Auf den Test von „Mission: Impossible – Fallout“ auf 4K Blu-ray hatten wir uns schon lange gefreut. Leider wird das perfekte Action-Spektakel von einer mittelmäßigen Bild- & Tonpräsentation sabotiert!
Inhalt (90%)
Nachdem Tom Cruise seine Regisseure in der Regel wechselt wie andere Leute ihre Unterwäsche, muss man Christopher McQuarrie fast schon beglückwünschen, dass der am Set zu leichter Kontrollsucht neigende Actionstar nach dem direkten Vorgänger sowie Jack Reacher nun schon zum dritten Mal mit dem gleichen Filmemacher zusammenarbeitet – und das mit wachsendem Erfolg. Der finanzielle Erfolg ist erstaunlicherweise deckungsgleich mit den teils vorzüglichen Besprechungen der Filmkritiker. So erstaunlich es ist, so sehr scheint sich die Actionserie, die sich mehr und mehr vom eigentlichen Agenten-Thriller verabschiedet hat, auch qualitativ von Film zu Film zu steigern.
Inhaltlich hat M:I 6 – Fallout jedenfalls eine Menge zu bieten: Neue Figuren, alte Charaktere, Intrigen, doppeltes und dreifaches Spiel – an Verwicklungen und komplizierten Situationen mangelt es dem sechsten Teil der Serie nicht. Viele halten ihn nicht nur für den besten Teil der Serie, sondern für einen der besten Actionfilme überhaupt. Und das ist nicht mal übertrieben. Man muss zwar ein bisschen bei der Sache bleiben und zweieinhalb Stunden Laufzeit sind eben auch nicht „mal eben“ auf der linken Pobacke abzusitzen, aber M:I6 belohnt mit einer ungeheuer dichten Atmosphäre und atemlosen Action-Sequenzen. Dabei beginnt man im Verhältnis zu den bisherigen Eröffnungen des Franchise überraschend langsam. Dann allerdings geht es nach etwas über 20 Minuten mit einer Szene weiter, die vielleicht vordergründig nicht ganz so unglaublich spektakulär wirkt, wie das Festbinden am Airbus A400M im Vorgänger, doch wenn man auch nur ein bisschen über die Entstehung des HALO-Fallschirmsprungs erfährt, kann man nicht umhin, als mit offen staunendem Mund da zu sitzen. Cruise ließ es sich nicht nehmen, diese Sequenz eben nicht vor Greenscreen im Windkanal-Studio zu drehen. Das Ganze geschah live und erforderte über 100 Testsprünge, bevor das ganze Team soweit war. Ähnlich spektakulär gerät die Hubschrauber-Sequenz oder auch die sensationell choreografierte Kampfsequenz zwischen Hunt, Walker und dem Asiaten in der Toilette – lange schon war ein Film-Fight so großartig durchgeplant und machte so viel Spaß. Dass sich Cruise beim Sprung über die Dächer von London den Knöchel brach und die Dreharbeiten deshalb für fünf Wochen unterbrochen werden mussten, zeigt nur noch mehr, wie wenig sich der Darsteller bei seiner Arbeit schont. Übrigens beließ man diese Szene genauso im Film – inklusive Weghumpeln auf dem Dach.
Die Tatsache, dass auch Ilsa Faust wieder mit von der Partie ist, aber nicht von Beginn an mit Hunt arbeitet, bzw. nicht den gleichen Auftraggeber hat, eröffnet eine spannende Möglichkeit der Interaktion und mit der Verpflichtung von Supermann-Darsteller Henry Cavill gibt’s einen neuen Mitspieler, der einen soliden Counterpart und Aufpasser für Hunt gibt. Mit seinem Schnauzbart wirkt er zwar wie ein muskelbepacktes Agenten-Relikt aus den 70ern, setzt sich damit aber optisch gut vom smarten Ethan ab. Und er darf für ein paar gute Gags sorgen, wenn er Hunt ein rotziges „Hoffnung ist keine Strategie“ vor den Latz knallt. Ach ja: Sean Harris als Solomon Lane war schon im Vorgänger ein Gewinn. Wenn er hier mit eiserner Miene und ohne mit der Wimper zu zucken neben Cruise sitzt, während dieser in einem alten 5er BMW seine Fahrkünste demonstrativ zum Besten gibt, ist das absolut großartig.
