Greenland auf 4K UHD Blu-ray im Test: Weltuntergang mit Bass-Alarm

Inhalt (75%)

Es ist ja eigentlich nie gut, wenn eine Karriere als Regisseur anfängt und der erste Film dann unter dem Pseudonym „Alan Smithee“ veröffentlicht wird. Meist wird der gute Alan Smithee bemüht, wenn ein Regisseur sich selbst von dem Film, von der Kooperation mit der Produktion / den Produzenten distanzieren möchte oder aber auch andersrum, die Produzenten so viel Unstimmigkeiten mit dem Filmemacher hatten, dass man im Einvernehmen dessen Realnamen aus den Credits tilgt. Ric Roman Waugh ist eigentlich Stuntman – und das war er sehr lange. 1984 taucht er erstmals mit Stunts auf und hat seither in vollkommen unterschiedlichen Produktionen mitgewirkt – von Teen Wolf 2 über Total Recall bis zum 2001er Daybreak – Katastrophe in LA– reicht seine Vita.

1996 versuchte er sich dann erstmalig als Regisseur, was im besagten Alan Smithee für seinen Heist-Film Exit endete. Doch nicht immer bedeutet der Herr „Schmitziee“, dass man danach kein Bein mehr auf den Filmemacher-Boden bekommt. Und Waugh wäre kein Stuntman und Fighter, wenn er nicht zäh die Zähne zusammengebissen und weitergemacht hätte. Und es ging bergauf: Bereits mit dem dritten Film, Felon, erntete er Kritikerlob und inszenierte 2013 mit Snitch – Ein riskanter Deal einen bis heute auch in Dwayne Johnsons Karriere sträflich unbeachteten, ziemlich kernigen Actionthriller. Mit Shot Caller bewies er fulminant Stehvermögen im Genre und sein nächstes Werk war dann schon eine A-Produktion: Angel Has Fallen.

Die Familie Garrity steht Todesängste durch

Letztere führte ihn dann erstmalig mit Gerard Butler zusammen. Und weil man gerne beieinander bleibt, wenn man sich (offensichtlich) wertschätzt, macht man einfach gemeinsam weiter Filme. Wie diesen hier: Greenland. Hier kann Waugh zeigen, dass er nicht nur dreckig-zynische Gangsterfilme kann, sondern auch Effektspektakel. Als einer der wenigen etwas größeren Filme lief der Katastrophenthriller letztes Jahr im Kino – und das ziemlich erfolgreich. Erstaunlicherweise sogar von Kritikerseite gemocht. Und das geschieht mit Katastrophenfilmen ja nicht gar so oft.

Nun kommt also die zweite Auswertungswelle im Heimkino. Und es kommen neue Kritikerrezensionen dazu. So wie diese hier, die zugegebenermaßen etwas befangen ist. Denn seit Firefly mag ich Hauptdarstellerin Morena Baccarin, seit Homeland verehre ich sie und seit Deadpool bete ich sie an. Man möge mir also verzeihen, wenn dieses Review nicht ganz objektiv sein sollte. Zur Ablenkung fangen wir einfach mal bei Gerard Butler an: Und der ist natürlich erst einmal ein Arsch (sorry). Also sowohl für die Story, als auch für den Rezipienten, hier an den Tasten. Immerhin hat er (bzw. sein Filmcharakter) seine Frau (also Morena Baccarin) just betrogen. Und welcher Mann macht sowas schon. Okay, ich bin immer noch befangen, man merkt’s. Ansonsten ist Butler souverän wie stets und immer. Und natürlich darf er im Verlaufe des Films auch wieder ein besserer Kerl werden.

Mutter und Sohn werden vom Vater getrennt

Ein weiterer Part des Films ist der (gerade zu Beginn) sehr deutliche Konflikt zwischen Privilegierten (Ausgewählten) und Unterprivilegierten (nicht Ausgewählten). Wer auserwählt ist, scheint zunächst willkürlich zu sein (auch wenn man eine Ahnung hat, warum es so ist). Es steht zunächst dennoch nur fest: Einige sind’s, andere nicht. Und wenn dieser Disput mitten unter Freunden der Nachbarschaft ausbricht, führt das natürlich zu ziemlichen Verwerfungen und nachvollziehbaren Konflikten. Und es sorgt nicht gerade für einen kalkulierbaren und unaufgeregten Ablauf an den entsprechenden Stellen. Hier schafft Greenland tatsächlich etwas, das viele Katastrophenfilme nicht hinbekommen: Nachvollziehbare Panik, nachvollziehbare Emotionsausbrüche und echte, weil nicht übermenschlich wirkende Figuren. Im Angesicht einer globalen Katastrophe wird außerdem erfahrbar, dass man sich als Familie zusammenraufen kann – selbst dann, wenn zuvor nicht alles rosarot gewesen ist.

