Wir testen Bullet Train mit Brad Pitt auf 4K UHD Blu-ray. Kann der Hochgeschwindigkeits-Actionkracher aus der Feder der John Wick-Macher überzeugen? Wir testen wie immer Inhalt, Bild, Ton und den Bonuscontent!
Inhalt (75%)
Bullet Train basiert auf dem japanischen Roman Maria Beetle aus dem Jahr 2010. Der Zufall wollte es, dass US-Studios überhaupt Wind von der Vorlage bekamen. Am Ende war es dann Sony Pictures, die eine Verfilmung gemeinsam mit Antoine Fuqua realisieren wollten. Fuqua wollte das Ganze zunächst als harten Actionthriller inszenieren, der als Mischung aus Stirb Langsam und Non-Stop angedacht war. Doch dann wechselte man den Regisseur und damit auch den Ton des Films. Fuqua fokussierte sich derweil auf die Produktion und übergab den Regieposten an David Leitch. Für den war das Szenario natürlich ein gefundenes Fressen. Der beim ersten John Wick noch ungenannte, aber an der Regie beteiligte Ex-Stuntman hatte zuletzt mit Atomic Blonde und Deadpool 2 sowie dem FF-Spin-off Hobbs & Shaw für Kasse gesorgt und gezeigt, dass er Action mit hohem Tempo und packenden Choreografien vermischen kann.
Das nun auf einen Zug begrenzte Szenario war natürlich ein gefundenes Fressen für einen herausragenden Stunt-Koordinator wie Leitch. Zumal er hier erneut mit Greg Rementer zusammen arbeiten konnte, der zuletzt die Koordination für Action-Highlights wie Nobody verantwortete. Witzigerweise führte Bullet Train erstmalig Leitch und Pitt als Regisseur/Schauspieler zusammen. Denn die beiden kennen sich gut, hatte Leitch den Darsteller doch bereits 1999 als Stuntman in Fight Club gedoubelt.
Und der Film ist eigentlich ein Selbstläufer: Brad Pitt, ein japanischer Hochgeschwindigkeitszug und jede Menge Auftragskiller – manchmal kann eine Prämisse so einfach sein und doch erzielt sie die maximale Wirkung. Wenn das Skript gut geschrieben, die Dialoge würzig sind und die Darsteller gut aufgelegt, ist das schon mal die halbe Miete. Ergänzt um wirklich gut getimte Action macht das Ganze wirklich Spaß. Witzige Einfälle wie die „leise“ Schlägerei im Silence-Abteil, die wunderbar choreografiert ist oder die grandiose Kamerafahrt, die die Reise einer Flasche Wasser beschreibt, krönen das Geschehen. Nach dem großen Sinn oder Unsinn hinter den Motivationen der einzelnen Killer muss man dabei gar nicht erst suchen. Für den einen ist‘s simple Rache, für den anderen Liebe und für eine dritte Gerechtigkeit. Was neben den Keilereien besonders gut funktioniert, sind die rasanten Schlagabtausche zwischen den Kontrahenten.
Das hat hier und da durchaus etwas von Guy Ritchie oder auch ein kleines bisschen etwas von einem Tarantino. Und gute, bzw. witzige Dialoge braucht Bullet Train. Denn auf zwei Stunden Laufzeit und nicht pausenloser Handgreiflichkeiten gibt es durchaus auch mal Leerlauf und Momente, in denen nicht viel passiert. Die Dialoge aber halten bei Laune. Schon in der Einführungsszene von Brad Pitt gibt’s viel Schmunzeln, wenn sich Ladybug mit Maria Beetle per Telefon unterhält. Für Fans von Heroes ist der furztrocken-witzige Moment der Ticketkontrolle dann ein kleines Fest („“). Die permanenten Zickereien zwischen Lemon und Tangerine gehen dann endgültig ein bisschen in Richtung Tarantino, während Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass) als ordnungsliebender Pedant mit Rotzbremse großartig ist.
