Inhalt (80%)
Mit einem Horrorfilm aus einem Budget von 22 Mio. Dollar einen weltweiten Hit mit einem Umsatz von 350 Mio. Dollar zu machen, muss man erst einmal schaffen. Eine Fortsetzung von A Quiet Place war dennoch nie geplant und es sollte nie ein Franchise werden. Allerdings umtrieb Krasinski die Idee, die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen – nämlich aus jenem der Kinder. Während es im ersten Teil darum ging, wie die Eltern versuchen, ihre Kinder vor dem Zugriff der Aliens zu schützen, zeigt die Fortsetzung nun die logische Konsequenz – nämlich die Abnabelung der Kids, bzw. deren Erwachsenwerden. Dass sich der Regisseur/Darsteller dabei auf die Figur der Regan konzentriert, liegt auf der Hand. Immerhin war sie schon im ersten Teil der am stärksten geschriebene, gespielte und herausragendste Charakter. Nun nimmt sie den Platz des verstorbenen Vaters ein. Sie ist mutig, technisch versiert und will ihrer Familie und eigentlich sogar der Welt helfen.
Inszenatorisch blickt A Quiet Place erst einmal zurück und erzählt, wie die Kreaturen aus dem All auf der Erde landeten und für erste Verwüstung und Chaos sorgten. Das schildert Krasinski nach beschaulichem Beginn in einer beeindruckenden Sequenz, die ab der fünften Minute für Gänsehaut sorgt. Nicht nur, weil’s erneut akustisch ein Fest ist, sondern weil die Kamera lange Wege mit den Protagonisten geht und dabei immer auch gerne mal die Richtung wechselt oder sehr dynamische Momente im Auto verfolgt. Das ist smart und ziemlich elegant inszeniert – und es gibt dem Regisseur die Möglichkeit, nochmal für ein paar Minuten als Vater Lee aufzutreten. Außerdem sorgt diese Eröffnung natürlich für mehr Dialoge als im kompletten ersten Film gesprochen wurden. Aber das nur ganz nebenbei.
Der Wechsel in die Gegenwart folgt dann direkt den Geschehnissen aus dem Vorgänger. Wir sehen, wie die Abbotts ihr sicheres Zuhause verlassen müssen. Sie müssen aus ihrer vertrauten Zone heraus. Aus der Gegend, deren Wege mit Sand bedämpft sind. Jedes Rascheln des Laubs, jedes Knacken eines Steckens kann jetzt wieder den Tod bedeuten. Es ist der Schritt ins Unbekannte, den Krasinski kongenial in Szene setzt, indem er die Kamera auf die Frosch-, bzw. Fußebene hinabsinken lässt.
Was hier ebenfalls schon visualisiert wird, ist ein gewisser Abnabelungsprozess, der primär Regan betrifft. Sie fühlte sich schon im ersten Teil erwachsener als ihr Alter es vermuten lässt. Nun strebt sie an, ihr Wissen der Welt mitzuteilen. Sie wirkt entschlossen und tough – was wiederum erneut ein Verdienst der grandios agierenden Millicent Simmonds ist. Die auch im echten Leben gehörlose Schauspielerin hat so viel Ausstrahlung und Charisma, dass sie den Film vermutlich auch komplett allein hätte tragen können. In A Quiet Place 2 hat Krasinski ihr allerdings eine Art „Ersatzvater“ an die Seite gestellt, dessen Wunsch zu helfen anfangs indes wenig ausgeprägt ist. Cillian Murphy ist dieser Emmett, der nach dem Tod seiner Familie verbitterte, im Handeln Regans allerdings zum Glauben an sich zurückfindet. Weite Teile des Films werden über die Dynamik dieser Zweierkonstellation bestritten, die Zündstoff enthält, gleichzeitig aber warmherzige und berührende Momente bereithält.