Gegenüber dem Spektakelkino eines Roland Emmerich hat Ric Roman Waugh die echteren Charaktere zu bieten. Und das geringere Pathos. Selbst wenn der Weg der Familie Garrity vorgezeichnet und erwartbar ist, passieren auf diesem durchaus bittere Dinge, die für Magenschmerzen sorgen und die ein Emmerich in dieser Form niemals anpacken würde.
Okay, die Nummer mit Grandpa Dale und dessen Abschiedsgeschenk an John hätte man sich auch sparen können. So eine Kerl-vom-alten-Schlag-Nummer ist dann doch etwas abgeschmackt. Neben der durchaus bewegenden Geschichte, dem Drama innerhalb des Actionfilms, gibt es aber auch noch eine Katastrophe zu sehen. Und zwar glücklicherweise wohldosiert und nicht übertrieben. Der Katastrophenfilm-Aspekt dient hier der Story, nicht andersrum. Und das macht Greenland zu einem geerdeteren, hemdsärmeligerem Film, mit dem man sich besser identifizieren kann als mit dem Gigantismus eines Emmerich.
Und Morena Baccarin? Tja, was soll ich als Fan schon sagen, wenn man sie in ihrer ersten Szene auf dem Laufband mit schweißnasser Haut sieht? Worum ging es in dem Film noch gleich …?

Angebot
Greenland (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Butler, Gerard, Baccarin, Morena, Glenn, Scott (Schauspieler)
  • Waugh, Ric Roman (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Bildqualität (75%)

Greenland wurde digital gedreht. Viel mehr Details lassen sich leider nicht angeben. Selbst nach intensiver Recherche war es nicht möglich, echte Details zu filtern. Anhand eines Instagram-Fotos von Dana Gonzalez lässt sich sagen, dass ARRI-Kameras eingesetzt wurden. Welche genau und ob hier mit 2K DI oder 4K Di gearbeitet wurde, bleibt aktuell leider im Verborgenen. Nicht im Verborgenen bleibt die Tatsache, dass HDR10 als Kontrastdynamik eingesetzt wurde und der Film auch im Rahmen von Rec.2020 gemastert ist.

Was die reine Auflösung angeht, so sieht man direkt im Eröffnungs-Shot bei der Skyline von Atlanta nahezu keinen Unterschied. In den ganz feinen vertikalen Linien des Hochhauses im mittleren Bereich vorne lassen sich die Strukturen etwas besser ausmachen, aber da muss man schon mit der Lupe schauen. Und das bleibt in allen relevanten Einstellungen so. Wo man annimmt, es könnte mehr Schärfe in der Tiefe, mehr Details geben, gibt es sie nicht. Lediglich die typischen Artefaktkränze der Blu-ray fallen weg, was die UHD-BD etwas ruhiger und gleichmäßiger erscheinen lässt.

Die UHD-Blu-ray säuft auf dunklen Bereichen leider oftmals etwas ab

Vorteile spielt die Ultra-HD-Blu-ray in ihrer Spitzenhelligkeit aus, was den Explosionen sowie deren orangerotem Schein zugute kommt. Außerdem ist die Kontrastgebung in den hell ausgeleuchteten Szenen besser und dynamischer. Ohne dass helle Oberflächen überstrahlen ist der Hell-Dunkel-Kontrast sichtbar besser. Hautfarben gelingen etwas wärmer und kräftiger, was dem Film gut steht. Die dunklen Szenen allerdings sind nach wie vor zu dunkel. Allerdings wirkt dort die nachträgliche Körnung harmonischer und weniger auffällig. Außerdem sieht man hier nicht (wie bei 103’06) so deutlich das durch den Sensor bei hoher ISO verursachte Farbrauschen.

Leider ist der Schwarzwert in dieser Szene noch schwächer und wirkt flauer. Insgesamt ist die UHD-Blu-ray zwar stimmiger, etwas kontrastdynamischer und in den Feuerszenen auch farblich kräftiger, allerdings sind die Differenzen nicht weltbewegend und das Ausgangsmaterial ist nach der deutlichen Stilisierung in der Postproduktion einfach nicht das Beste. Das Digital Intermediate sieht zudem nach 2K aus, da sich ein echter Detailvorsprung nicht ausmachen lässt.

Angebot
Greenland (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Butler, Gerard, Baccarin, Morena, Glenn, Scott (Schauspieler)
  • Waugh, Ric Roman (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Tonqualität (90%)

Die UHD-BD kommt im deutschsprachigen Raum mit einem DTS HD-Master-Sound in 5.1 für beide Sprachen. Und weil Greenland ein Katastrophenfilm ist, sollte hier doch einiges geboten werden. Beginnen tut’s erst einmal mit Dialogen, die ein wenig lauter eingepegelt hätten sein dürfen. Im Vergleich zur englischen Fassung, die hier etwas prägnantere Stimmen hat, gehen die Dialoge ein wenig mehr unter (ganz besonders zum Beispiel bei 93’13). Wer jetzt sagt: Wozu braucht man schon tolle Dialoge bei einem Katastrophenthriller, der hat sicherlich ein bisschen Recht.

