Das Heimkino-Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu und die „Machtverschiebung“ bei den 3D-Soundformaten wird immer deutlicher. DTS:X spielt im Heimkino eigentlich keine Rolle mehr und muss sich gegen das Konkurrenzformat Dolby Atmos geschlagen geben.
Einleitung: Dieser Beitrag soll keine Wertung der Audioqualität von DTS:X und Dolby Atmos darstellen, sondern ist lediglich eine Beobachtung, die wir mit euch teilen möchten. Ggf. ist diese Information auch für die Kaufentscheidung des ein oder anderen Lesers relevant. Angeregte und freundliche Diskussionen in der Kommentarspalte sind sehr willkommen. Wer möchte, kann an dieser Stelle schon einmal schätzen, wie viele Blu-rays (Standard & 4K UHD) mit einem DTS:X-Soundmix im laufenden Jahr in den Handel gekommen sind.
2024 neigt sich so langsam dem Ende zu – subjektiv betrachtet vielleicht nicht das beste Jahr für Kino und Heimkino. Es gab aber definitiv ein paar Highlights und Überraschungen, die wir nicht missen möchten. Eine Beobachtung, die wir gemacht haben, bezieht sich auf die Verteilung der 3D-Formate auf physischen Video-Veröffentlichungen – sprich Standard Blu-ray und 4K Ultra HD Blu-rays. Wir konnten uns auf Anhieb nicht an einen Film erinnern, der 2024 sein Debüt gefeiert hätte und mit einem DTS:X-Soundmix ausgestattet war. Als wir unserer Vermutung nachgegangen sind, wurde schnell deutlich, welche Rolle DTS:X noch im Heimkino spielt – leider eine verschwindend geringe.
DTS:X – keine neuen Filme im 3D-Soundformat
Wir haben mehrere Quellen bemüht, unter anderem unsere 4K UHD Blu-ray Komplettliste, und bekamen eigentlich durch die Reihe das gleiche Ergebnis präsentiert. Das Ergebnis lautet: DTS:X – das 3D-Soundformat von Xperi – verliert weiter an Relevanz im Heimkino-Markt und Dolby Atmos baut seinen Vorsprung weiter aus. Im laufenden Jahr (2024) wurden gerade einmal neun Video-Veröffentlichungen mit einem DTS:X 3D-Soundmix ausgestattet. Bei den Filmen handelt es sich um Wiederveröffentlichungen bereits erschienener Titel, sprich Filmklassiker. Darunter unter anderem „Shaun of the Dead“, „Apollo 13“, „King Kong“ oder „E.T. – Der Außerirdische“. Alle Titel kommen übrigens aus dem Portfolio von Universal Pictures. Wir konnten keinen einzigen Film aus 2023/2024 identifizieren, bei dem es sich um eine aktuelle Erstveröffentlichung (Kinostart 2022 – 2024) mit DTS:X handelte.
Dolby Atmos baut Marktherrschaft aus
Parallel dazu baut das Konkurrenzformat Dolby Atmos seine Marktherrschaft weiter aus. Allein 2024 wurden über 240 Filme mit einem Dolby Atmos 3D-Soundmix in Deutschland in den Handel gebracht. Dabei hält sich die Aufteilung zwischen 4K Ultra HD Blu-ray und Standard Blu-ray in etwa die Waage. Man muss auf jeden Fall anmerken, dass es sich hierbei nicht ausschließlich um neue Filme handelt. Ein Großteil der Dolby Atmos Audiospuren kommt ebenfalls bei Wiederveröffentlichungen zum Einsatz. Und das nicht einmal in allen verfügbaren Sprachen. Oft ist es so, dass der Dolby Atmos-Mix nur für Originalsprache (Englisch, Koreanisch, Hindi etc.) angeboten wird. Bekannte Filmstudios, die sich gegen jegliche deutsche Synchronisationen mit 3D-Sound wehren, sind übrigens Walt Disney und Sony Pictures. Anbei die vorläufigen Zahlen zur Verteilung zwischen 4K und Standard Blu-ray, sowie DTS:X und Dolby Atmos:
Verteilung DTS:X und Dolby Atmos (2022 – 2024)
Jahr/Disc-Format | 4K Blu-ray mit DTS:X |
4K Blu-ray mit Dolby Atmos |
Standard Blu-ray mit DTS:X |
Standard Blu-ray mit Dolby Atmos |
2024 | 9 | 137 | 0 | 113 |
2023 | 9 | 109 | 10 | 100 |
2022 | 26 | 124 | 6 | 88 |
Kino und Streaming begünstigen den Siegeszug von Dolby Atmos
Wieso es zu der aktuellen Situation gekommen ist, lässt sich sehr einfach beantworten. Der Überbegriff hierbei ist sicherlich Marketing. Dolby versteht es, seine lizenzierbaren Formate ins beste Licht zu rücken. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren diesbezüglich auch nicht geschlafen und sich in so ziemlich allen Entertainment-Bereichen breit gemacht. Neben Filmen und Serien gibt es Dolby Atmos auch auf Gaming-Konsolen, in der Musik und natürlich im Kino. Letzteres wurde mit der Umsetzung der Dolby Cinemas noch weiter vorangetrieben. Zudem sehen Elektronikhersteller und entsprechend auch die Kunden in „Dolby Atmos“ so etwas wie ein Gütesiegel. Entsprechend ist es den Herstellern auch wichtig, ihre Endgeräte (Fernseher, Soundbars, Kopfhörer etc.) mit Dolby Atmos bewerben zu können. Ob das Format einen Mehrwert für das jeweilige Produkt darstellt, muss von Fall zu Fall beantwortet werden.