Wir haben also eine packende Story, unglaublich gut getimte Action und tolle Darsteller-Leistungen. Das alleine würde schon ausreichen. Doch was den sechsten Teil noch einmal vom direkten Vorgänger abhebt, ist sein kongenialer Score. Lorne Balfe, ein enger musikalischer Vertrauter (und Ghostwriter) von Hans Zimmer hat für den sechsten M:I-Film einen derart fiebrigen und flimmernden Soundtrack erschaffen, dass die isolierte Musikspur, die auf der BD enthalten ist, eine echte Empfehlung wert ist. Immer wieder treibt sie die Action vorwärts und macht das Geschehen noch rasanter als es eigentlich schon ist. Und sie intensiviert die Spannung. Eine Spannung, die im Finale wirklich – und das ganz ohne Übertreibung – zum intensivsten gehört, was Actionfilme bisher zu bieten hatten. Die komplette Sequenz mit den Helikopter sowie der darauf folgende Zweikampf an der Felswand lassen den Zuschauer atemlos und schweißnass gebadet zurück. Viel mehr geht nicht.
- Cruise, Tom, Ferguson, Rebecca, Pegg, Simon (Schauspieler)
- McQuarrie, Christopher (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (75%)
Beim Aufnahmeverfahren von Mission: Impossible – Fallout wird’s ein bisschen komplizierter. Zum Einsatz kamen insgesamt fünf Kameras – gemischt aus dem analogen und digitalen Bereich. Letztere ausschließlich für die in 8K gedrehten IMAX-Szenen.
Von dem gemischten analogen und digitalen Material wurde dann ein 4K-Digital-Intermediate angefertigt, was den Film zum nativen 4K-Werk werden lässt. Obendrauf gibt’s natürlich noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie die höhere Bild-Dynamik – und zwar, wie schon bei den Vorgängern, in HDR10 und Dolby Vision.
Dolby Vision, um es vorweg zu nehmen, ist hier leider ein zweischneidiges Schwert. Während es in dunkleren Sequenzen für mehr Kontrast und satteres Schwarz sowie kräftigere Farben sorgt, sind helle Szenen teils zu hell und kontrastarm. Gerade die Totale auf Paris zeigt das deutlich und auch die Übersicht auf das Treffen von Hunt und White Widow. Hier liefert HDR10 trotz des etwas schwächeren Kontrasts in den dunklen Szenen das ausgewogenere Bild.
Wirklich klasse ist DV allerdings bei den tollen Helikopter-Szenen, die in Neuseeland gedreht wurden. Hier trumpft die dynamische Kontrastanpassung mit satteren Wasseroberflächen bei gleichzeitig hellweißem Schnee auf den Bergen auf.
Gegenüber der Blu-ray sind beide wesentlich besser. Die BD wirkt im direkten Vergleich viel zu hell und gräulich. Gerade in den gut ausgeleuchteten Szenen fehlt’s im direkten Vergleich mit der UHD deutlich an Kontrast und auch die Farben sind durchweg flauer. Obschon die Schärfe/Auflösung aufgrund des hohen Kornanteils nur bedingt sichtbar besser ist, liefert die UHD aufgrund von HDR das deutlich bessere Bild – allerdings auch kein Kunststück bei einer Blu-ray, die qualitativ nicht auf aktuellem Stand ist. Ebenfalls ein positiver Effekt der Ultra-HD: Aufgrund der etwas dunkleren Grundabstimmung fällt das Korn ETWAS weniger deutlich auf – was nicht heißt, dass man es nicht sieht.
