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Bill Murray war es, der irgendwie immer schon dafür gewesen war, es bei dem ersten Ghostbusters von 1984 bewenden zu lassen. Schon für den zweiten Teil von 1989 hatte er nur zugesagt, weil man ihm angeblich mit zu vielen Scheinen vor der Nase wedelte. Dass er diesen dann aber als definitiv letzten Film des Franchise verstanden wissen wollte, machte er fest, als er vorschlug den Titel in The Last of the Ghostbusters umzubenennen, damit ja kein dritter Teil mehr käme. Und da hatte er genauso die Hand drauf wie Aykroyd, Ramis, Reitman und Sony Pictures. Eine jede dieser Parteien konnte mit einem Veto einen weiteren Film verhindern. Und selbst die abgedrehte Idee Aykroyds, die Geisterjäger in Hellbent zur Hölle zu schicken, um dort gegen den Teufel zu kämpfen, wurde nicht realisiert.
2014 verkauften die Darsteller und der Regisseur ihre Rechte dann an Sony Pictures, was den Weg für einen neuen Anlauf frei machte. Und entgegen dem klaren Wunsch von Bill Murray, nie mehr eine Fortsetzung folgen zu lassen, kam es anders. Es gab (so etwas wie) einen dritten Teil … über den wir an dieser Stelle eigentlich den Mantel des Schweigens hüllen sollten, weil er als Mahnmal dafür stehen könnte, wie man ein Franchise vor die Wand fährt, nur weil man es zwingend feminisieren wollte. Und ausgerechnet Paul Feig als Regisseur zu verpflichten, der zuvor einzig seine Talentlosigkeit (und eine hysterisch-alberne) Melissa McCarthy zur Schau gestellt hatte … naja, lassen wir das, sonst schwillt der Puls. Es war ja auch kein Sequel, sondern schlicht ein unlustiges Remake des Orginals, das mit Stereotypen und latent rassistischer Besetzung vollkommen zu Recht in die Kritik geriet.
Einzelne Teile, die nun für Ghostbusters: Legacy verwendet wurden, waren auch schon in Aykroyds früheren Skriptentwürfen enthalten und als 2019 Jason Reitman offenbarte, dass er Drehbuch und Regie übernehmen würde, er außerdem die Ereignisse des 2016er Remakes ignorieren wollte, hörte man ein kollektives Aufatmen durch die Fangemeinde raunen. Dass es nicht wirklich sinnvoll war, die alten Geisterjäger einfach 40 Jahre später noch einmal in den Dienst zu stellen, war frühzeitig klar – zumal Harold Ramis 2014 verstorben war. Die Idee, nun die junge (Nachwuchs)Generation auf Geisterjagd zu schicken, gleichzeitig aber den Geist (Haha) des Originals zu beschwören, erschien ebenso genial wie erfolgversprechend. Dass man die Darsteller des ersten Teils noch einmal zum Vorbeischauen animieren konnte (ja, inkl. Bill Murray), war für Fans das Tüpfelchen auf dem “i”. Und dass Harold Ramis als CGI-Geist an der Seite von Enkelin und Enkel auftaucht, sorgt beim Schauen für einen dicken Kloß im Hals.
Abseits all der Nostalgie und dem teils grandiosen Fanservice mit unzähligen Querverweisen auf den Originalfilm, ist Ghostbusters: Legacy aber auch ein ebenso liebenswerter wie rasanter Film geworden. Und das, obwohl man das Budget (vor allem im Vergleich zum ultrateuren Reboot von 2016) sehr schmal halten musste. Einerseits gab es hier natürlich keine extrem teuren Schauspieler zu finanzieren und zum anderen hat man glücklicherweise auf den CGI-Overkill verzichtet. Die Geistereffekte sind trotz computeranimierter Herkunft erfrischend oldschool und der Tonfall versprüht so viel 80er, dass man meinen könnte, es wären keine 38 Jahre vergangen.
Dass Ghostbusters: Legacy so gut funktioniert, liegt aber vor allem an den jungen Darstellern und Darstellerinnen. Vor allem Mckenna Grace (Annabelle 3) als Phoebe ist sensationell. Von ihrem ersten “Spannungs”moment an beherrscht sie die Leinwand. Phoebes Mix aus schüchterner Unbeholfenheit und überheblichem Nerdtum wird von der Schauspielerin so entwaffnend natürlich verkörpert, dass man kaum glauben mag, hier einer 14-jährigen zuzuschauen. Ihre anfänglichen Scharmützel mit Paul Rudd als Lehrer Grooberson sind wirklich brüllkomisch. Ohnehin ist Paul Rudd einer, dem man nie was krumm nehmen kann. Schon als Ant-Man bewies er Starqualität ohne Starallüren.
Wenn er im Supermarkt (ziemlich daneben übrigens dessen sekundenlanges Product-Placement) auf kleine Marshmallow-Männchen trifft, die Gasgrills, Smoothie-Mixer und Staubsauger-Roboter für ihr anarchistisches Treiben missbrauchen, um dann von einem Höllenhund in die Flucht getrieben zu werden, kann das vermutlich heute keiner so charmant wie er.
