Inhalt (65%)
Aller guten Dinge sind drei – und das alle drei Jahre wieder. Eine gewisse sprichwörtliche Regelmäßigkeit kann man den Fallen-Filmen nicht absprechen. Weil aber die ersten beiden bei überschaubarem Budget durchweg in die Gewinnzone gefahren sind, hat man sich seitens Lionsgate entschlossen, die Reihe fortzusetzen. Keine schlechte Idee, wenn man beständig unterhaltsames, wenn auch inhaltlich eher schwaches Kino produziert. Immerhin hat man sich für Angel Has Fallen mal einen gewissen Plottwist einfallen lassen. Denn wo bei den Vorgängern Olympus Has Fallen und London Has Fallen zwischen Gut und Böse klare Grenzen gesteckt waren, darf man im jüngsten Teil der Serie immerhin mal ein bisschen Zweifel an der Loyalität des Herrn Banning bekommen – naja, eigentlich nicht so richtig. Aber die Mannen um den Präsidenten herum schon. Passenderweise hat man sich mit dem Filmtitel auch auf den „Guardian Angel“, also den beschützenden Engel (des Präsidenten) bezogen. Während im ersten Teil das „Olympus“ schlicht für das offizielle Codewort fürs Weiße Haus stand und in der Fortsetzung der Schauplatz „London“ seinen Weg in den Titel fand, geht’s also hier tatsächlich um die Figur des Präsidenten-Beschützers Mike Banning.
Dessen Charakterisierung nimmt sich nun auch mehr Zeit für einen Blick hinter die Kulissen des Armee-Veteranen, der mittlerweile mit seinen körperlichen und auch seelischen Gebrechen zu kämpfen hat. Nicht nur denkt Banning zu Beginn des Films über einen Rückzug als aktiver Personenschützer nach, braucht er gegen seine Schmerzen und Probleme mit Schlaflosigkeit und Migräne Medizin und ärztlichen Beistand.
Zwar sind das eher standardisierte Problematiken, die man gerne US-Armee-Veteranen in Filmen andichtet, aber immerhin zeigen sie, dass Banning eben auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut – mithin also verletzbar ist. Und dessen Verletzbarkeit ist dann auch Thema, wenn er sich erstmals auf der „falschen“ Seite wiederfindet – nämlich als Hauptverdächtiger des Anschlags auf den Präsidenten. Es mogelt sich also auch ein bisschen Jason Bourne unter die Oberfläche, wenn man mal wieder das Motto „Einer gegen Alle“ bemüht. Grundsätzlich gelingt das aber vor allem in den Szenen gut, in denen klargestellt wird, dass Banning eben kein junger Hüpfer mehr ist. Dieses Knabbern an seinem übermenschlichen Superhelden-Status tut der Stimmung und anfänglichen Spannung gut. Natürlich muss man kein Prophet sein, um zu ahnen, dass der alternde Personenschützer am Ende doch wieder über sich hinaus wächst und Angel Has Fallen im Quasi-Alleingang von mehreren Dutzend Bösewichten und Verschwörern befreit.
Irgendwie muss das ja auch so. Wer will hier schon ein Verliererdrama sehen? Womit wir bei der handgemachten Action sind, also jener, die nicht durch CGI dominiert ist. Solange das, was vor der Kamera passierte, wirklich vor echten Hintergründen (und nicht vor Greenscreen) aufgenommen wurde, kann die finanzielle nochmals abgespeckte dritte Folge des Franchise überzeugen. Aber wehe, es kommt die Greenscreen zum Einsatz. Schon nach etwas über zwanzig Minuten kann man recht deutlich erkennen, dass Freemans Präsident vor digitalem Hintergrund gerettet wird. Was sich die Herren der Qualitätskontrolle des VFX-Studios aber gedacht haben, als der Tross um Trumbull und Banning vor der Staubwolke flieht und Butlers vor CGI-Hintergrund ausgeschnittenes Gesicht die Hälfte vermissen lässt, wäre mal interessant zu erfahren. Derart dilettantische Tricks hat man zuletzt selten gesehen.
