Inhalt (80%)
Da ist er nun, der neunte und möglicherweise vorletzte Kinoflm von Quentin Tarantino. Wobei die Gerüchteküche immer wieder neue Vermutungen zutage fördert, nach denen der Kultregisseur möglicherweise jetzt schon Schluss machen könnte. Ob es nun bei neun Filmen bleibt oder er doch noch einen dritten Kill Bill hinterher schiebt oder einen R-Rated Star Trek oder einen Horrorfilm …? Die Zeit wird es zeigen.
Once Upon a Time in Hollywood ist das vermutlich wildeste Potpourri aus fiktiven und real existierenden Figuren, das die Filmindustrie je gesehen hat. Der Regisseur zelebriert wie nie zuvor seine Liebe an das Kino und die Popkultur im Generellen. Dieses Mal knöpft er sich dabei die Zeit der Geburt des New Hollywood vor. Jene Filmgeneration, die die „Goldene Ära“ ablöste und durch Filme wie Bonnie & Clyde oder vor allem Easy Rider geprägt war. Vor dem Hintergrund des Protests der Hippies gegen das Establishment, das mit Verspätung von der Filmindustrie reflektiert wurde, gestaltet Tarantino aber keinen launigen Abgesang auf das klassische Kino Hollywoods. Vielmehr betreibt er kulturellen Revisionismus.
Und dafür nutzt er geschickt zwei unterschiedliche Erzählstränge. Zum einen ist da jener der Hauptfigur Rick Dalton. Der alternde Darsteller von Western aus der guten alten Zeit fürchtet, den sich ankündigenden Wandel in Hollywood nicht mitgestalten zu können. Andere Filme hätten aus ihm eine tragische Figur gemacht und gezeigt, wie er daran scheitert, in dem neuen, düsteren Hollywood Fuß zu fassen. Tarantino aber fügt Once Upon a Time in Hollywood eine märchenhafte zweite Ebene hinzu (man beachte alleine den Filmtitel). Parallel zu Daltons Story fokussiert er auch die Geschichte von Sharon Tate. Deren Schicksal ist wiederum untrennbar verbunden mit Charles Manson und dessen Anhängern. Was in der Realität auch heute noch als Wendepunkt der Geschichte Hollywoods zu einer schmutzigeren und ernsteren Filmkultur bezeichnet wird – nämlich die Morde der Manson-Familie – kehrt Tarantino durch seine Abwandlung um. Für ihn (und für Dalton) geht die Sache ganz anders aus – und das hat dem Regisseur durchaus die Kritik eingebracht, er schädige das Andenken der damaligen Opfer oder sei anmaßend.
Innerhalb seines Filmmärchens funktioniert der Entwurf aber blendend. Nicht nur, dass die Morde seinerzeit den Wandel in Hollywood beeinflussten, gaben die in einer Art Hippie-Kommune lebenden Manson-Anhänger Hollywood indirekt die Schuld an ihren Aktionen. Once Upon a Time in Hollywood ist natürlich auch ein Film über Eitelkeiten – verletzte und bestätigte. Während man dem zunehmend stotternden Dalton zusieht, wie er nach und nach im Selbstmitleid zu versinken droht, weil ihn vermeintlich keiner mehr sehen will, begleiten wir Tate in eine Kinovorstellung ihres eigenen Films. Während sie „unverschämterweise“ die Dame am Ticketschalter erst davon überzeugen muss, dass sie einer der Stars ist, die in diesem Film mitspielen, wird ihr Blick während der Vorführung zufriedener, je mehr das Publikum von ihrer Darstellung überzeugt ist. Ja, das Schauspielleben ist geprägt von der Sucht nach Anerkennung und Liebe. Und Tarantino wagt es, das Ganze in sonnendurchflutetes Licht zu tauchen und humorvoll zu betrachten.
Gleichzeitig bietet sein jüngster Film alles, was man von ihm erwartet und noch ein bisschen mehr. Das Set- und Produktionsdesign ist schlicht sensationell und erforderte langwierige Planung und Absprachen mit den entsprechenden Verantwortlichen oder Geschäftsbesitzern. Da Once Upon a Time in Hollywood extrem häufig Außenszenen nutzt, musste hier alles stimmen – von den Ladenschildern über die Werbeanzeigen, Leuchtreklamen bis hin zu den Fahrzeugen, der Kleidung und den Interieur der Geschäfte. Selbstredend hat der Regisseur auch wieder die perfekt passende Musik zu alldem gefunden und die bekannten Namen auf der Darstellerliste würden ausreichen, um fünf andere, prominent besetzte Filme zu realisieren.
