Inhalt (80%)
Das muss man auch erst einmal schaffen: Ausgehend vom ersten John Wick über die Fortsetzung aus dem Jahr 2017 bis zum jetzigen dritten Teil verdoppelte jeder Film das Einspiel des Vorgängers. Man mochte 2015 kaum glauben, dass ausgerechnet der lange Zeit unglücklich durch Hollywood-B-Ware schlingernde Keanu Reeves mal wieder für einen echten Hit gut war – und sah sich umso erfreuter im Irrtum. Was Reeves nach monatelangem Training unter der Anleitung von Stunt-Koordinator und Neu-Regisseur Chad Stahelski in die Figur des Rache suchenden Ex-Killers legte, war frisch. Es war neu und es war verdammt hart. Dazu gelang es mit dem ersten Teil, das Publikum so zu emotionalisieren, dass es die folgende Walze der Gewalt nur zu gerne akzeptierte.
Die Motivation hinter Wicks Taten war nachvollziehbar und die Regie schaffte es nicht nur, die Figur emotional aufzuladen, sondern auch den Spagat zur Action zu meistern. Als dann der zweite Teil herauskam, fehlte zwar die hochgradige Initialzündung des Vorgängers, doch aufgrund der dauerhaften Bedrohung konnte man auch hier mitfiebern. Allerdings mangelte es etwas am Neuen und Innovativen und außerdem war der Widersacher etwas blass geraten. Umso gespannter durfte man auf den dritten Teil sein. Denn mal abgesehen von Avengers: Infinity War gab es zuletzt keinen so packenden Cliffhanger zwischen zwei Filmen wie jenen am Ende von John Wick: Kapitel 2. Und hier sind wir nun: John ist aufgrund seiner Taten bei seiner Gilde Ungnade gefallen und damit vogelfrei. Er genießt keinerlei Schutz mehr und hat keine Verbündeten, auf die er zählen kann. Dafür trachtet ihm jeder verfügbare Killer nach dem Leben.
Es geht hier also nicht mehr um Rache oder um die Einlösung einer Blutschuld. Es geht ums nackte Überleben. John gegen 10.000. John gegen die Welt. Und was ist John Wick: Kapitel 3 für ein fulminanter Actionfilm geworden. Da wird gleich mal zu Beginn in der Bibliothek ein Fight gegen einen hünenhaften Gegner präsentiert, der in Sachen Härte richtig zupackt und auf geniale Art und Weise ein Buch integriert. Doch auch das wird noch getoppt, wenn bei der Kampfsequenz im Waffenmuseum auch die Altersfreigabe von 18 konkret begründet wird. Wenn John dann zu Pferde gegen Motorradkiller anrückt, hat man so etwas genauso wenig schon gesehen, wie die sensationelle Szene mit Sofias trainierten Hunden. Durchweg sind die Kampfszenen erneut dermaßen fantastisch choreografiert und ausgeführt, dass man jedem Akteur das monatelange Training ansieht.
Jetzt kann man kritisieren, dass sich bei 130 Minuten Laufzeit das Gekämpfe irgendwann wiederholt und repetitiv wirkt. Man kann. Oder man kann es lassen und einfach Spaß dran haben. Zumal der dritte Teil den Kosmos eben auch um interessante Charaktere und Elemente erweitert und gegenüber dem erzählerisch auf der Stelle tretenden zweiten Teil nun etwas nachlegt. Der Zuschauer erfährt deutlich mehr über diese verschworene Gilde und vor allem über John Wick selbst. Wir bekommen seinen echten Namen, seine Nationalität sowie ein paar Hintergründe darüber, wie er wurde, was er ist. Wir lernen dabei so etwas wie seinen Mentor kennen und am Ende scheinen die 130 Minuten wie im Flug zu vergehen.
