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Elf Jahre nachdem der Franzose Luc Besson mit seinem postapokalyptischen Drama Der letzte Kampf als Regisseur debütierte, hatte er mit Subway, Im Rausch der Tiefe und Nikita drei veritable Kultfilme inszeniert, die ihre jeweiligen Genres nachhaltig beeinflussten. Besson war dabei zwar nie der größte Geschichtenerzähler, verstand es aber nachhaltig, Stil mit Emotionalität zu verbinden. Sein fünfter Film sollte diese Aspekte dann aber perfektionieren. Als er 1994 die Geschichte vom Profikiller und dem Mädchen schrieb, konnte er sicherlich nicht wissen, welche Wogen er damit auslösen würde. Aber mit Léon, der Profi ist ihm tatsächlich sein Meisterstück gelungen. Im Kino zwar noch nicht wirklich erfolgreich, zündete das Profikiller-Märchen durch die Zweitverwertung im Heimvideo-Bereich. Und sie machte gleich zwei Darsteller zu Weltstars. Zwar war Jean Reno kein Unbekannter mehr (immerhin hatte er in allen vorigen Filmen von Besson mitgespielt), doch erst seine Rolle als schweigsamer Profikiller verschaffte ihm die Reputation, fortan in großen Hollywoodfilmen mitzuspielen.
Ein absoluter Glücksgriff war allerdings eine andere Besetzung. Natalie Portman, die mit 13 Jahren die Rolle der praktisch gleichaltrigen Figur Mathilda übernahm, bezauberte mit ihrer ebenso unbekümmerten wie unerhört professionellen Art Zuschauer und Kritiker gleichermaßen. Das in Jerusalem geborene Mädchen, das nach und nach zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen des neuen Jahrtausends wurde, war die perfekte Besetzung für das gebeutelte Mädchen.
Schon ihre erste Szene mit Reno, im Treppenhaus sitzend und die Beine durch das Geländern baumelnd, gibt die Marschrichtung vor für eine ebenso aufgeweckte, wie gleichzeitig liebenswerte Mathilda. Nur selten sieht man junge Schauspielerinnen, die scheinbar so spielend leicht große Emotionen mit mädchenhaftem Tatendrang und entschlossenem Willen paaren können. Portman gelingt das in einer unnachahmlichen Art und Weise. Zu keiner Zeit hält man sie für arrogant oder zu naiv oder albern. Luc Besson schafft mit Léon, der Profi gleichzeitig etwas, das durchaus ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit und Sensibilität erforderte: Sein Film wird in der Beziehung zwischen Killer und Auszubildender weder lächerlich, noch droht er, eine gewisse Grenze zu überschreiten. Es ist stets klar, dass Léon hier nicht auf eine Lolita-Geschichte eingeht. Auch wenn sein Gemüt schlicht ist, wenn er manchmal nicht so ganz helle wirkt und deshalb selbst wie ein kleines Kind erscheint, wird die Linie zwischen erwachsenem Mann und minderjährigem Mädchen nicht übertreten.
Léon ist sich seines Alters immer bewusst, auch wenn Mathildas Wesen vielleicht sogar schon reifer ist als sein eigenes. Es gibt einen kurzen Dialog zwischen Léon und Mathilda, der die Essenz der Story perfekt auf zwei Sätze destilliert: „Ich bin bereits erwachsen, Léon. Ich werde nur noch älter“ sagt Mathilda. Darauf antwortet Léon: „Bei mir ist es umgekehrt. Ich bin alt genug. Ich brauche Zeit, um erwachsen zu werden.“ Ja, es gibt diese Momente, in denen Mathilda etwas von „Liebe“ brabbelt (in einer emotional sehr aufgewühlten Situtation). Dennoch ist klar, dass der Film nicht in diese Falle tappt.