Umgekehrte Situation bei den „horizontalen“ Soundformaten
Wir haben in diesem Beitrag bislang nur das Segment 3D-Soundformate isoliert betrachtet. Wir müssen bei dem Thema auch zu den Seiten blicken, genauer gesagt zu den Klangformaten, die in der Surround-Ebene wirken. Dort sieht die Situation komplett anders aus, wenn auch nicht so drastisch wie beim 3D-Klang.
Hier übertrifft die Anzahl der DTS-Audiospuren das Dolby-Format ca. im Verhältnis 4:1. Wir zählen schätzungsweise 1.330 Filme, die 2024 mit einer DTS-Tonspur ausgestattet wurden. Die meisten davon geben Stereo-Sound (2.0) oder 5.1-Surround-Sound wieder (DTS-HD Master Audio 5.1 ist vielfach im Einsatz). Dem gegenüber stehen ca. 350 Audiomixe mit Dolby Digital oder Dolby TrueHD in Mono, Stereo oder Surround-Sound. Bedeutet, beide Unternehmen behalten sich ihre Relevanz im Heimkino-Segment bei, nur eben sind die Grenzen ganz klar abgesteckt.
Empfehlung: Nicht nur in Richtung DTS:X planen
Die Frage, welches Format am Ende besser klingt und welches man bevorzugt, muss jeder für sich selbst beantworten. Aufgrund der aktuellen Zahlen muss man die Empfehlung aussprechen, dass man bei der Heimkino-Planung nicht allzu viele Ressourcen in Richtung DTS:X verschwenden sollte. Wer sich eine 3D-Soundanlage mit einem AV-Receiver, Verstärkern und Lautsprechern zusammenbaut, kann in der Regel ohnehin beide Formate abspielen und sinngemäß wiedergeben. Zudem stellen beide Unternehmen auch sogenannte Upmixer bei ausgewählter AV-Hardware zur Verfügung, mit denen Audiospuren mit Höheninformationen für einen simulierten 3D-Klang angereichert werden. Das räumt beiden Formaten, unabhängig von der Audioquelle, eine gewisse Relevanz ein. Beim „Wohnzimmerkino“ mit TV/Projektor und Soundbar sieht die Sache dagegen schon anders aus. Zum einen unterstützen die meisten Fernseher/Projektoren keine DTS-Soundformate, (können ggf. via PCM weitergeleitet werden) und wenn doch, muss man deren Sinnhaftigkeit mittlerweile infrage stellen. Denn bis auf Disney+, die DTS:X-Tonspuren mittels IMAX-Enhanced anbieten, fällt uns derzeit kein Anbieter ein, der DTS-Soundformate pusht. Auch andere Soundquellen wie Gaming-Konsolen setzen größtenteils auf Dolby-Klangformate.
Fazit
Wer sein Heimkino bereits ausgestattet hat, für den ist dieser Beitrag womöglich weniger zuträglich. Alle, die sich mit einem akustischen Upgrade für ihre Entertainment-Bereiche beschäftigen, sollten die aktuelle Entwicklung in ihre Kaufentscheidungen einfließen lassen. Was relevant ist und bleibt, entscheidet am Ende der Kunde selbst und dieser greift eben gerne zu der Lösung, die populär beworben oder bekannt ist. Unserer Auffassung nach, sollte man DTS:X nicht bewusst ignorieren, denn es gibt immer noch eine große Film-Bibliothek, die DTS:X als 3D-Soundformat nutzt!
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Ja das ist echt schade. DTS hatte einst so etwas wie einen HighEndigen Ruf als Laserdisc und DVD noch bei mir Standard waren und DTS mit 1500 kb/s locker dreimal so viel Bitrate lieferte als Dolby Digital. Wenn ich aber den Anspruch den DTS heute an sich selbst stellt sehe und die Tonspuren miteinander vergleiche, muss ich (leider) zugeben, dass der Staffelstab weitergereicht wurde
Ich kann mich da nur immer wieder wiederholen, mein AVR muss alles können, ebenso mein Zuspieler.
Ich brauche keines dieser neumodischen Geräte, die sowohl die DTS Formate als auch Passtrough ignorieren.
Meine private Mediathek ist voll von Filmen mit DTS:X, DTS:X HRA, DTS-HD MA, DTS-HD MA HRA, DTS-HD, wie auch DD, DD+, DD True HD, mit und ohne Atmos. Was soll ich mit Geräten, die auch nur eines dieser Formate ignoriert bzw. kein Passtrough anbietet?
Frohe Ostern.