Inhalt (60%)
Ein Einspiel von 84 Mio. Dollar bei Kosten von Gut 100 Mio. Dollar – nicht gerade das, was man einen finanziellen Erfolg nennen würde. Dazu gleich drei Nominierungen für die goldene Himbeere, den gefürchteten Anti-Oscar. Was war da passiert? Hatten Robin-Hood-Verfilmungen beim Kinopublikum doch bisher einen guten Stand beim Publikum. Man warf Regisseur Otto Bathursts Version des Rächers einen unübersichtliche Story vor, sowie tiefe Logiklöcher und ein weites Entfernen vom Kosmos der legendären Figur.
Letzteres ist durchaus zu bemerken – wobei es historisch gesehen auch nicht die EINE Version von Robin Hood gibt, über die sich alle Balladen- und Gedichtschreiber einig wären. Es besteht für einen Filmemacher also eine große Freiheit in der Neuinterpretation des Inhalts. Und wenn Bathurst seine Version der Story mit einem Kriegsszenario beginnen lässt, das aussieht wie aus The Hurt Locker und dabei heutige Vorurteile und Religionskriege reflektiert, dann ist das durchaus legitim. Worauf man sich aber einstellen muss, ist die Abkehr vom romantischen Sherwood-Forest-Dieb, der immer mal wieder eine Postkutsche des Sheriffs ausraubt.
Im 2018er Robin Hood bekommen wir es vielmehr mit einem atemlosen Action-Abenteuer zu tun, das wesentlich mehr Geist und Atmosphäre von Assassin’s Creed atmet als von den alten Strumpfhosen-Filmen mit Erroll Flynn. Heutige Sehgewohnheiten scheinen danach zu verlangen, dass eine Armbrust zum Maschinengewehr mutiert und die Sarazenen zu wahren MMA-Fightern werden. Macht man sich als Zuschauer also frei von den Erwartungen, eine nur dezent modernisierte Fassung des Altbekannten zu bekommen, kann man mit dem Tempo und der Rasanz der Bilder durchaus seine Freude haben. Die erste Dreiviertelstunde vergeht deshalb praktisch wie im Flug. Was aber auch nicht unbedingt nur positiv ist. Denn um die bis dato drei/vier Hauptfiguren einzuführen, hätte man sich durchweg etwas mehr Zeit nehmen können. Gerade und ausgerechnet Robin kommt zu Beginn alles andere als sympathisch rüber. Sein Übereifer und die Ungeduld nerven mehr als dass sie nachvollziehbar wären und irgendwie fehlt es Egerton in der Rolle trotz entsprechendem Sex-Appeal an Charisma.
Dass man dem Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn wiederholt seine Rolle aus Rogue One – A Star Wars Story) einen Mantel in Gestapo-Manier angezogen hat, wirkt natürlich plakativ. Hat aber in der damaligen Zeit auch nicht wirklich was verloren. Immerhin gibt er den Sheriff mit diabolischer Inbrunst, wenn er Robin voller Schmerz und Wut davon erzählt, wie er als Junge bei den Lords aufwuchs. Robin Hood hat aber nicht viele von diesen packenden Charakterszenen – und verliert sich lieber in zunehmend repetitiven Actionszenen. Wie eine Nummernrevue klappert Bathurst Überfall nach Überfall ab und lässt seinen Film mehr und mehr comichafte Züge annehmen.
Wenn er auf Zeitlupenszenen im Matrix-Stil setzt, mag das ganz nett aussehen, hat aber mit einem eleganten Pfeil-und-Bogen-Dieb nicht mal mehr einen Hauch Ähnlichkeit. Ja, das ist wirklich prächtig inszeniert und es mangelt auch nicht an production value, aber am Ende fehlt vor allem eins: Seele. Die Emotionalisierung der Geschichte geht Robin Hood fast vollkommen ab und irgendwann verliert man sogar den Überblick darüber, was Robin und John eigentlich wollten – denn zielstrebig gehen sie wirklich nicht mehr vor. Gegen einen überagierenden Jamie Foxx und einen durchweg eher unsympathischen Egerton hat auch Bono-Tochter Eve Hewson kaum Handhabe. Zumal ihre Rolle bis auf wenige, kurze Ausnahmen auf das Erfüllen von Klischees reduziert ist.
