Inhalt (70%)
2014 brachte der norwegische Regisseur Hans Petter Moland mit der schwarzen Komödie „Einer nach dem anderen“ einen ziemlich bösen Rache-Actioner ins Kino gebracht, dem schnell ein kleines Kult-Label anhaftete. Wie es so oft geschieht, wird auch Amerika auf solche Filme aufmerksam und denkt darüber nach, sie für das eigene Publikum neu aufzubereiten. Dies durfte nun Moland selbst mit einem etwas größeren Budget und geballter Starpower gleich selbst tun.
Leider wurde der Start des Films von einer als rassistisch gebrandmarkten Äußerung Neesons überschattet, die er während eines Interviews mit der britischen Independent tätigte. Außerdem gab es Ressentiments der Kinogänger gegenüber der von Neeson dargestellten Rolle, die viele als abgeklatscht empfanden. Immerhin hatte der Darsteller durch seine 96-Hours-Filme immer wieder in ähnlich gelagerten Filmen agiert. Doch wer Hard Powder dann doch eine Chance gibt, der wird bald merken, dass hier zwei Dinge komplett anders sind:
Zum einen ist die Story durchzogen von schwarzem Humor, der vor allem durch sarkastische Sprüche und eben solche Tötungen zum Tragen kommt. Der Tenor ist komplett anders als in den drei Taken-Filmen. Das machen schon Szenen deutlich wie jene in der Leichenhalle, während des Hochpumpens der Liege – typisch trockener skandinavischer Humor.
Zum anderen ist die Geschichte hier komplexer angelegt. Denn es bleibt nicht bei der simplen Rache, die durch das auslösende Ereignis ihren (moralisch scheinbar gerechtfertigten) Gang nimmt und bis zum Ende nicht hinterfragt wird. In Hard Powder hat der Vergeltungs-Feldzug des Nels Coxman Konsequenzen. Und die verschweigt der Film bei allen schwarzhumorigen Einlagen nicht. Coxman, der seine Emotionen nach dem Verlust des Sohnes nicht ausdrücken kann, sucht sein Heil darin, den Verantwortlichen zur Strecke zu bringen – eine komplett andere Reaktion als jene seiner Frau. Und eine, die nicht nur seine eigene Familie (oder was davon übrig ist) zerstören und beeinflussen wird.
Ohnehin ist es erstaunlich, dass man hier vor allem auch die innerfamiliären Dynamiken des Bösewichts beleuchtet. Das Geschehen ist viel öfter bei Viking und dessen Erziehungsproblemen mit dem eigenen Filius als bei Nels und seiner Frau Grace. Weil Tom Bateman den Trevor schön fies gibt und dessen Verzweiflung ob Sorgerechts- und Ernährungsfragen für Lacher sorgt, ist das aber kein Schaden – im Gegenteil.
Obendrauf agiert Domenick Lombardozzi als Vikings rechte Hand „Mustang“ fernab von sonstigen Klischees entsprechender zweiter Männer in der Reihe der Schergen. Und Emmy Rossum (Shameless) gibt eine herrlich prinzipientreue Polizistin ab, die sich gerne mal mit dem erfahrenen und SEHR liberalen Kollegen „Gip“ rauft. Darstellerisch ist also schon mal alles im Lot und der Sarkasmus sitzt an den meisten Stellen pointiert. Außerdem ist das Setting klasse. Gedreht in den kanadischen Rockies kann man sich an den idyllischen Landschaften verschneiter Berge kaum satt sehen. Auch die Schneisen, die Coxman mit dem Schneepflug in die Landschaft schlägt, sind beeindruckend.
Was Hard Powder am Ende etwas fehlt, ist Tempo. Ab und an wirkt der Film etwas redselig und lässt das Pacing vermissen. Bis die unglücklichen Verquickungen zum Chaos führen und das Tempo etwas forciert wird, vergeht relativ viel Zeit. Zeit, die „nur“ mit den drei ersten Rache-Akten von Nels gefüllt wird. Die fallen zwar durchaus originell aus und scheuen auch nicht vor deutlichem Einsatz von Blut zurück, doch insgesamt hätte gerade die erste Stunde etwas mehr Straffung vertragen.
- Liam Neeson in seiner Paraderolle als kompromissloser Typ von nebenan
- Das Remake des norwegischen Berlinale-Erfolgs "Einer nach dem anderen" von 2014
- Neeson, Liam, Rossum, Emmy, Dern, Laura (Schauspieler)
- Moland, Hans Petter (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (75%)
Hard Powder wurde digital aufgenommen und lieferte am Ausgang 3.4K, was am Ende einer Auflösung von immerhin ~7.5 Mio. Pixeln entspricht. Nachdem zunächst angenommen wurde, dass das Ganze über ein 2K DI gemastert wurde, lauten die jüngeren Informationen auf ein 4K DI, was den Film zu einem (fast) nativen 4K-Werk werden lässt.
