Streaminganbieter Netflix und Apple wollen sich laut Variety die Vertriebsrechte am neuen „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ sichern. MGM soll jedoch kein Interesse an einer Veröffentlichung außerhalb des Kinos haben.
Netflix, Prime Video und Apple TV sind immer wieder auf der Suche nach vielversprechenden Blockbuster-Produktionen um die Aufmerksamkeit auf ihre Streamingdienste zu lenken. In der Vergangangenheit wurden bereits mehrere Filme dem Kino entrissen. So erschien „The Cloverfield Paradox“, der dritte Teil der Cloverfield-Saga z.B. bei Netflix, Apple sicherte sich das Weltkriegsdrama „Grayhound“ mit Tom Hanks und Prime Video feiert in diesen Tagen „Borat 2“. Laut Gerüchten buhlen Netflix und Apple TV jedoch bereits nach einem ganz anderen Kaliber. Kein geringerer Blockbuster als „James Bond: Keine Zeit zu sterben“ (OT: No Time To Die), dessen Kinostart aufgrund der Corona-Krise gefühlt zehnmal verschoben wurde, hat wohl das Interesse der Unternehmen geweckt.
MGM dementiert Gerüchte
Die offizielle Stellungnahme von MGM (Metro Goldwyn Mayer – die mit dem Löwen) zu diesem Gerücht macht eigentlich klar, dass der bekannteste Spion der Filmgeschichte nicht zum Verkauf steht. „Wir kommentieren keine Gerüchte. Der Film steht nicht zum Verkauf. Der Termin des Films wurde auf April 2021 verschoben, um das Erlebnis für die Kinogänger zu bewahren“. Es soll jedoch gegensprüchliche Aussagen diverser (mehrerer) Insider geben, nach denen MGM sehr wohl darüber nachdenkt, den Film an Netflix oder Apple TV zu veräußern.
Bond für 600 Millionen US-Dollar
Wie so oft sollen die Verhandlungen, sofern sie tatsächlich stattgefunden haben, am Preis gescheitert sein. Angeblich hat MGM sich eine Summe von rund 600 Millionen US-Dollar vorgestellt. Eine Summe, die das Filmstudio mit einem regulären Kinorelease ohne Probleme eingespielt hätte. Gemessen daran, dass auf absehbare Zeit ein vollwertiger Kinorelease nicht möglich ist und MGM bereits um die 50-60 Millionen US-Dollar durch die Verschiebungen (Werbung etc.) verloren hat, immer noch eine stattliche Summe. Angeblich waren die 600 Millionen US-Dollar für beide Verhandlungspartner zu hoch. Obwohl, wenn man den Geldpool von Apple betrachtet, eigentlich Peanuts.
„Blockbuster benötigen kein Kino mehr“
Würden sich MGM und Netflix bzw. Apple TV auf einen Deal einigen, hätte das eine hohe symbolische Wirkung. Und zwar „Blockbuster benötigen kein Kino mehr“. Das schlimmere Szenario wäre, wenn sich der Deal wirklich für beide Parteien lohnen würde. Warum den Erfolg einer Produktion in die Hände der Kinobesucher legen, wenn man mit dem Verkauf für Summe xy sofort im Plus wäre? Wir möchten es uns gar nicht ausdenken. Was glaubt ihr? Könnte Netflix oder Apple TV wirklich einen so großen Fisch an Land ziehen?
Kann mir nicht vorstellen das die Filmstudios auf Dauer auf die Kinoeinnahmen verzichten können, denn nur mit dem Release bei einem Streamingdienst wird man kaum höhere Einnahmen erzielen als bei einer Veröffentlichung über Kino,Disc,Tv und Streaming. Durch den Kinorelease erhält ein Film auch eine gewisse Exklusivität der ihn dann eben auch 3-6 Monate später fürs Heimkino lukrativ macht. Ein Film der nur bei Netflix erscheint den interessiert doch nach wenigen Wochen schon kaum mehr jemand.
Auf Dauer verzichten Sie da bestimmt nicht drauf, aber wer weiß, wie lange sie es sich leisten können, auf ihren fertig produzierten aber unveröffentlichten Filmen mit Hunderten von Millionen Budget zu sitzen?
Sollte wirklich mehr an dem Verkauf des Vertriebs für den neuen Bond dran sein, hoffe ich eher auf einen Zuschlag bei Apple. Bei Apple wäre zwar fraglich, ob es über das Abo-Modell oder den Store laufen würde, aber Netflix macht zurzeit ja eher wegen reduzierter Bitraten von sich Reden.
Keine Ahnung, ob der Film sich für 600 Millionen Dollar für Netflix oder Amazon lohnen würde, aber er könnte denen mehr Kunden bringen, die, so wie ich, es total leid sind, keine neuen high-budget-Filme im Kino sehen zu können. Ich würde mir z. B. Black Window mit einer ähnlichen Premier Access Regelung wie Mulan angucken oder wegen Wonder Woman 1984 eine europäische Version von HBO Max abonnieren.
Vom Budget her wäre dies wie schon gesagt kein Problem für Apple, Netflix weiss ich nicht. Für das Kino wäre es aber eine Katastrophe, „der Dolch würde tiefer reingestossen„ sozusagen… Ein solcher Deal wäre eine völlig neue Dimension im Konkurrenzkampf zwischen Kino vs. Home Entertainment. Ob dann nachträglich noch eine Kinoauswertung geschweige denn eine 4K Scheibe nachfolgen würden ist fraglich… würde Apple den Film für, sagen wir, 22 EUR anbieten müsste er ca. 27 Mio. Downloads bringen um in die Gewinnzone zu kommen bei 600 Mio. Kosten. Mit 007 wäre dies locker erreichbar, wahrscheinlich schon am Tag 1. ich frage mich daher warum Apple diesen Deal hätte ablehnen sollen… Macht für mich keinen Sinn…..
Die Gerüchte dementieren sie doch nur,
um den Preis weiter in die Höhe zu treiben.
Würden sie da jetzt sagen, dass sie sich solch
ein Modell generell vorstellen können, dann
würden sie ja niemals so viel Kohle bekommen.