Jetzt darf man durchaus zu Recht bemängeln, dass der innewohnende Story-Anteil von Coming-of-Age und Familienversöhnung reichlich dünn ausfällt. Und auch die Story um den wiedererstarkten Dämon Gozer ist nicht sonderlich originell. Aber wen kümmert das, wenn das so augenzwinkernd, charmant, rasant und unterhaltsam umgesetzt ist wie in Ghostbusters: Legacy. Darf man dem Schild bei der Einfahrt zu Spenglers Anwesen Glauben schenken, so wird Bill Murrays Wunsch nun übrigens endlich erfüllt: “This is how it ends”.
- Sony Pictures Home Entertainment
- Ghostbusters: Legacy (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
- ABIS-DVD
- Coon, Carrie, Wolfhard, Finn, Grace, Mckenna (Schauspieler)
- Reitman, Jason(Regisseur)
Bildqualität (95%)
Ghostbusters: Legacy wurde mit einer ARRI Alexa LF volldigital gefilmt und die 4.5K-Auflösung des Sensors gelangten per 4K-DI auf die UHD-Blu-ray. Sony Pictures masterte mit HDR10 und Dolby Vision sowie einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Das native 4K-Bild bietet also die besten Voraussetzungen für eine tolle Disk.
Nur, was soll sie überhaupt noch besser mach als die Blu-ray? Was soll noch besser gehen als die bereits famosen Kontraste, wunderbar kräftigen Farben, die grandiose Bildruhe und die satten Schwarzwerte ebenso gut wiederzugeben? Man muss derzeit schon lange suchen, um ein so gutes Live-Action-Bild zu sehen und das gilt für die UHD-BD ebenso wie für die nahezu perfekte Blu-ray.
In Summe ist da genau ein Faktor, der noch besser gelingt, für den man aber entweder sehr nahe an den Screen gehen muss oder entsprechend groß projizieren darf. Denn die native 4K-Auflösung sorgt bei feinsten Details für eine noch bessere Darstellung. Im Prinzip ist die UHD-BD also ebenfalls hervorragend, kann dem Bild der BD aber bis auf eine etwas bessere Detaildarstellung nicht wirklich viel hinzufügen. Weder HDR10 noch Dolby Vision können deutliche Akzente bei den Farben setzen, da die Scheibe zwar einen Hauch dunkler gemastert ist, Farben aber nicht als solches intensiver darstellt und auch bei der Kontrastierung kaum mehr Dynamik liefert.
Vielleicht sind Brauntöne eine Spur wärmer. Aber auch dafür muss man schon sehr zügig zwischen beiden Quellen hin- und herschalten. Ansonsten ist die 4K-Disk absolut toll und auch in Summe besser als die BD, aber eben nicht so herausragend gut innerhalb ihres Rahmens wie die Blu-ray innerhalb ihres Bezugssystems.
- Sony Pictures Home Entertainment
- Ghostbusters: Legacy (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
- ABIS-DVD
- Coon, Carrie, Wolfhard, Finn, Grace, Mckenna (Schauspieler)
- Reitman, Jason(Regisseur)
Tonqualität (95%)
Wunderbar: Sony Pictures liefert für die Blu-ray eine deutsche DTS-HD-Master-Spur. Das ist bei diesem Anbieter wahrlich nicht die Regel und sorgte selbst bei großen Blockbustern schon des Öfteren für Kritik. Ghostbusters: Legacy allerdings kann man kaum für etwas kritisieren. Vor allem die Räumlichkeit des 5.1-Tracks ist von Beginn an so gut, dass die Vielzahl an direktionalen Surroundeffekten so präsent und griffig ins Heimkino transportiert wird wie lange nicht mehr. Da zischt es, blitzt es, donnert es und rumort es als ob man dem Sounddesigner sämtliche Fesseln abgenommen hätte und ihn einfach mal hat machen lassen.
Die Stimmen fügen sich harmonisch ein und sind weder zu leise noch zu laut. Dazu kommt immer wieder wuchtiger Basseinsatz – beispielsweise, wenn bei Minute 78 die Geister im Untergrund die halbe Stadt in ein Beben versetzen. Viel mehr muss man eigentlich gar nicht schreiben, weil man es erleben sollte. Akustisch hat ein Film jedenfalls lange schon nicht mehr so viel Spaß gemacht.
Während die UHD Blu-ray (glücklicherweise) bei DTS-HD-Master fürs Deutsche verharrt (das hat man bei Sony auch schon anders erlebt), bekommt die englische Fassung ein Upgrade auf Dolby Atmos. Und die Tonspur präsentiert 3D-Gewittersounds schon während des Vorspanns, der zudem vom noch etwas kräftigeren Bass begleitet wird – und das, wo die DTS-HD-Master-Fassung bereits ordentlich zulangte.