Neben einem erneut launigen Auftritt Butlers ist es aber vor allem ein gewisser Herr Nolte, der Angel Has Fallen die nötige Würze verpasst. Als Vietnam-Veteran und eremitisch lebender Vater Clay Banning bringt er eine knorrige und lustvoll dargebotene Performance, in der er sich diebisch freut, wenn seine selbstgebastelten Sprengstoff-Fallen die Verfolger ausschalten. Die Dialog-Scharmützel zwischen Vater und Sohn Banning sind das Salz in der Suppe eines Films, dessen Story-Grundgerüst man nun wirklich nicht hinterfragen sollte. Täte man es, würde es schwer fallen, die kilometertiefen Logiklöcher zu umgehen, die uns die Drehbuchautoren hier (mal wieder) auftischen – allen voran das unfassbar dumme Verhalten der Secret-Service-Mitarbeiter. Aber auch (später) jenes der vermeintlich super trainierten Bösewichte. Dies und die Tatsache, dass die Drahtzieher hinter der ganzen Sache alles andere als überraschend kommen und (in allen drei Filmen leider Usus) viel zu früh bekannt gegeben werden, verhindert letztlich einen adäquaten Spannungsbogen. Was bleibt ist handfeste Action mit viel Tam Tam und ein gut aufgelegter Nick Nolte, der seinem Sohnemann auch mal an den Kopf wirft, dass er „einen Haufen Scheiße in der Birne“ habe.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gerard Butler, Nolte, Nick, Smith, Jada Pinkett (Schauspieler)
- Waugh, Ric Roman(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (90%)
Angel Has Fallen basiert auf Aufnahmen von der ARRI Alexa Mini und der ARRI Alexa SXT. An deren Ausgang lagen 3.4K an, die allerdings löblicherweise mal nicht runtergerechnet wurden, sondern direkt von den 3.4K auf ein 4K Digital Intermediate gezogen und dann auf die UHD gemastert wurden. Wir haben es also mit einer (fast) nativen 4K-Scheibe zu tun, die uns Universum hier präsentiert. Wie bei der US UHD von Lionsgate kamen auch hier HDR10 und Dolby Vision als erweiterte Kontrastdynamiken mit auf die Disk – ebenfalls natürlich ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum. Trotz aller integrierten Kontrastdynamiken und erweiterten Farbräume stellt die UHD den Tester allerdings vor ein geregeltes Problem. Und das aus folgendem Grund: Während des vergleichenden Schauens der BD und UHD zeigte sich dem Auge über die UHD ein durch die Bank stimmigeres und besseres Bild. Alles wirkte plastischer, dreidimensionaler und kräftiger. Es fehlten aber noch die Worte, wie man es beschreiben soll. Also noch einmal auf intensive Suche nach den Differenzen gehen, die sich dann nach etlichem Hin- und Herschalten in unterschiedlichsten Sequenzen offenbarten. Zum einen ist die UHD in den hellen Szenen deutlich heller, ABER gleichzeitig etwas definierter. Die BD hat hier größere Probleme mit Überstrahlen, die UHD hingegen ist hell, ohne groß ins Clipping zu fallen. Dass sie so strahlt, ist kein Wunder: Ihre Maximal-Helligkeit liegt bei 5138 Nit und die maximale Durchschnittshelligkeit immerhin noch bei 844 Nit. Das sind sehr hohe Werte, die auch nicht jedes (unkalibrierte) Display mal „so eben“ einwandfrei adaptieren kann.
