Inhalt (75%)
Als man 2016 mit Doctor Strange als zweitem Film der dritten MCU-Phase ins Kino ging, konnten vor allem hierzulande zunächst nicht sonderliche viele Kinogänger (ohne Marvel-Background) etwas mit der Figur anfangen. Iron Man, Hulk, Captain America haben eine weitaus höhere Bekanntheit als jener ehemalige Neurochirurg, der (zunächst) aus selbstsüchtigen Motiven Hilfe bei Magiern suchte, um dann selbst einer zu werden. Doch so irritierend wie es zunächst erschien, einen Magier ins MCU zu integrieren, so überraschend gelungen und erfolgreich war der Erstling. Immerhin hält sich er sich mit einem Gesamteinspiel von 670 Mio. US Dollar noch vor den ersten beiden Iron Man oder Auch den ersten beiden Thor-Filmen.
Und das liegt nicht nur daran, dass der Magier frischen Wind ins etwas ausgelutschte Haudrauf-Superhelden-MCU brachte, sondern mit ungewohnter Besetzung an den Start ging. So rümpften im Vorfeld vermutlich viele Filmfans die Nase, als es hieß, Sherlock-Holmes-Darsteller Benedict Cumberbatch solle die Rolle übernehmen. Der Brite erschien vielen zu intellektuell, zu sehr Arthaus. Und er strafte die Kritiker allesamt Lügen. Gerade die distinguierte, britische Art, die Cumberbatch wie kaum ein anderer Schauspieler seiner Generation ausstrahlt, funktioniert in der Rolle perfekt. Für den anfangs vornehmlich arroganten Strange brauchte man einen etwas spröderen Schauspieler. Dass sich Strange in der Folge durch die Mitwirkung in den weiteren Avengers-Filmen zum heimlichen Favoriten mauserte, liegt ebenfalls an Cumberbatch. Den nach und nach zur Figur hinzuaddierten trockenen Humor kann keiner so gut wie er.
Zuletzt hatte man Strange allerdings in Spider-Man: No Way Home etwas als Sprücheklopfer verheizt und zum Ende des Films nur mühsam die Kurve wieder bekommen. Außerdem zeigte sich das MCU in der vierten Phase bisher etwas inkonsistent und angeschlagen. Nicht nur aufgrund der Pandemie machte sich eine gewisse Superhelden-Müdigkeit breit. Der Endkampf der Avengers war gefochten und es fiel den Machern erstaunlich schwer, mit neuen Figuren einen neuen Start in die nächsten Phasen zu starten. Dass mit Black Widow zudem ein Film dabei war, der viel zu spät ins MCU eingeflochten wurde, tat dem Franchise auch nicht gut.
Ganz nebenbei kümmert man sich verstärkt um zahlreiche Serien-Spin-offs aus den Filmen, was wiederum dazu führte, dass man so richtig restlos alles, was von nun an in den Filmen passiert, nur verstehen konnte, wenn man die Serien auch gesehen hatte. Wie würde sich unter all diesen Umständen der zweite Solo-Auftritt von Strange in Doctor Strange in the Multiverse of Madness schlagen? Zumal im Verlaufe der Produktion der eigentlich vorgesehene Scott Derrickson, der schon den ersten Teil inszeniert hatte, vom Regieposten abgezogen wurde. Mit der Verpflichtung von Sam Raimi schien noch deutlicher, dass man zuvor bereits erwähnte Horror-Elemente noch intensivieren würde – immerhin ist Raimi der Schöpfer von Tanz der Teufel.
Jetzt darf und sollte man von einem FSK-12-Film kein Splatterfest erwarten, aber immerhin tötet Scarlet Witch gnadenlos und die eine oder andere gruselige Maske gibt’s ebenso zu sehen wie (tatsächlich) mal fließendes Blut. Auch die Untoten-Szenerie nach 98 Minuten ist typisch Raimi. Überraschend aber ist vor allem die Tatsache, wie gnadenlos man Wanda hier vorgehen lässt. Ihre Motivation mag nachvollziehbar sein, aber ihre Eiseskälte in Form von unbarmherzigen Exekutionen überrascht dann durchaus. Raimi kontert das mit dem typischen Humor, den Strange an den Tag legt. Witzige Wortwechsel, die Cumberbatch einfach drauf hat, sorgen für Unterhaltung – beispielsweise, wenn er nach 15 Minuten drei Fragestellern nacheinander antwortet. oder sich über die Illuminati lustig macht. In puncto Action legt Doctor Strange in the Multiverse of Madness zwar keine neue Messlatte, liegt aber auf solidem Niveau. Was dem Film nicht ganz so gut tut, ist die haushohe Überlegenheit Wandas. Zum einen wirkt es nie so, als könne man sie gefährden, zum anderen braucht sie dafür nur etwas mit den Armen zu wedeln und rote Feuerbälle versenden – spektakulär-dynamisch ist das nicht.