Auch die Klappergeräusche im Auto werden hörbar auf die Heights gelegt und wenn das erste Ungeheuer röhrend erscheint, könnte man meinen, man befände sich in einem aktuellen Jurassic-Park-Film. So wunderbar verlaufen die Sounds über alle Höhenspeaker wandernd, dass man die Bewegungen akustisch komplett verfolgen kann. Auch das Knarzen der Holzbohlen ist auf diese Weise zu hören und lässt hier schon erkennen, dass jemand am Werk war, der sich mit dem Abmischen einer Dolby-Atmos-Spur hervorragend auskennt.
Erneut rumpelig wird’s nach knapp zehn Minuten, wenn das Haus bebt und die Gläser im Schrank wackeln. Nach 34’48 braust dann der entflohene Geist mächtig über die Köpfe hinweg und fünf Minuten später quietscht und klappert sich Schaukel ganz nett, bevor ein weiterer Geist mit einem pfeifenden Sound emporsteigt. Das sind schon fetzige 3D-Sounds, die man hier genutzt hat. Das gilt auch für das Röhren (man könnte es auch Rülpsen nennen) und Quieken des Munchers nach 59 Minuten, das genauso ortbar über die Heights wandert, wie die Kamera um ihn herum fliegt. Da die Szene auch zahlreiche Blitzsounds aus dem Protonenstrahler enthält und in summe knapp fünf Minuten dauert, gehört die Sequenz zu den aktivsten 3D-Sound-Momenten des Films – wirklich cool.
Und im Prinzip werden immer wieder kurze und effektive Geräusche von oben ergänzt, die zum allergrößten Teil korrekt gesetzt sind. Beispielsweise ein Lastenaufzug bei 78’30 oder auch das äußerst dynamische Grunzen und Röhren bei 86’45. Die Stimme nach 97 Minuten löst gar echte Gänsehaut aus und natürlich gibt’s im Showdown noch mal reichlich Blitze, Energiekugeln, Geistergeräusche und was das Soundarsenal so alles hergibt – ein wirklich herausragende Atmos-Tonspur, die man hören und erleben muss.
- Deutsch: DTS-HD MA 5.1 (95%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (100%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Das Bonusmaterial von Ghostbusters: Legacy beginnt mit dem knapp 20-minütigen Making-of, das ganz viel vom alten Geist (muahaha) beschwört, gleichzeitig aber auch interessante Einblicke in das gibt, was Jason mit dem Erbe seines Vaters Ivan veranstaltet hat. Es schließen sich Featurettes über die Gadgets sowie über die Realisierung der Geister(effekte) an. Natürlich klärt man auch auf, wie man die Szenen mit Harold Ramis realisiert hat – der im Übrigen zu den bisher am überzeugendsten per CGI errechneten Live-Action-Darstellern gehört.
“In ECTO-1 wieder zum Leben erwecken” geht’s dann um den Kauf und Umbau von drei extra und eigens gekauften Miller-Meteor Futura Duplex, die als neue Ghostbusters-ECTOs eingesetzt wurden. Das Fan-Easter-Egg-Breakdown versammelt dann im Schnelldurchlauf die ganzen Querverweise auf die Originalfilme – und mehr als das. “Ein Blick zurück” lässt noch mal das alte Team zu Wort kommen und “Ein Blick voraus” lässt Aykroyd, Murray und Co. ein paar Worte zum neuen Film verlieren. Eine entfernte Szene komplettiert das unterhaltsame Angebot. Alles Extras sind deutsch untertitelt.
Gesamtbewertung Ghostbusters: Legacy 4K Blu-ray (88%)
Ghostbusters: Legacy ist das, was das 2016er Remake gerne gewesen wäre: Die Wiederbelebung des Franchise, das von Dan Aykroyd, Bill Murray, Harold Ramis und Ernie Hudson definiert wurde. Der Film atmet in jeder Einstellung den Originalfilm und ist mit den Jungdarstellern top besetzt. Wer als Fan im Finale dann kein Pipi in den Augen hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Technisch liefert die Blu-ray ein nahezu perfektes Bild, das die UHD-BD zwar in Nuancen noch toppen kann, ohne aber innerhalb ihres Bewertungsrahmens Maßstäbe setzen zu können. Wunderbar ist bereits der deutsche DTS-HD-Master-Sound, der aber vom englischen Atmos der 4K-Scheibe noch mal übertroffen wird. Und unbedingt bis zum Abspann (und darüber hinaus) weiterschauen, wenn wir unter anderem auch noch Sigourney Weaver in einer superwitzigen Szene sehen dürfen.
- Sony Pictures Home Entertainment
- Ghostbusters: Legacy (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
- ABIS-DVD
- Coon, Carrie, Wolfhard, Finn, Grace, Mckenna (Schauspieler)
- Reitman, Jason(Regisseur)
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 10. Februar 2022 | Review am: | 27. Februar 2022 |
Erscheinungsjahr Film: | 2021 | Laufzeit: | 124 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures Home Entertainment | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS-HD MA 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 & Dolby Vision | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Ghostbusters: LegacyTrailer:
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