Netflix plant entgegen aller vorherigen Aussagen nun doch einen werbefinanzierten Tarif. Ursache könnten auch die sinkenden Abonnentenzahlen sein.
So musste Netflix im ersten Quartal 2022 ein Minus von 200.000 Abonnenten hinnehmen. Eine bedenkliche Premiere für das erfolgsverwöhnte Netflix, denn die Abonnentenzahlen stiegen in der letzten Dekade konstant. Für das zweite Quartal 2022 rechnet man sogar mit einer Reduzierung der Abonnentengesamtzahl um 2 Mio. Als Ursache macht man beim Streaming-Anbieter im Übrigen unter anderem das Account-Sharing aus. So könnte Netflix dann auch in Zukunft gegen diese bisher stillschweigend tolerierte Praxis strenger vorgehen. In den AGB ist das Teilen von Konten über den eigenen Haushalt hinaus ohnehin untersagt.
Macht Netflix jetzt Jagd auf Account-Sharer?
Doch die Ursachen könnten tiefer gehen: Im Ausland erhöhte Netflix bereits erneut die Preise, auch für Deutschland könnte 2022 eine Preissteigerung anstehen. Zumal Netflix 4K und HDR / Dolby Vision nur in seinem teuersten Tarif bietet, der 17,99 Euro im Monat kostet. Doch die Konkurrenz ist gewachsen und die Menschen werden in Zeiten der wachsenden Inflation preissensibler. Zumal Konkurrenzangebote wie Apple TV+ für 4,99 Euro im Monat bzw. Disney+ für 8,99 Euro im Monat (oder 89,99 Euro im Jahr) bereits 4K, HDR / Dolby Vision und Dolby Atmos beinhalten.
Dazu kommt, dass Netflix das Gros seiner von anderen Studios lizenzierten Inhalte eingebüßt hat. Disney, Universal, Paramount und Warner Bros. schieben ihre Filme mittlerweile eben lieber zu den eigenen Streaming-Angeboten Disney+, Peacock, Paramount+ sowie HBO Max. Deswegen will sich Netflix von jenen wohl auch Inspiration holen: durch einen werbefinanzierten Tarif.
Netflix mit Werbung: Günstiger, aber nicht kostenlos
Netflix wird die werbefinanzierte Stufe dann laut dem Co-CEO Reed Hastings vergünstigt anbieten. Er selbst habe zwar stets eine simple Tarifstruktur ohne Werbung aufrechterhalten wollen, müsse aber eingestehen, dass die Kundenwünsche in jene Richtung gingen. Und dann müsse Netflix den Bedürfnissen nachkommen. Schon in den letzten Monaten signalisierte Netflix mehr Offenheit für werbefinanzierte Modelle, die man in den Jahren davor vehement ablehnte.
Trotzdem verlor Netflix nach Bekanntgabe der schwindenden Abonnentenzahlen zunächst an der Börse fast um 25 % an Wert. Zumal es wohl noch ein oder zwei Jahre dauern könnte, bis eine werbefinanzierte Stufe tatsächlich umgesetzt wird. Deren Preis ist offen. Dabei dürfte der Grad der Offenheit der Kunden für Werbung bei Netflix stark davon abhängen, wie groß der Preisunterschied zu den Standard-Tarifen ausfällt.
Auch Disney+ plant im Übrigen eine werbefinanzierte Tarifstufe. Sie soll 2023 starten. Wie urteilt ihr über die Entwicklung? Bezahlt ihr lieber den vollen Preis? Oder lasst ihr Werbung über euch ergehen, wenn ihr dadurch Kosten einsparen könnt?
Streaminganbieter haben und hatten Erfolg weil sie werbefrei sind,das sollte auch so bleiben.wenn man sich die anderen Anbieter ansieht fragt man sich schon warum es bei netflix 3 verschiedene Tarife gibt,das können andere besser.
Beim Musikstreaming gab es aber auch schon immer werbefinanzierte Modelle, und auch Youtube ist mit Werbung erfolgreich.