- 2 Weltstars in den Hauptrollen: Taron Egerton ("Kingsman Reihe") & Oscar Preisträger Jamie Foxx ("Django Unchained")
- Regie von Otto Bathurst ("Peaky Blinders")
- Über 300.000 Kinobesucher in Deutschland & Österreich
- Egerton, Taron, Foxx, Jamie, Mendelsohn, Ben (Schauspieler)
- Bathurst, Otto(Regisseur)
Bildqualität (90%)
Robin Hood wurde durchweg mit Kameras aufgezeichnet, die am Ausgang volle 8K lieferten. Von diesem Material wurde dann ein runterskaliertes 4K-Digital-Intermediate erstellt, sodass wir es mit einem Real-4K-Master zu tun haben. Ebenfalls auf die Disk gelangte natürlich ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die höhere Bilddynamik HDR. Letzteres in HDR10 und Dolby Vision. Im Gegensatz zur US-Disk von Lionsgate ist HDR10+ hier NICHT enthalten. Entsprechend ist Robin Hood nicht die erste deutsche UHD, die mit allen drei Kontraststeigerungs-Formaten ausgestattet ist.
In der Praxis stellt sich das Bild der Ultra-HD durchaus noch mal eindrucksvoller dar als per Blu-ray wiedergegeben – was in puncto Auflösung und Details auch an der extrem hohen Datenrate liegen kann. Die BD-66 UHD ist mit einer Datenrate von beständig zwischen 80 und 120 Mbps fast randvoll gefüllt, was bei 120 Minuten und nur zwei Tonspuren durchaus als „ausgereizt“ gelten darf. Trotz der dunkleren Abstimmung gefällt selbst HDR10 hier schon besser, weil es das ganz dezente Korn auf uniformen Oberflächen in einigen dunklen Einstellungen wesentlich feiner und damit unauffälliger wiedergibt.
Dazu neigt die UHD überhaupt nicht mehr zum Überstrahlen auf helleren Gesichtsbereichen während der Szenen in Arabien. In dunklen Szenen flacht das Bild allerdings ein wenig ab und HDR10 wirkt hier ein kleines bisschen gräulich. Das kann Dolby Vision besser und stellt vor allem die Schwarzwerte in der Kleidung und gerade in den dunkleren Innenraumszenen noch knackiger und satter dar. Auch Farben haben noch etwas mehr Punch. Dazu sind Spitzlichter (bspw. das Blitzen in Augen) noch eindrucksvoller und auf Gesichtern kommt noch etwas mehr Strahlkraft hinzu.
- 2 Weltstars in den Hauptrollen: Taron Egerton ("Kingsman Reihe") & Oscar Preisträger Jamie Foxx ("Django Unchained")
- Regie von Otto Bathurst ("Peaky Blinders")
- Über 300.000 Kinobesucher in Deutschland & Österreich
- Egerton, Taron, Foxx, Jamie, Mendelsohn, Ben (Schauspieler)
- Bathurst, Otto(Regisseur)
Tonqualität (85%)
Beim Ton muss der deutsche Zuschauer leider sowohl für die BD als auch für die UHD mit dts-HD-Master vorlieb nehmen, während die englische Fassung auf beiden Disks in Dolby Atmos vorliegt. Die deutsche dts-HD-Spur ist zunächst mal eins: Ziemlich leise. Eine Anhebung um rund 10dB! ist nötig, um auf das Level der meisten anderen Disks zu kommen. Das gilt allerdings für beide Sprachfassungen nahezu gleichermaßen. Hat man die Lautstärke erhöht, fetzen die Armbrustpfeile allerdings erstaunlich satt ins Gestein um die Kreuzritter. Auch das säuselnde Windgeräusch kommt räumlich rüber und wenn die Katapulte ihre Arbeit verrichten, gibt’s auch kurz mal richtig Druck. Vornehmlich überzeugt aber die Räumlichkeit.
Zurück in Nottingham setzt es coole Bass-Sweeps während des Bogen-Trainings mit John. Außerdem durchschlagen die Pfeile das Holz ordentlich und man hört die Splitter überall im Raum verteilt herab rieseln. Leider bewirkt das starke Anheben der Lautstärke bisweilen ein leichtes Zerren der Dialoge. Die Originalfassung funktioniert auf der regulären Ebene zunächst noch mal eine Spur dynamischer als die deutsche dts-HD-Master-Fassung. Der Score langt noch ein wenig stärker zu und auch die Pfeile nach schlagen noch etwas fester in der Umgebung ein.
