Mit „Der Soldat James Ryan“ spendiert Paramount Home Entertainment einem weiteren Katalogtitel einen hochwertigen 4K Blu-ray Release. Der Weltkriegs-Epos von Steven Spielberg kann sich nicht nur sehen, sondern vor allem auch hören lassen, wie unser Test verrät.
Inhalt (85%)
Im Laufe der aktiven Kinogänger-Zeit schaffte es trotz häufiger Horrofilme nur ein Werk, die Eingeweide des Autors dieser Zeilen einmal umzudrehen und wieder auszuspucken – Steven Spielbergs Soldat James Ryan. Wenn es irgendeinen Film gibt, der einem die Unbarmherzigkeit und Schrecken des Kriegs beibringt; die Anonymität, in der man elendig auf dem Schlachtfeld verreckt; den Schmerz, der durch weggeschossene Gliedmaßen entsteht – dann ist das wohl der im Original Saving Private Ryan betitelte Film. Bei aller Liebe zum Horror und Splatter – meinem Magen ging es während der ersten 30 Minuten wirklich nicht gut. Das liegt natürlich nicht nur an der minutiös geplanten Sequenz und dem intensiven Schauspiel der Protagonisten, sondern vor allem an der Kamera-Arbeit von Janusz Kaminski. Der Kameramann, mit dem Spielberg zuvor schon in Schindler’s Liste zusammenarbeitete, nutzte diverse Mittel – von der händische geführten Wackeloptik bis zu veränderten, kürzeren Belichtungszeiten der Kamera. Kaminski nahm dadurch selbst die Rolle eines Soldaten ein. Er duckte sich mit der Kamera, tauchte mit ihr gemeinsam unter, als die Infanterie aus den Booten ins Wasser ausgespuckt wird und schmeißt sich mit seiner Kamera in den Sand, wenn die Kugeln an ihm vorbeiflitzen. Durch die Verkürzung der Belichtungszeit, „frieren“ Objekte praktisch ein. Auf diese Weise reduzierte Kaminski die Bilder teilweise auf ein Viertel der üblichen Belichtungszeit, was gerade bei herumfliegenden Trümmern oder Explosionen für sichtbare Details sorgt.
Was die Kamera auf der einen Seite leistete, flankierten die Darsteller auf anderen Seite. Tom Hanks zeigte, dass er nach einem einfältigen Pralinen-Liebhaber und einem Kosmonauten genauso glaubwürdig einen Infanteristen geben konnte. An seiner Seite sah man junge Nachwuchsdarsteller wie Barry Pepper oder auch einen Vin Diesel, der hier noch weit von seiner Pitch-Black- oder gar Fast-&-Furious-Ruhm-Zeit entfernt war. Matt Damon indes hatte die undankbare Rolle des „letzten Sohnes“ der Familie und blieb schon rollentechnisch weit unter seinen Möglichkeiten. Ohnehin krant es bei Der Soldat James Ryan letztlich an der eigentlichen Story. Zwar liegen der Story Tatsachen zugrunde, doch mit zunehmender Laufzeit des mit 170 Minuten nicht gerade kurzen Films, verflacht die Suche nach „Private Ryan“ zunehmen und schlägt immer wieder ins Kitschige um. Dass Spielberg dabei durchaus patriotisch zu Werke ging, sei ihm verziehen. Immerhin bemühte er sich stets auch um die Grauzonen zwischen dem Schwarz und Weiß und bleibt durchweg mehr auf dem Boden als ein später in Hollywood erfolgreicher deutscher Regisseur aus Stuttgart.
Bildqualität (90%)
Der Soldat James Ryan wurde seinerzeit vollständig analog aufgenommen. vom 35mm-Material nahm man einen 6K-Scan vor, um möglichst viel Information des Filmstreifens einfangen zu können. Für Spielbergs Film lag das Haupt-Augenmerk darauf, den Original-Look des Original-Positivs wiederherzustellen. Hier kam es vor allem darauf an, den harten Kontrast sowie die entsättigten Farben so nahe wie möglich an das heranzuführen, was Spielberg seinerzeit im Kopf hatte. Warum dann allerdings das Bildformat von 1,85:1 auf Vollbild-16:9 geändert wurde, lässt sich nur mutmaßen. Irgendetwas müssen sich Spielberg und Kameramann Janusz Kaminski ja dabei gedacht haben, ihren Saving Private Ryan mit leichten Balken oben und unten zu filmen. Für den 4K Scan hat man nun diese Balken wieder demaskiert. Ob das von Spielberg so intendiert ist/war oder man beim Scan einfach gepennt hat, bleibt wohl ein Geheimnis.
