Der Megapixel-Wahn ist (wieder mal) ausgebrochen: So ist mit dem Xiaomi Mi Note 10 das erste Smartphone mit einer Fünffach-Kamera mit 108 Megapixeln erschienen. 4K-Fans haben von dem ganzen Rummel dennoch relativ wenig.
Erschienen ist das Xiaomi Mi Note 10 Anfang November 2019 – wir haben berichtet. Tatsächlich sollen die Video-Fähigkeiten sehr überzeugend ausfallen, bei den Experten von DxOMark erhielt die Premium-Variante des Smartphones, das in China als Xiaomi CC9 Pro erschienen ist, jedenfalls eine Gesamtpunktzahl von 121 bzw. 130 Punkte für Foto und 102 Punkte für Video.
Das ist besonders interessant, da das Xiaomi Mi Note 10 alias CC9 Pro 4K-Videos nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann – nicht mit 60 fps. Schon das allein dürfte dann auch für manchen mobilen Videomacher schwer zu schlucken sein. Doch es bleibt die Frage: Machen 108 Megapixel für den Hauptsensor plus vier weitere Kameralinsen speziell zum Zoomen, für Ultraweitwinkel-Aufnahmen und Makro-Fotos das Xiaomi Mi Note 10 einer DSLR bzw. Systemkamera ebenbürtig oder gar überlegen?
So verfügen selbst hochpreisige Profi- und Semi-Profi-Kameras wie die Lumix S1H, welche sogar 6K-Videos aufzeichnen kann, nur über 24,2 Megapixel. Das ist dann etwas, was auf dem Papier im Vergleich zu den 108 Megapixeln des Xiaomi Mi Note 10 lachhaft anmutet. Doch wer nun ins Schmunzeln gerät, hat natürlich recht: Die Bildqualität hängt von vielen anderen Faktoren ab.
Sensorgröße, Objektiv und Bildverarbeitung sind entscheidend
Denn auch eine verhältnismäßig günstige aber gute Systemkamera wie die von uns getestete Lumix G91 ist in der Lage sowohl deutlich bessere Fotos als auch Videos anzufertigen als ein Xiaomi Mi Note 10 – oder als im Grunde jedes andere Smartphone. Auch jene MFT-Kamera kommt mit 20 Megapixeln aus. Was macht somit hier den Unterschied?
Nun, die Größe des Sensors spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Denn der Grund, warum Smartphones zu immer wahnwitzigeren Megapixel-Zahlen tendieren, liegt im Pixel Binning. So kann etwa das Xiaomi Mi Note 10 zwar auch Fotos mit vollen 108 Megapixeln ausgeben, jene sehen aber in der Regel sogar schlechter aus, als die mit Pixel Binning erstellten Fotos, welche dann 27 Megapixel aufweisen.
Normalerweise legt das Smartphone bzw. dessen Software also jeweils vier Pixel zusammen. Dadurch können die dadurch erhaltenen „größeren“ Pixel mehr Licht aufnehmen. Denn das ist das wesentliche Problem der kleinen Smartphone-Sensoren. Deswegen schwächeln sie bei wenig Licht auch deutlich schneller als Systemkameras. Man versucht das an mobilen Endgeräten mal mehr mal weniger erfolgreich über die Software zu kompensieren. Je nach Hersteller wird mehr oder minder aggressiv gefiltert, was das digitale Rauschen minimiert, aber natürlich den Detailgrad verringert.
Megapixel-Wahn wird nicht auf 4K-Kameras übergreifen
Auch in Sachen Dynamik tun sich die Smartphones freilich schwer an die großen Brüder heranzureichen. Das liegt aber auch in der Natur der Sache: Mittlerweile sind die Kameras der mobilen Endgeräte zwar zu einem zentralen Merkmal geworden, dennoch bleiben es Allround-Geräte mit allerlei Features – vom Musikhören über Social Media bis hin zur Smart-Home-Steuerung. Und eine Kamera… nun ja, die soll vor allem eines: Tolle Bilder und Videos anfertigen.
Deswegen wird der Megapixel-Wahn aber auch nicht plötzlich aus dem mobilen Segment auf andere Kameras übergreifen. Und auch dort ist darauf zu achten, dass die meisten Megapixel nicht unbedingt für die beste Smartphone-Kamera stehen. Denn auch die Software spielt eine enorme Rolle. 2020 wird da allerdings ein spannendes Jahr. In den Zeiten, in denen quasi jedermann unterwegs ein 4K-Video anfertigen kann, gibt es viel Potenzial.
Bleibt aber ohnehin die Frage, ob man unterwegs so oft spontan ein 4K-Video aufnimmt und dann nicht andere Faktoren von höherer Bedeutung sind – etwa die Bildstabilisierung, welche den Look entscheidend beeinflusst. Da sind wir auch auf eure Meinung in den Kommentaren gespannt!
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