Inhalt (85%)
Der in Südafrika geborene Neill Blomkamp war Peter Jackson irgendwann 2005 aufgefallen, als sich der Neuseeländer ein paar von Blomkamps Kurzfilmen ansah. Das Resultat aus dieser Verbindung sollte die Realisation der Verfilmung des Videospiels Halo werden – mit Blomkamp als Regisseur und Jackson als Produzent. Doch es kam nicht dazu. Die Produktion erwies sich als zu kompliziert und teuer. Stattdessen produzierte Jackson dann die Langfilmfassung von Blomkamps Short „Alive in Joburg“, die als District 9 in die Kinos kam. Der SciFi-Actioner mit starken sozialkritischen Aspekten mutierte zum Independent-Hit und heimste sogar mehrere Oscarnominierungen ein. Kein Wunder, dass man ihm danach auch mehr Geld anvertraute.
Sony Pictures war 2011 dann so begeistert vom Concept Art des neuen Projekts von Blomkamp, dass sie die Finanzierung von 115 Mio. Dollar auf die Beine stellen wollten. Der mittlerweile in Vancouver ansässige Regisseur machte sich entsprechend an die Arbeit, versammelte gute alte Bekannte aus der Produktion von District 9 (neben Sharlto Copley als Darsteller noch zahlreiche Leute innerhalb des Produktionsteams) und realisierte Elysium zu Teilen in einem ärmlichen Außenbezirk von Mexiko City und zu anderen Teilen (jenen Szenen, die Elysium repräsentieren) in Vancouver. Der fertige Film ist ein krasser Gegensatz aus Utopie und Dystopie geworden.
Die Schere aus Arm und Reich klafft hier ultimativ weit offen und für Blomkamp war es KEIN SciFi-Film. Vielmehr sagte er, dass es eine dramatisierte Version des „Hier und Jetzt“ sei. Tatsächlich ist Elysium noch stärker mit sozialen Themen angereichert als schon sein an Sozialkritik nicht gerade armer District 9. Elysium behandelt nicht nur Rassismus und Migration, sondern auch globalere Themen wie Überbevölkerung, oder die Ungerechtigkeiten in Bereichen der Gesundheitsvorsorge oder des Justizsystems.
Das Motiv des Klassenkampfs dient dabei als zentraler Überbau für einen SciFi-Film, der sich betont ambivalent verhält. Zum einen ein Film, der eine unverkennbare Botschaft vermitteln will, zum anderen einer, der sich der konservativen Struktur zahlreicher Genrekollegen bedient. Innerhalb dieses Spannungsfelds entspinnt sich ein zwar vorhersehbarer aber stets äußerst unterhaltsamer und visuell beeindruckender Beitrag zum SciFi-Genre.
Zur bestechenden Optik des Films kommen die großartigen animatronischen und visuellen Effekte hinzu: Bereits in Blomkamps Debüt waren die mechanischen Androiden sensationell animiert/dargestellt und auch hier funktionieren die zumeist in voller Helligkeit stattfindenden Tricks ganz hervorragend. Natürlich machen Tricks alleine noch keinen Film – man braucht auch noch ein paar glaubwürdige Darsteller: Matt Damon, der, wer hätte das gedacht, für den Film tatsächlich massive Muskelpakete aufbaute, passt gut in die glatzköpfige Figur des Aufständlers wider Willen.
Sein Sarkasmus trägt nicht nur dazu bei, Elysium beizeiten etwas mit Humor zu entspannen, sondern lässt auch die Identifikation mit seiner Figur zu. Witzig, dass er „nur“ die dritte Wahl für die Rolle war – nach einem südafrikanischen Rapper an erster und Eminem an zweiter Stelle. Einen krassen Charakterwechsel erfährt Sharlto Copley, der vom unsicheren Wikus Van De Merwe ohne Selbstbewusstsein in District 9 zum wortkargen Söldner der Reichen von Elysium mutiert. Jodie Foster darf nicht nur erneut ihre beeindruckenden Waden zeigen, sondern ist als intrigante Ministerin eiskalt und fies wie nie. Vielleicht hätte man den ihrer Figur ins Leben gerufene Konflikt innerhalb des Elysium noch stärker thematisieren können, aber das ist am Ende Kritik auf recht hohem Niveau.