Und in puncto Action ist dann auch einiges geboten. Wenn Clarke nicht im Wasser, sondern in der Stadt einschlägt, spürt man die Druckwelle auch in Atlanta – und im Heimkino. Was da urplötzlich aus der Stille auf den Zuschauer einwirkt, ist absolut brutal, brachial und fett. Das nächste Highlight ist die offene und sehr räumliche Atmosphäre auf dem Flughafen nach 28 Minuten. Helikopter donnern druckvoll in den Nachthimmel und die Turbinen der Flugzeuge surren. Spätestens nach 34 Minuten wünscht man sich dann eine Atmos-Fassung, wenn die schweren Transportmaschinen über die Köpfe hinwegdonnern und Hubschrauber dort kreisen.

Wenn die Brocken auf die Erde fallen, bebt das Heimkino

Seismische Aktivität gibt’s dann bei 39’28, wenn ein Flugzeug in die Luft fliegt. Was hier an Druck erzeugt wird, ist wirklich eindrucksvoll. Doch es sind nicht nur die brutalen Akustiksequenzen, die beeindrucken. Auch vereinzelt abgefeuerte Schüsse in der Apotheke nach 44’30 schinden Eindruck und lassen förmlich alle Glieder zusammen schrecken. Hier zeigt der Sound, wie gut er Dynamik beherrscht und aus der Stille heraus für heftige Peaks sorgt. Einzig der Score hätte hier und da noch etwas satter sein dürfen – hin und wieder klingt er etwas dünn (71’48).

Ist aber auch egal, wenn’s nach knapp 92 Minuten kleinere Kometensplitter im Sekundentakt hagelt und man im Heimkino unwillkürlich in Deckung geht. Und noch einmal wünscht man sich eine Atmos-Spur. Die gibt’s aber selbst im Original nicht, sodass der Wunsch fromm bleibt. Wer in dieser Szene aber mal einen der möglicherweise vorhandenen Upmixer am Receiver zündet, bekommt akustische Opulenz inklusive cooler 3D-Sounds.

  • Deutsch: DTS HD-MASTER 5.1 (90%)
  • Englisch: DTS HD-MASTER 5.1 (95%)

Bonus (50%)

Das Bonusmaterial von Greenland beginnt mit dem Audiokommentar von Roman Waugh und Produzent Basil Iwanyk. Im eigentlichen Extra-Bereich warten drei Interviews mit Butler, Baccarin und Regisseur Waugh. Dazu finden sich ein Mini-Making-of, eine B’Roll und acht Minuten deleted Scenes (inkl. alternativem Ende). Oben drauf gibt’s noch vier Trailer und eine Bildergalerie. Wie bei Leonine-Outputs leider üblich, werden auch hier keinerlei Untertitel angeboten, wobei das Mini-Making-of ohnehin deutsch produziert ist.

Gesamtbewertung Greenland  (80%)

Greenland macht vielleicht nicht so viel kaputt wie ein 2012; hat vielleicht nicht das ganz große Budget für die ganz großen Zerstörungen. Dafür gibt’s aber eine bewegende Familiengeschichte mit authentisch agierenden Darstellern, echt wirkenden Dialogen und (meist) nachvollziehbarem Verhalten. Es ist eine spannende Geschichte garniert mit Katastrophenfilmbildern und nicht ein Katastrophenfilm garniert mit einem zarten Hauch von Story. Und wem das noch nicht reicht, der bekommt ja noch Morena Baccarin.
UHD Blu-ray und Blu-ray liefern gleichermaßen vorzüglich dynamischen Sound, wenngleich der deutsche Dialog hier und da etwas leise ist. Die Bildqualität der Ultra-HD Blu-ray ist etwas besser als jene der Blu-ray, liegt aber nicht auf Top-Niveau.

Angebot
Greenland (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Butler, Gerard, Baccarin, Morena, Glenn, Scott (Schauspieler)
  • Waugh, Ric Roman (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 05. März 2021 Review am: 17. März 2021
Erscheinungsjahr Film: 2020 Laufzeit: 120 Minuten
Filmstudio: Leonine Distribution FSK: ab 12 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch DTS HD-MASTER 5.1
Englisch DTS HD-MASTER 5.1
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D Testgerät Player: Panasonic UB9004

Greenland Trailer:

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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5 Kommentare
  1. Unfassbar schlechter Cast…..musste den Film in drei Teilen schauen,so schwer zu ertragen.
    Elendige Dialoge,schlecht gespielt,vorhersehbar bis zum Schluss!Wie man diese Hauptdarstellerin so hochloben kann,bleibt mir ein Rätsel.Aber Geschmäcker sind verschieden,da schaut wohl jemand mit einem anderen Auge auf die Dame.
    Ton und Bild ordentlich!

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