Gesichert kann gesagt werden, dass ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die höhere Bilddynamik nach HDR10 und Dolby Vision den Weg auf die Disk gefunden haben.
Gegenüber der Blu-ray fällt der augenscheinliche Unterschied indes sehr gering aus. Gerade in Sachen Color Grading und Bilddynamik kann sich die UHD nicht absetzen. Tatsächlich ist die UHD – sowohl per HDR10 als auch per Dolby Vision – in den dunklen Szenen flacher als die Blu-ray, der Schwarzwert ist schlechter. Erst wenn Helligkeit dazu kommt, wirkt die Kontrastierung etwas dynamischer. Auffällig ist das geringere Korn und damit das einhergehende weniger stark ausgeprägte Farbrauschen in den dunklen Disko-Szenen. Hier ist die UHD tatsächlich besser. Dazu wirkt sie farblich eine Spur neutraler und liefert etwas gebräuntere Gesichter. Die Differenz zwischen HDR10 und Dolby Vision ist hier allerdings fast vernachlässigenswert. Dolby Vision kann sich gegenüber HDR10 nur geringfügig absetzen und hebt Kontraste in mittleren Helligkeiten ein wenig an.
- Liam Neeson in seiner Paraderolle als kompromissloser Typ von nebenan
- Das Remake des norwegischen Berlinale-Erfolgs "Einer nach dem anderen" von 2014
- Neeson, Liam, Rossum, Emmy, Dern, Laura (Schauspieler)
- Moland, Hans Petter (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (75%)
Studiocanal ist mal wieder vorbildlich und bereitet schon die Blu-ray mit einem deutschen und englischen Atmos-Soundtrack auf, den die UHD ebenso liefert. Von Beginn an gefällt für beide Sprachfassungen die Dynamik während der Filmmusik-Sequenzen. Der von feinen Geräuschen und druckvollen elektronischen Beats gleichermaßen durchsetzte Score schiebt ordentlich über Subwoofer und Hauptlautsprecher, lässt aber genug Raum für hoch aufgelöste Klänge am oberen Frequenzspektrum. Prägnant gelingen auch die Schüsse, die trocken und druckvoll den Weg ins Heimkino finden.
Lauschen wir der oberen Ebene mal etwas konzentrierter zu, so wird diese erstmals aktiv, wenn Nels seine Rede vor Publikum hält und direkt danach das Flugzeug über die Köpfe hinweg fliegt – ein immer wieder gern genommener Soundeffekt. Und zwar einer, der auch nach etwas über 30 und 45 Minuten noch einmal gehört wird. Außerdem gibt es etwas Atmosphäre in der Disko sowie ein hörbares Piepen bei der Fahrt mit Speedo im Aufzug. Zwischendurch bleibt es von oben aber absolut still, da schlicht kein Anlass für 3D-Sounds besteht. Zudem hat man auf die Beimischung des Soundtracks verzichtet, sodass die Heights wirklich ausnahmslos für die wenigen dedizierten Höhen-Effekte genutzt werden – wie beispielsweise dem aufschlagenden Paragliding-Schirm, der zudem hervorragend ausgefadet wird und nicht einfach schlagartig von den Heights auf die untere Ebene übergeben wird.
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (40%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (50%)
Im Bonusmaterial von Hard Powder finden sich fünf geschnittene Szenen sowie je ein entspanntes Interview mit Liam Neeson und eins mit Regisseur Hans Petter Moland Das Featurette „Willkommen in Kehoe“ läuft dann knapp eine halbe Stunde, schaut hinter die Kulissen des kalten Drehs und erzählt auch, wie es für die teils gleichen Mitarbeiter des Originalfilms war, den „gleichen“ Film noch einmal zu drehen.
Gesamtbewertung Hard Powder (73%)
Hard Powder ist von den bisherigen Rache-Filmen des Liam Neeson der ungewöhnlichste und lockerste. Das Tempo hätte allerdings durchweg höher sein dürfen. Action-Szenen sind rar gesät und werden vom außergewöhnlich guten Schauspiel aller Figuren dominiert.
Die UHD punktet mit dem nochmals etwas detaillierteren Bild, das sich allerdings in Sachen Bilddynamik und Color Grading kaum von der Blu-ray absetzen kann und beim Schwarzwert den Kürzeren zieht.
Der Atmos-Sound liefert dazu über die reguläre Ebene eine überzeugende und dynamische Vorstellung ab und wird um ein paar dedizierte und korrekt gesetzte 3D-Sounds ergänzt.
- Liam Neeson in seiner Paraderolle als kompromissloser Typ von nebenan
- Das Remake des norwegischen Berlinale-Erfolgs "Einer nach dem anderen" von 2014
- Neeson, Liam, Rossum, Emmy, Dern, Laura (Schauspieler)
- Moland, Hans Petter (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 11. Juli 2019 | Review am: | 14. Juli 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 119 Minuten |
Filmstudio: | Studiocanal Home | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Hard Powder Trailer:
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