Bohemian Rhapsody konnte bei den Academy Awards vier Oscars abräumen, unter anderem für den besten Ton! Wie schlägt sich das Queen Biopic „Bohemian Rhapsody“ auf 4K Blu-ray?
Inhalt (85%)
Mehr als 200 Mio. verkaufte Alben, über 700 Konzerte und elf Welttourneen – Queen sind ein globales Phänomen. Und nur wenige Bands hätten eine ähnlich gute Filmvorlage geboten wie die 1970 von „Smile“ in „Queen“ umbenannte Formation um Roger Taylor, Brian May, Freddie Mercury und (kurze Zeit später) John Deacon. Stets geplant war, dass der Film sich dabei auf die Geschichte von Sänger Freddie Mercury fokussieren sollte. Aber dass Bohemian Rhapsody letztlich der gigantische Erfolg wurde, der nun auch bei den Oscars entsprechend ausgezeichnet wurde, ist nicht mal selbstverständlich. Denn immerhin verließ Regisseur Bryan Singer das Projekt abrupt zwei Wochen vor Drehschluss. Der zuerst als Regisseur vorgesehene Dexter Fletcher übernahm und führte die losen Enden zusammen.
Wie wir heute wissen: Erfolgreich. Denn mit einem weltweiten Kino-Einspiel von 861 Mio. Dollar hält Bohemian Rhapsody den Rekord für die erfolgreichste Biographie aller Zeiten. Bevor jetzt die Floskel „und das zu Recht“ kommt, ein kurzer Blick auf mögliche Kritik. Denn wer sich mit der Historie der Band auskennt, der weiß um die Verbiegungen, die das Skript des Films zum Teil vornahm. So wird die Bandgründung vereinfacht dargestellt. Die Aspekte aus der Zeit, in der Mercury seinen Sanges-Vorgänger Staffel aus dem Ealing College of Art bereits kannte, bleiben außen vor. John Deacon war natürlich nicht der erste Bassist der Band und Mercury war auch nicht das erste Mitglied, das ein Solo-Album veröffentlichte. Zudem war das für die Band seinerzeit kein Problem, wie es der Film nahelegt. Am Wichtigsten aber: Der Film porträtiert Live Aid als Wiedervereinigung der Band nach einer vorherigen Auflösung. Das war aber nie der Fall. Vielmehr befand man sich noch kurz vor dem gigantischen Benefiz-Konzert selbst auf Tour und hatte auch keine Vorbehalte, die Einladung von Bob Geldof anzunehmen. Auch in Bezug auf Mercury selbst hält man sich nicht immer korrekt an Zeiten und Fakten. So traf der Sänger Jim Hutton nicht als Kellner auf einer seiner Parties, sondern in einem Nachtclub. Da der Film mit dem Triumph beim Live Aid abschließt, hat man außerdem die Zeit verdichtet und Mercurys HIV-Diagnose noch mit hinein gequetscht. Diese bekam er allerdings erst nach Live Aid.
Darüber muss man als Fan also hinwegschauen können. Tut man dies aber, so kommt jetzt das angekündigte „zu Recht“. Denn Bohemian Rhapsody ist ein Musiker-Biopic voller magischer, fesselnder, dramatischer und schöner Momente geworden – mal ganz abgesehen von der grandiosen Musik. Schon in den Rollen der Band sensationell gut besetzt, dominiert Rami Malek den Film dennoch. Mit einer Performance, die seinen Oscar-Gewinn nicht nur rechtfertigt, sondern zwingend erforderlich machte. Sieht man darüber hinweg, dass man es mit dem künstlich herbeigeführten Überbiss ein wenig übertrieb, dauert es keine zwei Minuten und man glaubt tatsächlich, dem wieder auferstandenen Freddie Mercury zuzuschauen. Jede Mimik, jede Bewegung, jeder Gang und jede Pose stimmt dermaßen perfekt, dass man sich an die Zeit erinnert fühlt, da man als zehnjähriger Steppke selbst auf dem Sofa saß und Queen beim Live Aid performen sah. Die Authentizität, mit der hier bis ins kleinste Make-up- und Kostümdetail gearbeitet wurde, ist unglaublich und geht bis hin zu extra angefertigten Schuhen. Die 1:1 Replika der Bühne des Live-Aid-Konzerts wurde sogar mit alten Beleuchtungsspots ausgestattet und nicht mit modernen und heute genutzten LED-Strahlern.