Die Tatsache, dass man nach Marokko ging, um dort auf Johns alte Weggefährtin zu treffen, erweitert den Film auch optisch. Das helle und wüstenartige Setting sorgt für eine willkommene Abwechslung. Und wenn es doch mal ein wenig zäh wird, sorgt die lockere Humornote nach wie vor für einige Gags. Vor allem die Kampfszenen, in denen John nicht mit herkömmlichen Waffen arbeiten kann und sich Alternativen suchen muss, zeugen davon. Wenn er sich beispielsweise mit den Asiaten im Waffenmuseum Kämpfe liefert und das Ganze in ein irrsinniges Messer-Gewerfe ausartet, darf man das durchaus auch mal komisch finden. Gar nicht komisch ist Zero. Und damit hat der dritte Teil gegenüber dem direkten Vorgänger auch noch einen weiteren Pluspunkt: Den cooleren Antagonisten. Der glatzköpfige Ninja-Killer wird von Mark Dacascos gespielt – immerhin einem gelernten Kampfkünstler in verschiedenen Kampfstilen – der Reeves in Bewegungsfähigkeit voraus ist und damit mindestens ein gleichwertiger Gegner. Und weil John Wick: Kapitel 3 die Messlatte noch mal höher legen kann, darf man gespannt auf den vierten Teil sein. Dieser folgt in zwei Jahren und wird (erneut) von einem gemeinen Cliffhanger angeteasert.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- McSchane, Ian, Reddick, Lance, Huston, Anjelica (Schauspieler)
- Stahelski, Chad (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Bildqualität (85%)
Digital gefilmt wurde vom 3.4K-Material leider nur ein 2K Digital Intermediate erstellt, um von dort wieder auf 4K hoch zu rechnen und die UHD damit auszurüsten. Es ist also leider keine (beinahe) nativ aufgelöste Disk wie beim ersten Teil. Zusätzlich spendierte man der UHD natürlich noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie die höhere Bilddynamik im statischen HDR10 und dynamischen Dolby Vision. Nimmt man sich den Film nun im direkten Vergleich mit der Blu-ray vor, fällt neben der etwas dunkleren Abstimmung auf, dass HDR10 hier keine Probleme im Schwarz hat (wie zuletzt einige andere Titel). Ganz im Gegenteil: Konstrastumfang und Bilddynamik sind klasse. Farben kommen extrem knackig aus dem nächtlichen Anfangs-Szenario und bei der Totalen zu Beginn von Kapitel 10 sorgen fantastische Spitzlichter für einen echten HDR-Wow-Effekt.
Dazu ist die Auflösung trotz des noch hochskalierten Bildes sichtbar besser. Nimmt man sich die Vogelperspektive nach fast 32 Minuten, bleiben Feinheiten wie Antennen auf den Wolkenkratzern oder Brücken-Verstrebung bis in den Hintergrund besser zu erkennen. Wer sich dieses Bild im direkten Vergleich mit der Blu-ray auf einer zwei Meter großen Leinwand (oder mehr) anschaut, wird nie mehr über hochskalierte UHDs meckern. Zumal auch Close-ups knackiger erscheinen und noch dreidimensionaler wirken. An und für sich also ein sehr gutes UHD-Bild …
… an und für sich. Denn dann offenbart sich plötzlich etwas, das einer UHD nicht passieren sollte: Beim Sonnenaufgang zu Beginn von Kapitel 9 zeigen sich entlang des orangefarbenen Leuchtens deutliche Artefakte. Solche Schwierigkeiten in der Farbauflösung sollten einer UHD eigentlich fremd bleiben. Die Blu-ray ist hier – trotz nur 8-Bit-Auflösung – sauber. Dolby Vision löst diese Sequenz besser auf als HDR10, zeigt kaum Artefakte und zuckt auch nicht unangenehm. Das wird zum einen an der mit 12 Bit noch größeren Farbtiefe liegen, aber auch an der Datenrate. Denn während HDR10 und die Blu-ray an dieser Stelle gleichermaßen mit etwa 20-25 Mbps laufen, liegt Dolby Vision hier bei 35-55 Mbps. Zwar bleibt dieser Moment praktisch einzigartig und Dolby Vision macht es immerhin so gut, dass man es nur noch bedingt sieht, aber hier hätte man mehr Sorgfalt üben können.