Evelyns – und vor allem Marcus‘ – Figur werden hingegen relativ klein gehalten. Zwar darf Evelyn sich noch einmal um ihre drei Kids sorgen und sie beschützen, doch die spätere Zweiteilung der Schauplätze nimmt den Fokus etwas von ihr weg. Davon ab gelingt es Krasinski ziemlich gut, das Quiet-Place-Universum zu erweitern, ohne dem typischen Höher-Schneller-Weiter zu erliegen. Trotz der Schauplatzwechsel bleibt die Atmosphäre stets dicht und der Spannungsbogen gespannt. Die Tatsache, dass man nun mehr Kreaturen zu sehen bekommt – und das teils sogar am helllichten Tag – schadet dem Film ebenfalls nicht. Dafür ist das Creature-Design auch viel zu gut, als dass man sich an ihm sattsehen könnte. Und das müssen wir wohl auch nicht. Denn zum einen hält sich das Ende von A Quiet Place 2 die Möglichkeit für ein weiteres Sequel offen und zum anderen ist für 2023 ein Spin-off geplant. Die Vorgabe, kein Franchise etablieren zu wollen, hat Krasinski nun erfolgreich gerissen.
Bildqualität (75%)
Wie schon den ersten Teil hat John Krasinski für einen möglichst kernigen Look auch bei der Fortsetzung größtenteils wieder auf analoge Filmkameras gesetzt. Nur wenige Szenen wurden mit einer ARRI Alexa Mini gedreht, während der Hauptanteil von der Panavision Panaflex Millennium XL2 eingefangen wurde. Gegenüber dem Vorgänger gibt’s allerdings eine Neuerung. Denn wo der Erstling (nach allen verfügbaren Informationen) über ein 2K-DI gemastert wurde, kam in der Fortsetzung ein 4K-DI zum Einsatz. Entsprechend könnte die Auflösung wirklich sichtbar höher sein. Obendrauf spendierte Paramount noch HDR10 sowie Dolby Vision als Kontraststeigerungsformate.
Bevor’s an den sichtbaren Vorteil der 4K-Scheibe geht, zunächst der etwas ernüchternde Part: Grading und Kontrastgebung unterscheiden sich nur marginal. Selbst Spitzlichter schaffen keine dynamischen Highlights. Über weite Strecken gleicht das Bild der UHD-Blu-ray dem der Blu-ray doch sehr. Die Durchzeichnung im Dunkeln ist einen Hauch besser und bei stark kontrastierendem Inhalt erzeugt die UHD-BD ein wenig mehr Dynamik. So wirken Gesichter dann etwas knackiger und vor allem die Farbe Rot profitiert vom erweiterten Farbraum. Auch Dolby Vision kann hier keine großen Akzente setzen oder sich deutlich von HDR10 absetzen.
So weit, so unbefriedigend. Was jedoch deutlich sichtbar besser ist, ist die Auflösung. Und das auch im Vergleich zum 2K-DI-Vorgänger, der nur leidlich schärfer wirkte. Hier allerdings finden sich Details im Hintergrund wieder, die über die Blu-ray praktisch vermatschen. Es sieht nicht so aus, als wäre die 4K-Scheibe in irgendeiner Art und Weise gefiltert worden, was sie gegenüber der Blu-ray schon mal in den Vorteil bringt. Aber da ist noch mehr. Wo die Blu-ray Details auf Hintergründen weitgehend verschweigt, bringt die UHD-Blu-ray sie zum Vorschein. Das können Feinheiten wie geschnitzte Holzgeländer sein oder Schindeln auf den Dächern. Zwar gibt es gerade in den dunklen Szenen in Kellern und Katakomben nur wenig Möglichkeit, diese Karte auszuspielen, aber wo Detailtiefe gefilmt wurde, ist sie über die UHD-Blu-ray deutlich schärfer und reicher an Feinheiten. Gerade Beamer-Besitzer mit großen Projektionsflächen werden die UHD-Blu-ray bevorzugen.
- Blunt, Emily, Krasinski, John, Jupe, Noah (Schauspieler)
- Krasinski, John(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (90%)
Ja, es ist wahr. Leider. Auch beim zweiten Teil hat sich Paramount nicht zu einer deutschen Atmos-Spur hinreißen lassen. Und so gibt’s erneut Dolby Digital 5.1 für die Synchronisation und Dolby Atmos fürs Englische. Das ist ärgerlich. Aber zugunsten einer Quasi-Weltdisk, die noch sieben weitere Tonspuren enthält, hat man schlicht Platz sparen müssen.