Schön hingegen sind die Ausflüge in die Räume zwischen den Universen. Zwar ist hier alles computeranimiert, aber visuell macht das schon was her. Hier funktionieren die Tricks auch ganz gut, während das im Kampfe gegen Gargantos längst nicht immer der Fall ist. Dass der Film nach gut einer Stunde mal etwas durchhängt, ist nicht das Problem mangelhafter CGI-Szenen, sondern der einfach nicht so wirklich spannenden Story. Und die leidet noch zusätzlich darunter, dass man das Verhältnis zwischen Strange und Chavez zu schwach herausgearbeitet hat. Raimi kontert das immerhin mit großartigem Fanservice und Querverweisen auf dessen frühere Filme. Wenn sein guter Freund und Tanz-der-Teufel-Scherzkeks Bruce Campbell als Pizzabällchen-Verkäufer auftritt, ist das nicht nur ein erwartbares Cameo, sondern auch ein augenzwinkerndes Zitat auf die Evil-Dead-Filme.
- Cumberbatch, Benedict, Olsen, Elizabeth, Ejiofor, Chiwetel (Schauspieler)
- Raimi, Sam (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (85%)
Doctor Strange in the Multiverse of Madness wurde mit der Panavision Millennium DXL 2 IMAX sowie mit der Red Ranger Monstro IMAx aufgenommen. Beide Kameras zeichnen in 8K auf, was für die UHD Blu-ray über ein 4K DI transportiert wurde. Hinzu kam – disneytypisch – noch ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie HDR10 als dynamisches Kontrastformat. Die 4K-Scheibe bietet gegenüber der Blu-ray das in allen Belangen noch plastischere, dreidimensionalere Bild.
Schaut man sich die erhabenen Stickereien auf Stranges rotem Umhang an, werden diese so griffig wiedergegeben, dass man sie förmlich anfassen möchte. Außerdem tappt die Disk zu keiner Zeit in die gleiche Falle, die Eternals so unglaublich dunkel erscheinen ließ. Das HDR hat die UHD Blu-ray gut im Griff und dunkle Bereiche bleiben stets sehr gut durchzeichnet. Herausragend ist auch hier die Bildruhe, die keinerlei Rauschen offenbart. Im Prinzip wirkt es hier fast noch ein wenig digital-glatter als über die Blu-ray, auch wenn feine Auflösungsdetails noch etwas schärfer sind. Dennoch: Gesichter und Oberflächen sind hier und da doch etwas glatt und flach.
Hervorragend gelungen ist aber wirklich die Kontrastabstimmung. Eben überall dort, wo die Blu-ray mit zu heller Abstimmung und überstrahlenden Flächen oder schwach abgegrenzten Details zu tun hat, zeichnet die UHD Blu-ray perfekt durch. Beispielsweise auch bei den digital kreierten Hochhäusern nach knapp 38 Minuten. Kein Überstrahlen mehr, schöne Differenzierung und die Regenbogenfarben am Himmel sind sichtbar kräftiger.
Das gilt auch für die gleichen Farben ein paar Sekunden später. Denn wo die UHD-BD sie deutlich am oberen Bildrand zeigt, verschweigt die Blu-ray sie fast komplett (38’19). Spitzlichter reißen zwar keine Bäume aus, sind aber durchweg definierter als über die Blu-ray. Abgesehen von der digitalen Glätte (nicht auszuschließen, dass hier doch noch etwas nachgeholfen wurde) ein sehr gutes Bild.