- Cruise, Tom, Ferguson, Rebecca, Pegg, Simon (Schauspieler)
- McQuarrie, Christopher (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (70%)
Akustisch muss man Anbieter Paramount leider große Vorwürfe machen: Es ist mittlerweile nicht ganz unbekannt, dass Paramount den deutschen Käufer oft mit einem Dolby-Digital-kodierten 5.1-Sound abspeist, der noch aus der DVD-Zeit stammt. Innerhalb der Reihe lieferte lediglich der vierte Teil eine deutsche True-HD-Spur (und das auch nur über die BD, nicht über die UHD). Das ist ärgerlich genug. Dass man hierzulande aber über iTunes eine 4K-Fassung des Films streamen kann, die sehr wohl einen (echten) Dolby-Atmos-Sound in Deutsch aufweist, ist nicht nur ärgerlich, sondern eine unfaire Geste gegenüber jedem, der für die physische Disk deutlich mehr Geld auf den Tisch legt als für den Stream. Für einen Film, der fast 800 Mio. Dollar eingespielt hat, ein Armutszeugnis.
Natürlich sollen dennoch ein paar Worte über den deutschen Sound verloren werden – immerhin muss man mit diesem ja nun leben. Das Gute vorweg: Die Räumlichkeit ist sehr gut. Querschläger in der Unterführung in Berlin kommen wirklich fetzig rüber und auch der Hall in dieser Sequenz klingt realistisch. Doch die Tatsache, dass der DD-Ton durchweg räumlich ist, viele direktionale Effekte und einen lebhaften Score liefert, täuscht nicht darüber hinweg, dass die Stimmen zu leise und flach klingen, sämtliche Actionszenen von Dynamik weit entfernt sind und die grundsätzliche Lautstärke zu gering ist. Während man Letzteres sicherlich einpegeln kann, holt man Dynamik und Druck nicht aus einer Kodierung, die solche Nuancen und Details wegkomprimiert hat – schade, schade.
Im Gegensatz zum englischen Atmos-Sound, der in True HD kodiert vorliegt, kann die Synchro tatsächlich nicht annähernd Schritt halten. Schon der perkussive Soundtrack zu Beginn ist so wesentlich dynamischer, lebendiger und endet so viel druckvoller, dass man die deutsche DD-Fassung am liebsten zum Teufel schicken würde. Sämtliche Shoot-outs, der Titelsong im Vorspann und die rasanten Verfolgungsjagden; die Helikopter-Sequenz, das Öffnen der Luke der C-17, das kurze Dumpfbleiben nach dem Blitzeinschlag im Helm – das alles ist über die True-HD-kodierte Originalfassung so viel offener, dynamischer und druckvoller, dass man nur jedem raten kann, seine Grundkenntnisse in Englisch hervor zu kramen, die Untertitel zu aktivieren und den O-Ton zu aktivieren.
Dessen einziges Manko: Immer mal wieder nimmt man ganz leicht verrauschte Stimmen während der Dialoge wahr. Relativ gut zu hören bspw. zwischen Hunt und White Widow nach ca. 70 Minuten. Das hört sich dann an, als hätte man die Dialoge an Ort und Stelle bei stärkerem Hintergrundgeräuschen aufgenommen und entsprechende Limiter eingesetzt. Während der Sprechpausen wird das Rauschen weggefiltert. Sobald einer von beiden redet, hört man das leichte Zerren dann.
Von diesem Problem abgesehen, liefert der O-Ton von Mission: Impossible 6 – Fallout ja noch die Höhen-Ebene des Atmos-Sounds. Und die schlägt sich ebenfalls hervorragend.
Erstmalig gibt es von dort oben Geräusche, wenn Cruise aus seinem schlechten Traum aufwacht und direkt danach ein Gewitter losbricht. Ein bisschen Filmmusik gesellt sich konstant hinzu, wird dann aber ab und an durch richtig fette Sounds zerrissen. Beispielsweise, wenn die Wände des Krankenhaus-Zimmers fallen. Oder wenn in der C-17 die Durchsagen bzgl. der Dekompression gemacht werden. Auch der Blitz schlägt effektvoll von oben in Hunts Helm ein, nachdem er aus dem Flieger gesprungen ist. Mittendrin ist man auch, wenn Solomon im Helikopter transportiert wird. Hier kommt der Hubschrauber-Sound ähnlich prägnant rüber wie bei Sicario 2.