Die deutsche DD-Fassung klingt für sich genommen aber okay. Da der Film ein gutes Stück seiner Atmosphäre auch aus der Dynamik von absoluter Stille zu kreischend-lauter Action zieht, muss der Ton das natürlich ebenso mitmachen. Und das tut er.
Sogar wirklich herausragend gut. Möglich, dass es schon lange keine DD-Spur mehr gab, die gleichzeitig so beherzt zupacken und im Hochtonbereich so gut auflösen konnte. Ja, die englische Fassung kann das noch besser. Aber von allen Filmen, die mit DD fürs Deutsche und True-HD/Atmos fürs Englische kamen, liegen sehr nah beisammen. Das darf man dann schon fast wieder loben. Jetzt ist es natürlich so: Der Vorgänger hat sich auch deshalb einen so legendären Sound-Ruf erspielt, weil die allermeisten ihn im Original geschaut haben. Bei geschätzt 20 gesprochenen Sätzen, die man als Nicht-Englisch-Sprecher entweder gerade so noch verstanden hat oder aber sich denken konnte, war das in Ordnung und störte nicht weiter. In A Quiet Place 2 wird mehr gesprochen – zumindest anfänglich. Im Nachgang wird es dann wieder ähnlich still und man kann durchau hier wieder aufs Original setzen, um dessen famose Dynamik mitzunehmen.
Und natürlich die 3D-Soundkulisse. Erstmalig aktiv wird’s von oben, wenn der Himmel sich nach 5’35 bedrohlich entwickelt und Gewitter-artige Geräusche kratzend von den oberen Speakern zu hören sind. Dabei wandern die Sounds eindringlich über alle vier Speaker und entwickeln bereits hier ein gruseliges Eigenleben. Landen dann die ersten Aliens auf Autos und langen ordentlich hin, hört man die nächsten dedizierten 3D-Sounds in Form ihrer kreischenden Attacken (11’40). Bei Evelyns Rückkehr in den überfluteten Keller hört man dann die Flammen rundherum lodern und später gibt es auch mal dedizierte Windgeräusche. Klasse dann wieder das Geräusch der Falle nach 20 Minuten, das man wie eine Art Reißverschluss von oben hört. Richtig creepy wird es dann erstmalig, wenn bei 23’00 die klackernden „Sonargeräusche“ der Aliens von oben erklingen. Hier offenbart A Quiet Place 2 erstmals so richtig, warum sein Vorgänger bis heute zu den Dolby-Atmos-Referenztiteln gehört.
Nach knapp 40 Minuten flattert es dann wie im Taubenschlag und wenn das Alien kurz darauf erscheint, gibt’s wieder satt Fauch- und Grunzgeräusche von oben. Dazu donnert es im Subwoofer beträchtlich. Gleiches gilt für die Sequenz nach knapp 62 Minuten, wenn eins der Viecher durch die Decke bricht und lauthals vor sich hin schreit. Vier Minuten später wird dem Zuschauer dann näher gebracht, wie stark das Alien auf die einsetzende Sprinkleranlage reagiert. Nicht nur hier ist beeindruckend, wie gut man umgesetzt hat, dass die Laute der Invasoren auch dann von oben zu hören sind, wenn die Kamera auf Kniehöhe abtaucht. Abtauchen ist ein gutes Stichwort. Denn was rund um die 78 Minute passiert, lässt selbst den erfahrensten Horrorfilm- und Soundliebhaber für einen Moment aus allen Gliedern fahren – sicherlich einer der vehementesten und brutalsten 3D-Soundeffekte, die je isoliert in einem Film zum Einsatz kamen.
- Deutsch: Dolby Surround 5.1 (80%)
- Englisch: Dolby Atmos (95%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (95%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (60%)
Insgesamt fünf Featurettes warten auf den Zuschauer im Bonusmaterial. Zunächst gibt’s ein zehnminütiges Drehtagebuch mit John Krasinski, dem Regisseur. Er erklärt, warum er sich doch für eine Fortsetzung entschied, obwohl er es nie beabsichtigt hatte. In „Vorhang auf“ gibt’s knapp vier Minuten Aufklärung darüber, dass der zweite Teil etwas größer angelegt ist. „Regans Reise“ folgt dann für sechs Minuten der Entwicklung, die Evelyns und Lees Tochter im Film durchmacht. In „Überleben im Yachthafen“ kümmert man sich um eine weitere Gruppe des Films: Die heruntergekommenen Mariner, die im Hafen auf Beute warten. Zu guter Letzt gibt es noch ein Featurette über die visuellen Effekte und die Tongestaltung. Klasse bspw., was man mit den Kreaturen – ausgehend vom ersten Teil – noch veranstaltet hat.