Oben zitierter Dialog kommt in einer entscheidenden Phase des Films, bevor es Richtung Showdown geht. In dem setzt es dann durchaus ruppige Szenen, was wiederum auch an Gary Oldman liegt. Denn Léon, der Profi hat ja nicht nur zwei großartige Protagonisten zu bieten, sondern auch einen sensationellen Antagonisten. Oldman als drogenabhängiger und abgewrackter DEA-Beamter, der gerne mit Gedanken an Beethoven seine Exekutionen selbst vornimmt, ist einfach unglaublich. Unvergessen die Szene, in der er (beobachtet von einer Kamera über ihm) seine Aufputsch-Tablette knackt, während er den Nacken verrenkt, als würden seine Adern augenblicklich mit Rauschmitteln versorgt. Alleine für diesen Moment hätte Oldman eine Oscar für die beste Nebenrolle verdient gehabt. Er gibt dem Film dieses Diabolische, das Mathildas Wunsch nach Rache erst nachvollziehbar macht. Wäre es nicht Oldmans Stansfield, der (ohne mit der Wimper zu zucken) auch noch zwei Mal auf den bereits toten Vater ballert, wäre es vermutlich schwerer gewesen, die Rachegelüste einer 12-jährigen als glaubwürdig zu empfinden. Dass uns der Film zwischendurch aber auch Zeit zum Verschnaufen gibt, liegt an den so grandios zusammen agierenden Portman und Reno. Wenn Mathilda und Léon sich gegenseitig Filmfiguren und Musiker zum Erraten vorspielen (und jeweils kläglich scheitern), ist das witzig, bewegend und unglaublich gut gespielt. Jean Reno gibt den John Wayne so verdammt großartig, dass man ihn als Schauspieler alleine für diese Szene lieben muss. Ganz nebenbei zeigt Besson hier auch noch einmal den Generationsunterschied zwischen den beiden – und das ganz spielerisch. Selbst wenn Léon zum Finale hin in Sachen Gewalt vielleicht etwas zu dick aufträgt, bleibt unter’m Strich immer noch ein Kultfilm. Besson wurde als Regisseur in der Folge zwar größer, aber nie mehr besser.
- Reno, Jean, Portman, Natalie, Aiello, Danny (Schauspieler)
- Besson, Luc(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (85%)
Die 4K-Fassung von Léon, der Profi basiert auf dem Master, das von Weltvertrieb Gaumont vom Original-Negativ angefertigt und zur Verfügung gestellt wurde. Auch die dort angefertigten HDR10- und Dolby-Vision-Parameter wurden von Studiocanal übernommen.
Besson ließ seinen Kameramann Thierry Arbogast mit zwei unterschiedlichen Arriflex-Kameras und der lieferte einen äußerst filmischen Look. Vermutlich kam bisher keine Veröffentlichung so nahe an eben diese Optik heran. Mit einem wunderbar konservierten, sehr feinen Korn, das ganz offensichtlich nicht von einem Rauschfilter aufgeweicht wurde, liefert die UHD von Léon, der Profi ein unglaublich authentisches Filmerlebnis. Und es begeht nicht die gleichen Fehler wie die (neue) Blu-ray, die ebenfalls auf dem neuen Master basiert. Die sichtbaren Filter-Artefakte auf Renos Gesicht nach knapp 34 Minuten zeigt die UHD nicht – was wiederum an der deutlich höheren Datenraten liegen wird, die an dieser Stelle gut das sechsfache der Blu-ray zeigt.
Ein weiterer Vorteil der UHD gegenüber der neuen Blu-ray sind die kräftigeren Farben und Kontraste. Rote, grüne oder gelbe Farben bekommen mehr Kraft. Auch die Durchzeichnung im Himmel ist wieder besser und Hautfarben kommen wärmer zum Betrachter. Außerdem ist die auf der neuen BD bereits deutliche besserer Detailtiefe und Schärfe über die UHD nochmals das Quäntchen stärker. Gegenüber der bisherigen Blu-ray sind das in der Detailtiefe tatsächlich Welten. Das neben erweitertem Farbraum und HDR10 ebenfalls integrierte Dolby Vision bietet eine etwas angehobene Dynamik bei hellen Bildanteilen in Mischbildern, auf dass die Kontraste noch etwas intensiver rüberkommen. Farben sind zudem noch einmal eine Spur kräftiger. Nimmt man die Eigenschaften in Summe zusammen, hat man mit der UHD die bisher bestmögliche Variante von Léon, der Profi im Heimkino.
