DCI arbeitet an HDR-Spezifikationen für Kinos

Die Digital Cinema Initiative (DCI) hat damit begonnen die Spezifikationen für High Dynamic Range (HDR) Videos für Kinos zu erarbeiten. Der HDR-Kino-Standard wird angetrieben von neuen Technologien wie LED-Kino-Displays.

Die DCI wurde an der Schwelle vom analogen zum digitalen Filmzeitalter ins Leben gerufen. Man wollte sicherstellen, dass der Übergang mit fest vorgeschriebenen Spezifikationen glatt über die Bühne läuft. Die 2002 gegründete Organisation wird unter anderem von Universal, Disney, Warner Bros, Sony, Fox, Paramount und weiteren unterstützt. Zusammen wurden technische, qualitative und logistische Aspekte für digitale Kinos festgelegt. Die Letzte Fassung der Norm wurde im März 2008 veröffentlicht. Zehn Jahre später nimmt die DCI ein weiteres großes Projekt in Angriff: HDR-Kino für digitale Kinoleinwände!

Digitale Kinoleinwände

Wer der Meinung war im Kino bekäme man die bestmögliche Bildqualität zu sehen, der liegt leider oft falsch. Die Technik für Fernseher und Heimkino-Projektoren hat die der projektionsbasierten Kinos in vielen Belangen bereits überholt. TV-Geräte mit LCD & OLED Displays sind heller, können ein breiteres Farbvolumen darstellen, bieten einen höheren Kontrast und bessere Schwarzwerte. In der Kategorie Farbraum haben Kinoprojektoren noch die Nase vorn. Ein großer Vorteil der TV-Geräte ist sicherlich der erweiterte Dynamikbereich (HDR), der Inhalte ein realistisches Gesamtbild verleiht.

Das „Kino“ muss nachziehen um seine Relevanz im Entertainment-Markt halten zu können. In den letzten Jahren wurden verschiedene LED-basierte Displaylösungen für Kinos entwickelt wie z.B. der „Samsung Cinema LED“. Durch gesteigerte Helligkeits- und tiefe Schwarzwerte sind die neuen Lösungen in der Lage einen viel breiteren Dynamikbereich abzudecken.

4K Upscaling im Kino

In einer ersten Zusammenschrift wurden alle Punkte aufgenommen, die für eine Kinodarstellung mit „Direct View Displays“ in Angriff genommen werden müssen. Die Auflösung wird mindesten 4.096 (4K) Pixel horizontal und 2.160 Pixel vertikal betragen. Es könnte auch eine Skalierung zum Einsatz kommen, wenn bewiesen werden kann, dass dadurch keine sichtbaren Artefakte auftauchen. Das bedeutet: Kinobetreiber können die komplette Fläche ihres Kinos für eine Displayleinwand ausnutzen und sind so nicht an feste Größen gebunden. Bislang war eine Skalierung von Material auf DCI-genormten Wiedergabeflächen nicht erlaub und/oder in Aussicht gestellt worden.

"Samsung Cinema LED" ist die weltweit erste DCI-zertifizierte digitale Kinoleinwand. Man sieht bereits jetzt, wo die Reise hingehen könnte
„Samsung Cinema LED“ ist die weltweit erste DCI-zertifizierte digitale Kinoleinwand. Man sieht bereits jetzt, wo die Reise hingehen könnte

Helligkeit, Schwarzwert, Farbvolumen usw.

Ein weiterer Punkt betrifft auch den Aufbau der LED-Displays. Diese bestehen aus einzelnen Pixeln die in Module zusammengefasst sind, die wiederum in größere Kabinette eingesetzt werden. Übergänge zwischen den Bausegmenten dürfen mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sein, wie es z.B. im Laufenden Betrieb des „Samsung Cinema LED“ bereits der Fall war. Die Zusammenfassung ist lang und enthält auch Vorgaben zur gleichmäßigen Helligkeitsverteilung, Sichtbarkeit einzelner Pixel, Weißpunkt-Kalibrierung und Helligkeit, Farbvolumen, Farbgenauigkeit, Gleichmäßige Farbverteilung uvm.

Sehr interessant sind die Angaben zur Helligkeit und dem Schwarzwert. Die Spitzenhelligkeit soll bis zu 500 nits betragen. Projektor-basierte Lösungen haben einen Helligkeitwert von um die 40-50 nits. Der Schwarzwert verbessert sich auf 0.001 nits und liegt damit unter dem von LCD-Displays von Fernsehern und Monitoren. Absolutes Schwarz wird bei Testdarstellungen nicht möglich sein, da immer Resthelligkeit vom Kinosaal oder dem aktiven Bildbereich vorhanden ist.