Dennoch ragen Brad Pitt und Leonardo DiCaprio sowie Margot Robbie als Sharon Tate heraus. Alle Drei gehen in ihren Rollen und Charakteren komplett auf. Es fällt schwer, bei so viel stimmigem Hintergrund auch die negativen Aspekte anzuführen. Natürlich ist Once Upon a Time in Hollywood aber nicht frei von Kritik. So kann man ihm eine gewisse Zähigkeit vorwerfen. Auch das Selbstreferenzielle wirkt ab und an etwas bemüht und übertrieben. So als wolle Tarantino seine an Eigenverweisen schon nicht armen Vorgängerfilme unbedingt noch einmal toppen. Bruce-Lee-Fans werden außerdem die kurze Episode zwischen Cliff und Kato etwas despektierlich finden. Tatsächlich übertreibt es Tarantino hier aber selbst für objektive Betrachter und macht aus Lee eine Art Karikatur um des Witzes Willen.
- Once upon a time in... Hollywood (4K Ultra HD) ( Blu ray 2D)
- Produkttyp: Physikalischer Film
- Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie (Schauspieler)
- Quentin Tarantino(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (80%)
„In Tarantinos Wortschatz existiert das Wort digital nicht“- Was Kameramann Bob Richardson in einem Interview etwas polemisch formuliert, trifft zumindest auf die Aufzeichnungsmethoden in seinen Kinofilmen zu, die allesamt analog vonstatten gingen (im Falle von Hateful 8 ja sogar in 65mm). So ließ er seinen angestammten Kameramann nun auch Once Upon a Time in Hollywood mit analogen Kameras aufzeichnen. Für die meisten Aufnahmen kamen Arriflex 435 und Panavision Panaflex zum Einsatz, die auf 35mm Film ausbelichteten, während zwei Sequenzen im Anwesen von Polanski und Tate in 16mm und Super-8mm gedreht wurden. Vom kompletten analogen Material wurde dann ein 4K Scan angefertigt, der über ein 4K-DI weiter prozessiert wurde und ausgehend davon auch auf die Disk gelang. Zusätzlich hat man statisches HDR10 sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum integriert.
Dies bewirkt in der Praxis gegenüber der Blu-ray allerdings keine (noch) deutliche(re) Einfärbung. Vielmehr wirkt die UHD durchweg etwas natürlicher. Sie nimmt den deutlichen Gelbstich auf der Haut, den die BD zeigt, in einigen Szenen zurück und lässt den Teint gesünder braun erscheinen. Zwar wirken Gesichter auch hier noch sehr sonnengebräunt (vor allem jenes von Al Pacino) und rote Farben stechen immer noch heftig vor, doch insgesamt wirkt das Geschehen harmonischer als über die Blu-ray. Dass die UHD intensivere Farben nutzt, wird deutlich, wenn die orangefarbenen Titelschriften auf dem Screen oder der Leinwand prangen. Hier bleibt die BD in ihrer Intensität doch deutlich zurück. Gleichermaßen könnten auch bei der UHD die schwarzen Oberflächen weniger Farbrauschen zeigen, wo doch die hellen Elemente schon weniger ausreißen als über die Blu-ray. In puncto Auflösung liegen beide Scheiben auf einem guten Niveau. Die UHD wirkt aber alles in allem etwas ruhiger und stabiler, was vor allem bei größeren Bilddiagonalen positiv auffällt.
- Once upon a time in... Hollywood (4K Ultra HD) ( Blu ray 2D)
- Produkttyp: Physikalischer Film
- Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie (Schauspieler)
- Quentin Tarantino(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (70%)
Die UHD liefert verlustfreien Ton fürs Deutsche und Englische – in 5.1 fürs Deutsche und 7.1 fürs Englische. Beide Versionen klingen sehr vergleichbar, wenn es um die reine Dynamik und Räumlichkeit geht. Wenn Dalton in „Tanner und die 14 Fäuste des McCluskey“ aus ein paar Nazis „flambiertes Sauerkraut“ macht, drückt es die Welle beispielsweise sehr räumlich ins Heimkino und setzt die Rears hörbar in Brand. Die (häufige) Straßenatmosphäre wird ebenfalls sehr authentisch wiedergegeben und der brabbelnde Motor von Dalton und Booth klingt schön süffig. Wirklich druckvoll kommt das Motorgeräusch von Polanskis offenem Roadster bei der Anfahrt auf die Playboy Mansion rüber.