- Damon, Matt, Foster, Jodie, Copley, Sharlto (Schauspieler)
- Blomkamp, Neill (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (95%)
Elysium wurde 2013 mit den damals aktuellen Red Epics volldigital gefilmt. Dabei nutzt man die 5K-Auflösung der Kamera im anamorphen Modus mit 3296 x 2700 Pixeln. Neben den Red Epics wurden auch noch Canon EOS 5D MKIIs genutzt – und zwar, um (ähnlich der Effekte bei Matrix) Superzeitlupen zu realisieren. Insgesamt 23 Canons kamen dabei zum Einsatz, arbeiteten dabei allerdings „nur“ mit einer Auflösung von 1920 x 1080p. Dennoch kam hier ein 4K-DI zum Einsatz, das den Film über weite Strecken zum FAST-nativen 4K-Werk werden lässt, da ja die Reds anamorph „nur“ mit 3.3K aufnahmen. Allerdings sind 3.3K schon eine ganze Menge und der Schritt zum 4K-DI war dann auch nicht mehr weit. Für das Bild spricht dann zusätzlich noch ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die Kontrastdynamik nach statischem HDR10.
Letztere sorgt beim Auslesen über den Panasonic-Player für erstaunliche Werte von 2594 Nit Maximalhelligkeit und 1698 maximaler Durchschnittshelligkeit. Und in der Tat: Die UHD-BD von Elysium lebt maximal von seiner HDR-Dynamik. Kaum eine Scheibe der letzten Monate lieferte derart eindrucksvolle Kontrastdynamiken ab wie diese. Schon bei regulärem Mischlicht ohne große Dynamiksprünge lüftet die 4K-Scheibe einen Schleier vom Bild, der im Vergleich bei der BD vorhanden ist. Schon die Totalen über die Slums auf der Erde profitieren davon, in dem sie nicht mehr so diesig aussehen. Schwarz ist sichtbar knackiger und helle Bereiche erscheinen durchweg leuchtender.
Sobald die Nacht über das Geschehen einbricht, werden Spitzlichter wie die Lichtquellen bei 30’02 oder 57’43 mit viel mehr Punch und deutlich mehr Unterschieden in den Farben wiedergegeben. Auch die Oberlichter in der Fabrikhalle sind knackiger (10’55) und zu keiner Zeit sumpft die Scheibe im Schwarz ab oder überstrahlt im Weiß. So muss HDR aussehen. So und nicht anders. Da kann man dann auch locker darüber hinwegsehen, dass VIEL mehr Auflösung nicht drin ist. Zwar sind Details in der Tiefe noch etwas klarer abgegrenzt und (auch durch die Kontrastdynamik) Fältchen auf Gesichtern sind etwas dreidimensionaler, aber ein gigantischer Auflösungsvorsprung ist hier nicht auszumachen – was wiederum zeigt, wie gut die BD bereits aufgelöst war.
Aber noch mal zurück zum HDR-Effekt. In den zahlreichen Szenen, in denen man die Erde an Elysium vorbei gefilmt sieht, ist der blaue Planet viel strahlender und kräftiger blau. Auch hier wirkt’s, als hätte man vom Bild der BD den Grauschleier geholt. Hauttöne erscheinen dazu in den gut ausgeleuchteten Szenen sichtbar natürlicher und mit weniger (im Vergleich) ungesund wirkenden Gelbanteilen.
- Damon, Matt, Foster, Jodie, Copley, Sharlto (Schauspieler)
- Blomkamp, Neill (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (90%)
Die UHD-Blu-ray bietet sowohl für den deutschen als auch für den englischen Sound ein Upgrade. Zwar nicht im Sinne vollster Zufriedenheit für die deutschen Zuhörer, aber immerhin. Denn ausgehend von der 5.1-dts-HD-Master-Spur der alten Blu-ray gibt es nun 7.1-Kanäle mit gleicher Kodierung, die schon im Intro richtig Alarm macht, sobald die zerstörten Häuser zu sehen sind. Kurz vor dem Wechsel zur Raumstation gibt’s dann schon mal einen schönen Sweep und während des Vorbeifilmens der Kamera an Elysium setzt es noch weiteren Tiefbass. Dazu ist die Filmmusik jederzeit sehr räumlich und setzt stets dynamische Akzente. Die deutsche Synchro ist vielleicht eine Spur zu leise geraten, sodass es im Getümmel immer mal wieder etwas unterzugehen droht, was Max und andere Darsteller sagen.
