Immer Ärger mit Netflix: Verbannt aus Cannes und Kritik von Spielberg

Netflix erntet aktuell kritische Kommentare aus der Filmindustrie. So darf der Streaming-Anbieter mit seinen Filmen 2019 etwa nicht mehr am renommierten Filmfestival in Cannes im Rennen um die Palme d’Or teilnehmen. Zudem hat der Regisseur Steven Spielberg zu Protokoll gegeben, dass die Produktionen von Netflix seiner Ansicht nach nicht für Oscars nominiert sein dürften.

Im Bezug auf Cannes sind die Gründe für Netflix Ausschluß relativ klar: Netflix kann seine Filme, wie auch andere Streaming-Anbieter, zwar dort noch zeigen, sie können aber nicht am Wettbewerb um die Palme d’Or teilnehmen. Das hat der Leiter des Festivals, Theirry Fremaux, offiziell bestätigt. Letztes Jahr konnte Netflix Produktion „Okja“ (auch in 4K verfügbar) noch mit ins Rennen schicken. Der Film gewann allerdings keine Preise.

Die Teilnahme sorgte 2017 für Kontroversen. Laut Fremaux habe man sich 2017 dazu entschlossen Netflix seine Filme zeigen zu lassen, da der Gedanke dahinter gewesen sei, dass jenes den Streaming-Anbieter motivieren könnte die Produktionen ins Kino zu bringen. Der Plan sei aber nicht aufgegangen. Eigentlich müssen Filme, die in Cannes teilnehmen, auch in französischen Kinos veröffentlicht werden. Nun könne man für Netflix keine Ausnahme mehr machen.

Fremaux erklärt, dass die Grenze zwischen Fernsehen und Kino durch Anbieter wie Amazon Prime Video und Netflix verwische. Deren Filme seien weder reine Kino- noch reine TV-Filme, sondern irgendwo dazwischen einzuordnen. In Cannes müsse man aber bedenken, dass es sich um ein Filmfestival handele. Das bedeute zwar, dass man offen für Neues sei, zugleich aber dem Kino verpflichtet bleibe.

Steven Spielberg will Netflix von den Oscars fernhalten

Unabhängig davon hat auch Steven Spielberg etwas Kritik geäußert. Der Star-Regisseur ist der Meinung, dass die Filme von Netflix nicht bei den Oscar-Nominierungen berücksichtigt werden dürften. Auch in diesem Fall trickst Netflix nämlich etwas: Zwar schickt man die Filme ins Kino, es handelt sich aber eher um wenige, limitierte Alibi-Vorstellungen innerhalb sehr kurzer Zeitrahmen. Spielberg bewertet das als Zurechtbiegen der Regeln für die Academy Awards. Folgerichtig bewertet Spielberg Netflix Filme als TV-Produktionen, die gerne für Emmys nominiert sein sollten – nicht aber für Oscars.

Dabei schließt der Regisseur hinter Klassikern wie „Jurassic Park“, „Schindlers Liste“ oder „E. T.“ damit, dass das Fernsehen heute das höchste Niveau erreicht habe, auf dem es sich jemals bewegte. Die Drehbücher seien besser, die Regiearbeiten und auch das schauspieleriche Niveau. Gerade deswegen sei es aber wichtig, auch dem Kino weiterhin seinen eigenen Raum zuzugestehen.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
Teilen ist geil! Spread the word!
Beliebte Specials:
Neuste Beiträge
Beliebte 4K Blu-rays
Ratgeber
Mehr Beiträge

Die Kommentare werden moderiert. Wir bemühen uns um eine schnelle Freischaltung! Die Kommentarregeln findest du HIER!

