Rettung des Kinos: AMC und Universal einigen sich

Die US-Kinokette stritt mit dem Filmstudio Universal über den Vertrieb von Filmen. Nachdem ein Boykott angedroht wurde, haben sich die Streithähne nun gütlich geeinigt.

Zur Erinnerung: AMC, die größte Kinokette der Welt, wollte die Filme des Studios Universal komplett boykottieren. Der Grund lag in einer Ankündigung des Filmvertriebs, alle seine Filme in naher Zukunft parallel zum Start in den Kinos auch digital zu vertreiben. AMC fürchtete, das würde die Zuschauer von einem Kinobesuch abhalten und fühlte sich in die Ecke gedrängt. Seine neue Strategie wollte Universal einführen, weil der Film „Trolls World Tour“ sich digital in der Corona-Krise zu einem Hit entwickelt hatte.

Außerdem sichert sich Universal digital natürlich einen höheren Einnahmeanteil, da im Kino ein hoher Anteil der Gelder an die Kinobetreiber fließt. AMC kritisierte die Pläne von Universal scharf und wenig später kündigten auch andere Kinoketten Boykotts an. Nun ist Universal eingeknickt und hat einen Deal mit AMC ausgehandelt. Auch wenn die Pressemitteilung nach strahlender Freude und gegenseitigem Schulterklopfen klingt, dürfte es hinter den Kulissen viel Zähneknirschen gegeben haben.

So gewährt Universal AMC ein Kinofenster von drei Wochenenden (17 Tagen). Erst danach darf das Studio seine Filme auch via Premium-Video-On-Demand (PVOD) anbieten. Außerdem erhält AMC offenbar einen nicht näher aufgeschlüsselten Anteil der digitalen Einnahmen bzw. gibt an, dass man sich auch Anteile sichern werde. So betreibt AMC in den USA selbst eine VOD-Plattform. Da wurde offenbar von beiden Seiten mit harten Bandagen gekämpft. Letzten Endes bleibt man aufeinander angewiesen: AMC würde schlecht fahren, würde die Kinokette kategorisch alle potenziellen Blockbuster von Universal aussperren. Universal wiederum kann sich die Kinoeinnahmen für kostspielige Produktionen nicht komplett entgehen lassen.

Abkommen betrifft zunächst nur die USA

Die Verhandlungen sind aber noch nicht abgeschlossen, denn die genannten Bedingungen gelten aktuell nur für die USA. Im Hinblick auf Europa und den Mittleren Osten verhandeln AMC und Universal derzeit noch. Klar ist, dass die Kinoindustrie unter Druck geraten ist. Wir leben in einer Zeit, in welcher mit verhältnismäßig wenig Budget im Heimkino mit 4K und HDR eine bessere Bildqualität erreicht wird, als in den meisten Kinosälen.

Dazu kommt die Corona-Krise, welche die Menschen animiert, Filme lieber im Wohnzimmer als im Kinosessel zu genießen.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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5 Kommentare
  1. Wenn Filme zeitgleich im kino und void verfügbar wären würde die kinokultur langfristig sterben. Das wäre traurig genug. Ich habe ein exklusives heimkino unterstütze aber trotzdem die kinokultur. Kino ist auch ein ort der begenungen und vieles mehr. Dolby, dts verdient mehr an weltweiten gerätelizensierungen als an den filmen selber. Was nic schreibt ist ein verbreiteter irrglaube. Die labels, vor allem disney, geht fast 80% drauf was der kinobetreiber abgeben muss damit der film gespielt werden darf! Ohne getränke und popcornverkauf etc könnte kein kino existieren. Wenn Ihr die kinokultur erhalten wollt, geht ins kino und gönnt euch auch popcorn etc ansonsten wird es kino in der form nicht lange geben. Jeder kann mit seinem verhalten die gesamtsituation beeinflussen wie bei corona…

    • Wieso ist das, was Nik über Lizenzkosten schreibt, falsch? Er hat nicht behauptet, dass die Kinos die Soundformat-Lizenzen unbedingt mit den Filmen bezahlen. Nur, wer Filme in Dolby oder DTS welchem Format auch immer zeigt, braucht ja wohl auch Geräte, die diese verarbeiten können. An den Lizensierungen dieser Geräte verdienen die Rechteinhaber der Formate dann entsprechend.

  2. Was da für ein riesen Rattenschwanz dran hängt, wenn die Kinos dadurch noch weiter in Schräglage geraden. Ohne Kinos, wird es Dolby, DTS etc. auch nicht mehr so gut gehen. Schließlich verdienen die ihre Brötchen, so denke ich, mit den Lizenzkosten die von den Kinos gezahlt werden.

    Auch die Weiterentwicklung der Sound-System könnte darunter leiden 🙁

    • Was heißt noch weiter? So lange die Coronakrise läuft haben viele Kinos so zumindest noch etwas Einkommen, dass sie sonst nicht hätten. Ich bezweifle, dass dieser Deal danach auch noch gilt. Universal werden kaum bereit sein, AMC nach der Krise noch weiter Anteile an Einnahmen zu geben, mit denen die nichts zu tun haben.

  3. Na, endlich bewegt sich da mal was. Ich hoffe, diese und andere Studios und Kinoketten einigen sich dann auch international auf ähnliche Weise. So ließen sich dann mangelnde Einnahmen durch Corona zumindest teilweise kompensieren.
    Man muss sich allerdings darüber klar sein, dass AMC in den USA auch einen eigenen Streaming-Service zum Leihen und Kaufen von „digitalen“ Filmen namens AMC Theatres On Demand hat. Da verdienen die also auch sehr direkt am PVOD-Angebot.
    https://www.indiewire.com/2020/07/universal-amc-17-day-theatrical-window-agreement-1234576787/

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