Ohnehin ist die Besetzung ein echtes Pfund. Brad Pitt war schon lange nicht mehr so spielfreudig – und das betrifft die Tatsache, dass er den Großteil seiner Stunts selbst gemacht hat, genauso wie seine mitunter superwitzigen Mimiken. Großartig beispielsweise, wenn er die Funktionsweise einer modernen japanischen Toilette erkundet. Aaron Taylor-Johnson punktet nicht nur mit seinem phänomenalen Schnäuzer, sondern etabliert sich immer mehr als cooler Charakterkopf für prägnante Nebenrollen (siehe Tenet). Eiskalt und berechnend wie nur irgendwas gibt sich Joey King als Prince und die augenzwinkernden Kurz-Cameos von Channing Tatum und Ryan Reynolds machen ebenso Spaß.
Dass der in Japan angesiedelte Bullet Train auch ein paar lokale Größen integriert, ist Ehrensache. Hiroyuki Sanada (47 Ronin) als Kimuras Vater bringt Coolness mit und Michael Shannon als Weißer Tod rundet das Ganze ab. Abseits der witzigen Idee, der tollen Action-Choreografie und der gut aufgelegten Darsteller hätte dem Film trotz aller Spritzigkeit in den Dialogen aber eine gewisse Straffung gutgetan. Denn spätestens nach 75 Minuten werden die kompliziert verwobenen Zusammenhänge zwischen all den Profikillern unübersichtlich und (leider) auch etwas belanglos. Hätte man ein/zwei Winkelschläge weniger vollzogen, wäre der Film noch kurzweiliger geworden. Manchmal merkt man, dass das Drehbuch etwas zu viel wollte, um möglichst viele Überraschungen zu platzieren. Da Bullet Train das überhaupt nicht nötig hat, ist das am Ende ein kleiner Wehrmutstropfen.
- Pitt, Brad, King, Joey, Taylor-Johnson, Aaron (Schauspieler)
- Lynch, David (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (95%)
Bullet Train wurde mit drei digitalen Kameras sowie einer analogen Arricam LT gedreht. Das versammelte Material wurde über ein 4K-DI gemastert und bekam ein HDR10- und Dolby-Vision-Grading inkl. im Rahmen von Rec.2020 erweitertem Farbraum. Was über die Blu-ray schon sehr gut ausgesehen hat, bekommt über die UHD Blu-ray noch mal ein Zugewinn an Plastizität und Dreidimensionalität. Die Close-ups von Aaron Taylor-Johnson in seinem blauen Anzug nach 12 Minuten gehören zum Besten, was man auf dem Medium bisher ausmachen durfte. Auch die Bildruhe ist erneut exemplarisch gut. Digitales Rauschen oder Ähnliches lässt sich hier zu keiner Zeit ausmachen. Jedenfalls nicht während der digital gedrehten Szenen.
Da ein Teil der Geschichte (die Herkunft von Wolf) mit einer analogen Kamera gefilmt wurde, ist dort natürlich Körnung zu sehen. Doch weder ist das übertrieben viel, noch stört es, da es hervorragend zur Atmosphäre und der Szenerie passt. Herausragend gut sind die Schwarzwerte, die immer absolut knackig wiedergegeben werden und für einen richtig satten Kontrasteindruck sorgen. Dabei bleibt das Bild stets gut durchgezeichnet und lässt auch in düsteren Ecken nicht nach.
Spitzlichter in Form von kleinen Leuchtmitteln, den Neonlichtern oder Reflexionen in Augen sind prägnant und strahlend. Klasse sind aber durchweg die satteren Farben in den verschiedenen, sich stark ändernden Beleuchtungs-Situationen im Zug. Von tiefem Blau, das bei der Blu-ray einen Hang zum Überreißen hat und hier souveräner dargestellt wird, bis hin zu leuchtenderem Orange als Widerschein auf den Gesichtern vor dem Sonnenaufgang.
- Pitt, Brad, King, Joey, Taylor-Johnson, Aaron (Schauspieler)
- Lynch, David (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (85%)
Der Ton liegt für beide Sprachen in DTS HD-Master vor. Und Bullet Train nutzt die verlustfrei komprimierten Spuren für eine dynamische Vorstellung. Einen ersten Eindruck gibt’s davon, wenn Ladybug einen kleinen Schritt zurücksetzen muss, um seine weißen Leinenschuhe vor dem herannahenden Auto zu retten. Wenn Lemon und Tangerine dann ihre 16, nein 17 Todesopfer beim letzten Auftrag Revue passieren lassen, gibt’s außerdem eine wuchtige Explosion und dynamischen Score.