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- McSchane, Ian, Reddick, Lance, Huston, Anjelica (Schauspieler)
- Stahelski, Chad (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Tonqualität (85%)
Große Freude beim Sound. Gegenüber den meisten großen Anbietern (Warner und Universal oftmals ausgenommen) liefert Concorde John Wick: Kapitel 3 auf der UHD mit Dolby-Atmos-Spuren für beide Sprachfassungen aus – und zwar mit verlustfreiem True-HD-Codec. Erfreulich ist das vor allem deshalb, weil Teil I und II zwar auch Atmos-Fassungen hatten – allerdings nur für die Originalsprache. Und wo der dts-HD-Master-Sound der Blu-ray schon ordentlich hinlangte, gelingt der Atmos-Vertonung das genauso gut. Auf der regulären Ebene heißt es hier deshalb, dass man kaum Unterschiede zum dts-HD-Pendant der BD hört und man Makel mit der Lupe suchen muss. Vor allem in Sachen Feinzeichnung und Atmosphäre liefert der Film referenzwürdig ab. So ist die Surround-Kulisse in den entsprechenden Szenen herausragend gut gelungen. Gerade die Gung-Fu-Szenen mit einer unzähligen Vielfalt an Schüssen sorgt für perfekte Direktionalität. Das Schöne an John Wick 3 ist, dass er keine Überfülle an Sound-Action liefert. Deshalb bleiben die Punches, Schüsse und klirrende Glasscheiben stets definiert und gehen nicht in einem fetten Soundbrei unter. Dennoch kann der Ton auch mal feste zupacken, wenn vor dem letzten Viertel zu virtuoser Musik Granaten explodieren. Gleichzeitig beherrscht der Ton aber auch die feinen Signale wie das Tappen der Ballett-Tänzerin nach 25 Minuten, was für eine hervorragende Dynamikspreizung spricht.
Aber wir haben ja noch die Höhen-Ebene obendrauf und ohne zu übertrieben zu formulieren: Der 3D-Sound von John Wick 3 ist richtig klasse: Beginnend mit dem Donner nach zu Beginn geht es mit Straßengeräuschen (hupende Autos) gesellen sich hinzu und immer wieder hört man leise den Regen – auch wenn er auf das Dach des Doktors prasselt. Dazu gesellen sich später Schüsse aus den Heights, Querschläger sowie ein zischendes Messer. Austretender Dampf und ein Stampfgeräusch im Krematorium oder später Tropfgeräusche in der Höhle, die richtiges Gänsehautfeeling hervorrufen – gerade weil sie so dezent einfügt werden.
Was man jedoch für die deutsche Fassung weggelassen hat, ist der leichte Anteil an Filmscore, den man über die englische Atmos-Version auch über die Heights bekommt. Das kann zum Beispiel bei der Szene mit dem Pferd sein oder auf dem Basar nach etwas über 38 Minuten und vielen anderen Situationen. Die deutsche Atmos-Version belässt es bei den isolierten 3D-Soundeffekten, ohne Filmmusik-Anteil. Das hört sich allerdings subjektiv stimmiger an, weil die dedizierten Effekte deshalb prägnanter hervorstechen und nicht in der Musik untergehen.
- Deutsch : Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Deutsch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (65%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Insgesamt neun Featurettes warten im Bonusbereich. Allesamt liegen sie auf der BD und der UHD vor. Es beginnt mit „Das Vermächtnis der hohen Kammer“, in dem Regisseur und Hauptdarsteller erklären, wie sie die zweite Fortsetzung angingen, um es noch einmal originell zu gestalten. „Excommunicado“ beschäftigt sich mit den Einflüssen, die den dritten Teil auch optisch veränderten. „Das Ziel vor Augen“ kümmert sich dann um das erneut intensive Training der Darsteller. „Aufsatteln“ nimmt sich die Sequenz mit dem Pferd vor und „Motorräder, Klingen, Brücken und Bits“ jene mit den Bikes auf der Brücke – die erste große CGI-Sequenz der Filmreihe. „Das Continental in der Wüste“ schildert, wie das Team in der marokkanischen Wüste filmte, um die Geschichte noch viel tiefer zu verwurzeln. „Dog Fu“ gibt Einblicke in die Arbeit mit den Hunden, die hier sagenhafte Stunts hinlegen mussten. „Das Haus aus Glas“ nimmt sich dann das Setpiece vor, das eine der originellsten Szenen ausmacht. „Aufnahme für Aufnahme“ beschließt das reichhaltige Angebot von gut 80 Minuten Gesamtlaufzeit und taucht noch einmal tiefer in die Filmarbeit (Schnitt, Dialoge, Beleuchtung etc.) ein.
