Samsung und QLED: Neue Qualitätsrichtlinien oder Schmutzkampagne gegen Konkurrenz aus China?

Samsung hat kürzlich eine Liste mit Kriterien veröffentlicht, die laut eigener Aussage einen „echten“ QLED-Fernseher ausmachen. Zielt Samsung auf mehr Transparenz für den Kunden ab, oder verbirgt sich dahinter doch eine versteckte Schmutzkampagne gegen die Konkurrenz aus China?

In einem offiziellen Beitrag mit dem Titel „Real Quantum Dot Guide: Samsung’s Innovations Redefine Picture Quality Standards“ liefert Samsung eine ultimative Checkliste, mit deren Kriterien sich ein echter QLED-TV identifizieren lässt. Besonders auffällig ist dabei der erste Punkt: der konkrete „Quantum Dot-Anteil“. Samsung erläutert, dass in einem dedizierten Filter mindestens 3.000 Teile pro Million (ppm) an Quantum Dots in einer QD-Filterschicht vorhanden sein müssten, um einen echten Effekt auf die Bildqualität zu erzielen.

Für wen ist die Samsungs QLED-Checkliste gedacht?

Mit diesem Wert werden Endkunden leider nicht viel anfangen können. Es ist auch etwas seltsam, dass der koreanische TV-Hersteller erst um die 10 Jahre nach der Einführung der ersten QLED-TV-Geräte (früher noch als SUHD beworben) nach einer genauen Definition für Quantum-Dot-Fernseher ringt. Daher wird vermutet, dass Samsung nicht die bestmögliche Kundenkommunikation im Sinn hat, sondern die Diskreditierung der Mitbewerber aus China, die laut Auffassung von Samsung bei ihren QLED-Produkten schummeln.

Diese Qualitätskriterien machen laut Auffassung von Samsung einen QLED-Fernseher aus
Diese Qualitätskriterien machen laut Auffassung von Samsung einen QLED-Fernseher aus

Die erste Auseinandersetzung, von der wir mitbekommen haben, gab es kurz nach der IFA 2024. Ein koreanischer Zulieferer hatte damals dem Konkurrenzunternehmen TCL vorgeworfen, dass bestimmte QLED-Fernseher aus dem 2024 Line-up keine Quantum Dot-Materialien besitzen – also kein Indium oder Cadmium. Da das Unternehmen, welches die Prüfung in Auftrag gegeben hatte, auch ein wichtiger Zulieferer von Samsung ist, hielten viele Leute die Testergebnisse nicht für objektiv. Zudem konterte TCL kurze Zeit später mit einer Gegendarstellung, die beweist, dass die angemahnten TVs (C755, C655 und C655 Pro) sehr wohl das QLED-Material Cadmium nutzen. Was uns zum letzten Punkt der Samsung-Agenda bringt.

Im Fokus: Giftiges Cadmium in TV-Geräten

QLED-TVs wurden bei Samsung früher SUHD-TVs genannt, wie der S9W 5K-TV mit 21:9 Bildschirmverhältnis
QLED-TVs wurden bei Samsung früher SUHD-TVs genannt, wie der S9W 5K-TV mit 21:9 Bildschirmverhältnis

Das letzte Kriterium für einen perfekten Quantum Dot Fernseher ist der Einsatz von QD-Material, welches ohne Cadmium auskommt. Denn Cadmium gilt als gesundheitsgefährdend, weshalb dessen Verwendung in vielen Regionen stark reguliert ist. Samsung hebt im aktuellen Beitrag hervor, früh auf „cadmiumfreie“ Quantum-Dots gesetzt zu haben. Dagegen soll TCL offenbar noch immer Modelle mit cadmiumhaltigen Quantum-Dots verkaufen. Das erklärt unter anderem, warum in manchen Geräten nur geringe Mengen dieser Substanz vorgefunden wurden – die Regularien in Europa erlauben ohnehin nur extrem geringe Konzentrationen. Und damit schließt sich auch der Kreis, wieso Samsung nach einem QD-Anteil von 3000 ppm schreit.

Ein QLED-TV muss laut Samsung seine QD-Materialien in einer eigenen Filterschicht (Farbfilter) unterbringen
Ein QLED-TV muss laut Samsung seine QD-Materialien in einer eigenen Filterschicht (Farbfilter) unterbringen

Egal, ob Samsung nun den Kunden oder die Konkurrenz im Sinn hatte, es wäre schon wichtig, dass es so etwas wie eine genaue Definition gibt, was einen Quantum Dot-Fernseher ausmacht. Diese fehlt bisweilen. Und obwohl es sich hierbei nur um einen (unter anderem vom Samsung) ins Leben gerufenen Marketingbegriff handelt, wäre es für den Kunden doch gut zu wissen, ob ihr TV bestimmte Kriterien erfüllt, um eine merkliche Verbesserung bei der Farbdarstellung überhaupt zu ermöglichen. Denn wer QLED kauft, möchte ja auch QLED bekommen.

Folgt nun ein QLED-Standard?

Ob so ein verlässlicher Standard irgendwann definiert wird, wagen wir zu bezweifeln. Denn wenn wir beobachten, wie sich die Unternehmen bereits jetzt in den Haaren liegen, scheint ein Konsens bei der Definition der Kriterien für QLED-TVs nahezu unmöglich. Hier hat jeder TV-Hersteller auch sicherlich seine Vorstellung, was einen Quantum Dot-Fernseher ausmacht und welche Kriterien eher als Grauzone gesehen werden sollten. Wir werden auf jeden Fall beobachten, ob der Vorstoß von Samsung Früchte tragen kann, oder, wie die Auseinandersetzung zwischen Samsung und TCL, doch im Sand verläuft.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
Teilen ist geil! Spread the word!
Beliebte Specials:
Beliebte Specials:
Neuste Beiträge
Beliebte 4K Blu-rays
Ratgeber
Mehr Beiträge

Die Kommentare werden moderiert. Wir bemühen uns um eine schnelle Freischaltung! Die Kommentarregeln findest du HIER!

1 Kommentar
  1. Wenn man QD-Filter richtig definiert, lassen sich Blau(ist ja sowieso durch die LED gegeben) Rot und Grün sehr schmalbandig erzeugen. Das ist dann am Spektrum zu erkennen. Und Der Farbraum ist auch wesentlich größer. >95% nach DCI-P3 und dann noch >1000cd/m² – geht doch.

Schreib einen Kommentar und teile deine Meinung!

Bitte trage deinen Kommentar ein
Bitte trage deinen Namen hier ein

ABONNIERT UNSEREN KOSTENLOSEN NEWSLETTER

Anzeige
Beliebte Beiträge