Bedenkt man, dass insbesondere die Netflix Produktionen ja schon Werbung sind – weil sehr oft auffälliges product placement oder nachträglich eingefügte Werbesch… frage ich mich schon, warum ich zwischen Werbecontent auch noch Werbung konsumieren soll. Da ist es sehr angenehm, Nein zu sagen, weil mir dieser content, den die da produzieren irgendwie nix gibt. Als ich Netflix und deren hochgelobte eigene Inhalte ausprobiert hatte, hatte ich immer das Gefühl von Fastfood Konsum… man lässt sich bedudeln, ohne dass es inhaltlich Nachhall hat, kaugummi content der insb. bei Serien ab der Mitte immer zäh wird, weil man sich noch mühsam ohne Inhalt zu einem offenen Ende schlengeln musss, bis die Führungsetage entscheidet, dass der gebaute Cliffhanger nie aufgelöst wird, weils keine 2. Staffel gibt.
Weniger Blähwerk, dafür mehr Qualität, 4k HDR in jedem Tarif für 7-9 euro pro Teilnehmer/Account, mehr simultane streams dann entsprechend mehr… ansonsten konsumiere ich lieber gezielt, gebe bewusst und absichtlich für den content Geld aus den ich auch sehen will und nicht dieses „naja, ich hab das abo, ich gugg mal rein“…
Netflix geht mit an meinem Bedarf vollends vorbei, daran wird auch Werbe-accountgebundener content Konsum nichts ändern.
„Er selbst habe zwar stets eine simple Tarifstruktur ohne Werbung aufrechterhalten wollen, müsse aber eingestehen, dass die Kundenwünsche in jene Richtung gingen.“
Dann fragt mich schon aber schon warum Netflix als einziger Anbieter 3 Tarife anbietet.
Dann fragt man sich aber schon warum Netflix als einziger Anbieter 3 Tarife anbietet.
Wenn mir die Inhalte im Durchschnitt weniger gefallen, würde die Methode, mich noch zusätzlich mit Werbung zu nerven, schwer nach hinten losgehen.
Die einzige Methode, mich wieder zu mehr Netflix zu überreden, wäre, wieder mehr originellere Inhalte anzubieten und aufzuhören, den Massengeschmalck mit Algorithmen berechnen zu wollen.
Das heißt nicht, dass ich Netflix nie abonniere. Trotz allem habe ich aktuell immer noch häufger Netflix abonniert als nicht.
Ist doch kein Wunder, dass die Abozahlen zurückgehen, wenn man sich aus einem Land komplett zurückzieht und die Leute in einem anderen Land gerade etwas besseres zu tun haben, als das Netflix Abo zu verlängern. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass Netflix die Preise immer weiter in die höhe treibt, erklärt das dann auch noch den kleinen Rest an weggefallenen Abos.
Ich bin aber wirklich durchaus überrascht, dass Netflix weiterhin der Meinung ist, dass deren Preismodelle weiterhin konkurrenzfähig sind.
Die meisten anderen Videostreaming-Services werden so viel ich weiß aktuell noch von Mutter- oder Schwestergesellschaften quersubventioniert und/oder haben hauptsächlich Inhalte, die schon anderweitig ihre Produktionen weitgehend finanziert haben. Da Netflix keine Schwestergesellschaften zu haben scheint, ist das für die schwieriger. Disney+, HBO Max. Peacock und Paramount+ werden zwar irgendwann auch eigene Gewinne erwirtschaften müssen, aber die Last, Kinofilme der Mutter-Studios finanzieren zu müssen, wird denen auch in Zukunft weitgehend erspart bleiben.
Darum wäre es IMHO extrem klug von Netflix gewesen, MGM zu kaufen. Ist aber jetzt zu spät. Sony Pictures sind wegen des Riesenerfolgs von Spider-Man im Moment mit Sicherheit zu teuer. Das klügste wäre IMHO also, wenn Netflix versuchen würde, Lionsgate zu kaufen. Andere halbwegs große Studiogesellschaften fallen mir nicht ein.
Die Frage ist die Umsetzung. Würde es etwa nur das Standard Abo mit sd für zB 4,99 bei Netflix geben, wäre das für die meisten sicher keine Option. Auch macht es einen Unterschied, wie viel und wann Werbung kommt. Drei Spots vor der nächsten Folge oder einem Film kann man akzeptieren – aber keine Unterbrechungen.
Um zu sparen, würde ich Netflix eher mal ein paar Monate kündigen, das spart mehr.