Hätte euch jemand vor einem Jahr gesagt, „Barbie“ wird der erfolgreichste Film 2023, hättet ihr wohl dagegen gewettet. Unser Test der Barbie 4K UHD Blu-ray zeigt, wieso dieses Ergebnis mehr als gerechtfertigt ist!
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Sicherlich hatten viele Filmfans ziemliche Vorurteile, als sie hörten, dass man einen Film über Mattels Spielzeugikone Barbie realisieren wollte. Doch manchmal sind Vorurteile eben genau das: Urteile, BEVOR man etwas gesehen, erfahren oder erlebt hat. Spätestens als bekannt wurde, wer die Hauptrollen übernehmen würde, war aber bereits klar, dass es so dumm gar nicht werden kann. Margot Robbie mag optisch die perfekteste Besetzung für die Titelrolle sein, die man sich vorstellen kann. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Denn sie ist gleichzeitig auch eine der intelligentesten und reflektiertesten Schauspielerinnen, die das Filmbusiness in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat.
Ryan Gosling als Ken zu besetzen, setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Denn auch Gosling würde sich nicht einfach in einen Film begeben, der am laufenden Band Klischees produziert und sich dabei ernst nimmt. Spätestens als die ersten Erfolgsmeldungen aus den Kinos kamen, war das Interesse ernsthaft geweckt. Denn auch wenn es nicht unbedingt heißt, dass Filme gut sind, nur weil die Massen in die Vorstellungen strömen, konnte man doch zumindest annehmen, dass am Barbenheimer-/Oppenbarbie-Hype etwas dran sein musste.
Was dann passierte, dürfte als relativ einzigartiges Phänomen in die Filmhistorie eingehen. Dass sich zwei parallel gestartete Filme, die thematisch kaum entgegengesetzter gegenüberstehen könnten, derart gegenseitig befruchten würden, konnte sicherlich niemand ahnen. Fraglich, ob Nolans Dreistunden-Epos über den „Vater der Atombombe“ ohne das Barbie-Zugpferd beinahe eine Mrd. Dollar hätte einspielen können. Die rund 1,5 Mrd. Dollar, die Barbie indes einnahm, dürfen mit Fug und Recht als Sensation bezeichnet werden. Und als Pionierstück. Kein (Real)Film einer Regisseurin war jemals erfolgreicher. Die Adaption der Geschichte rund um die ikonischste Kinderpuppe aller Zeiten wurde von Greta Garwig im Alleingang realisiert, nachdem sie in Kooperation mit ihrem Mann Noah Baumberg auch das Drehbuch geschrieben hatte.
Und was die beiden da für ein Skript gezaubert haben. Die Story rund um Barbieland, das von Frauen regiert und verwaltet wird, untergräbt jede Erwartungshaltung derer, die (wie ich) Vorurteile hatten. Geschickt verdreht Garwig die gängigen Strukturen unserer realen Welt und lässt die Kens als bloße Abziehbilder mit Waschbrettbauch einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen. Dennoch gibt sie weder Barbie noch Ken der Lächerlichkeit preis oder porträtiert sie allzu naiv-dumm. Dass es am Ende zu einem etwas platten Finale mit Versöhnlichkeitsentwurf kommt, verzeiht man gerne, wenn man die vielen subversiven Anspielungen auf unsere heutige Gesellschaft in Betracht zieht.
Immerhin hat Barbie maßgeblich dazu beigetragen, dass ein bestimmtes Frauenbild als Ideal angesehen und propagiert wurde. Das Ganze jetzt als Ode an den Feminismus zu inszenieren, als Kampfansage an Sexismus und Chauvinismus, gelingt zunächst vor allem, weil die Zeit wirklich reif war. Und das haben sogar die Mattel-Verantwortlichen verstanden. Die anfänglichen Ressentiments gegenüber der offenen Kritik, die auch am Hersteller der Puppe geübt wird, konnten im Vertrauen auf die Regisseurin und ihren fertigen Film ausgeräumt werden. Barbie nimmt dabei anfangs kein Blatt vor den Mund, wenn Sasha in einer bestimmten Szene die Puppen als „faschistisch und sexistisch“ bezeichnet.
Die an sich böse Kritik wird dabei so nett und charmant verpackt und von Margot Robbie derart entwaffnend gespielt, dass es eine Freude ist. Vor allem die erste halbe Stunde in Barbieland ist durchweg großartig. Es beginnt mit einem grandiosen Zitat aus Stanley Kubricks 2001, wenn kleine Mädchen ihre Babypuppen zerdeppern, nachdem (nein, kein Monolith), sondern eine übergroße Barbie vor ihnen erscheint. Der Alltag in Barbieland wird dann in einer kunterbunten und rosaroten Welt gefeiert, in der die Häuser keine Wände haben und die Barbies sich einen „Guten Morgen, Barbie“ von Schlafzimmer zu Schlafzimmer entgegenrufen können. Das Production Design/Szenenbild ist phänomenal und gehört unbedingt oscarprämiert. Sollte nichts dazwischenkommen, ist der Goldjunge für die Kostüme ohnehin sicher.