Sony A1 OLED TV
Der Sony A1 Fernseher setzt auf ein akustisches OLED-Display. Vielleicht ein Ansatz für digitale Kinoleinwände?

Klangwiedergabe von vorne

Viele Passagen des Scripts sind noch recht vage formuliert. Bei den „Überlegungen zur Soundwiedergabe“ gibt es einen Punkt, der womöglich erst technisch von den Herstellern umgesetzt werden muss:

„Es ist keine Voraussetzung für die Displays, Hersteller von ‚Direct View Displays‘ müssen jedoch Lösungen erarbeiten, die es ermöglichen den Sound-Mix so zu erleben, wie es vom Filmemacher vorgesehen ist.“

Bei den Akustisch-Transparenten-Leinwänden im Projektor-Kino, stehen die Lautsprecher direkt hinter der Leinwand. Der Klang (Stimme, Soundeffekte) kommen also aus der Richtung aus der auch das Bild kommt. Bei Display-Lösungen sind die Lautsprecher bisher um das Display herum angeordnet. Der Klang wird mittels Algorithmen von vorne simuliert.

Es könnte also noch etwas Arbeit auf die Entwickler digitaler Kinoleinwände zukommen. Ein Lösungsansatz findet man vielleicht bei den OLEDs mit „Acoustic Surface“. Das Display selbst wird in Schwingung versetzt und wird so zum Lautsprecher – ganz ohne Beeinträchtigung der Bildqualität.

Endlich tut sich etwas im Kino

Es scheint so, als wäre das Kino der Zukunft bereits in Arbeit. Gute Ansätze gibt es bereits und es ist sicherlich auch wichtig, dass etwas passiert. Die Bildqualität in den eigenen vier Wänden könnte schon viel besser sein, wird aber beeinflusst vom Kino. Filme werden auf die Vorgaben der DCI hin optimiert und so bleibt die Bilddarstellung oft hinter ihren Möglichkeiten. Vielleicht ändern sich mit digitalen Kinoleinwänden und den neuen Vorgaben der DCI auch die Bildästhetik und wir blicken bald in ein neues Film-Zeitalter.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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13 Kommentare
  1. Also für mich hat das „Kino der Zukunft“ mit aktuellen Laserprojektoren begonnen. 70mm Film war das Maß aller Dinge, danach kam mit den ersten Digitalprojektoren kein Kino-Erlebnis mehr auf: dunkles Bild, wenig Kontraste, schlechte 3D Technik… Das große Umrüsten auf Digitalrechnik war für den Zuschauer ein Rückschritt! Erst Imax Laser und Dolby Vision Kinos (und vergleichbar; hier mal nur die beiden Namhaften Standard als Beispiel genannt) konnten mich begeistern und (wieder) zum oft ins Kino gehen animieren.

  2. Ich hoffe mal, dass der neue DCI-Standard vorausschauend geplant wird. 4K und 8K in 2D und 3D mit 24p, 48p vielleicht sogar hoch bis 96p (pro Auge) sollten auf jeden Fall dazu kommen.

  3. TVs zu Hause können nicht mehr Farben darstellen als die digitale Kinoprojektion.
    Diese arbeitet seit je her mit dem DCI-Standard (der wiederum sehr nah an der Farbabbildung von chemischem Film liegt) mit 12 Bit. Bis auf die Samsung QLED-Geräte kann kein aktueller LCD- oder OLED-TV diesen Farbraum zu 100% abbilden, bei HDR10 sind zudem nur 10 Bit vorgesehen, lediglich Dolby Vision kann auch 12 Bit.
    Dolby Cinemas bieten mit ihrer Laserprojektion sogar schon die Fähigkeit, den BT.2020-Farbraum abzubilden (wenn auch bisher nur in einer einzigen Szene von Disney’s „Inside Out“ genutzt), der mit LED-, OLED oder auch akueller Quantum-Dot-Technik zu Hause derzeit noch unerreichbar ist.
    Just for the Record. 😉

    • Guter Hinweis. Habe die Passage im Artikel abgeändert auf „Farbvolumen“. Es gibt aber bereits viele TV-Geräte, die 99%+ des DCI-P3 Farbraumes abdecken. Bei BT.2020 kommen die Geräte natürlich noch nicht in die Nähe der Projektor-Lösungen.

  4. Was zahlt Samsung euch, dass ihr keine Konkurrenz Produkte bzw. Alternativen nennt?
    Wieder mal sehr objektiv

    Wenn wir schon beim Thema sind: Was zahlt ein Kino Betreiber gleich noch für die kleinste Ausführung? Ist die Umsetzung es realistisch? ️‍♂️ Und wie wirkt dir 24p Wiedergabe auf einer LED Wall? Wird es auch Große IMAX LED Walls geben?? SONY?? Wieso berichtet ihr nicht über Crystal LED???

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