8 Kommentare
  1. Hallo, meiner Meinung nach ist die Entscheidung von Cannes genau richtig. Es gibt noch einen anderen Aspekt in dieser Betrachtung, nämlich die Verfügbarkeit eines Films für das normale weltweite Publikum. Nicht jeder auf dieser Erde hat Neflix, Amazon etc. abonniert und kann sich dann deren Filme anschauen. Hier in Deutschland zahlt man ja schon zwangsweise die Rundfunkgebühren, dann müsste man für jeden der jetzigen und evtl. noch kommenden Streaming-Dienst zusätzlich noch draufzahlen, um auch wirklich sehen zu können, was einem vielleicht interessieren könnte. Wohin soll das preislich dann führen? Außerdem könnte dann die Filmindustrie als ganzes evtl. schweren Schaden leiden, wenn immer weniger Leute sich Filme im Kino anschauen würden. Dann gäbe es vielleicht nie mehr die ganz großen, sehr teuren Megafilme und das wäre bestimmt nicht im Sinne der Allgemeinheit. Es könnte dann so kommen, muss es aber nicht zwangsweise, aber die Gefahr bestünde dann. Auch das Argument von vielen Leuten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk und Fernsehen überflüssig sei und abgeschafft gehört, teile ich überhaupt nicht, da dann die Informationen über alle Sachthemen, die die Welt zu bieten hat, immer mehr verloren gingen und der Beeinflussung und Manipulation Tür und Tor geöffnet wäre (die Schweizer haben da völlig richtig und zu Recht entschieden). Informationen aus dem Netz zu holen, birgt die Gefahr eines sog. Tunnelblicks. Man schaut sich dann nur noch Informationen an, die einen am meisten interessieren und bekommt längst nicht mehr alles mit, was auf der Welt an Wichtigem passiert usw.

    • Wo das preislich hinführen soll? In Richtung preiswerter. Ein Monat Netflix kostet weniger als die meisten Kinobesuche.

      Und die Kritik ist nicht so sehr die am öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern an der Art, wie es finanziert wird, nämlich mit einer Kopfsteuer unter anderem Namen. Warum ist man nicht gleich ehrlich und finanziert es einfach über Steuern?

  2. ich schaue mir im kino wirklich nur ausgesuchtes an, und dann vor allem des sounds wegen. in berlin gibt es den zoo palast, der eine einmalige referenz bietet. ansonsten stimme ich meinungen zu, die da sagen, zuhause sähe es heutzutage um längen besser aus. und: rüpelhaftes publikum, in berlin gerade im cinemaxx und co. an der tagesordnung, bleiben so aussen vor! daß die kinos nun zittern, weil es netflix, UHD und anderes gibt, war doch klar.

  3. Ja, da haben wir mal wieder eine Diskussion um Definitionen. Ich glaube, ein Problem ist, dass die Unterschiede zwischen Fernsehen, Kino und Streaming verschwimmen. Inhaltlich sind meiner Meinung nach einige Kabelproduktionen wie Game of Thrones den Streaming-Serien ähnlicher als den Network-Serien, da sie keine Werbepausen brauchen und nicht alle Folgen gleich lang sein müssen. Sie brauchen auch nicht nach amerikanischer Definition jugendfrei zu sein.

    Aber ich glaube auch, dass es den Leuten in der Kinofilmindustrie Angst macht, dass die Streaming-Anbieter ihre Existenz gefährden. Ein Film wie Bright wäre früher praktisch nur als Kinofilm machbar gewesen, und dann gibt es Annihilation, der für’s Kino gedacht war, aber in großen Teilen der Welt zuerst auf Netflix kam. Und ehrlich gesagt habe ich, als ich diesen Film geguckt habe, das Kino nicht vermisst. Keine nervige Werbung, keine lauten Besserwisser, kein aufgezwungenes 3D, kein unscharf eingestellter Projektor (sondern 4K/HDR), Pinkelpausen ohne Warteschlangen wann immer ich wollte.

    Das Kino muss mal langsam kapieren, dass es nicht mehr der König des Films ist, sonst wird es bald der Dinosaurier des Films.