Tonqualität (75%)
Akustisch gibt es das bekannte Programm: Dolby Digital Plus fürs Deutsche und DTS HD-Master fürs Englische. Jetzt war es bei den bisherigen Disney-Titeln so, dass die englische Tonspur nicht im Mindesten besser klang als die Deutsche. Oft sogar schwächer. Denn Dolby Digital Plus ist hier nicht das Problem, sondern schlicht die Disney-Abmischungen. Für Doctor Strange in the Multiverse of Madness gilt seit längerem Zeit aber mal wieder, dass die Synchro mit der englischen Fassung im Tiefbass nicht ganz mithalten kann. Während der Introszene rumpelt es über die Originalspur bei Minute 3’37 doch ein bisschen kräftiger. Und auch beim Herabfallen des Gargantos kann der O-Ton hier mehr Wucht erzeugen.
Das ist zwar immer noch kein Bass, wie man ihn von den Referenzfilmen gewohnt ist, doch für Disney-Verhältnisse geht’s recht ordentlich zu. Ab und an kommt da sogar der deutsche Ton ganz kräftig rüber (85’28). Während die generelle Räumlichkeit bei Disney-Titeln nicht mustergültig ist, gefallen vor allem die Zaubertricks von Strange – beispielsweise, wenn die Kamera einmal um diese herum fährt. Schade, dass die Dynamik einfach nicht das bringt, was man von einem solchen Film erhoffen würde. Dialoge bleiben immerhin jederzeit gut verständlich und sind klar. Apropos Stimmen: Wie in allen Sprachen kommt der erste Dialog zwischen America und Stephen in Spanisch mit deutschen Untertiteln.
Wie bei den Disney-Titeln üblich, kommt auch Doctor Strange in the Multiverse of Madness über die UHD Blu-ray mit einer englischen Atmos-Fassung, während die deutsche Synchro bei Dolby Digital Plus verbleibt. Die Atmos-Fassung unterscheidet sich im Tiefbass kaum gegenüber der DTS-HD-MA-Spur auf der Blu-ray, verteilt die Surroundeffekte aber ein wenig platzierter. Hören wir uns die Höhenebene an, beginnt es direkt mit einigen Wuschgeräuschen, während die Protagonisten durch die verschobenen Dimensionsebenen sprinten. Bei 9’17 knarzt der Bus bedrohlich und bei 10’10 bekommen wir die Akustisch aus der Sicht des Gargantos vermittelt. Cool, wenn bei 11’30 das Motorrad fällt und bei Minute 30 gibt’s dann einen sehr effektvollen Moment, wenn Scarlet Witch das erste Mal angreift und das Dach des Hauses bedrohliche Geräusche von sich gibt.
Und auch ihre Stimme hört man kurz darauf sehr atmosphärisch von oben (32’35). Beginnen daraufhin erneut die Verschiebungen in den Dimensionen, setzt es gleich mehrfach 3D-Sounds. Bis zu diesem Punkt hätte man allerdings durchaus mehr erhoffen und auch erwarten dürfen. Bei Minute 42 wird dann die Off-Stimme der Memory Lane auf die Heights gelegt und knapp neun Minuten später krümmt sich der Raum erneut unter massivem akustischen Getöse. Etwas unangenehm sind die verzerrten Stimmgeräusche, die nach 69 Minuten ertönen, weil Black Bolt sie in einer Schallwelle von sich gibt. Kurz darauf bröckeln dann mal wieder Teile von Steinsäulen während des Fights mit Wanda – hübsch auch kurz darauf das knackige Zersplittern von Glas und Wandas Stimme in Charles Kopf nach 79 Minuten. Während der Actionszenen nach 104 Minuten setzt es dann erneut zahlreiche 3D-Sounds. Das geht in Summe so in Ordnung, auch wenn nichts wirklich Innovatives oder äußerst dynamisches präsentiert wird.
- Deutsch: Dolby Digital Plus 7.1 (75%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (50%)
Im Bonusmaterial (exklusiv auf Blu-ray) wartet zunächst einmal der Audiokommentar, den Sam Raimi mit Koproduzent Richie Palmer und Skript-Writer Michael Waldron bestreitet. Dazu gibt’s Pannen vom Dreh, drei zusätzliche Szenen und drei Featurettes. In „Wie das Multiversum entstand“ geht’s um die Möglichkeiten, die mit dem Multiversum in Phase IV eröffent werden. „Gestatten: America Chavez“ stellt kurz die neue Figur des Films vor und „Der Wahnsinn hat Methode“ kümmert sich dann mehr um Sam Raimi. Alle Extras sind untertitelt.