Hervorragend ist durchweg die Surroundkulisse. Was in den Hallen los ist, wenn Max zur Arbeit erscheint, ist wirklich fantastisch räumlich. Von überall her hört man zischende Gerätschaften, Lautsprecherdurchsagen oder hydraulische Maschinen. Als wäre man mittendrin, schaut und hört man zu, wie Roboter zusammengeschraubt werden. Wenn dann Shuttles starten, knattern sie räumlich durch den Orbit und wen sie beschossen werden, pfeifen die Projektile um die Ohren (ab 16’00). Klasse die Actionsequenz während des ersten Aufeinandertreffens von Max und Agent Kruger. Schon die Zerlegung des Roboters in Zeitlupe fetzt ordentlich, wird dann von den Schüssen, die später in Super-Slowmotion abgefeuert werden aber noch getoppt. Hier wird dann auch deutlich, dass (Überraschung:) der deutsche Sound nicht nur lauter eingepegelt ist, sondern etwas voluminöser agiert und im Tiefbass mehr Wucht hat als das englische Pendant. Schön übrigens, dass feine Signale wie das Zwitschern von Vögeln auf Elysium genauso räumlich und atmosphärisch wiedergegeben werden wie die satten Kampfsequenzen.
- Deutsch: DTS HD-Master (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Da die Ultra HD-Blu-ray in Deutschland ohne zusätzliche Blu-ray erscheint (leider typisch für Sony-Backkatalog-Titel), muss man mit den Extras vorlieb nehmen, die auf der UHD-BD enthalten sind. Immerhin GIBT es hier mal Bonusmaterial – und zwar sogar welches, das bisher nicht auf der BD enthalten war. Insgesamt vier Featurettes warten auf der 4K-Scheibe. In „Exoskelette, Explosionen und die Action-Choreographie von Elysium“ gibt’s eine gute halbe Stunde Einblicke in die aufwändige Maske und das Anbringen des Exoskeletts an Matt Damons Körper. Auch die Arbeit und Dekonstruktion des Nissan GT-R wird erzählt – inklusive Achsbruch bei Testfahrten.
„Der Held, der Psychopath und die Charaktere in Elysium “ erzählt von den unterschiedlichen Figuren und bleibt mit sechs Minuten etwas kürzer bemessen. Ebenfalls eher kurz, dafür aber sehr interessant ist „Die Kunst der Elysium-Miniaturen“, in der erzählt wird, wie man per Miniatur-Set und -Modelle den Crash des Raven realisierte. Klar wird, wie viel Wert Blomkamp auf praktische Effekte legt, um so realistisch wie möglich zu bleiben. „Bugatti 2154“ ist zwar reine Bugatti-Werbung, schafft aber immerhin den Spagat zum Film. Denn das Shuttle, das Carlyle im Film fliegt, wurde zwar von Blomkamp entworfen, aber tatsächlich von einem der Bugatti-Designer finalisiert, der auch am Veyron arbeitete. Man merkt dem Regisseur an, wie aufgeregt er über diesen Fakt gewesen ist. Die alten Featurettes der Blu-ray fehlen allerdings, wie oben erwähnt. Wer also auf Extramaterial steht, der behält seine Blu-ray des Films noch.
Gesamtbewertung Elysium (90%)
Elysium wurde zwar von der Kritik nicht so wohlwollend aufgenommen wie District 9 zuvor, ist aber ein mit Sozialkritik nicht geizender und deshalb auch heute noch hochaktueller SciFi-Film mit tollen Kampfszenen und gut aufgelegten Darstellern. Die UHD-BD bietet den Film nun mit einer 7.1-Spur fürs Deutsche und einem hervorragenden englischen Atmos-Sound. Dazu ist das Bild in allen Belangen besser als jenes der Blu-ray – das Upgrade lohnt also in jedem Fall.
- Damon, Matt, Foster, Jodie, Copley, Sharlto (Schauspieler)
- Blomkamp, Neill (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 11. Februar 2021 | Review am: | 23. Februar 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 2013 | Laufzeit: | 110 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD MA 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Elysium Trailer:
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Grad angekommen….werd ich mir nachher mal zu Gemüte führen….