Das klassische Fernsehen gerät unter Druck durch das Streaming. Mittelmaß kann man sich daher nicht mehr erlauben.
Zumindest hat das der Chief Content Officer von ProSiebenSat.1, Henrik Pabst, erklärt. Seine Begründung: Mit Durchschnittsware erreiche man nicht mehr ausreichend Zuschauer und folgerichtig zu wenige Werbekunden. Allerdings ist auch schon zu beobachten, dass ProSiebenSat.1 sich mehr und mehr auf seine Streaming-Plattform Joyn fokussiert. Schließlich wendet sich gerade die jüngere Zielgruppe zunehmend vom linearen TV-Programm ab.
Joyn soll die Zukunft von ProSiebenSat.1 sein
Laut Pabst habe man etwa im Januar 2025 rund 7,6 Mio. Videonutzer mit Joyn erreicht. Zuletzt setzte man sich aber eher in die Nesseln. So hatte ProSiebenSat.1 bei Joyn ohne Absprachen die Mediatheken von ARD und ZDF per Embedding eingebunden. Die Öffentlich-Rechtlichen kündigten rechtliche Schritte an und am Ende knickte man ein und entfernte die Inhalte dann doch ohne Entschuldigung oder Fehlereingeständnis wieder.

Das Ziel von ProSiebenSat.1 bleibt es, mit Joyn eine Art Allround-Plattform aufzubauen, die möglichst viele Inhalte verschiedener Anbieter bündelt. Interesse an den Inhalten von ARD und ZDF hat man da natürlich auch, weil sie gerade ältere Zielgruppen ansprechen. Gerne würde man auch mit RTL kooperieren, aber die haben natürlich mit RTL+ eher ein eigenes Eisen im Feuer.
ProSiebenSat.1 kalkuliert härter
Dabei gibt der Manager von ProSiebenSat.1 zu bedenken, dass man bei seinen eigenen Inhalten genauer hinschaue. Man blicke stets nicht nur auf zu erwartende Quoten in der linearen Ausstrahlung, sondern auch die Nutzung bei Joyn. Deswegen wolle man sich kein Mittelmaß mehr leisten. Im Endeffekt geht es da aber natürlich dann zentral um die Bedürfnisse der Werbepartner – die der Zuschauer stehen eher an zweiter Stelle bzw. sind eben das Mittel zum Zweck, um über Werbung das Geld zu verdienen.
Dabei wolle man 2025 auch seinen Lizenzbereich ausbauen. Auch eigene Marken will man ausbauen und stärken. Dabei sei man sich bewusst, dass „gut“ aber nicht mehr ausreiche, um Zuschauer zu fesseln. Es gebe ein viel zu großes Überangebot an Entertainment. Letzten Endes müsse man Großartiges liefern, um das Publikum zu fesseln – und für Werbepartner interessant zu bleiben. Schließlich graben da ja mittlerweile auch Amazon Prime Video, Disney+ und Netflix mit ihren werbefinanzierten Abos dem klassischen TV das Wasser ab.
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Das ähnliche Spiel von Joyn treibt auch RTL+ und wirbt für die eigenen Plattform vorrangig mit Krimis der ÖR. Als ob diese nicht zum großen Teil zu jeder Zeit in deren Mediatheken verfügbar sind. 😀
Das viele Zuschauende inzwischen streamen, mag aber auch mit den ändernden Alltagsabläufen zutun haben. Wie lange ist es her, da war es völlig normal, dass der Supermarkt höchstens bis 18 oder 19 Uhr geöffnet hatte?! Allerdings macht man sich natürlich auch mit vielen (Billig)Inhalten das Programm kaputt. Und da ist kein TV-Sender ausgenommen. Ob Koch- oder Reality-Show… wer für sowas dann auch noch extra Geld zahlt, ist selber Schuld.