Die Stimme des britischen Harry Potter-Hörbuchsprechers wurde durch eine angelernte AI (Artificial Intelligence) nicht nur perfekt imitiert, sondern auch ohne sein Wissen in einer Dokumentation eingesetzt.
Stephen Fry ist ein bekannter Autor, Schauspieler und Synchronsprecher. Er wirkte unter anderem in den Hobbit-Filmen, V wie Vendetta, Sandman (Netflix-Serie) oder Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln mit. Beim zuletzt genannten Projekt verlieh Fry seine Stimme der Grinsekatze (Cheshire Cat). Doch was, wenn jemand seine ikonische Stimme ohne seine Zustimmung einsetzt? Genau dieser Fall ist anscheinend eingetreten und Fry nutzte diesen Umstand, um eine Diskussion, um das Thema AI/KI und dem „Urheberrecht der Stimme“ anzustoßen – zurecht, wie wir finden.
„Davon habe ich kein Wort gesagt…“
Auf dem CogX Festival in London (vergangenen Donnerstag) hatte Fry einen Clip einer nicht näher genannten Dokumentation vorgespielt, in der seine Stimme zum Einsatz kam. Nach der Vorführung sagte der Autor und Schauspieler: „Davon habe ich kein Wort gesagt – es war eine Maschine. Ja, es hat mich schockiert. Sie nutzten meine (Hörbuch)-Lesungen der sieben Bände der Harry-Potter-Bücher, und aus diesem Datensatz wurde eine KI meiner Stimme erstellt und diese neue Erzählung erstellt.“. Man möchte meinen, aus den Harry Potter Hörbüchern wurden einzelne Wörter und Silben herausgeschnitten und neu zusammengefügt worden. Doch weit gefehlt. „Was Sie gehört haben, war nicht das Ergebnis eines Zusammenschnitts, sondern stammt von einer flexiblen künstlichen Stimme, bei der die Wörter so moduliert werden, dass sie der Bedeutung jedes Satzes entsprechen“, so Fry weiter.
Gibt es ein Urheberrecht auf bekannte Stimmen?
Das Erschreckende an der Sache ist sicherlich, dass man für eine solche Synchronisation keine Spezialisten oder viel Manpower benötigt. AI-Stimmengeneratoren gibt es zur Genüge und mit dem Hype und den Bemühungen um das Thema AI (Artificial Intelligence, zu Deutsch „KI“ = Künstliche Intelligenz), werden diese auch immer besser. Markante und bekannte Stimmen könnten für so ziemlich alles eingesetzt werden, Dokumentationen, Spiele, Pornografie usw. Die Gesetzeslage ist sicherlich bis jetzt nicht so klar, dass man als „Beklauter“ – sofern man überhaupt auf solche Projekte aufmerksam gemacht wird – seine Rechte an der eigenen Stimme geltend machen kann.
Nicht umsonst ist das Thema AI/KI ein wichtiger Baustein in den Verhandlungen zwischen Schauspielern und Filmstudios in Hollywood. Denn es wird immer noch gestreikt und sofern nicht klar ist, wie die Rechte an Aussehen und Stimme eines bekannten Schauspielers verwertet werden dürfen, bleibt Hollywood sicherlich noch weiter „geschlossen“. Und parallel trällert Johnny Cash fröhlich weiter seinen Hit „Barbie Girl“:
In der Vergangenheit ist ja leider schon die ein oder andere Synchronstimme verstorben, was blieb, war die Frage, welche Stimme diese ersetzen kann, an die sich Zuschauer und Fans längst gewöhnt haben (Beispiel die Simsons) und die Stimme direkt mit einem Charakter oder Person verknüpfen…da könnte KI hilfreich sein.
Was wäre Daniel Craig ohne seine deutsche Synchronstimme von Dieter Wunder?
aber, wenn ich so weiterdenke …dann wäre der Weg nicht mehr weit, um auch gleich Schauspieler durch KI zu ersetzen 🙁
Das war auch mein Gedanke. Was, wenn ein Synchronsprecher so ikonisch ist, dass man ihn eigentlich für immer für einen Charakter (meist animiert) behalten möchte. Wenn der Sprecher nichts dagegen hat und seine Nachkommen auch für seine Stimme vergütet werden, wäre das ja eine Überlegung wert. Dann stellt sich jedoch noch die Frage, ob man jegliche Situationen und Intonationen mit AI herausarbeiten kann, oder ob Gefahr läuft, dass das Script an die Möglichkeiten der AI angepasst wird. Fragen über Fragen…
aber, für wen soll die Stimme erhalten bleiben, wenn der synchronisierte Schauspieler, warum auch immer, längst keine Filme mehr liefert?
Wo wir beim animierten Schauspieler wären, nur wann hat der seine beste Zeit, um als Kopie „weiterzuleben“ oder er könnte in jeder denkbaren Epoche schauspielern, selbst wenn er eigentlich schon zu alt dafür wäre.
Harrison Ford alias Indianer Joe, so als Beispiel, ist ja nicht der erste, der unter der Vergänglichkeit leidet
und man ihm so manche Rolle einfach nicht mehr abkaufen will.
Das macht dann auch die Not der Filmstudios sichtbar, wenn Stars altern , gleichzeitig kein neuer Stoff in Sicht ist und das junge Publikum mit Blockbuster aus den 80ern nichts anfangen kann.
Eine „Konservierung“ der Stimme würde meiner Ansicht nach nur für animierte Charakter einen Sinn ergeben. Oder bei Superhelden. Dann hätte sich Thanos das Geschnippe sparen und die Helden noch Jahrzehnte (in nie alternder Schönheit) für das Gute kämpfen können =D. Spaß beiseite. Aber du hast auf jeden Fall recht, dass alte Hollywoodgrößen nicht mehr in Stimme und Aussehen konserviert werden müssten. Weil schlichtweg das Publikum sich nicht mit ihnen auseinandersetzen möchte. Zudem muss den neuen Gesichtern Platz gemacht werden. Es ist schon schlimm genug, dass 87% aller Filme Fortsetzungen oder bekannte Franchises sind. Wenn diese alle noch mit digitalen Abbildern bereits toter/gealteter Schauspieler besetzt werden, dann wird es schnell langweilig. Ich finde, es ist ein spannendes, aber auch schwieriges Thema.
das lassen wir jetzt so stehen:)
Ich hoffe, Fry klagt denen den Arsch weg! Sowas ist einfach eine bodenlose Frechheit!