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Das erste Quartal 2020 wird Vielen nicht in guter Erinnerung bleiben. Einige werden aufgrund der Krise, die ein kleines Virus ausgelöst hat, Angehörige oder Freunde verloren haben. Andere möglicherweise ihre Arbeitsstelle. Für viele Gewerbe ist diese Krise noch immer lebensbedrohlich. So auch für das Kino und die Filmverleihe. Aufgrund der fast weltweiten Schließung von Lichtspielhäusern wurden weit über 100 Filmstarts verschoben und ähnliche viele laufende Produktionen wurden auf Eis gelegt, bevor sie irgendwann nach dem Ende der weltweiten Beschränkungen wieder fortgesetzt werden können. Jetzt kann man Filme, die noch nicht angelaufen sind, relativ einfach verschieben. Was aber mit den Titeln, die erst kurz vor der weitreichenden Schließung überhaupt ins Kino gelangten und dort ihre übliche Kraft nun nicht entfalten können?
Die Filmverleihe suchten Alternativen und fanden sie. Sony Pictures Entertainment wertete Bloodshot bereits drei Wochen nach dem offiziellen Deutschlandstart (05.03.2020) und etwa 14 Tage nach dem US-Start (13.03.2020) per Video on Demand aus. Kein Wunder, dass dieser Weg gesucht wird, denn mit einem weltweiten Einspiel von 24 Mio. Dollar bei 45 Mio. Dollar Produktionskosten stand ein großer Flop zu befürchten.
Ob das mit den VoD-Einnahmen nun bereits abgewendet werden konnte, ist fraglich. Gut zweieinhalb Monate sind wiederum vergangen und Bloodshot erschien nun fürs Heimkino auf Disk(s).
Natürlich darf man die Frage stellen, ob der Flop nicht auch dann unvermeidbar gewesen wäre, wenn der Film im Kino seine volle Auswertung erhalten hätte. Denn, formulieren wir es mal höflich:Bloodshot ist ziemlicher Trash. Unterhaltsamer Trash, bisweilen. Gut getrickster Trash, mitunter. Aber eben Trash. Wäre es nicht an Vin Diesel, hätte man sich die Kinoauswertung vermutlich ohnehin gespart. Neben den Action-Vielsehern und den Trashfans ist der Film aber dennoch für eine ganz bestimmte Zielgruppe interessant: Die Comic-Fans.
Denn Bloodshot basiert auf dem gleichnamigen Comic(Helden) aus dem Valiant Verlag. Tatsächlich plante man sogar einige Filme mit Charakteren von Valiant, die man später sogar in einem gemeinsamen Film auftreten lassen wollte. Bloodshot ist nun in erster Linie ein Vin-Diesel-Vehikel geworden. Der fleischmützige Hauptdarsteller darf seinen wuchtigen Körper angereichert mit CGIs in zahlreiche Kämpfe werfen und dabei lockere Sprüche von sich geben. Das ist soweit nichts Neues. Und das gilt auch für die Story. Von vorne bis hinten ohne jede Überraschung (schon gar nicht, was die Bösewichte angeht) erzählt das Regiedebüt von Dave Wilson die altbekannteste unter den altbekannten Geschichten über Superhelden und ihre „Erschaffer“.
Vielleicht wäre das Ganze anders geworden, wenn die zunächst geplanten Regisseure Stahelski und Leitch das Dirigieren übernommen hätten. Immerhin hatten die Zwei in John Wick gemeinsam Rachefilm-Erfahrung gemacht und Leitch ist mit Deadpool 2 sowie Atomic Blonde auch ziemlich erfahren im Bereich von Comics und Graphic Novels. Doch „hätte“, „wenn“ und „aber“ zählen nicht, weil’s doch anders gekommen ist. Wilson hat aber etwas auf der Habenseite: Der Visual Effects Experte (unter anderem für Avengers: Age of Ultron) kann Action inszenieren. Wenngleich die entsprechenden Szenen über die Gesamtlaufzeit von 110 Minuten etwas rar gesät sind, machen diese durchaus Spaß – visuell und handwerklich. Denn gerade die gezielt und nicht überstrapaziert eingestreuten Super-Slow-Motions passen hervorragend zum Thema des Supersoldaten. Choreografie und Inszenierung haben Drive und funktionieren prächtig. Für Abwechslung sorgt dann die Verfolgungsjagd nach rund 75 Minuten, die um die Fähigkeiten zweier weiterer Nano-Soldaten ergänzt wird.