In der Praxis bedeutet das aber: Sehr prägnante Spitzlichter, leuchtkräftiger Tageshimmel und sehr intensives Feuer. Das ist aber nur die eine, im laufenden Film auffällige Geschichte. Die Zweite betrifft die Auflösung. Denn obschon die BD zumindest in der Theorie auch auf dem 4K-Master basieren müsste, ist der Abstand zur UHD, die mit 3.4K nativer Auflösung (skaliert auf die UHD-Auflösung) wirklich um Längen und sichtbar besser aufgelöst ist. Was man zunächst „nur“ an den feineren Poren der Gesichter und einiger Bartstoppeln festmachen kann, führt im großen Ganzen eben zu diesem sichtbar plastischeren und dreidimensionaleren Look. Spätestens bei großen Bilddiagonalen auf Leinwänden oder ab 65“-TVs wird dies dann auch für ungeübtere Augen auffällig – und man braucht hier ausnahmsweise nicht mit der Nase auf der Leinwand hocken, um es zu sehen. In puncto HDR10 vs. Dolby Vision sind die Unterschiede relativ gering. DV bietet in Feuer und Explosionen etwas mehr Durchzeichnung, wirkt hier und da noch etwas kontrastreicher. In Sachen Farbgebung bleiben beide sehr ähnlich. Was auch bedeutet, dass beide im Schwarz und auf neutralgrauen Flächen gegenüber der Blu-ray eine ganz leichte Grüntendenz haben. Geblieben sind natürlich auch die ab und an etwas körnigeren Einstellungen und einige Szenen, in denen die Kamera einfach nicht perfekt fokussiert ist.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gerard Butler, Nolte, Nick, Smith, Jada Pinkett (Schauspieler)
- Waugh, Ric Roman(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (95%)
Die beiden dts-HD-Master-Spuren in 7.1-Kodierung überzeugen von Beginn an mit einem fiebrigen und druckvollen Score, der pumpend hinter den anfänglichen Actionsequenzen steckt. Fallen Schüsse, kommen diese extrem satt und die abgeschossene Granate fetzt wunderbar über den Subwoofer. Schläge und Tritte gelangen wuchtig zum Betrachter und die Stimmen gehen in dem Ganzen nicht unter. Zwar wünscht man sich spätestens nach einer guten Viertelstunde einen Atmos-Sound mit 3D-Geräuschen, doch schon die reguläre Ebene macht ein Fest aus den von hinten über die Köpfe einfliegen Bell Boeings V-22 Osprey – selten lieferten Rearspeaker eines 5.1-Setups bereits so immersive „Höhen“-Effekte. Wer ein 7.1-Setup sein Eigen nennt, kann das noch mal intensivieren.
Ähnliches gilt für das hellfrequente Zischen der Drohnen kurz darauf, die im Anschluss eine Explosions-Batterie auslösen, die sich gewaschen hat – Hardcore-Futter für eure Subs!
Praktisch alles, was hier an Action aufgefahren wird – ob Helis, Jets, Maschinengewehre oder Faustkämpfe – gelangt höchst dynamisch, satt und ohne jede Kompressionsproblematik zum Ohr. In Ermangelung an gigantischer Action im Stile eines Godzilla II – King of Monsters wird es zwar zwischendurch auch mal ruhiger, aber WENN es zuschlägt, dann so zupackend wie nur eben möglich – zum Beispiel bei den Explosionen von Banning Senior, die das Heimkino wirklich zum Beben bringen, gleichzeitig aber sehr präzise klingen. Wie gesagt: Nur schade, dass die Atmos-Fassung, die der US-Veröffentlichung der BD/UHD noch zuteil wurde, hier nicht zum Einsatz kam.
- Deutsch: DTS HD-MASTER 7.1 (90%)
- Englisch: DTS HD-MASTER 7.1 (90%)
Bonus (60%)
Das Bonusmaterial bietet insgesamt neun Featurettes mit unterschiedlichen Laufzeiten. In Allen hört man einen sehr leidenschaftlichen Gerard Butler, der als Koproduzent des Films eben auch insgesamt mit Herzblut hinter dem Franchise steckt. Wir erfahren mehr über die Entwicklung der Story, über den Regisseur Ric Roman Waugh, über das versammelte Cast oder über die Recherche für die möglichst authentische Darstellung der Figuren. Auch über den Second Unit Director erfahren wir mehr und natürlich auch über einzelne Actionszenen. Insgesamt ein erstaunlich reichhaltiges Material, das allerdings nicht untertitelt wurde.
Gesamtbewertung London Has Fallen (83%)
Angel Has Fallen ist trotz etwas Varianz in der Story der schwächste Teil der Reihe. Das liegt nicht an den unterhaltsamen Actionszenen, sondern daran, dass das Skript aus der Situation des Verdachtsmoments gegen Banning einfach keine Spannung rausholt. Seine Figur ist zu keiner Zeit in Gefahr und für den Zuschauer bleibt dauerhaft klar, dass seine Integrität nicht angezweifelt werden muss. Hier hätte man deutlich mehr Dynamik rausholen können. Davon ab sind die Darsteller gut aufgelegt und vor allem der Sound überzeugt auf ganzer Linie. Die UHD ist zudem die deutlich bessere Wahl, weil sie sich in puncto Auflösung wirklich sichtbar von der Blu-ray absetzen kann und durchweg plastischer aussieht.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gerard Butler, Nolte, Nick, Smith, Jada Pinkett (Schauspieler)
- Waugh, Ric Roman(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 03. Januar 2020 | Review am: | 05. Januar 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 122 Minuten |
Filmstudio: | Universum | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD-MASTER 7.1 Englisch DTS HD-MASTER 7.1 |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Angel Has Fallen Trailer:
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