Leider verflacht Barbie von dem Moment an ein wenig, wenn er in die reale Welt vordringt. Natürlich begegnet unsere Hauptfigur dort den Pograpschern und Nachpfeifern, während Ken es – keine Überraschung – gut findet, dass dort Männer das Sagen haben. Ryan Gosling ist darstellerisch grandios, wenn er sich zunächst über die neuen Optionen des Patriarchats freut, um dann festzustellen, dass es doch gar nicht so ganz einfach ist, „mal eben“ Arzt zu werden. Kein Wunder, dass er nach Hause zurückkehrt, um dort eine Revolution zu entfachen, wo der Boden noch fruchtbar ist.
Doch der Kern der Geschichte droht dabei etwas zu verwässern und am Ende vielleicht sogar vor der Huldigung der Marke zu kapitulieren. Denn obwohl Mattel während der Szenen in der Realwelt weiß Gott nicht gut wegkommt und die Verantwortlichen im Konzern als ebenso alte und dumme, aber auch infantile Männer porträtiert werden, ist der Film für den Hersteller vor allem eins: Eine große, bunte Werbetrommel.
- Barbie 4K Ultra HD Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Warner Bros Universal Pictures Germany Gmbh
- Robbie, Margot, Gosling, Ryan, Ferrera, America (Schauspieler)
- Gerwig, Greta (Regisseur)
Bildqualität von Barbie (95%)
Barbie wurde mit einer Arri Alexa 65 aufgenommen, der Top-Range-Kamera des Herstellers, die auch häufig für IMAX-Szenen verwendet wird. Aus dem 6.5K-Ausgangsmaterial hat man ein 4K-DI gezogen, was als nativer Datenstrom auch auf der UHD Blu-ray gelandet ist. Warner masterte zudem mit HDR10 sowie einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Das Master kommt zunächst, nicht überraschend, etwas dunkler daher und lässt die Intro-Szene etwas wärmer erscheinen.
Man sieht aber auch hier schon die bessere Auflösung im Sand und Gestein auf dem Boden. Wechselt das Szenario ins pinkfarbene Barbieland, kommen die Farben durchweg kräftiger rüber. Das Pink ist satter, grüne und gelbe Töne haben noch mehr Wucht. Beispielhaft sollen die dunkelgrünen „Moosteppiche“ auf der Wiese genannt werden, die bei 19’20 viel saftiger erscheinen und die Rottöne der Treppe, die über die Blu-ray eher orangefarbig und nicht rot sind. Auch die Spitzlichter überzeugen, obwohl verhältnismäßig konservativ gemastert wurde.
Schaut man sich die Nacht-Tanzszenen an, werden die Pailletten klarer und funkelnder wiedergegeben. Die grellen Spots haben mehr Zeichnung und liefern dennoch mehr Leuchtkraft und Überstrahlungen auf hellen Bereichen sind praktisch nicht mehr erkennbar. Auch in puncto Auflösung gibt’s hier noch mehr zu sehen. Die Close-ups von Gesichtern erhalten noch mehr Feinheiten, die Struktur auf Barbies rosafarbenem Western-Outfit ist besser erkennbar. Auch ihre Haare bei 80’44 sind sichtbar deutlicher erkennbar und Probleme, die die Blu-ray noch mit dem Encoding auf uniformen Oberflächen hatte, sind hier kein Thema mehr (Himmel bei 71’07). Alles in allem ein nahezu perfektes 4K-Bild.
- Barbie 4K Ultra HD Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Warner Bros Universal Pictures Germany Gmbh
- Robbie, Margot, Gosling, Ryan, Ferrera, America (Schauspieler)
- Gerwig, Greta (Regisseur)
Tonqualität von Barbie (80%)
Wie bei Anbieter Warner und seinen „größeren“ Filmen üblich, gibt’s Dolby Atmos schon für beide Sprachen über die Blu-ray von Barbie. Allerdings unüblich: Mit True HD kodiertem Kern schon für beide Sprachen. Oft muss die englische Tonspur bei der deutschen Blu-ray mit DD+-Codec auskommen. Womit beide nicht auskommen müssen, ist eine dynamik-schwache Tonspur.
Denn schon das an Kubricks 2001 angelehnte Intro liefert kräftige Score-Elemente, Tiefbass und klar akzentuierte Höhen-Anteile. Auch der Barbie-Song zu Beginn bietet genug Dynamik und wenn das Surfbrett im rosa Fake-Sand versinkt, gibt’s satt Bass – vor allem für eine Komödie. Die Dialoge sind gut differenziert, stehen zentral im Mittelpunkt und bleiben gut verständlich.
Hören wir uns auf der Höhen-Ebene um, beginnt es mit Vogel- und Tiergeräuschen während der Szenen der Mädels bei ihrem Spiel. Zerschlägt das blonde Mädchen ihre altmodische Puppe, wuscht es ordentlich von oben. Während des Titel-Vorspanns gibt es erneut Vogelgeräusche, die bewusst so künstlich aus der Retorte klingen, wie der Film optisch aussieht. Ähnliche 3D-Sounds gibt es immer wieder. Alles wurde bewusst so gehalten, dass man sich in einer Kunstwelt fühlt. Das Hupen von Barbies Auto, das Fluggeräusch des Jets, das Sternenzwirbeln beim Aufwachen unserer Titelfigur – sämtliche Sounds sind bewusst artifiziell und unterstützen Look und Atmosphäre des Films.
