Kann die weibliche Besetzung von „Oceans 8“ dem Franchise wieder Leben einhauchen? Wir testen die 4K Blu-ray und geben euch unsere Einschätzung zu Inhalt, Bild & Ton!
Inhalt (75%)
1960, 2001, 2004, 2007 und nun 2018: Hollywood findet immer wieder Gefallen am Heist-Film – und speziell an jener Konstellation, die auf dem Original Frankie und seine Spießgesellen beruht. Als Steven Soderbergh 2001 mit einem famosen Cast rund um George Clooney ein Remake des Frank-Sinatra-Klassikers inszenierte, landete er damit einen (fürs Genre) gigantischen Erfolg. Es folgten zwei mehr oder weniger gelungene Fortsetzungen, denen allerdings etwas der Drive fehlte. Nun, elf Jahre später, macht sich Gary Ross an ein Reboot. Er lässt dieses Mal nicht die Herren der Schöpfung, sondern die Damen einen Coup planen. Und das beginnt in den ersten zehn Minuten mindestens so schwungvoll wie Soderberghs Einstand in das Franchise. Es scheint, als wäre die nach dem letzten Film aus der Reihe vergangene Zeit lang genug gewesen, um wieder Lust auf das Genre und einen entsprechenden Film zu bekommen. Und natürlich trägt dazu bei, dass man in Ocean’s 8 eben nicht mehr auf Clooney und Co. trifft, sondern einem tollen Damen-Ensemble zuschauen darf. Selbst wenn mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway und Helena Bonham Carter nicht allzu viel Risiko in der Besetzung eingegangen wurde – man sieht gerade diesen Damen unglaublich gerne zu. Sogar wenn man sie nahezu klischeeartig besetzt hat. So hätte man von Bullock durchaus erwartet, dass sie die souveräne Leaderin gibt und Blanchett für die spröde Coolness sorgt. Und auch Bonham Carter ist nicht gerade gegen den Strich besetzt, wenn sie als nervöse, etwas wirre Travestie-Designerin für den extrovertierten und schrägen Part des Films sorgt.
Warum das aber gar nichts ausmacht?
Weil die Chemie zwischen den Mädels passt. Man merkt sämtlichen Darstellerinnen an, dass sie einen Heidenspaß während der Dreharbeiten hatten – und das gilt nicht nur für Bullock und Blanchett, die ein absolutes Dreamteam sind. Dass der Coup am Ende vielleicht etwas zu leicht umgesetzt wird, liegt in der Natur dieser Filme begründet. Hier heißt es immer, dass nicht das Ziel die Hauptsache ist. Gleichsam wie ein guter Erlebnis-Urlaub ist auch in Ocean’s 8 der Weg zum eigentlichen Deal viel interessanter. Und selbst wenn das bisweilen etwas wie ein Schaulaufen wirkt, macht’s Spaß. Großartig ist bspw. Anne Hathaway als Schauspiel-Diva, die ihre Assistentin gerne mal sarkastisch nachäfft – so muss Selbstironie und ein entlarvender Blick hinter das Showbiz aussehen. Selbst wenn sich der Film natürlich gebührlich selbst feiert. Der Mix aus den Ocean’s-Filmen mit einem guten Schuss „Der Teufel trägt Prada“ und einer stylishen Note der Klamotten aus „Sex and the City“ ist vielleicht nicht böse genug, um Show und Glamour gebührend zu kritisieren, aber ein paar wirklich witzige Sprüche und Kommentare gibt’s dann doch. Und dann ist da ja noch die Planung des Coups, die (wie schon bei den Vorgängern) mit der passenden Musik unterlegt wurden. Lockere Beats, Easy-Listening-Funk und -Jazz sowie ein paar Hip-Hop-Rhythmen passen stets perfekt zu den Bildern.
Da kann man durchaus auch darüber hinwegsehen, dass der dem Film gerne angedichtete MeToo-Effekt nur von oberflächlicher Natur ist. Klar spielen hier Frauen die Hauptrollen und klar soll das auch ein Statement sein, wenn immer wieder über die Gleichberechtigung in Sachen finanzieller Entlohnung von Mann und Frau in Hollywoodfilmen diskutiert wird. Dass in Ocean’s 8 davon nur die Fassade (tausche Männer gegen Frauen bei ansonsten identischer Story aus) übrig bleibt, ist letztlich dem Thema geschuldet. Denn wenn man einen luftig-lockeren Film über einen Raubzug inszeniert, bleibt halt nur wenig Möglichkeit, das mit ernsthaft kritischen Untertönen in der Meta-Ebene zu gestalten.Ein paar sehr charmante Gastauftritte erfreuen dann noch das Auge. Wenngleich jene mit Matt Damon und Regisseur Carl Reiner nicht im fertigen Film landeten (bei Damon wird gemutmaßt, dass seine kritische Haltung der MeToo-Bewegung gegenüber daran die Schuld trug), gibt es beispielsweise Elliott Gould und Shaobo Qin aus den Soderbergh-Filmen zu sehen. Und während des Met-Balls tauchen auch Promis wie Katie Holmes, Kim Kardashian West, Serena Williams oder Heidi Klum auf.
- Blanchett, Cate, Bullock, Sandra, Paulson, Sarah (Schauspieler)
- Ross, Gary(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Bildqualität (85%)
Ocean’s 8 wurde in einem komplett digitalen Workflow gefilmt und lieferte ausgangsseitig eine Auflösung von 3.4K. Zwar war zum Zeitpunkt des Reviews nicht heraus zu finden, ob von diesem Material ein 4K Digital Intermediate angefertigt wurde, wahrscheinlicher ist hier jedoch ein 2K-DI. Was allerdings bekannt ist: Natürlich liefert die UHD auch einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bildynamik – entgegen erster Äußerungen des Verleihs sogar nach HDR10- und Dolby-Vision-Standard. In der Praxis sind Farbgebung und Schärfe der BD und UHD sehr nahe beieinander. Neutrale Oberflächen bleiben auch über die UHD neutral – ein deutlich anderes Color-Grading wurde hier nicht implementiert.