  4. Die Überschrift ist jetzt aber auch etwas reißerisch und auf Bild-Niveau! Das führt doch nur zu Kommentaren wie von Pete oder Shinji_Noir, die offenbar erst gar nicht den Inhalt lesen, sondern nur Anhand der Überschrift sich eine Meinung bilden, die auch sofort mitgeteilt werden muss.
    Es gibt Preise für Kinoproduktionen, und Preise für Fernsehproduktionen. Fernsehen kann man entweder als das Lineare Signal sehen, oder aber (und das finde ich sehr viel praxistauglicher) nicht am Übertragungsweg fest machen, sondern am Endgerät: Der Fernseher. Und ob auf dem jetzt ein Film von Netflix via Internet, von Pro7 via Satellit oder von ARD via DVB-T läuft, spielt doch keine Rolle!
    Ergo sind die Produktionen in der Kategorie Fernsehfilme zu sehen, und dass dies nichts mit „schlecht“ und „keine Auszeichnung“ zu tun hat, hat Spielberg selbst gesagt, aber dafür hätte man ja mehr als nur die Überschrift lesen müssen.

  5. Absolut richtig meiner Meinung nach. Ich freue mich auch, wenn ich einen guten Film auf Netflix oder Amazon sehen kann. Aber ich freue mich noch mehr darüber einen ebenso guten oder gar besseren Film im Kino sehen kann. Denn egal wie groß der heimische TV ist, egal wie hochwertig die Soundanlage – ins Kino gehen ist mehr. Es ist, wenn alles klappt, ein Erlebnis. Man geht mit Freunden einen Film sehen, es ist etwas Soziales. Und in dem Kinosaal entsteht dann aus dieser immer unterschiedlichen Gruppe Menschen eine Atmosphäre. Wer einmal einen Film in zwei unterschiedlichen Kinos gesehen hat, weiß was gemeint ist: Da wird gelacht an Stellen, an denen es im anderen Kino still blieb, es wird vielleicht sogar mal applaudiert – kurz: Auch das eigene Erlebnis des Films ist ein ganz anderes – woran natürlich auch die große Leinwand ihren Anteil hat. Und wer das alles für Quatsch hält: Kino ist schon deswegen etwas besonderes, weil man es nicht täglich oder wöchentlich besucht – mein Heimkino jedoch läuft beinahe jeden Tag.

    Da sich Netflix und Co aber nun mal mit ihrem Distributionsweg gegen die klassische Filmindustrie richten aber gleichzeitig versuchen, von ihr zu profitieren indem man die Filme in Cannes auszeichnen lässt (was ja nur kostenloser Werbung für Netflix entspricht), finde ich die Entscheidung, wie gesagt, goldrichtig.

    In Cannes werden Kinofilme ausgezeichnet. Wenn Netflix keine Filme im Kino zeigt, steht es ihnen ja frei, sich bei anderen Festivals zu bewerben. Sich aber um Auszeichnungen zu bewerben wenn man nicht mal den gleichen Sport spielt, ist falsch.

  6. Ich gebe dem Pete recht,
    Wer so übertrieben am Altertum in der filmbrance festklammert und diese ausziechnen lassen will – sorry aber die Zukunft gestalten wir und ich schau zb das was mir gefällt und nur weil ein Film einen Oscar erhalten hat, bedeutet das nicht auch für mich, dass der gut ist.
    Geschmäcker sind verschieden.

  7. Die Academy hat gesprochen: nur was 24 Frames pro Sekunde hat ist ein Film. Alles andere (youtube, netflix, game of thrones etc.) ist schlecht und bekommt keine Auszeichnung. RIP Filmfestivals, der Fortschritt lässt sich nicht von Dinosaurierern wie Spielberg aufhalten…

Schreib einen Kommentar und teile deine Meinung!

Bitte trage deinen Kommentar ein
Bitte trage deinen Namen hier ein

ABONNIERT UNSEREN KOSTENLOSEN NEWSLETTER

Anzeige
Beliebte Beiträge