Sehr geil dann die komplette Helikopter-Sequenz zum Finale hin, die dauerhaft Rotorgeräusche aus der Höhe platziert und dabei extrem unmittelbar klingt. Spätestens bei der Absturz-Sequenz darf man sich sicher sein, absolut genialen 3D-Sound-Effekten beizuwohnen – sensationell.
- Deutsch: Dolby Digital 5.1 (70%)
- Englisch: Dolby Atmos (90%) – 2D Bewertung
- Englisch: Dolby Atmos (85%) – 3D Bewertung
Bonus (60%)
Im Gegensatz zum deutschen Ton verhält sich Anbieter Paramount beim Bonusmaterial der UHD vorbildlich. Denn die UHD ist ein 3-Disk-Set, welches das komplette Bonusmaterial der Blu-ray ebenfalls enthält. Auf der regulären Filmdisk befinden sich (neben einer isolierten Filmmusik-Spur) noch drei Audiokommentare. Einen bestreitet Komponist Lorne Balfe. Die anderen beiden hält McQuarrie mit Cruise, bzw. Cutter Eddie Hamilton. Alle Kommentare sind untertitelt.
Die zusätzliche Bonus-Scheibe enthält dann das Kern-Featurette „Hinter dem Fallout“. Das in sieben Teile aufgesplittete Making-of nimmt sich unterschiedlicher Bereiche an. So werden einzelne Sequenzen wie der Kampf an der Klippe beleuchtet oder auch die Szenen in Paris beobachtet.
Knapp 53 Minuten läuft dieses kurzweilige Feature, das aber erneut zeigt, wie sehr sich Cruise in den Mittelpunkt dieser Filme stellt. Sein Regisseur scheint nur bedingt auf Augenhöhe. Dennoch: Man darf Cruise mal wieder Respekt zollen, wenn man in der Sequenz über den HALO-Jump sieht, was der Schauspieler auf sich nimmt, um die Action hautnah und authentisch erscheinen zu lassen. Der Aufwand für diesen Freifall-Flug mit später Fallschirm-Öffnung war einfach gigantisch.
Gesamtbewertung Mission: Impossible – Fallout 4K Blu-ray (78%)
Mission: Impossible 6 – Fallout ist vielleicht so etwas wie der perfekte Actionfilm. Mit einem packenden Drehbuch, unglaublich spektakulären Actionszenen und der nötigen Portion Humor kann man dem sechsten Teil der Serie aber auch gar nichts vorwerfen.
Sieht man mal davon ab, dass das Bild extrem körnig geworden ist und die UHD das ebenfalls offenbart, liefert Letztere zumindest die wesentlich besseren Kontraste und intensiveren Farben. Das macht das Bild aber insgesamt auch noch nicht zur Referenz.
Noch ärgerlicher ist aber der deutsche Ton in schwachbrüstigem Dolby Digital – und das nicht nur deshalb, weil man den Film über den iTunes-Stream in voller deutscher Atmos-Kodierung bekommt. Originalton-Fans freuen sich indes über einen sensationell guten 3D-Sound, den Blu-ray und UHD gleichermaßen liefern.
- Cruise, Tom, Ferguson, Rebecca, Pegg, Simon (Schauspieler)
- McQuarrie, Christopher (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
- Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg (Schauspieler)
- Christopher McQuarrie (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 13. Dezember 2018 | Review am: | 12. Dezember 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 147 Minuten |
Filmstudio: | Paramount (Universal Pictures) |
FSK: | Ab 12 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch, Arabisch, Isländisch, Italienisch, Polnisch… |
Bildformat: |
1.90:1 + 2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
Mission: Impossible – Fallout Trailer:
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Kommt das von blu-ray-rezessionen.net? Die Seite betrachtet das sehr ausführlich.
Oder wieder selbst geschrieben und recherchiert? 😉
Ist von Timo für uns verfasst. Hatte vergessen den Autor umzustellen. Jetzt ist der „Originalkünstler“ auch am Ende des Beitrages angegeben.