- Reno, Jean, Portman, Natalie, Aiello, Danny (Schauspieler)
- Besson, Luc(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (75%)
Die neue BD/UHD von Léon, der Profi kommt für den Ton bereits mit einer neuen Abmischung gegenüber der alten Ultimate Edition – und das absolut hörbar. Sowohl die englische als auch die deutsche Fassung liegen nun in dts-HD-Master vor, während sie bei der alten Blu-ray nur High-Resolution-kodiert waren. Das allerdings macht nicht zwingend den Unterschied aus. Hört man sich allerdings beide im Vergleich an, werden die Differenzen sofort klar. Während die alten HD-HR-Tonspuren relativ muffig, undynamisch und leise sind, klingt die neue Abmischung wesentlich offener, ist deutlich lauter sowie gleichzeitig dynamischer. Zwar reißt auch das keine Tiefbass-Wurzeln aus (man beachte das Alter des Sounddesigns), aber wenn nach 4’28 die Bodyguards des fetten „Schweinehunds“ auf den Aufzug ballern, klingt das um Längen direktionaler, feiner aufgelöst und schlicht besser.
Ebenso ergeht es den Stimmen. Sowohl das Organ von Léon als auch das von Tony haben nun richtig Volumen und stehen nahe vor dem Zuschauer, während sie über die 2008er Ult. Edition klingen als säßen sie einen Raum weiter. Der etwas brummelige Score zu Beginn von Kapitel vier klingt zwar nicht tieffrequenter, wirkt aber etwas feiner aufgelöst. Im Gegensatz zu Geräuscheffekten und Stimmen hat man ihn nur unwesentlich in der Lautstärke angehoben, was im Sinne der Dynamik ist und wiederum dafür spricht, dass der neue Mix nicht einfach nur lauter gestaltet wurde. Schön zu hören, wenn Stansfield seine Tablette nimmt. Das Aufknacken der Pille kommt innerhalb des noch anwirkenden Scores deutlicher und gruselig-knacksender rüber.
Beim Ton der UHD tut sich noch ein bisschen was – zumindest für Freunde der Originalsprache. Denn der englische Sound liegt über die UHD nun in Dolby Atmos vor, während der deutsche Ton beim identischen dts-HD-Master der (neuen) Blu-ray bleibt. Auf der regulären Ebene bleiben die Differenzen zum dts-HD-Pendant der BD gering bis unhörbar. Die Höhen-Ebene übernimmt allerdings schon von Beginn an die Filmmusik mit auf die Heights, sodass die generelle Räumlichkeit durchweg etwas höher ist – ob man das mag oder nicht. Leider hört man relativ genau, wenn hin und wieder die Regler einfach auf und zu gemacht wurden. So hat man bspw. die Schüsse auf den Fahrstuhl auch auf die Heights gelegt, was dazu führt, dass die Stimme des Einhalt gebietenden Typs kurz von der Decke zu hören ist. Auch im nächsten Moment hört man ihn noch mit einem Kollegen sprechen. Bis dieser dann die Treppe runter rennt und plötzlich von oben alles mucksmäuschenstill ist. Das „Abdrehen“ der Rauschatmosphäre, die dann plötzlich vollkommen weg ist, lässt die Art des 3D-Sounddesigns erahnen. Zumal längst nicht jeder 3D-Sound korrekt ist. Wenn Léon den Kerl am Schlips packt und in die Tiefe zieht, ist die Kamera auf einer Ebene mit dem Opfer. Dennoch hört man den Schrei von oben – das wirkt eher befremdlich. Etwas besser funktioniert das Herunterlassen der Rolladen kurz darauf, das ebenfalls aus den Heights kommt. Auch die U-Bahn nach zehn Minuten hat man relativ aggressiv mit auf die Höhen-Speaker gemischt. Was allerdings dieser erste Dialog zwischen Léon und Mathilda auf den Heights verloren hat – und das auch noch inkonsequent (mal hört man Portmans Stimme von oben, mal nicht – wohlgemerkt bei identischen Kamerapositionen), das weiß wohl wirklich nur derjenige, der hier am Mischpult saß.
- Deutsch: DTS-HD-Master 5.1 (75%)
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (40%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (50%)
Das Bonusmaterial von Léon, der Profi ist (fast) komplett von der alten Blu-ray bekannt. Es liegt nur auf der neuen BD vor und besteht aus den drei Featurettes: „The Road to Léon“, das noch einmal die Entstehung und die Charaktere vorstellt sowie „Starting Young“, das sich gut 15 Minuten um das damalige Nachwuchstalent Natalie Portman kümmert. „Léon – A Ten Year Retrospective“ letztlich führt das Team nach zehn Jahren noch einmal per Interview-Parts zusammen und lässt den Dreh Revue passieren. Neu hinzugekommen sind die beiden Interviews mit Jean Reno und Komponist Eric Serra.