Begleitet wird die Action auch von manchmal erstaunlich gelungenen VFX. Denn für ein 45-Mio.-Dollar-Budget ist durchaus beachtlich, wie man die Nanotechnik in Garrisons Körper visualisiert hat. Gerade wenn sich sein Körper regeneriert, ist das hübsch animiert. Auch die angesprochenen Zeitlupen-Aufnahmen, in denen seine Körperteile verletzt und weg gefetzt werden, hat man schick visualisiert. Der Showdown im Aufzug ist allerdings eher trashig visualisiert. Was wiederum sehr schade ist: Bloodshot macht seinem Namen auf einer zweiten Ebene keine Ehre: Er ist blutarm. Im Dienste einer PG-13-Einstufung in den USA hat man deutlich weniger Blut integriert als die zackigen Actionszenen ermöglicht hätten.
Das größte Manko aber sind die durchweg blassen Figuren. Zu keiner Zeit fiebert man mit einer von ihnen mit – auch nicht mit Ray. Und wenn Potenzial dazu gewesen wäre, einen Fiesling effektiv zu nutzen (Toby Kebbel als Killer) lässt man ihn in einem Moment als extrovertiert-psychopathischen Typen durch abgehängtes Fleisch tänzeln, um ihn in der nächsten Szene als weinerlichen Winsler zu porträtieren. Auch die weiteren Nebenfiguren werden hastig und oberflächlich charakterisiert. Keiner bleibt wirklich hängen. Einzig Guy Pearce überzeugt, ist allerdings durchweg unterfordert – vor allem auch von einem Drehbuch, das bemüht eine Wendung verkündet, die am Ende aber auch nicht wirklich mit Fundament gefüllt wird.
- Diesel, Vin, Gonzalez, Eiza, Heughan, Sam (Schauspieler)
- Wilson, Dave(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (80%)
Bloodshot wurde mit der High-End-Digital-Filmkamera Panavision Millenium DXL2 gedreht. Diese nimmt mit einer Auflösung von 8K auf, was für das Kino-DI auf ein natives 4K gebracht wurde. Auf die UHD kam das Ganze also ebenfalls auf einem 4K-DI basierend und wurde ergänzt um statisches HDR10 und einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
In der Praxis bleibt der Film natürlich auch über die UHD stark bearbeitet und stilisiert. Das extrem farbige Color Grading zu Beginn wirkt dadurch noch beeindruckender und plastischer. Gleiches gilt für die postkartenartigen und in Goldgelb-Braun getauchten Landschaftsaufnahmen nach dem Intro. Die italienische Bucht lockt mit nochmals schönerem Sonnenuntergang und kräftigeren Farben im Meer. Die in Rot getauchten Szenen während des Fights im Tunnel profitieren vom erweiterten Farbraum und erscheinen noch etwas kräftiger.
Wenn die Schärfe gut ist, ist die native 4K-Auflösung zudem deutlich sichtbar. Ob das Details auf Gesichtern sind oder Feinheiten in Farbrikhallen – man sieht einfach wesentlich feinere Abstufungen und profitiert von ruhigeren, besser abgegrenzten Konturen. Das Rauschverhalten gegenüber der Blu-ray ist etwas besser, was aber auch daran liegt, dass der Film dunkler abgemischt ist und es deshalb nicht ganz so auffällig erscheint. Die Banding-Probleme in der Poolszene nach etwas über 25 Minuten sind nach wie vor sichtbar, wenn auch schwächer.
