Der kabellose, akkubetriebene Displace OLED TV ist ein technischer Albtraum

Wir waren über die Meldung des weltweit ersten, komplett kabellosen, akkubetriebenen 4K OLED Fernseher der Welt sehr erstaunt. Nach der Sichtung des Produkts auf der CES macht sich bei uns jedoch Ernüchterung breit.

Wir hatten euch den Displace TV bereits in diesem Beitrag vorgestellt. Kurz zusammengefasst, es handelt sich um einen 4K OLED Fernseher mit 55 Zoll Diagonale, der über ein austauschbares Akkusystem komplett autark funktioniert. Das System soll bei einer täglichen Nutzung von 6 Stunden ganze 30 Tage durchhalten. Zudem sollen sich die Anschlüsse an einer externen Box befinden, die audiovisuelle Signale drahtlos an bis zu 5 Displace TVs im Haus überträgt. Zuletzt lässt sich der TV einfach mittels Vakuumtechnologie an die „Wand klatschen“. Kling zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch!

Mittels Vakuum-Technik kann der Displace TV an einer glatten Oberfläche befestigt werden. Ist der Akku leer, fällt der TV zu Boden
Mittels Vakuum-Technik kann der Displace TV an einer glatten Oberfläche befestigt werden. Ist der Akku leer, fällt der TV zu Boden

Ok, wir müssen gestehen, als wir den Stand auf der CES besucht haben, begrüßte uns ein komplett drahtloses TV-Gerät, welches sich mittels Vakuum an einer Fensterscheibe festgesaugt hat. Dieser funktionierte auch, also zumindest konnte man etwas auf dem Fernseher erkennen. Doch das Gerät folgt einer Vision, die komplett an einem intuitiven und einfachen Nutzerverhalten vorbeigeht. Wir haben etwas mit den Verantwortlichen am Stand gesprochen und es bleiben leider noch viele Fragen offen. Doch die wenigen Antworten bzw. was wir zu sehen bekommen haben, reicht aus, um die Finger von diesem Produkt zu lassen.

Displace TV: Überteuert und unpraktisch

Die vier Akkus des Displace TV halten angeblich 30 Tage bei einer täglichen Nutzung von 6 Stunden
Die vier Akkus des Displace TV halten angeblich 30 Tage bei einer täglichen Nutzung von 6 Stunden

Allein der Preis: 3.000 US-Dollar für einen Displace TV. Wenn man gleich drei Stück bestellt, bekommt man Rabatt und zahlt insgesamt nur 8.000 US-Dollar – 1.000 Dollar gespart. Die Funktionsweise des Displace TV konnte noch nicht wirklich vorgeführt werden, auch von der drahtlosen Anschlussbox fehlte jede Spur. Gezeigt wurde unter anderem, wie man die Akkus – vier Stück an der Zahl – im Hot-Swap-Verfahren wechseln kann. Nur komisch, dass nur ein Slot wirklich mit einem Akku bestückt war, die anderen Slots waren leer oder mit irgendwelcher Technik bestückt. Von der Verarbeitung des 4K OLED Fernsehers möchten wir gar nicht erst sprechen. Das pure Grausen.

Die Verarbeitung des Displace TV lässt den Prototypen-Status erkennen
Die Verarbeitung des Displace TV lässt den Prototypen-Status erkennen

Allein schon die Installation des Displace TV würde in einem europäischen Haushalt scheitern. Man benötigt nämlich eine glatte Oberfläche, am besten eine Scheibe, damit sich der TV mittels Vakuum festsaugt und an der Wand hängen bleibt. Wichtig dabei ist, um das Vakuum aufrechterhalten zu können, verbraucht der TV immer ein bisschen Strom. Vergisst man z.B. die Akkus zu wechseln und das Gerät läuft leer, dann fällt der TV im schlimmsten Fall einfach von der Wand.

Eine extrem schwache OLED-Performance

Das Menü des Displace TV konnte uns nicht vorgeführt werden. Wir vermuten, dass hier lediglich ein Standbild gezeigt wurde. Wir können uns nämlich nicht vorstellen, dass die hauseigene Smart TV-Lösung von Displace eine Freigabe für Streaming Apps von Netflix, Disney+ oder Prime Video erhalten hat. Die Bildqualität ist für einen OLED TV leider unterirdisch und uns wird bewusst, wie das Gerät angeblich einen Monat durchhalten kann. Die Helligkeit ist so weit gedimmt, dass man sich in die Zeit zurückversetzt fühlt, damals vor 9 Jahren als die ersten OLEDs vorgestellt wurden.

Die Kamera des Displace TV muss immer aktiv sein, anders lässt sich der 4K OLED TV nicht steuern
Die Kamera des Displace TV muss immer aktiv sein, anders lässt sich der 4K OLED TV nicht steuern

Es gibt keine Fernbedienung, alles soll mit Gesten gesteuert werden. Eine Popup-Kamera auf der Oberseite des Displace TV soll die Handbewegungen dann Steuerungssignale umwandeln. Wie gut das funktioniert, kann man sich ja denken. Und wer vier dieser TV-Geräte zu einem angeblichen 110 Zoll 8K TV zusammenschließt, nur um dann eine gut sichtbare Kante zwischen den TV Geräten immer im Blickfeld zu haben, dem ist bedauerlicherweise nicht mehr zu helfen. Und haben wir eigentlich schon über die unterstützten Standards und Anschlüsse geredet? Nein? Womöglich weil wir hier auch keine Informationen bekommen konnten, zumindest keine zufriedenstellenden. Wo ist die Box an der HDMI-Geräte angeschlossen werden können? Unterstützt das Gerät Standards wie z.B. Dolby Vision oder Dolby Atmos? Wie sieht es auch mit Next-Gen-Gaming inkl. 4K@120Hz…

Fazit: Finger weg

Schlechte Bildqualität und eine wirklich unterirdische Präsentation. Finger weg vom Displace TV
Schlechte Bildqualität und eine wirklich unterirdische Präsentation. Finger weg vom Displace TV

Irgendwie passt an diesem Fernseher überhaupt nichts. Man muss dieses eine Stormkabel, welches vom TV zur Steckdose geht, schon extremst hassen, um sich mit den ganzen negativen Eigenschaften des Displace TV anfreunden zu können. Dann doch lieber den LG M3 OLED TV mit drahtloser Übertragung von Audio- und Videosignalen via „Zero Connect Box“, oder das Geld einfach spenden.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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5 Kommentare
  1. Ist doch auch totaler Humbug: Akkubetrieb ist doch nur für mobile Geräte wirklich sinnvoll. Aber wer braucht denn bitte einen mobilen OLED-TV in dieser Größe und trägt den von A nach B etc.?
    Ich hätte da auch noch eine Idee: Wie wär es mit einem akkubetriebenen Backofen?

      • Die können sich auch einen Laser-UST-Projektor an die Decke hängen oder jeden anderen Fernseher. Für 1.500 Euro bekommst du schon einen 85 Zöller. Das Gerät ist einfach unpraktisch. Und wenn du die Bildqualität einmal mit eigenen Augen gesehen hast, dann weiß man auch, wieso das Teil in keinem Bereich zu empfehlen ist, weder Sports-Bar noch Privat. Vor allem, weil man eine glatte Fläche/Scheibe benötigt, um diesen zu installieren.

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