Die dunklere Abstimmung der UHD sorgt allerdings in den dunklen Szenen auf der Gala im Finale des Films für einige arg sonnengebräunte Gesichter – hier ist Dolby Vision etwas im Nachteil, weil es noch etwas stärker dramatisiert. In den hellen Szenen allerdings gefällt DV besser als HDR10, weil hier die größere Kontrast-Spreizung funktioniert und für sehr helle Spitzlichter bei gleichzeitig noch mal knackigeren Schwarzwerten sorgt. Ohne obenrum auszureißen oder untenrum zu versumpfen, gibt es hier fast maximale Kontrastwerte. Außerdem schön: Die ganz leichten Banding-Artefakte zu Beginn von Kapitel sieben, wenn Sandra Bullock aus der Unschärfe herauskommt, sind über die UHD durch die bessere Farbauflösung Geschichte. Durch die dunklere Abstimmung fällt zudem die leichte vorhandene Körnung über die UHD nicht mehr so deutlich auf – gerade helle Hintergründe offenbaren das auf der BD stärker.
- Blanchett, Cate, Bullock, Sandra, Paulson, Sarah (Schauspieler)
- Ross, Gary(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Tonqualität (70%)
Beim Ton hat sich Anbieter Warner in den letzten Monaten immer wieder Lorbeeren einheimsen können – gerade, weil man oft bereits der Blu-ray (unkomprimierte) 3D-Sound-Spuren spendierte. Und so ist es auch bei Ocean’s 8. Und das gleich in beiden Sprachen und für beide in True HD kodiert. Egal, ob Freund der Originalfassung oder der Synchro – man bekommt eine Dolby-Atmos-Vertonung ohne Komprimierung.
Zunächst aber kümmern wir und um die reguläre Ebene. Und die wird von wirklich gut verständlichen Dialogen dominiert, die stets perfekt ortbar aus den Speakern kommen. Außerdem ist natürlich der kongenial eingesetzte Soundtrack hervorzuheben. Der beherrscht nicht nur die fein aufgelösten Momente, sondern auch die dynamischen. Echte Action oder brutale Soundeffekte sind hier natürlich inhaltlich nicht vorhanden, sodass direktionale Surroundeffekte nur selten stattfinden.
Ähnliches gilt für die Höhen-Ebene. Ein Film, der praktisch keine groß angelegten Aktions-Elemente bietet, keine Hubschrauber, keine fliegenden Raketen oder kreischende Dinos, bleibt natürlich eher auf die reguläre Ebene beschränkt. Dennoch setzen die Heights hier und da Akzente.
Während der Vogelperspektiven auf New York zu Beginn hört man das typische Großstadt-Rauschen und auch mal ein paar Polizeisirenen. Auch in der Disko kommen die Beats aus allen Speakern und immer, wenn sich das Geschehen auf offene Straße begibt, werden Umgebungsgeräusche aus der Höhe hinzu addiert. Am auffälligsten kommt dann das Geräusch des 3D-Druckers von oben, dessen Sound allerdings unangenehme Zahnarzt-Besuche in Erinnerung ruft. Ebenfalls gut hörbar ist das Blitzlicht-Gewitter beim Einzug der Stars zur Gala. Ein ganz netter, echter Effekt folgt noch, wenn Amita das Collier aus dem Spülwasser fischt und es von oben schön gluckst (75’03).
- Deutsch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Deutsch: Dolby Atmos (55%) 3D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (55%) 3D-Betrachtung
Bonus (60%)
Im Bonusmaterial von Ocean’s 8 wartet zunächst eine nicht verwendete Szenen. Im Featurette „Die Macht der Met-Gala“ geht es dann um diese Mode-Gala und die Dreharbeiten, die man auf ihr abhalten durfte. Man versprach durchaus, dieses Event nicht zu disrespektieren und vor allem im Metropolitan Museum nichts kaputt zu machen. In „Coup und Couture“ wird ein wenig die Geschichte der Filme bis zurück zu Frankie und seine Spießgesellen aufgerollt. Gleichzeitig erklärt man den neuen Style des Films mit Damen in den Hauptrollen. „Ocean’s Team 3.0“ kümmert sich dann ausschließlich um die Zusammenstellung der Darstellerinnen und um die dadurch gewonnene Chemie.
Gesamtbewertung Oceans 8 4K Blu-ray (77%)
Ocean’s 8 mag nicht die Lösung für die Diskussion der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in Hollywood sein. Davon ab ist es aber ein höchst unterhaltsamer, durchweg lustvoll gespielter und smarter Heist-Film geworden, der durchaus ein paar kritische Kommentare aufs Showbiz abliefert.
In Sachen Bildqualität ist die BD schon sehr gut. Die UHD liefert dazu kräftigere Farben, den besseren Kontrastumfang und die etwas schönere Detailtiefe bei Close-ups.
Beim Sound trumpfen die Atmos-Spuren mit sehr schöner Auflösung und guter Räumlichkeit auf – storybedingt natürlich ohne große oder häufige Akzente aus der oberen Ebene.
- Blanchett, Cate, Bullock, Sandra, Paulson, Sarah (Schauspieler)
- Ross, Gary(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 08. November 2018 | Review am: | 06. November 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 110 Minuten |
Filmstudio: | Warner Home Video | FSK: | o.A. |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Polnisch, Tschechisch |
Bildformat: |
2.40:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
Oceans 8 Trailer:
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