Immer noch schlecht ist der Himmel über Budapest bei 32’13. Allerdings könnte hier der Grund liegen, warum es über die Blu-ray so besonders furchtbar erscheint. Denn die UHD ist hier dunkler und wirkt, als wäre sie „natürlich“ dunkel. Also so, wie die Kamera es sah. Im direkten Vergleich erscheint es, als hätte man die BD durch ein Aufhellen in deren massives Farbrauschen geschickt. Wie es auch ist: Es sieht nicht schön aus.
- Diesel, Vin, Gonzalez, Eiza, Heughan, Sam (Schauspieler)
- Wilson, Dave(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (90%)
Beim Sound liefert Bloodshot fürs Deutsche eine dts-HD-Master. Und die ist wirklich wunderbar räumlich geworden: Nicht nur der getriebene Score, sondern vor allem die Shoot-outs zu Beginn werden sehr effektvoll darstellt und während der Super-Slowmotion-Aufnahmen geht es auch mal dynamisch in den Keller (2’14). Auch die Faustschläge beim nächtlichen Angriff auf Ray sitzen. Im Gegensatz zum Dolby-Digital-Sound, der bei der VoD-Veröffentlichung über apples iTunes verfügbar war, klingen auch hier die Obertöne exakter und es wirkt nicht so dumpf. Im Gegenteil kommen die Geräusche, die bei den Aktionen der Nanots entstehen sehr fein zum Gehör.
Geht es in die Superzeitlupen, kommt noch mal mehr Tiefton hinzu und das MP-Feuer nach 38’17 ist wirklich klasse vertont. Hier und da hätte man vielleicht noch mal einen Bass-Sweep einbauen können, wenn Ray in Zeitlupe Gegner über den Kopf schleudert, aber auch so ist das ein sehr guter und viel Spaß produzierender Soundtrack, der im Showdown beim Fight am Aufzug noch mal richtig aufdreht.
Wie bei Sony oft üblich, bleibt es zwar bei dts-HD-Master fürs Deutsche auf der UHD, doch der O-Ton erhält eine Dolby-Atmos-Spur. Während dieser auf der regulären Ebene bereits etwas offener klingt und bei den starken Tiefbassattacken. So gibt’s die dramatischeren Elemente der Filmmusik von Beginn an auch aus der Höhe und in der engen Atmosphäre des ersten Schauplatzes hallen auch Stimmen mal von oben wider. Der Hubschrauber nach etwas mehr als vier Minuten lässt seine Rotoren von den Heights erklingen und das Ausschalten des Lichts direkt vor der Titelsequenz hinterlässt ebenfalls akustischen Eindruck.
Die Kamerafahrt durch die Arbeit der Nanots hätte man nach etwas über 19 Minuten allerdings noch deutlicher mit 3D-Sounds belegen können. Immerhin bewegt sich das Auge mitten durch deren Tätigkeit hindurch. Der bis dato längste und coolste Effekt aus den Höhen-Speakern kommt dann nach 28’32, wenn Ray die Stimmen in seinem Kopf hört. Wenn’s dann im Tunnel kracht, hört man es Quietschen und krachen. Es splittert Glas und man wähnt sich mitten im Geschehen. Während der Kämpfe fetzt dann schon mal ein Schuss über die Köpfe hinweg. Allerdings wär’s dann schon cool gewesen, wenn man während der Super-Slowmo-Sequenz mehr dreidimensionale Sounds auf die Heights gelegt hätte. Schon alleine aufgrund der Zeitlupe und den sehr innovativen Geräuschen. Hier hört man dann leider „nur“ den Score.