Dem Bass fehlt’s zwar ein wenig an tiefem Fundament, aber zugegen ist er dennoch und unterstützt das Geschehen auch adäquat. Klasse sind die immer wieder eingestreuten kurzen Soundattacken bei Rückblenden oder während kurzer, dynamischer Punches. Die Filmmusik wird überdies räumlich aufgefächert und sobald der Zug von außen zu sehen ist, rumpelt es meist gewaltig. Pitts Synchronstimme dürfte gelegentlich etwas besser verständlich sein, was aber auch etwas Charakteristik von Tobias Meister ist, der Pitt stets etwas nuschelig gibt.
Wie bei den größeren Sony-Titeln üblich, so kommt auch Bullet Train über die UHD Blu-ray mit einer Dolby-Atmos-Tonspur fürs Original. Die deutsche Synchronfassung bleibt bei der guten DTS-HD-Master-Variante. Während die englische Atmos-Fassung sich nicht grundlegend von DTS-HD-Master-Version unterscheidet, die reguläre Surroundebene mit zahlreichen Effekten unterstützt und im Tiefenbass ebenfalls noch etwas mehr Druck erzeugen dürfte, liefert sie natürlich noch die Höhen-Ebene hinzu. Dort beginnt es mit den Lautsprecher-Durchsagen im Bahnhof, die sehr griffig und dynamisch aus den Heights zu hören sind.
Innerhalb des Zuges sind es dann zunächst nur einige „Wusch-Geräusche“, die mal die Heights bevölkern, während nach 32’10 und 35’50 mal ein Helikopter höchst dynamisch über das Geschehen fliegt. Zwei Momente, in denen eine Art Gewitterkrachen von oben zu hören ist, gesellen sich noch hinzu. Auch ein kurzer Moment mit Musik bei 68’10 sowie das brausende Geräusch des Zuges bei 76’00 wurden auf Heights gelegt. Kurz vor der Ankunft von „White Death“ setzt dann noch mal äußerst laut die Filmmusik über die Deckenlautsprecher ein. Ebenfalls recht dynamisch kommt dann der Crash nach gut 108 Minuten sowie die darauf folgenden Musikeinsätze.
- Deutsch: DTS HD-MASTER (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (50%)
Während der Audiokommentar noch auf Blu-ray und UHD Blu-ray enthalten ist, gibt’s über die Blu-ray insgesamt sieben Featurettes. Zwar haben diese mit drei bis sieben Minuten nur eine relativ geringe Laufzeit, bleiben dabei aber stets informativ und geben wirklich interessante Einblicke in die Dreharbeiten und die Herangehensweise von David Leitch. Sämtliche Extras sind untertitelt.
Gesamtbewertung Bullet Train (85%)
Viele wirklich coole Ideen, ein ebenso großartiges Szenario und zahlreiche, toll aufgelegte Darsteller – Bullet Train gehört schon allein deshalb zu den Highlights der letzten Jahre, weil er eine originäre Story erzählt und sich damit vom Franchise-Kino abhebt. Noch runder wäre das Ganze geworden, wenn er die Story um ein/zwei Figuren und Storywendungen entschlackt hätte. Die UHD Blu-ray überzeugt technisch mit extrem kontrastreichen Bild, einer tollen Auflösung und einem dazu passenden, effektvollen Sound.
- Pitt, Brad, King, Joey, Taylor-Johnson, Aaron (Schauspieler)
- Lynch, David (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 27. Oktober 2022 | Review am: | 02. November 2022 |
Erscheinungsjahr Film: | 2022 | Laufzeit: | 127 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
DTS HD-MASTER 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2022 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved)
Bullet Train Trailer:
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Ach Sony. Wieder keine Deutsche Atmos Spur. Zum Glück hab ich jetzt die Auromatic.
Hallo, heute morgen Bullet Train 4K UHD geschaut. Auf dem Silberling ist die deutsche Audiospur nur in Stereo 2.0. Sollte eigentlich 5.1 DTS-HD MA sein. In allen anderen Sprachen sind die korrekten Audiospuren vorhanden. Kann das jemand bestätigen.