Gesamtbewertung A Quiet Place 2 (83%)
Auch wenn A Quiet Place 2 die Intimität seines Vorgängers vermissen lässt, so ist Krasinski erneut ein schaurig-gruseliger Film gelungen, der von seinen Monsterattacken ebenso lebt wie von den starken Charakteren. Das Thema des Erwachsenwerdens integriert der Film zudem ebenso unaufdringlich wie nachvollziehbar und in der Darstellung der Millicent Simmonds erneut herausragend.
Die UHD-Blu-ray hat das vorwiegend in der Tiefe sichtbar detailliertere Bild, während der englische Atmos-Sound erneut jedes Setup herausfordert. Da zieht der deutsche Dolby-Digital-Ton natürlich den Kürzeren, auch wenn er für sich genommen erstaunlich satt klingt. Wie schon beim ersten Teil kann man aber auch hier getrost im Original hören. Selbst wenn in Summe ein paar Sätze mehr gesprochen werden, die man als Nicht-Englisch-Sprecher aber aus dem Zusammenhang hinbekommt.
- Emily Blunt, John Krasinski, Noah Jupe (Schauspieler)
- John Krasinski(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
- Blunt, Emily, Krasinski, John, Jupe, Noah (Schauspieler)
- Krasinski, John(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 30. September 2021 | Review am: | 12. Oktober 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 2020 | Laufzeit: | 97 Minuten |
Filmstudio: | Paramount | FSK: | Ab 16 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
|
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
A Quiet Place 2 Trailer:
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Ein Vergleich mit Apple wäre mal nett. Hab ihn dort gesehen. Da gibt es Ihn mit Atmos.
Was ehh schon eine große Frechheit ist dem Streaminganbieter eine Deutsche Atmos zu verpassen und die 4K Disk geht leer aus.
So ist das halt, wenn man Geld sparen will.
Irgendwie müssen ja alle Sprachen auf die Disc passen 🙂
Trotzdem wäre ein Vergleich einfach mal nice. Hab keine Lust mehr mir alle Filme auf Disc zu kaufen. DVD Regale sind nicht mehr modern.
DVD ist schon lange nicht mehr modern! 😉
Sag das mal den Eltern, die am Quengel-Regal noch ne Peppa Wutz DVD für ihr Kind mitnehmen müssen. Die Diskussion und der Wutausbruch mit dem Kind sind so aktuell wie eh und je =D
Ist halt auch die Frage, wie viel wirklich von oben kommt. Wäre natürlich ärgerlich, wenn die Atmosspur etwas taugt.
Also die englische Dolby Atmos Spur ist fantastisch, lies mal die Reviews.
Kenne aber die deutsche nicht.
Der Film lief ja mit Deutsch Atmos im Kino, sollte denke ich mal nah an die Englische rankommen.
Nur verständlich, eine Disc muss man pressen, macht man das für jedes Land separat schießen die Herstellkosten in die Höhe.
Beim Stream gibt es keine Herstellkosten, ergo kann man ohne Probleme eine deutsche Atmos Fassung Online stellen.
Ja die Deutsche DD macht das schon richtig gut!
Gerade mit meiner Ambeo klinkt A Quiet Place 2 wirklich richtig Raumfüllend!
Wieder schade das soll ein Film, wo der Sound enorm wichtig ist… wieder mal keine Deutsche Atmos-Tonspur vorliegt 🙁
Ansonten ein würdiger Nachfolger von ersten Teil!
Thx für den Test
Muß auch sagen was da die DD Spur raushaut ist echt der Hammer. War beim ersten Teil schon der Fall. Musste da echt zweimal schauen was der Denon mir da anzeigt.
Ansonsten wie immer Top Rezension! 😉
Man darf nur nicht den Fehler machen und auf die englische Version umstellen, dann ist es vorbei mit der Euphorie!
Keine Angst, hab beide gehört. Finde trotzdem das die deutsche Tonspur nen guten Job macht.