„Der Soldat James Ryan“ sah niemals besser aus
Anbieter Paramount hat zudem noch einen erweiterten Farbraum (BT.2020) sowie eine höhere Bilddynamik (High Dynamic Range) integriert – letztere neben der HDR10 sogar als Dolby-Vision-Variante. In der Praxis sieht man dann deutlich das von der Blu-ray unterschiedliche Color Grading. Während die bisherige BD einen sichtbaren Schwenk ins Grün machte, hat die UHD diesen eliminiert und präsentiert harmonischere Brauntöne. Das kommt nicht nur den Szenen am Strand zugute, bei denen der Sand nun neutral aussieht, sondern passt auch besser zu den Uniformen. Auch Hauttöne wirken jetzt viel realistischer. Kommt mehr Farbe ins Spiel – beispielsweise Orange bei Feuersituationen oder Rot bei den vielen offenen Wunden und Verletzungen, wirkt beides satter und gleichzeitig realistischer. Vorher tendierte gerade Orange eher ins Gelbliche, was wenig authentisch erschien. Aber auch Sequenzen vor dem Hintergrund grüner Wiesen wirken lebendiger – auch weil sich die nun braunen Uniformen besser und plastischer vor dem grünen Gras ablösen.
In Sachen höhere Bilddynamik sorgt die Anpassung durch Levinsons Arbeit tatsächlich für härtere Kontraste, was in wenigen Situationen bei dunklen Szenen schon mal zu leichtem Detailverlust im Schwarz führt. Über die gesamte Laufzeit gesehen ist das Bild der 4K-Fassung aber wesentlich harmonischer und eindrucksvoller. Im Vergleich zwischen Dolby Vision und HDR10 ist es ab und an Geschmackssache, welche Variante man bevorzugt. Dolby Vision liefert noch etwas steilere Kontrastflanken, aber auch das etwas deutlich sichtbare Korn. HDR10 kommt einen Hauch weicher rüber, dafür vielleicht eine Spur ausgewogener.
- Hanks, Tom, Burns, Edward (Schauspieler)
- Spielberg, Steven (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
- Der Soldat James Ryan auf iTunes (UHD/HDR/Dolby Vision/Atmos)
- Der Soldat James Ryan auf Prime Video (HD/SDR)
Tonqualität (80%)
Der deutsche Ton war leider bisher nur Dolby Digital – und bleibt das auch im Falle der UHD. Hier gibt’s keine Bearbeitung zugunsten hochauflösender Akustik oder gar 3D-Sound. Die Surround-Effekte der deutschen Dolgy Digital 5.1 Tonspur begeistern aber wie damals auf der regulären Blu-ray. Hier arbeitet die Kameraführung von Janusz Kaminski Hand in Hand mit den 2D-Klanginformationen zusammen. Vor allem in den ersten 30 Minuten wird man von der Klangkulisse förmlich erdrückt – im positiven Sinne.