Überschlägt sich nach etwas über 26 Minuten Barbies Cabrio, gibt’s Windgeräusche und ein deutliches Wuschen während des Saltos. Der Blitz im Polizeirevier und ein Hubschrauber, der kurz darauf über die Szenerie fliegt, sind weitere Möglichkeiten, das Sounddesign nach oben hin zu öffnen. In der Realwelt gibt’s dann mal das Pingen eines Aufzugs, das Wuschen vor einem Barbie-Sprint oder das Signal einer Alarmanlage. Zurück in der Barbie-Welt werden ein paar lustige Sounds eingespielt, wenn die Konsumgüter am Himmel aufblitzen und während der Battle zum Ende hinsetzt es zahlreiche Zisch- und Whoa-Geräusche
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (85%) 2D-Betrachtung
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (40%)
Sechs Featurettes liefert das Bonusmaterial von Barbie – ein bisschen mager für einen derart erfolgreichen Film. Zumal die einzelnen Beiträge nicht gerade sehr lang geraten sind. Wir bekommen Einblick in die Welt der „komischen“ Barbies, die mit „Weird Barbie“ zusammen leben, dürfen ein bisschen bei der „Barbie Party“ mitmachen und erfahren etwas über die Choreografie der Tänze, das Make-up und die Outfits. Viel mehr als gegenseitiges Wir-haben-uns-alle-lieb-und-finden-uns-toll-Blabla gibt’s hier allerdings nicht zu sehen und zu hören.
Testfazit Barbie (83%)
- Barbie 4K Ultra HD Blu Ray
- Produkttyp: Physischer Film
- Marke: Warner Bros Universal Pictures Germany Gmbh
- Robbie, Margot, Gosling, Ryan, Ferrera, America (Schauspieler)
- Gerwig, Greta (Regisseur)
- Limitiertes Steelbook
- Margot Robbie, Ryan Gosling, America Ferrera, Issa Rae, Will Ferrell (Schauspieler)
- Greta Gerwig (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren
Barbie ist klasse gespielt, über weite Strecken sehr witzig und entlarvend sowie fantastisch ausgestattet. Die Ressentiments dem Film gegenüber sind größtenteils unangebracht, da er eigentlich eine sehr emanzipierte Geschichte erzählt – und das über weite Strecken sogar überzeugend. Schade, dass dem Film am Ende der Mut etwas ausgeht und man doch vor der Marke aus dem Mattel-Konzern kapituliert.
Visuell bietet die Blu-ray schon ein sehr gutes Bild, was von der HDR-Scheibe aufgrund der besseren Auflösung und Farbdifferenzierung aber noch mal getoppt wird. Der Sound ist erstaunlich dynamisch und auch im Höhen-Bereich wird gut unterstützt.
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 26. Oktober 2023 | Review am: | 01. November 2023 |
Erscheinungsjahr Film: | 2023 | Laufzeit: | 114 Minuten |
Filmstudio: | Warner Home Video | FSK: | ab 6 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2,00:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Barbie Trailer:
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Für mich ganz klar die goldene Himbeere 2023. So grausam, das ich ständig abschalten wollte, mich aber irgendwie durchgequält hatte. Im Kino haben die ja vorher bezahlt, sind aber vermutlich, während der Vorstellung, reihenweise aus dem Kino gelaufen.
Unerklärlich, wie solch ein Schrott, sich so erfolgreich trügen kann.
https://abload.de/img/11b4669ea9b1fa64w4fme.jpg
Gibt auch viele Leute, die mehrmals in den Film gegangen sind. Ist eben Geschmackssache. Ich habe ihn auch im Kino gesehen und würde ihm die Note 2 geben. War definitiv ein angenehmeres Kinoerlebnis als Oppenheimer für mich.
Hab mir sogar das Steelbook bestellt, hatte viel Spaß. Kann aber auch verstehen, wenn man nichts damit anfangen kann. Bei mir im Kino waren sogar mehrere Besucher kostümiert, raus gegangen ist niemand. Ich hoffe aber, du kannst mit deiner Verzweiflung umgehen, dass nicht alle deinen Geschmack teilen 😉
Es sei euch gegönnt, das ihr Spaß hattet.
Meine Tips sind eher so, Bullet Train, Top Gun: Maverick, John Wick: Kapitel 4, Guardians of the Galaxy Vol. 3, Tyler Rake Extraction1+2, The Equalizer 3, Plane, Heart of Stone, Ghosted, Blacklight aber auch z.B. No Hard Feelings oder Robots.
Da war jemand zu oft in den Alpen.
Und jetzt alle…… https://youtu.be/ZyhrYis509A?si=w07mc2gHTTCMb5mE