Gesamtbewertung John Wick 3 (83%)
John Wick: Kapitel 3 liefert praktisch so viel Action wie Teil I und II zusammen. Nur ganz selten wirkt das mal zu ausgedehnt und anstrengend. Dafür entschädigen aber die sensationellen Szenen in Marokko, die nicht nur eine extrem fitte Halle Berry zeigen, sondern einige der atemberaubendsten Hunde-Stunts, die man jemals gesehen hat. Visuell setzt die UHD das sehr gut um, sieht man von der kurzen Problematik der Farbauflösung per HDR10-Wiedergabe ab. Dolby Vision ist hier die insgesamt harmonischere Wahl. Akustisch gibt’s hingegen gar nichts zu meckern. Die reguläre Ebene ist schon wunderbar räumlich und sehr präzise. Dazu gesellen sich sinnvoll eingesetzte und das Rundum-Erlebnis erweiternde 3D-Sounds. Selbst wenn’s hier nicht dauernd von oben kracht (weil es auch optisch keinen Sinn macht), macht auch die Höhen-Ebene Spaß.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- McSchane, Ian, Reddick, Lance, Huston, Anjelica (Schauspieler)
- Stahelski, Chad (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 04. Oktober 2019 | Review am: | 05. Oktober 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 132 Minuten |
Filmstudio: | Concorde | FSK: | ab 18 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
John Wick 3 Trailer:
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Wenn man die Kommentare hier liest….
typisch für unsere Nation….
Es wird nur noch gelästert über die neuen Filme….die Leute lassen sich nicht mehr „flashen“ weil alles irgendwie schon mal zu sehen war….
Was sollen den die Filmemacher noch bringen?
Können die Filmemacher überhaupt noch irgendetwas bringen, damit die Leute geflasht sind?
Genau! Und übertroffen wird die Sache nur noch wenn du den Film nicht auf einen Oled TV siehst! Lach!
Liest sich gut endlich mal wieder ein Film mit einer deutschen Atmostonspur,da weiß man wieder wofür man sein Geld ausgegeben hat.
Einziges Manko ist der total überzogene Preis,man hat das Gefühl das die Scheiben immer teurer werden.(UHD/BD)
Der Hund war noch ein letztes Geschenk seiner verstorbenen Frau. Also da wäre ich auch ausgerastet…
„Die Motivation hinter Wicks Taten war nachvollziehbar und die Regie schaffte es nicht nur, die Figur emotional aufzuladen, sondern auch den Spagat zur Action zu meistern.“
LOL, man hat sein Auto gestohlen und den Hund getötet. Das war selbst für das Genre schon schwach. Also seien wir ehrlich: Wick schaut man zu, weil er alles umbringt, was sich bewegt. Der tote Hund war da nur ein Alibi. Nette Popcornaction, bei der man fürs Pinkeln nicht auf Pause drücken muss, um der Handlung weiter zu folgen.
Wenn es mal günstig eine UHD Box mit allen drei Teilen gibt…
Ich liebe Action, besonders wenn sie gut gemacht ist. Aber Wick 3 ist einfach nur schlecht gemachtes Popcornkino…wobei mein Popcorn schon nach 30 Minuten leer war und der Film sich nur noch ohne Handlung hin zog. Bis zur Pferdeszene…da hat das Kino endlich mal gelacht…und sofort über die kugelsicheren Kläpper mit ABS-Hufen gelästert. Da war für einige der Film vorbei und haben den Saal verlassen. Und die Szene mit den Hunden…war doch einfach nur lächerlich. Nein…ein vierter Teil wird geschaut wenn er im TV läuft…
Ach ja…und die Wüstenlokation war nur noch eine nachfühlbare verzweifelte Drehortsuche welche die bösen Darsteller zu Deppen ihrer Nation verkommen ließ.
Fazit:
Film: 40%
Bild (Kino): 70%
Ton (Kino): 80% (für ein Kino nicht schlecht)
Na zum Glück haben nicht alle den gleichen Geschmack! Wenn der Streifen Ach so schlecht… Warum dreht man einen vierten Teil?! Kein Studio würde das machen, wenn der Film vom Publikum nicht angenommen wird…. Oder hier vielmehr die Filmreihe!