Maschinengewehrfeuer, einschlagende Mörsergranaten, Schreie verwunderter Soldaten – das alles in Kombination mit dem großartigen 4K Remaster vermittelt einem ungefiltert den „Schrecken des Krieges“. Bewerten wir nur einmal die 2D-Ebene der deutschen Tonspur, dann ist eine Wertung von 80% gerechtfertigt. Eine verlustfreie Audiospur oder 3D-Soundverarbeitung wäre möglich gewesen und wurde sogar für den Originalton umgesetzt. Das mehr Audioinformationen aber nicht immer ein besseres Klangerlebnis versprechen schildern wir euch in den nachfolgenden Absätzen:
Englischer Originalton mit falschen 3D-Effekten
Der ist allerdings durchaus mit auf der UHD – aber eben nur für den Originalton. Und auf den war man im Vorfeld durchaus gespannt. Immerhin ist die erste halbe Stunde ein Feuerwerk an Effekten und geradezu prädestiniert für Schüsse und Querschläger auf dem Höhenkanal. Wechselt die Szenerie auf die Landungsboote, tut der Sound dann allerdings einfach zu viel. So hört man das anbrandende Wasser am Bug der Transportschiffe ebenso aus der Höhe wie über die reguläre Ebene – was Unsinn ist, wenn die Kamera auf der gleichen Position steht. Sobald sich die Luken öffnen, wird es dann so unübersichtlich, dass man nicht mehr genau definieren kann, wo die Kamera und somit die Hörposition sich gerade befindet. Hier kann man dann durchaus wohlwollend davon sprechen, dass die zahlreichen Sounds, die man von den Heights hört, vielleicht auch dorthin gehören. Das MG-Feuer aus den Bunkern jedoch hat da absolut nichts verloren. Hier ist die Kamera zum Teil sogar oberhalb des Maschinengewehrs und dennoch ballern die Höhen-Lautsprecher fröhlich mit. Nein, das ist nicht so ganz im Sinne des Erfinders. Denn VIEL heißt nicht gleichbedeutend GUT oder gar RICHTIG. Schade ist das vor allem deshalb, weil die dezidierten und korrekt gesetzten Soundeffekte dadurch entwertet werden und nicht mehr herausragend. Hier wäre WENIGER tatsächlich MEHR gewesen. Freunde von 3D-Tonspuren, die möglichst viel von oben hören wollen, sind hier allerdings bestens aufgehoben. Denn es wirkt beinahe so, als hätte man den Ton abzüglich der Stimmen schlicht um eine Ebene nach oben erweitert.
Apropos reguläre Ebene: Natürlich besteht eine Dolby-Atmos-Spur nicht nur aus Höhen-Informationen. Was die verlustfreie Dolby-Variante (Englisch) hier auf das übliche 5.1-Setup zaubert, ist schlicht sensationell und gehört auch heute noch zum Besten, was Kino/Heimkino zu bieten hat. Vollkommen zurecht gab’s dafür den Oscar für den besten Ton und den besten Tonschnitt. Authentizität nur sein kann: Zieht euren Höhen die Stecker raus und genießt den Atmos-Sound im 5.1-Setup!
- Deutsch: DTS-HD MA 5.1 – 80%
- Englisch: Dolby Atmos – 70%
Bonus (0%)
Bonusmaterial ist leider Fehlanzeige, da die reguläre Bonus-Disk der bisherigen Blu-ray nicht integriert wurde.
Gesamtbewertung Der Soldat James Ryan – 4K Blu-ray (85%)
Damals wie heute: Die Eröffnungssequenz von Der Soldat James Ryan gehört zum intensivsten, das Kino jemals erzeugt und vermittelt hat. Wer sich das anschauen und völlig kalt bleiben kann, sollte mal seinen Pulsschlag kontrollieren und nachforschen, ob er nicht selbst schon mausetot im Sandstrand der Normandie liegt. Die UHD bringt dieses extrem intensive Erlebnis in ihrer bisher filmischsten und natürlichsten Form ins Heimkino, liefert dazu vor allem eine Schärfe, die in Close-ups wirklich toll ist und genau den harten Kontrast, den er im Kino einst hatte – ein klares Upgrade in Sachen Bildqualität. Während der schon bekannte deutsche Dolby-Digital-Ton unverändert bleibt, legt die englische Atmos-Fassung richtig los. Auf der regulären Ebene hat sie Referenzqualität. Auf der Höhen-Ebene will sie eindeutig zu viel des Guten und gefällt damit nicht den Puristen und Freunden der korrekten Vertonung, sondern nur jenen, die möglichst viel Geballer von überall haben wollen.
- Hanks, Tom, Burns, Edward (Schauspieler)
- Spielberg, Steven (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
- Der Soldat James Ryan auf iTunes (UHD/HDR/Dolby Vision/Atmos)
- Der Soldat James Ryan auf Prime Video (HD/SDR)
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 14. Juni 2018 | Review am: | 26. Mai 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 1998 | Laufzeit: | 169 Minuten |
Filmstudio: | Paramount Home | FSK: | Ab 16 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
|
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS-HD MA 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
Der Soldat James Ryan Trailer:
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War in Media Markt vor Ort und habe mir auf der Uhd Bluray die Daten angesehen. Da stand gar nichts von Dolby Atmos. Kann es sein das nur die UNited Kingdom Version Atmos drauf hat? Kann mir das jemand sagen oder vielleicht eine Seite wo man sieht auf welcher Auflage Uhd was drauf ist? Vielen Herzlichen Dank
Hab gerade nochmal ins Menü der Disc geschaut. Dolby Atmos (Englisch) ist vorhanden. Deutsch liegt im Dolby Digital 5.1 Format ab!
