Wir testen „Blues Brothers“ auf 4K UHD Blu-ray! Wenn ein Kultfilm eine 4K-Restauration verdient hat, dann wohl der Rhythm-and-Blues-Knaller mit Dan Aykroyd und John Belushi.
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Die USA Ende der Siebziger: Disko regierte die Welt und Glitzerkostüme die Clubs. In dieser Zeit kommen der bekannte Saturday-Night-Live-Komiker Dan Aykroyd und Musiker John Belushi zum wiederholten Male zusammen. Zunächst nur auf gemeinsame Auftritte in der Standup-Comedian-Show reduziert, beginnen Dan und John gemeinsam Musik zu machen. Ein Plan, den sie schon Mitte der 70er mal ins Auge gefasst hatten, als Belushi noch Hardrockfan war. Ihnen missfällt, dass der Blues in dieser Zeit in den Hintergrund gedrängt wird und so gibt man fortan mit bekannten Musikern als Blues Brothers Konzerte.
Die Kunstfiguren „Jake“ und „Elwood Blues“ hatte man schon zuvor erfunden und im Rahmen der Saturday-Night-Live-Shows auftreten lassen. Als John Belushi aufgrund des Erfolgs der Komödie Ich glaub‘, mich tritt ein Pferd sowie der sich ebenfalls hervorragend verkaufenden Blues-Platte „Briefcase Full of Blues“ zum neuen US-Superstar avancierte, der zudem auch noch gerade mit Steven Spielberg drehte, hofierte man ihn bei Universal und drängte darauf, einen weiteren Film zu produzieren. Ohne ein Drehbuch zu haben und nur mit einer rudimentären Grundidee ausgestattet, gab das Studio grünes Licht für The Blues Brothers.
Dan Aykroyd (später gemeinsam mit Regisseur John Landis) machte sich augenblicklich daran, ein Skript zu verfassen (das zunächst viel zu lang geriet). Der Rest ist Geschichte und das Ergebnis darf mit Fug und Recht neben The Rocky Horror Picture Show zu einem DER Kultfilme überhaupt gezählt werden. Ursprünglich von Aykroyd als Hommage an die Musik und Musiker, die er selbst zelebrierte und verehrte gedacht, konnte keiner ahnen, dass der Film sogar schon bei seiner ersten Kinoauswertung knapp 60 Mio. Dollar einspielte und im Nachgang zum Dauerläufer avancierte, der die Programmkinos bis heute füllt.
Allerdings waren Heimkinofans bis 2016 ein wenig außen vor, war die bisherige Blu-ray-Auswertung von Blues Brothers vom August 2011 doch, sagen wir: suboptimal gewesen. Dann jedoch nach sich das Münsteraner Label Turbine Medien des Films an und brachte 2016 eine nahezu ultimative Blu-ray-Fassung auf den Markt. Angefüllt mit zahlreichen Extras, Comic-Artwort und Blech-Nummernschild kam die Vier-Disk-Edition in einer edlen Pappbox. Wer diese heute noch sein Eigen nennt, hat eine ziemlich kostbare und hoch gehandelte Limited Edition im Schrank.
Außerdem ließ Turbine seinerzeit in Eigenproduktion eine Dolby-Atmos-Abmischung anfertigen, die den fantastischen Soundtrack in neue Qualitätssphären vordringen ließ. Umso erfreulicher, dass Universal Pictures nun (basierend auf der 4K-Neuabtastung von 2020) eine 4K UHD Blu-ray veröffentlicht, die in Deutschland genau diesen Dolby-Atmos-Ton von Turbine lizensiert hat. Und zwar nicht nur aufgrund des akustisch toll klingenden Sounds, sondern vor allem aufgrund der Nachsynchronisation der eingefügten Stellen des Extended Cuts. Denn das Label aus Münster ging damals keine faulen Kompromisse ein. Zumindest die beiden Hauptfiguren sollten mit ihren Original-Synchronstimmen besetzt werden, was bedeutete, Rainer Basedow (Belushis Sprecher) und Thomas Danneberg (Aykroyds Organ) aus dem Ruhestand zu „reißen“.