Nicht immer perfekt gelingt die Tonalität der Dialoge. Speziell wenn die beiden Hauptdarsteller argumentierend im Auto unterwegs sind, wirkt das ein bisschen blechern. Das ist sicher in Teilen auch einer bewussten Atmosphäre der Enge im Fahrgastraum geschuldet, hätte aber schon etwas mehr Volumen vertragen. Im englischen Original wird das realistischer und nachvollziehbarer wiedergegeben. Da Once Upon a Time ein vornehmlich dialogbasierter Film ist, darf aber zumindest für jene Szenen Entwarnung gegeben werden, in denen Stimmen eben nicht in kleinen und engen Räumen dominieren. Dann sind auch die deutschen Dialoge gut verständlich. Dünner als im Original bleiben sie aber dauerhaft. Abseits der Sprache wird es schon mal etwas dynamischer, wenn bspw. Szenen von Drehorten der Western-Produktionen gezeigt werden. Holpert dann mal eine Kutsche vorbei, beschäftigt das auch den Tiefton. Ebenso wie die teils recht satt abgemischte Filmmusik. Richtig fett kommen dann die drei Faustschläge, die Booth im Gesicht des Hippies landet – hier hat man den Moment genutzt, um mal richtig die Volumenregler aufzudrehen. Wenn dann im Finale ein paar Schüsse aus den Colts abgegeben werden, zerreißen diese schön trocken die Stille und auch hier darf der Flammenwerfer noch einmal satt zupacken und wirklich auf allen Speakern für Dynamik sorgen.
- Deutsch: DTS HD-Master 5.1 (80%)
- Englisch: DTS HD-Master 7.1 (80%)
Bonus (50%)
Das Bonusmaterial von Once Upon a Time in Hollywood findet sich auf der Blu-ray wieder. Angefangen bei sieben zusätzlichen Szenen geht es weiter zu insgesamt fünf Featurettes. In „Quentin Tarantinos Liebesbrief an Hollywood“ schaut man in kurzen fünf Minuten ein wenig hinter die Kulissen und bekommt ein paar Interview-Schnipsel. „Bob Richardson“ kümmert sich etwas über vier Minuten lang um Tarantinos Stamm-Kameramann, der in Hollywood eine kleine Legende ist. „Die Autos von 1969“ wirft einen wirklich interessanten Blick auf die für den Film gesammelten und teils sehr speziell präparierten zeitgenössischen Fahrzeuge und „Die Restauration Hollywoods“ ist mit zehn Minuten das längste Featurette. Hier geht’s um das großartige Produktionsdesign des Films, das bei der Oscar-Verleihung noch eine Rolle spielen dürfte. In „Die Mode von 1969“ geht’s dann noch einmal um die Arbeit von Arianne Phillips, die das Kostümdesign des Films entworfen hat.
Gesamtbewertung Once Upon a Time in Hollywood (77%)
Was, wenn das Hollywood der Goldenen Ära noch existierte? Quentin Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood ist ein Märchen, das der guten traditionellen Zeit der klassischen Hollywoodfilme eine Liebeserklärung macht und dabei auf eine grandiose Ausstattung, sensationelle Darsteller und einen (wie immer) kongenialen Soundtrack vertrauen kann. Vielleicht nicht das Meisterwerk der Meisterwerke Tarantinos. Aber eben ein innerhalb seiner Vita absolut logischer und stimmiger Film. Während der Ton weitgehend unspektakulär bleibt, liefert die UHD das natürlichere und weniger gelblastige Bild mit harmonischeren Kontrasten.
- Once upon a time in... Hollywood (4K Ultra HD) ( Blu ray 2D)
- Produkttyp: Physikalischer Film
- Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie (Schauspieler)
- Quentin Tarantino(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 19. Dezember 2019 | Review am: | 05. Januar 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 161 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD-Master 5.1 Englisch DTS HD-Master 7.1 |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Once Upon a Time in Hollywood Trailer:
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Typisch Tarantino oder Christopher Nolan Abneigung gegen 3D immersive Audio wie mich das ankotzt seltsam der Film lief im Dolby Atmos wahlweise in Deutsch oder Englisch in unserem Dolby Cinema Kino gesichtet hier in München!