Dann muss ein Druck Fehler vorliegen , hinten auf der Hülle steht nichts von Dolby Atmos. Steht bei Ihnen auf der Hülle etwas anderes? Wenn ja müsste man das dann nicht melden? Ich zB würde die Uhd nur kaufen wegen Atmos , weil ich mit der bluray schon zufrieden bin was Bild angeht. Nicht das man abgeschreckt wird die Uhd zu kaufen. Entschuldige bitte. Danke im Voraus
Bei einem der Star Wars 4K Blu-rays stand auch nichts von Dolby Vision auf der Rückseite der 4K Blu-ray, der DV HDR Stream war aber vorhanden. Der englische Originalton liegt in Dolby Atmos vor und auf der Rückseite fehlt diese Angabe. Ist halt ein Fehler. Denke jedoch nicht, dass bei einem so alten Release das Artwork noch einmal angepasst wird.
Als Alternative zum Stecker ziehen bei den Hights: Player auf pcm umstellen und dann dts:neural x wählen. Dann hat man einen besseren Höhenkanal als mit dem Atmos Mix finde ich.
„Der Soldat James Ryan“ sah niemals besser aus
Wenn ich so was wieder lese kommt mir die Galle hoch. Ich habt den Film wohl schon lange nicht mehr gesehen, und denkt jetzt boah wie geil. Der Unterschied zur Blu Ray ist so was von minimal das man nur wenn überhaupt im direkten Vergleich was sehen kann. Und selbst da sieht man kaum einen Unterschied von der UHD zur Blu Ray.
Das neuste Exemplar ist Matrix, da wurde jetzt schon das schöne grün bei der UHD dermaßen runter geschraubt das es keinen mehr auffällt das dass grün bei Matrix wenn sie in der Matrix sind so gewollt war (Blu Ray). Jetzt sieht man nur noch einen ganz dezenten Hauch an grün.
Nein Danke ich bleibe bei meinen Blu Ray Filmen. Der Umstieg blu Ray auf UHD lohnt einfach nicht.
Findest du nicht, dass es auf den Vergleichsbildern einen Vorteil gegenüber der regulären Blu-ray gibt (https://blu-ray-rezensionen.net/der-soldat-james-ryan-4k-uhd/)
Als wenn man auf so was wärend des Bildverlaufs achtet. Wegen dieser 5-6 aha Effekte dafür 20€ mehr Aufpreis gegenüber der Blu Ray ist es mir nicht Wert!
Was denn jetzt los? Wird jetzt der Ton von Blu Ray mit 90 % bewertet?! Denke hier wird die Uhd bewertet, wo aber nur DD vorhanden ist…
Ist ja wie bei Amazon, wo alles in einem Topf geworfen wird und 4 Sterne dadurch raus kommen….
Hallo Sebastian, habe die Bewertung nochmals angepasst. 90% ist für eine 2D-Betrachtung vielleicht gerechtfertigt, es wäre aber sicherlich mehr gegangen. Habe das Ergebnis auf 80% angepasst.
Okay! Jetzt macht es auch alles wieder Sinn! Dachte schon, jetzt wird aus jedem Topf das beste genommen!
UHD bestes Bild und Bluray bester Ton für die deutsche Tonspur. Beides auf einmal geht nicht? Wie arm.
„Die Surround-Effekte der deutschen DTS-HD 5.1 Tonspur begeistern aber wie damals auf der regulären Blu-ray.“
Welche BD hat denn da DTS-HD drauf? Kenne nur DD 5.1
Da habe ich mich vertippt. Jetzt steht korrekt Dolby Digital 5.1 im Beitrag.
„Gesamtbewertung Gladiator – 4K Blu-ray (87%)“ – da hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen
Korrigiert. Das war noch von der Vorlage. Die Prozentzahl wurde auch angepasst.