Noch schwieriger aber war die Tonrekonstruktion der neuen Passagen, für die teilweise Soundeffekte aus anderen Stellen des Films isoliert und neu gesetzt wurden. Da auch Regisseur Landis mit einbezogen wurde, dem es natürlich wichtig war, den Urgeist des Films beizubehalten, durfte gleichzeitig nicht überproduziert werden. Etwas, das als absolut gelungen bezeichnet werden darf.
- Aykroyd, Dan, Fisher, Carrie, Belushi, John (Schauspieler)
- Landis, John (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (85%)
Blues Brothers wurde damals auf 35-mm-Film aufgenommen. Für die UHD Blu-ray ging man ans Original Negativ zurück (zumindest bei den Szenen der Kinofassung) und vollzog einen 4K-Scan. Basierend darauf gab’s HDR10 als dynamisches Kontrastformat und einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Die HDR-Implementierung wurde aber glücklicherweise nicht für eine völlig überzogene Helligkeitsdarstellung oder übertriebene Farbdynamik genutzt, sondern wirkt vor allem mit einem deutlichen Vorsprung in puncto Durchzeichnung. Wo die 2016er BD aufgrund der hinter dem Kirchturm hervorscheinenden Sonne brutal überstrahlte, kann man den Turm nun erkennen und sogar einzelne Sonnenstrahlen.
Auch das grüne Band unter dem Geländer ist nun farblich deutlich wahrnehmbar, wo es zuvor gerade mal so als farbig durchging (16’49). Gleichzeitig gelangen Farben gedeckter, tiefer und natürlicher zum Auge. Die lila Roben des Chors und James Browns roter Umhang sind satter, aber gleichzeitig realistischer. Über die alte BD hatte es eher eine neonartige Ausprägung. Lediglich in dunklen Szenen geht schon mal etwas Durchzeichnung verloren (Kühlergrill 23’59), was aber beim satteren Schwarzwert wieder für Punkte auf der Habenseite sorgt. Hauttöne erscheinen zudem wärmer und angenehmer, während die über die 2016er BD doch arg rosig gewesen waren (29’09). Schauen wir uns dann mal das nächtliche Treiben an, ist einfach fantastisch, was man aus den Neonlicht-Szenen gemacht hat. Bei 32’24 sind sämtliche Leuchtfarben so viel kräftiger als bisher und so satt, dass es eine Wonne ist. Dazu lassen sich die Schriften auf den Leuchttafeln deutlich besser erkennen und ablesen.
Denn was die Auflösung angeht, so liegen dann doch kleinere bis mittlere Welten zwischen der BD von 2016 und der 4K-Scheibe – trotz der Nachschärfung, welche die alte Blu-ray mitunter aufwies. Nimmt man sich die Skyline bei 10’18, so zeichnen sich trotz der Bewegung innerhalb des Kameraschwenks die Etagen der Hochhäuser besser ab und auch die Schrift auf dem Schild lässt sich viel besser lesen. Sträucher bieten einzeln erkennbares Blattwerk, wo vorher weitgehend eher unscharfer Matsch zu sehen war. Wer’s richtig prägnant haben möchte, der schaue sich die Kronleuchter bei 101’04 im Vergleich zur Blu-ray an. Das sind dann wirklich Welten Unterschied in Sachen Detailauflösung.