Gesamtbewertung Léon der Profi (87%)
Léon, der Profi ist Bessons Meisterstück. Er war in den vorhergehenden Filmen nur knapp auf dem Niveau und hinterher wurde er eigentlich sukzessive schwächer. Für viele Filmfans ist Léon zudem der beste Film von Jean Reno und Natalie Portman, deren filmisches Zusammenspiel auch 25 Jahre nach dem Start des Films noch bewegt. Die UHD liefert dazu das bisher filmischste und authentischste Bild – allerdings nur für den Director’s Cut, denn die Kinofassung liegt neben dem Dir. Cut nur auf der Blu-ray vor. Und die Blu-ray hat leider leichte Filterungsprobleme. Keine Probleme hat der Sound, der mit einer neuen Abmischung kommt und den alten Mix um Längen abhängt.
- Reno, Jean, Portman, Natalie, Aiello, Danny (Schauspieler)
- Besson, Luc(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 24. Oktober 2019 | Review am: | 08. November 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 1994 | Laufzeit: | 110/133 Minuten |
Filmstudio: | Studiocanal | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD Master 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Studiocanal Home Entertainment Sales)
Léon, der Profi 25th Anniversary Trailer:
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Noch ein alter Schinken ,, remastered,,naja wer s braucht nur zu.So melken wir die Kuh solange die Milch gibt,wenn nicht dann verkaufen wir die Steaks.Nur wegen eines neuen Formats kaufe ich die damals schon mal remasterten Filme doch nicht noch mal.
Ich hatte die Gelegenheit, den Film in der beworbenen einmaligen 4K Film Spezial- Aufführung im Herbst im Kino zu sehen.
Ich konnte die ersten 10 Minuten nicht fassen, wie unfassbar gut und astrein es eine richtige 4K Auflösung hatte, in ca. 80% der Szenen. Es war purer Genuss, eine Sensation. Man hat es überdeutlich gesehen. grandios, auch der Sound.
Ein vorzeige Beispiel, viel liebe im Detail und sehr gewissenhafte und komplexe Nachbearbeitung und Restaurierung, davon können sich alle Filmstudios eine Scheibe abschneiden. Drum wundert es mich nicht, dass nun die Home Variante entsprechend gut ausfällt
„Gesamtbewertung Léon, der Profi 40th Anniversary (87%)“
Sollte vermutlich 25th Anniversary sein 😉
Schöne Review!
Stimmt, aber irgendwann wird ja automatisch die 40th Anniversary Edition draus =D
Ja, bis dahin gibt es vielleicht 12k
Liebe lieber 4k Team!, woher wisst ihr dass es sich um das gleiche Sony 4k master handelt aus dem Jahr 2015 bzw der gleiche Transfer von der US 4k Sony Pictures UHD Blu-ray? StudioCanal könnte eine brandneue hauseigene Abtastung durchgeführt haben inklusive Dolby Vision HDR für die 4k Blu Ray denn die US 4k Blu Ray hat HDR aber kein Dolby Vision HDR.
Hast du eine Info, dass es sich nicht um das gleiche Master handelt? Falls ja kannst du uns diese gerne zukommen lassen. Die US-Version von Leon kam bereits von 2 Jahren in den Handel. Damals hatte Sony Pictures noch nicht viel am Hut mit Dolby Vision. Das Master-Material wird nochmals in einen HDR/Dolby Vision Workflow eingespielt worden sein. Die Erstellung der DV-Metadaten ist übrigens nur 2 Klicks, wie wir selbst bereits auf der Panasonic Convention sehen durften.
Wir haben hier noch mal bei Studiocanal nachgehakt und die Information bekommen, dass man auf Basis des Masters von Weltvertrieb Gaumont gearbeitet hat – inkl. Übernahme von deren HDR10- und DV-Integration. Studiocanal selbst hat also nicht mehr Hand angelegt.
Ob das Sony-Master aus den USA auch auf dem Gaumont-Master basiert, ist uns nicht bekannt. Im Text ist es nun korrigiert.