Inhalt (55%)
„Aha … Yeah“ und „Size Does Matter“ – zwei Dinge, an denen im Herbst 1998 kaum ein Kinogänger vorbeikam. Während die Radios einen gewissen Song mit dem Titel Come With Me eines gewissen Sean „Puff Daddy“ Combs, der auf einem noch gewisseren Kashmir von Led Zeppelin basierte, rauf und runter dudelten, begegnete einem der Slogan mit der „Größe“ gefühlt alle zwei Meter auf Plakaten, Postkarten oder Werbeanzeigen. Was war passiert?
Nun, Roland Emmerich war passiert. Der in den USA groß gewordene Regisseur aus Stuttgart sah es zwei Jahre nach seinem gigantischen Erfolg mit Independence Day mal wieder angebracht, jede Bescheidenheit über Bord zu werfen und mit Gigantomie auf Zuschauerfang zu gehen. Frei nach dem Motto: „Kleine Brötchen können die anderen Backen“, bescherte er der Kinowelt seine Vision von Godzilla. Dass er sich dabei maximal weit von der ursprünglichen Story entfernte, nahmen ihm aber die Fans des Kaijū-Universums ebenso maximal übel. Und dass seine später im Film auftauchenden Monster-Ableger aussahen wie die Raptoren aus Spielbergs Jurassic Park? Naja, Originalität war noch nie die Maxime des Herrn Emmerich. Und manchmal ist geklaut ja auch besser als neu erfunden.
Und manchmal ist Kino auch einfach dazu da, sich größtenteils hirnlos unterhalten zu lassen. Mit ungefähr dieser Einstellung (und vor allem ohne das Wissen um die Filmkultur des japanischen Gojira) sollte man sich Godzilla dann auch ansehen. Letztlich ist es bei Emmerich ohnehin egal, ob Außerirdische in riesigen Flugobjekten, nuklear mutierte Monsterechsen oder eine neue Eiszeit das Land bedrohen – die Mechanismen seiner Dramaturgie sind stets dieselben. Und wer das mag, der mag auch seine Variante von Godzilla. Immerhin bekommt man ja auch etwas geboten. Während die Klassiker wahlweise mit Gummimonstern oder Menschen in entsprechenden Anzügen realisiert wurden, war Emmerichs Fassung praktisch die erste Variante, die auf ein digital animiertes Echsen-Monstrum setzte.
Und das mit beachtlicher Qualität. Seit Jurassic Park waren gut fünf Jahre vergangen und die CGI wurden besser und besser. Das gab Emmerich die Möglichkeit, seine Kreatur nicht nur für ein paar Minuten zu inszenieren, sondern praktisch den halben Film über die Kamera drauf zu halten. Zwar sind aus heutiger Sicht zahlreiche Szenen, in denen man die Umrisse der Kreatur vor dem Hintergrund sieht, nicht ganz glücklich und haben leicht flimmernde Kanten, aber seinerzeit war’s schon beeindruckend. Beeindruckt ist ein gutes Stichwort: Denn das schien Audrey-Darstellerin Maria Pitillo vom Geschehen um sie herum auch gewesen zu sein. Mit nahezu dauerhaft offenem Mund durchstaunt sie den Film und hat sich ihre 1999er Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin redlich verdient.
Sei’s drum: Godzilla hat seine Fans und als Actionfeuerwerk kann er auch heute noch ganz gut unterhalten. Außerdem ist eins am Film tatsächlich zeitlos: Puff Daddys „Come With Me“-Titelsong, der auch heute noch Kraft und Power hat.
- Reno, Broderick, Pitillo (Schauspieler)
- Emmerich Roland(Regisseur)
Bildqualität (75%)
Godzilla wurde seinerzeit natürlich noch analog auf 35mm gefilmt. Während die 2010er Blu-ray seinerzeit von einem 2K-Master erstellt wurde, bekam der Film für die Mastered-in-4K-Fassung eine neue Abtastung. Es ist zwar nicht gesichert, aber höchstwahrscheinlich, dass die UHD nun auf genau diesem Master basiert. Gesichert ist, dass es sich um eine native 4K-Scheibe handelt. Ebenso ist klar, dass ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie die höhere Bilddynamik nach HDR10 mit an Bord sind.