Dazu ist das Encoding sichtbar souveräner und die Körnung viel feiner und harmonischer. Selbst die über die Blu-ray noch ziemlich furchtbar anzuschauende Sauna-Szene ist nun sichtbar besser encodiert – nicht perfekt, aber deutlich besser. Lediglich die erweiterten Szenen des Extended Cut fallen qualitativ ab, da sie nicht von einem Original-Negativ stammen. Sie sind unschärfer, wirken überkontrastiert(er) und haben ein etwas anderes Grading. So ist Aykroyds Gesicht während des Dialoges bei 37’30 gelblicher und wirkt kränker als bei den Szenen der Kinofassung kurz darauf. Schön wäre gewesen, wenn man hier das Grading etwas besser aneinander angepasst hätte. Letztlich ist das aber Meckern auf hohem Niveau, denn die Anteile der Kinofassung sehen einfach prächtig aus.
- Aykroyd, Dan, Fisher, Carrie, Belushi, John (Schauspieler)
- Landis, John (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (85%)
Wie oben beschrieben, übernahm Universal für die 4K-Fassung von Blues Brothers den Dolby-Atmos-Sound der 2016er Blu-ray von Turbine. Und das ist ein echter Glücksfall – alleine schon aufgrund der hervorragend nachsynchronisierten Szenen. Zwar gibt es über Italien seit 2020 bereits eine 4K-Fassung mit deutschem Ton, doch dieser lag in DTS:X vor und basiert auf dem englischen DTS:X-Ton, der nun auch auf der deutschen UHD Blu-ray enthalten ist. Wenden wir uns aber zunächst dem Atmos-Sound zu, der nach wie vor toll klingt.
Die 3D-Soundinformationen werden vor allem dann genutzt, wenn die Musicalnummern ablaufen. Wenn der Chor in der Kirche erklingt oder wenn während des großartigen „Think“ von Aretha Franklin in die Hände geklatscht wird, gibt’s ebenso Gänsehautmomente durch die Höheninformationen. Auch das Bluesmobil darf bei der Flucht vor der Streife schon mal über die Köpfe hinwegrauschen (28’14). Die Verfolgungsjagden von Blues Brothers sind durchweg räumlich(er) geraten als bei der bisherigen Fassung, bleiben aber dennoch dem Sound der Zeit verpflichtet. So rasen Jake und Elwood absolut effektvoll durchs Einkaufscenter, die Reifen quietschen aber immer noch im 70er-Jahre-Klangstil (29’30). Großartig ist auch der vor Elwoods Bude vorbeifahrende Zug, der wunderbar räumlich durchs Heimkino klappert und den Eindruck vermittelt, dass man selbst in dem wackeligen 6-qm-Appartment sitzt. Dies gehört im Übrigen zu einer der Szenen der Extended Fassung und ist damit eine der längeren Dialogsequenzen, in der von der ursprünglichen Synchro auf die neue Vertonung gewechselt wird.
Es wäre nicht fair zu sagen, dass man den Übergang, bzw. den Unterschied nicht hören würde. Danneberg und Basedow klingen nach 35 Jahren einfach ein gutes Stück anders. Dannebergs „jüngere“ Stimme beispielsweise wirkt etwas sonorer und dunkler. Doch während man die Stimmen selbst noch differenzieren kann, ist das Soundgefüge an sich hervorragend gelungen. Man merkt hier wirklich keinen akustischen Bruch in der Atmosphäre. Zurück zu den Filmsongs, die bisweilen sensationell gut abgemischt sind. Wenn die Brüder bei Mrs. Tarantino aufkreuzen, ist der Basslauf vom Peter Gunn Theme genauso prägnant, wie er es bei „Think“ im Diner ist (44’10/63’00) – gerade Aretha Franklins Auftritt gehört akustisch zu den besten Szenen des Films.
Der Chor kommt praktisch von Überall und das Saxophon übersteuert nicht im oberen Bereich (selten genug). Man versteht jedes Wort der Sängerin (gerade die fast gerappten Sprachgesangsparts) und noch mal: Der Bass klingt großartig und akzentuiert. Wenn Ray in seinem Instrumentenshop mit dem Revolver den Jungen verscheucht, klingt das als direktionaler Effekt zwar nicht völlig authentisch und auf heutigen Niveau, wurde aber dennoch effektvoll auf die Höhenlautsprecher gelegt (68’44). Explodiert bei einem der zahlreichen Anschläge von Jakes Ex mal wieder irgendetwas wie bspw. der Propan-Gastank, greift der Subwoofer mal gehörig ins Geschehen ein und es wird durchaus dynamisch (73’50).
