Klasse und seine Visitenkarte aufflammt. Elwes sieht man im Übrigen gerne mal wieder. Mit Augenzwinkern und nicht vor eigenem Einsatz scheuend bringt er Leben in diese sonst gerne oft klischeehaft gespielte Figur.

Leben bringt auch Aubrey Plaza in die ebenfalls eigentlich klischeehafte Figur der Computerspezialistin, wenn sie ihren männlichen Kollegen ein ums andere Mal spiegelt, was sie für unverbesserliche Machos sind. Das gilt natürlich hauptsächlich für Jason Statham, der Sarah Fidel zunächst als Decknamen für einen Mann hält und direkt mal abwinkt, als er das Geschlecht seiner PartnerIN erkennt. Operation Fortune nimmt das Ganze aber weder zum Anlass, die Gleichberechtigungskeule zu schwingen, noch hält er am Steinzeit-Machismo der 80er-Jahre-Actionhits fest. Statham hingegen tut das, was er gut kann: Jason Statham spielen. Während das nicht überraschend ist, ist es nach wie vor schön, dass Ritchie nicht das erste Mal Schauspieler zum wiederholten Male einsetzt und damit solchen Akteuren eine Plattform bietet, die Hollywood irgendwann mal mehr (Josh Hartnett) und mal etwas weniger (Hugh Grant) vergessen hatte. Hartnett spielt nach Cash Truck zum zweiten Mal in einem Film Ritchies und darf als Filmstar Danny eine Mischung aus Tatuums Allan in The Lost City und Nic Cage in Massive Talent geben. Als Filmstar, der wider Willen die Rolle seines Lebens spielen muss, eröffnet Ritchie gleich eine Metaebene, in der er sich in Dannys Rolle prächtig über das Showbiz mokiert.

Grandioser Besetzung-Coup: Hugh Grant als Waffendealer
Grandioser Besetzung-Coup: Hugh Grant als Waffendealer
Und in die stößt auch der größte Coup des Films: Hugh Grant. Als ebenso schmieriger wie smarter Gangster mit Hang zu übertriebenem Einsatz von Selbstbräuner stiehlt er in seinen Szenen allen die Schau. Es macht unglaublich Spaß, dem sonst auf seichte Komödien abonnierten Briten zuzuschauen, wenn er zum wiederholten Male in einer Rolle agiert, die sein Image gegen den Strich bürstet. Und damit hätten wir abgeschlossen, was es Gutes und Positives an Operation Fortune zu vermelden gibt, denn abseits der Schauspieler gibt es leider „nur“ durchschnittliches Agenten-Action-Kino. Man orientiert sich nicht nur einmal an James Bond, wenn man die Filmcrew (und natürlich die Geschichte) nach Marokko, Madrid, Antalya, Cannes, Burbank und Doha schickt, um dort das zu tun, was MI6-Agenten nun mal tun. Das sieht hübsch aus, bietet viele Schauwerte, lenkt aber nicht von der generischen Geschichte ab, die völlig überraschungsfrei bleibt.

James Bond lugt dann erst Recht nach gut 88 Minuten um die Ecke, wenn sogar der Filmscore deutliche 007-Klänge anschlägt. Während Ritchie nach 80 Minuten noch eine recht ansehnliche Actionszene inszeniert, ist das Finale zwar schauspielerisch (durch das Duo Grant/Hartnett) überzeugend, aber erstaunlich schnell abgehandelt und sogar im „Boss-Fight“ unspektakulär. Vielleicht ist es an der Zeit für Ritchie, doch noch einmal die Komfortzone zu verlassen. Es muss ja nicht ein weiterer Stürmische Liebe werden. Die Zeichen stehen gut, denn mit The Covenant inszenierte der Brite zuletzt einen Kriegsfilm, dessen erste Kritiken Großes versprechen.