Später klingt dann Diesels Stimme von den Heights, wenn er über die Entfernung mit Harting kommuniziert. Nach 61’50 gibt’s dann erstmals ein offensiveres Geräusch der Nanots im Körper und bei 75’10 poltern die Laufprothesen auf ein Autodach. Während der virtuellen Holodeck-Demonstration von Harting gibt’s dann noch mal schön aktive Heights und im finalen Fight innerhalb des Aufzugsystems hört man es zusätzlich zu intensiv splitterndem Glas schon mal quietschen und knarzen. In Summe ist es aber dann doch etwas dürftig, was der Film hier an 3D-Akustik bereit hält.
- Deutsch: DTS HD-Master (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (40%)
Das Bonusmaterial von Bloodshot ist überschaubar ausgefallen. Auf der Blu-ray warten entfallene und erweiterte Szenen inklusivem einem alternativen Ende. Dazu gibt’s noch Outtakes und Pannen.
In „Die Regie von Bloodshot“ geht man unter anderem auch auf die Comicbook-Herkunft der Titelfigur ein und darauf, wie Regisseur Dave Wilson das für sich umsetzen wollte. Auch auf die Effektarbeit wird Bezug genommen. „Der Cast von Bloodshot“ kümmert sich dann für rund elf Minuten um die Darsteller und deren Verkörperung der Filmfiguren. Alles in allem nicht gerade sonderlich viel Material.
Bloodshot (77%)
Bloodshot ist ein lupenreines Hirn-aus-Film-an-Werk. Das Drehbuch ist weder innovativ, noch überraschend oder durchweg schlüssig. Die Sprüche kommen aus den 80ern und Vin Diesel hat lange schon nicht mehr so lustlos agiert. Sieht man über all das weg, gibt’s ein paar ziemlich rasante und cool inszenierte Kampfszenen und die Robo-Action erinnert schon mal an ein PC-Spiel. Weil das fürs vorhandene Budget visuell gelungen umgesetzt wurde, kann man das für zwischendurch mal machen, hat es aber genauso schnell wieder vergessen.
Die UHD lässt die Probleme der Blu-ray mit teils heftigen Rauschattacken und ein paar deutlichen Banding-Momenten etwas weniger auffällig erscheinen, weshalb sie in Summe die bessere Wahl ist. Frei von Problemen ist sie aber ebenfalls nicht. Klasse ist der deutsche dts-HD-Master-Sound, der wirklich Druck liefert und sehr räumlich agiert. Die englische Atmos-Fassung ist auf der regulären Ebene noch etwas offener, verschenkt „obenrum“ aber Potenzial.
- Diesel, Vin, Gonzalez, Eiza, Heughan, Sam (Schauspieler)
- Wilson, Dave(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 04. Juni 2020 | Review am: | 28. Juni 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 110 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch dts HD-Master 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Bloodshot Trailer:
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NEURE modere vision von universal soldiers ( TOTE WIEDERBELEBTE SOLDATEN KÄMPFEN WIEDER )VIEL ACTION. wer vin diesel nicht mag finger weg. Dwayne Johnson wäre besser stimme ich herr jahn zu
Also ich muss gestehen, dass ich den Film gar nicht sooo schlecht fand. Bin da komplett unwissend drangegangen. Kenne die Comics nicht und hatte auch sonst keine Ahnung. Bin deshalb vielleicht mit weniger Erwartungen an die Sache rangegangen. Ist haltn einfacher Vin Diesel Action Film. Nicht mehr und nicht weniger. Für einmal schauen reichts aber … Fürn eigenes Film Universum, wie Herr Diesel das mal geplant hatte, reicht’s aber wohl nicht :p
Da bin ich voll deiner Meinung. Ich persönlich kann Hr. Diesel auch nicht so wirklich leiden. Der soll ja privat ja dann doch etwas „anstrengend“ sein. Da ist mir Dwayne Johnson 1000 mal lieber. Der ist mir von Grund auf sympathisch, wobei die „Blockbuster“ die er spielt ja jetzt auch nicht gerade dazu einladen, das Hirn einzuschalten =)
Schrecklicher Film, für mich definitiv der FLOP des Jahres!