Die englische DTS:X-Fassung ist gegenüber der deutschen Fassung im Übrigen teils deutlich anders gemischt. Wo die Atmos-Version schöne Umgebungsgeräusche (zwitschernde Vögel, Windgeräusche, Stimmen-Widerhall in einigen Räumen) integriert, bleibt die DTS:X-Version stumm. Dafür liefert sie hörbar ab, wenn Jake über das Lochgitter läuft (2’58). Die Atmos-Version bringt allerdings auch das Öffnen des Gefängnistores sowie wesentlich mehr Anteile der Songs, die Hochbahn nach 37 Minuten oder auch viel mehr vom einstürzenden Haus nach 41’30 mit auf die Heights, wo die DTS:X-Fassung teils erschreckend still bleibt.
Und die deutsche Atmos-Fassung ist im Tiefbass harmonischer. Hier langt der englische DTS:X-Sound von Blues Brothers für meinen Geschmack eine Spur zu kräftig zu. Bassfans wird’s freuen – zumal die DTS:X-Fassung wesentlich lauter eingepegelt ist. Vielleicht ist das am Ende aber eher eine Geschmacksfrage. Zum Film passt in meinen Ohren die etwas zurückhaltendere deutsche Vertonung besser – zumal auch hier gute Tieftonunterstützung geboten wird (Peter Gunn Thema 32’30). Die beiden regulären DTS-HD-Master-Spuren bleiben aufgrund ihrer eher wenig dynamischen Vertonung keine gute Alternative. Es soll nicht verschwiegen werden, dass die englische DTS:X-Fassung einen kleinen Tonbug hat, wenn die Band erstmals in Rays Musikladen stolpert und man noch mal kurz das Rauschen der Straße hört.
- Deutsch: Dolby Atmos (85%) 2D-Betrachtung
- Deutsch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
- Englisch: DTS:X (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: DTS:X (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: DTS:X (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (40%)
Wer die fette Turbine-Box hat, sollte sie schon aufgrund des Bonusmaterials behalten. Denn die UHD Blu-ray bietet lediglich die schon von der 2011er BD bekannten Featurettes „Hintergrundgeschichten zur Entstehung der Blues Brothers“, „Das Transponieren der Musik“ und „Erinnerungen an John“. Vor allem „Erinnerungen an John“ ist aber nach wie vor bewegend, wenn die Witwe Johns und seine Kollegen und Freunde einen Nachruf auf ihn abliefern.
Gesamtbewertung Blues Brothers 4K Blu-ray (90%)
Die 4K UHD Blu-ray der Blues Brothers ist die sichtbar beste Version, die wir bisher visuell bekommen haben. Die 4K-HDR-Scheibe erlaubt sich praktisch keine Fehler – abseits von Problemen, die schon durch den Dreh selbst entstanden. Dazu darf man Universal beglückwünschen, dass sie den Atmos-Ton der 2016er Turbine-Fassung lizensiert haben. Denn der klingt klasse und ist räumlicher als die englische DTS:X-Version.
Zum Film muss man nichts sagen. Einmal Kult, immer Kult – Pflichtprogramm!
- Aykroyd, Dan, Fisher, Carrie, Belushi, John (Schauspieler)
- Landis, John (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 22. September 2022 | Review am: | 20. Oktober 2022 |
Erscheinungsjahr Film: | 1979 | Laufzeit: | 148 Minuten |
Filmstudio: | Universal Pictures | FSK: | Ab 12 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
1,85:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch DTS:X |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
Blues Brothers Trailer:
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