Angebot
Operation Fortune - Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (70%)

Operation Fortune wurde mit Panavision Kameras gefilmt und erhielt ein 4K Digital Intermediate. Leonine übernahm (wie so oft) das native 4K-Master von Lionsgate aus den USA und sorgte selbst für das Grading. Wer in der Vergangenheit Titel des Anbieters gesehen oder erworben hatte, weiß, dass es immer mal Schwierigkeiten mit zu dunklen Gradings gegeben hat – zuletzt beim Oscargewinner Everything, Everywhere All at Once, der später verbessert und ausgetauscht wurde. Zunächst einmal kommt Ritchies Film hierzulande mit HDR10 und einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Sehr auffällig: Das Menü der 4K-Disk hat man sehr übersichtlich gestaltet: Filmstart und Einstellungen – mehr gibt’s nicht. Ebenso wie bei der Blu-ray findet man keine direkte Kapitelanwahl und nicht mal einen Trailer. Selten war es so einfach, sich durch ein Menü zu navigieren.

Was man findet, wenn man die Disk startet, ist ein … Überraschung: ziemlich dunkles Bild. Nicht abgesoffen und farbverfälschend dunkel wie bei der offensichtlich fehlerhaft gemasterten Erstausgabe von Everything …, aber eben sehr dunkel. Und das bisweilen so sehr, dass man bei 75’23 die dunkelblaue Farbe auf Stathams Anzug nicht mehr wirklich als solche erkennen kann. Dem einen oder anderen Shot in sehr heller Umgebung tut das dunklere Master zwar gut, weil die Vogelperspektive auf Cannes beispielsweise mehr Kontrast erhält und nicht so unglaublich hell rüberkommt, aber den vielen düsteren Szenen kann man nur begegnen, wenn man das Umgebungslicht beim Schauen komplett eliminiert. Wie gesagt: Es ist nicht offensichtlich vermurkst, aber als (vermutlich) Direct Tone Mapping nichts für das Schauen bei Restlicht oder gar am hellichten Tage. Wer die (berüchtigte) Energieschaltung am LG nicht (semilegal) deaktiviert hat, dem wir das Bild das eine oder andere Mal genau dort hinein fallen und dann noch dunkler werden.

Die UHD Blu-ray ist (ohne aktivierte Bilddynamik-Schaltungen) ziemlich dunkel gemastert
Die UHD Blu-ray ist (ohne aktivierte Bilddynamik-Schaltungen) ziemlich dunkel gemastert

Dass hier kein aktives und dynamisch agierendes HDR-Grading am Start ist, sieht man letztlich daran, dass überstrahlte Oberflächen (bspw. im Himmel) kaum besser durchzeichnet sind als über die Blu-ray und Spitzlichter noch deutlich mehr Punch hätten vertragen können. Konzentriert man sich im direkten Vergleich von BD und UHD-BD ausschließlich auf die Spots bei 45’55, so sind diese über die HDR-Scheibe selbst mit gutem Willen nur deshalb subjektiv etwas heller, weil die Umgebung so deutlich dunkler ist – immerhin sind solche Momente dann dynamischer, weil man die Helligkeit der Spitzlichter nicht ebenfalls dunkler gemacht hat.

Zwar ist das vom Hell-Dunkel-Kontrast noch okay und am Ende etwas Gewöhnungssache, aber dynamisches HDR geht dann doch etwas anders. Zumal Farben bis auf Rottöne kaum intensiver, sondern einfach nur dunkler erscheinen. Erkennbar besser ist das Encoding, das „Wimmelbilder“ wie die Draufsicht bei 50’06 sauberer und ruhiger wiedergibt sowie das Digitalrauschen sehr fein und technisch einwandfrei abliefert – im Gegensatz zur Blu-ray, die dort immer mal wieder Clusterbildung im Rauschen mit „blinden“ Flecken verbindet. Auch die Auflösung erscheint detaillierter, da man die Masten an den Segelbooten und die Details auf den Häusern besser erkennen kann.

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Operation Fortune - Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (70%)

Akustisch kommt Operation Fortune mit zwei 7.1-DTS-HD-Master-Tonspuren fürs Deutsche und Englische – und zwar auf beiden Scheiben, also Blu-ray und UHD Blu-ray. Das Positive vorweg: Leonine hat es dieses Mal geschafft, dass die englische und die deutsche Tonspur in Dynamik und Kraft bis auf Nuancen identischen klingen. Spitzen bei Schüssen oder Explosionen werden vereinzelt! mal um 1 – 2 dB lauter über den O-Ton wiedergegeben, was aber nur sehr geschulten Ohren auffallen dürfte.