Nehmen wir die Höhen-Ebene hinzu, so gibt’s nach den Pfeil-Attacken rund um die siebte Minute eine Menge authentisch splitterndes Holz und Gestein aus der Höhe und ein paar Rufe der Kämpfer kommen auch hinzu. Außerdem hat man den Score während der Actionszenen ebenfalls mit auf die Heights gelegt, was zu einer deutlichen Intensivierung der Atmosphäre führt. Wenn die Katapulte dann ihre Ladung ins Ziel bringen, wummert es gewaltig von oben und die Anbindung an die reguläre Ebene ist stets vorzüglich gelungen.
Klasse ist auch das Knarzen und Knorzen des Schiffs sowie das herabfallende Wasser von den Bohlen über den im Bug befindlichen Heimkehrern und selbst in Loxleys Ruinen hat man für einen Widerhall der Stimme und aufstiebende Tauben gesorgt.
Nach etwas über 35 Minuten gibt’s dann einen beeindruckenden Gewitter-Groll aus der Höhe und Regen gesellt sich ebenso hinzu wie spezielle 3D-Sounds beim Auftauchen Robins. Über den Regen kann man hier sicher wieder streiten, beeindruckend klingen tut’s trotzdem. Im Prinzip geht diese Art des Sounddesigns dann über den ganzen Film hinweg so weiter und reißt auch nicht ab. Die Actionszenen werden stets mit fliegenden Pfeilen, Wusch-Sounds und Filmscore von oben ergänzt und es gibt immer mal wieder dedizierte Geräusche wie das Rumpeln der Holzräder des Schatztruhen-Wagens oder auch das dynamische Schließen von großen Türen oder Toren.
- Deutsch: dts-HD-Master 7.1 (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (80%)
Das Bonusmaterial von Robin Hood enthält neben dem Trailer zunächst einmal sechs geschnittene Szenen sowie eine Gag Reel mit witzigen Szenen vom Dreh. Das Featurette „Robin Hood Reloaded“ ist Kern der Extras und läuft satte 64 Minuten. Von der Arbeit an den aufwändig erstellten Sets über die Neuinterpretation der Geschichte bis hin zur Besetzung und der Charakterisierung des bösen Sheriff Notthingham sowie der Filmmusik wird praktisch die komplette Produktion ausgiebig beleuchtet.
Gesamtbewertung Robin Hood (78%)
Robin Hood im Jahre 2018/’19 ist ein atemloser und mit prächtig choreografierten Kampfszenen angereicherter Actionfilm – nicht mehr. Die Essenz der legendären Geschichte fehlt fast komplett. Wer sich den Film unter dem Aspekt eines Actioners mit der Videospiel-Ästhetik eines Assassin’s Creed anschaut, kann Spaß haben. Wer auf eine Erweiterung des Meisterdieb-Kosmos‘ gehofft hatte, kann allerdings nur enttäuscht werden.
Aufgefangen wird das allerdings durch die Technik. Denn auch ohne HDR10+ ist das Bild der UH vorzüglich geraten. Mit hoher Laufruhe und toller Schärfe gelangen die nativen 4K-Bilder ins Heimkino. Dazu gibt es einen Sound, der schon über die deutsche dts-HD-MA-Spur überzeugt und mit der englischen Atmos-Fassung teilweise neue Maßstäbe setzt.
- 2 Weltstars in den Hauptrollen: Taron Egerton ("Kingsman Reihe") & Oscar Preisträger Jamie Foxx ("Django Unchained")
- Regie von Otto Bathurst ("Peaky Blinders")
- Über 300.000 Kinobesucher in Deutschland & Österreich
- Egerton, Taron, Foxx, Jamie, Mendelsohn, Ben (Schauspieler)
- Bathurst, Otto(Regisseur)
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 23. Mai 2019 | Review am: | 04. Juni 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 117 Minuten |
Filmstudio: | Studiocanal | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS-HD-Master 7.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Robin Hood Trailer:
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Werd ich mir auch mal anschauen wenn er im Angebot ist, wie der Trailer schon erwarten lies ist das kein sonderlicher Film aber Bildqualitativ sehr gut.
Für mich ist selbst Helden in Strumpfhosen deutlich mehr Robin Hood als dieser Schund, der sich mMn nicht so schimpfen dürfte. Davon abgesehen wie immer herausragende Review. 🙂