Gegenüber der 2010er Blu-ray ist der Unterschied dann durchaus eklatant – vor allem in der Auflösung und dem Color Grading. Wo die alte BD mit gelblich-grünen Gesichtern und sehr grüner Einfärbung von Neutralflächen auffiel, stellt die UHD einen Neutralität wieder her. Gesichter bekommen zum einen eine wärmere, gleichzeitig aber natürlichere Farbgebung und Farben wirken durchweg harmonischer. Durch die Abdunklung der UHD wirkt der Schwarzwert grundsätzlich etwas besser, wobei die Dynamik hier immer noch keine Bestwerte erzielt. In Sachen Auflösung wirken sämtliche Einstellungen nun schärfer. Härchen sind feiner und Umrisse von Personen haben keinen unschönen Schleiereffekt mehr. Zwar kann die UHD nicht rausholen, was über die Kamera nicht aufgenommen wurde, aber der Unterschied in der Oberflächentextur ist frappant.
- Reno, Broderick, Pitillo (Schauspieler)
- Emmerich Roland(Regisseur)
Tonqualität (85%)
Die Blu-ray lieferte seinerzeit schon einen recht beeindruckenden dts-HD-Master-Sound, der die Atombomben-Explosion zu Beginn bereits wuchtig ins Heimkino feuert und den dramatischen Score SEHR dynamisch rüber bringt. Insgesamt ist das für einen gut 20 Jahre alten Film auch heute noch beachtlich. Während der krachenden und nicht mehr ganz modernen Soundeffekte fehlt es allerdings ein wenig an Differenzierung und Feinheit. Da klingt zerspringendes Glas schon mal etwas arg scheppernd. Da es aber nicht immer unübersichtlich kracht und bummt, sind zahlreiche Soundeffekte wie Helikopter sehr präsent und griffig.
Für die Originalfassung gibt es ein Upgrade auf Dolby Atmos. Und der hat es durchaus in sich. Während die reguläre Ebene sogar noch mal etwas druckvoller ist als das dts-HD-Pendant, gibt’s direkt von Beginn an Informationen aus der Höhe. So ertönt nicht nur der Score lautstark von dort mit. Auch der Countdown sowie Teile der Bombenexplosionen werden von den Heights wiedergegeben.
Das gleiche gilt für das heftige Gewitter, den Sturm und den Regen kurz darauf. Auch wenn die Kamera ins Boot-Innere schwenkt, hört man von oben noch das Grummeln und Donnern. Das Ganze wurde allerdings sauber getrennt und nicht (wie bei einigen, bisherigen Releases) einfach komplett nach oben gemischt. Tatsächlich machen die 3D-Sounds, die von oben kommen stets Sinn und integrieren nicht Teile, die auf der unteren Ebene zu bleiben haben. Wer’s aber mal so richtig reichhaltig auch aus den Höhen-Speakern haben möchte, der wird hier SEINE Tonspur finden. Denn selten waren die Heights mal so dauerhaft aktiv.
Hin und wieder ist es vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Wenn Godzilla vor dem älteren Angler den Steg sprengt, sind Signale schon von oben zu hören, die eigentlich noch frontal vor der Kamera stattfinden. Das Gleiche gilt für die Helis, die nach etwas über 38 Minuten UNTERHALB der Kamera ins Bild fliegen und doch von oben zu hören sind. Und im Chaos, dass die Echse dann in New York anrichtet, gehen dedizierte Geräusche auch schon mal etwas unter. Aber wie gesagt: Wer’s von oben gerne satt und viel hat, der wird hier durchweg bedient.
- Deutsch: DTS HD-MASTER 5.1 (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (5%)
Außer diversen Trailern enthält die UHD leider kein Bonusmaterial.
Gesamtbewertung Godzilla (72%)
Filmisch gesehen ist Godzilla von Emmerich eine echte Gurke. Da gibt’s auch nichts dran zu beschönigen. Man darf wirklich nicht auf die Story achten und schon gar nicht auf die (mangelnde) Charaktertiefe. All das war aber nie die Stärke des Stuttgarters und wer mit dieser (geringen) Erwartungshaltung in den Film geht, kann zumindest zweieinhalb Stunden actionreichen Bombast mit hohem Kaputtmach-Faktor erleben – ist auch auch was. Die UHD liefert dazu das bisher mit Abstand beste Bild für den Film und wer gerne im Originalton hört, bekommt noch dazu eine unglaublich aktive Dolby-Atmos-Spur.
- Reno, Broderick, Pitillo (Schauspieler)
- Emmerich Roland(Regisseur)
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 29. Mai 2019 | Review am: | 16. Juni 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 1998 | Laufzeit: | 139 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD MASTER 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Godzilla 1998: Trailer
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@CJuser: Ist ein True-HD-Core
Was für einen „Core“ hat denn die Dolby Atmos Tonspur?
Bei iTunes schon verfügbar für 9,99€ und sogar mit Dolby Vision!
https://itunes.apple.com/de/movie/godzilla/id532477998