Dass beide Tonspuren sehr ähnlich klingen, heißt aber nicht, dass man hier ein Dynamikmonster erwarten darf. Die Actionszenen (bspw. die große Sequenz nach etwa 80 Minuten) dürften hör- und spürbar mehr Bums haben. Die Dynamiksprünge in der Filmmusik sind eher moderat und selbst wenn man auf Referenzlautstärke hört, bleibt das Schauspiel nachbarschaftskompatibel.

Auch beim Ton wurde erneut komprimiert - typisch Leonine-Outputs
Auch beim Ton wurde erneut komprimiert – typisch Leonine-Outputs

Man kann natürlich die Lautstärke anheben und hat dann irgendwann auch eine kräftige Tonspur, die den Raum füllt, aber man wird das Gefühl nicht los, dass hier mehr gegangen wäre. Zumal die Surroundqualität wirklich gut ist. Egal, ob Schüsse, die fetzig von hinten widerhallen, wenn sie irgendwo einschlagen oder die Fahrt durch den Tunnel nach etwa 88 Minuten, die akustisch sehr realistisch rüberkommt – Die Umgebungskulisse ist klasse.

Dazu gibt’s hier und da sehr hübsche Bass-Sweeps, die das Zeug für Referenzmomente gehabt hätten, wenn man ihnen etwas mehr Punch mitgegeben hätte (86’20). Nahezu am meisten Spaß machen die Faustkämpfe, deren Schläge recht wuchtig ins Heimkino transportiert werden. Die deutschen Stimmen sind leider durchweg zu leise eingepegelt und dürften auch mehr Luft haben. Sie wirken gedrungen und etwas komprimiert. Die englische Sprachausgabe hat mehr Volumen und ist harmonischer integriert.

  • Deutsch: DTS-HD Master (70%)
  • Deutsch: DTS-HD Master (75%)

Bonus (5%)

Während die Blu-ray immerhin noch Originaltrailer und Programmtipps liefert, ist die UHD Blu-ray komplett frei von Zusatzmaterial.

Gesamtbewertung Operation Fortune (67%)

Angebot
Operation Fortune - Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Limitiertes Steelbook (4K Ultra HD) (+ Blu-ray)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren

Operation Fortune beginnt stark und schwungvoll, lässt dann aber zunehmend nach und verliert sich in einer arg konventionellen Agentengeschichte, die nur wenig Ritchie enthält, ohne Überraschungen bleibt. Es sind die Schauspieler, die hier durchweg klasse aufgelegt sind und mit Spaß an der Freude agieren. Sie retten über das ideenarme Skript locker hinweg und machen das Ganze am Ende doch noch unterhaltsam. Visuell ist die UHD Blu-ray etwas dunkel geraten und kann sich auch in Sachen HDR nicht absetzen. Akustisch wäre mehr drin gewesen – allerdings auch beim O-Ton.

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Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 21. April 2023 Review am: 15. Mai 2023
Erscheinungsjahr Film: 2022 Laufzeit: 115 Minuten
Filmstudio: Leonine Distribution FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch
Bildformat:
2,39:1 Tonspur:
Deutsch DTS-HD Master
Englisch DTS-HD Master
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray

Operation Fortune Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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3 Kommentare
  1. Bisher war ich mit Leonine Veröffentlichungen sehr zufrieden. Operation Fortune UHD hat mir in allen Punkten sehr gut gefallen. Vielleicht ist nun mal auf der Leinwand schöner anzuschauen als unflexiblen Flimmerkisten bzw. Bilderrahmen.

  2. Ich verstehe nicht, warum Leonine unbedingt das Grading übernehmen möchte. Sparen sie sich damit Geld beim Einkauf? Glauben sie, es besser zu können? Falls letzteres, zeigt sich ja leider oft genug, dass dem eher nicht so ist.
    Dazu kommt, dass es fast immer nur deutsche Untertitel gibt, nie englische.
    Ich mache mittlerweile einen Bogen um Leonine und importiere lieber, was eigentlich schade ist bei einem einheimischen Unternehmen.

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