Gesamtbewertung Doctor Strange in the Multiverse of Madness (78%)
Auch wenn aus dem zweiten Doctor Strange kein Horrorfilm geworden ist, weist er sichtbar die Stilmittel eines Sam Raimi auf. Dass trotz schwachen Drehbuchs, blasser Figurenzeichnung und wenig berührender Geschichte kein „blanker Horror“ draus wurde, ist vor allem Cumberbatch zu verdanken. Er ist in der Rolle nach wie vor klasse und dominiert den Film. Seine Gags lohnen den Film – ebenso wie die netten Zitate an Raimis frühere Werke.
Visuell lockt die UHD Blu-ray mit dem deutlich besser kontrastierten Bild. Der deutsche DD+-Ton liegt im Mittelfeld der bisherigen Disney-Produktionen.
- Cumberbatch, Benedict, Olsen, Elizabeth, Ejiofor, Chiwetel (Schauspieler)
- Raimi, Sam (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 28.07.2022 | Review am: | 06.08.2022 |
Erscheinungsjahr Film: | 2022 | Laufzeit: | 127 Minuten |
Filmstudio: | Disney | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2,39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital Plus 7.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Doctor Strange in the Multiverse of Madness Trailer:
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Hmm, wird hier absichtlich nicht darauf eingegangen, das der Film KOMPLETT im IMAX Format nur bei D+ zu sehen ist und Disney mal wieder nur mindere Verwertung für die UHD Disc gewährt? Wieso sollte ich mir den Film in 21:9 mit Balken oben und unten anschauen (zwangsweise in einem Standardkino gemacht), wenn es diesen auch in nahezu kompletten 16:9 gibt? Gibt ja leider etliche andere Marvel Filme, wo man IMAX Szenen in UHD nur per Stream bekommt. Die Käufer der Discs werden schön verarscht.
Über was sich der Deutsche immer meckern muss ist schon traurig, der Amazon Unterstützungs-Link ist mir nicht mal aufgefallen. Außerdem finde ich die Arbeit dieser Seite außerordentlich gut und komme für Tests immer nur hier her, sich über so etwas aufzuregen ist echt schon unverschämt.
Zur Scheibe, ich war etwas verwundert das sie nur 85% im Bild bekam, hatte ihn auf Disney+ gesehen und muss sagen nach 5 Jahren mit nem UHD TV, ist dass das beeindruckendste Bild in einem 4K Film gewesen, was ich bis dato gesehen hab. Ich fand das kam endlich mal den ganzen geschönten 4K Demo Material was man auf Youtube hat nah. Wirkte herrlich plastisch, tolles HDR. Für mich der erste lohnende 4K Film, unter all den 2k upscale Zeug.
Schön geschriebene Rezension. Hab die 4K-Scheibe seit Veröffentlichung bei mir stehen.
Aber war es hier tatsächlich notwendig, 4! Verlinkungen zu Amazon einzufügen?
Verstehst du, wie sich ein unabhängiges Portal wie 4kfilme.de finanziert? Woher soll denn bitte das Geld kommen, wenn wir nach deiner Auffassung nicht einmal einen Affiliate-Link in eine Rezension mit 10.000 Zeichen setzen dürfen? Ich bin für Vorschläge offen…
Zweideutige Überschriften weglassen wäre ein Vorschlag
Ein UHD BluRay Test von einem FSK 12 Film Fantasy Film mit der Überschift „Der blanke Horror?“ vermittelt erstmal einen falschen Eindruck. Ich dachte erstmal die UHD wurde in den Sand gesetzt. Das im Hinterkopf verleitet nicht gerade zu einem Spontankauf über euren Link.
Ich meinte nicht, dass KEIN Link hätte drin sein dürfen, sondern EINER am Ende auch gereicht hätte. Oder vielleicht kleinere. So stört die große mehrfache Anzeige den Lesefluss.
Ja da gebe ich dir recht, wenn man bedenkt das beim runterscollen die rechte Seite zu 75 % bei jedem Artikel, etc komplett leer ist.
Seitenbreichsunterteilung abändern, Verlinkung nach rechts und dynamisch scrollbar machen, also dass sich die Amazon-Verlinkung beim Scrollen einfach mit nach unten bewegt (Scrollbar ausblenden)
Der Artikel bleibt ohne Werbunterbrechung lesbar und die Verlinkung/ Werbung selbst ist immer da un direkt in den Artikel eingebunden ohne das auch ein Werbeblocker automatisierten Einfluss hat.