Abseits all dieser Authentizität ist Bohemian Rhapsody aber auch auf der emotionalen Ebene ein toller Film geworden. Wenn man auch nur ein bisschen Fan der Queen-Musik ist, bekommt man schlicht eine Gänsehaut, sobald Freddy die Eingebung für den Titelsong hat und die Band ihn unter seiner Ägide auf gefühlt 125 Spuren einspielt. Gleichzeitig kommt der Humor nicht zu kurz. Wenn sie mit Ray (großartig: der krass geschminkte Mike Myers) darüber streiten, ob man tatsächlich dieses sechsminütige Opus als Single auskoppelt, das „sicher kein Radiosender spielen wird“, hält das gleich ein paar fetzige Einzeiler parat.
Neben den humorvollen Momenten und jenen Szenen, die von der Musik dominiert werden, spart der Film aber auch nicht jene Momente Mercurys aus, in dem er sich einsam fühlte. Dass seine Extrovertiertheit auch seine innerliche Leere überspielte, seinen Wunsch nach Zuwendung und Zweisamkeit, auch das schildert der Film etwa zur Mitte hin. Das Ende seiner Beziehung zu Mary Austen, die er dennoch immer in seinem Leben haben wollte. Die wechselnden männlichen Partner und die Suche nach Zuneigung im schnellen Sex – alles auch Ausdruck der Tatsache, dass Farrokh schon als Kind fern von den Eltern zur Schule ging und sie lange nicht sah. Zwar verschleppt das das Tempo zur Hälfte hin etwas, aber es gehört zu Mercury eben auch dazu. Und es gibt Malek auch abseits der extrovertierten Bühnenauftritte die Chance, eine Glanzleistung abzuliefern.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- McCusker, Aaron, Lee, Gwilym, Hardy, Ben (Schauspieler)
- Fletcher, Dexter(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Bildqualität (90%)
Ausgenommen dem extra auf Archiv-Material-Look getrimmten Sequenzen, die mit einer Arriflex 35 analog aufgezeichnet wurden, nutzt Bohemian Rhapsody die Alexa SXT und die Alexa 65. Die SXT kam zu Beginn zum Einsatz, um die noch etwas rauere Zeit darzustellen, in der Queen noch nicht wirklich entdeckt worden war. Vom Moment ihrer ersten Auftritte auf der Bühne und dem Erfolg der Band an wurde dann die Alexa 65 eingesetzt. Gleichzeitig wird der Look glatter, kühler und moderner. Außerdem ist der Film die zweite UHD eines Realfilms, die mit HDR10+ ausgestattet ist.
Bohemian Rhapsody bietet HDR10+
Da HDR10+ aktuell aufgrund von technischen Limitierungen in der Post-Produktion noch keine Alternative zu Dolby Vision darstellt und auf wenige Einstellmöglichkeiten beschränkt ist, verzichten wir an dieser Stelle auf eine Bewertung.
Ausgehend von den 3.4K und 6.5K des digitalen Quellmaterials war leider nicht herauszubekommen, ob davon ein 2K- oder 4K-DI erstellt wurde. Unabhängig davon ist die Auflösung in Close-ups aber fantastisch und noch einmal besser als über die schon gute Blu-ray. Wunderbar gelingt die Kontrastgebung, die über die gesamte Laufzeit ein dynamisches Format gar nicht vermissen lässt. HDR10 leistet hier bereits hervorragende Arbeit. Die UHD zeichnet in dunklen Szenen gut durch, ohne je zu versumpfen oder Schwarz ins Clipping zu bringen. Gleichzeitig sind die Strahler über der Bühne schön hell und Reflexionen auf Freddys Klamotten kommen eindrucksvoll rüber. Ebenfalls auffällig: Das noch mal deutlich wärmere Color-Grading. Liefert die UHD zu Beginn noch einmal stärkere Rot- und Brauntöne, kann sie später mit gesunden Gesichtsfarben punkten, wo die BD arg kalkweiße Haut präsentiert.
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- McCusker, Aaron, Lee, Gwilym, Hardy, Ben (Schauspieler)
- Fletcher, Dexter(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Tonqualität (90%)
Da wir uns in einem Film von Anbieter 20th Century Fox befinden, gibt’s für die deutsche Synchro (wie immer) nur reguläres dts. Die macht es aber deutlich besser als die Dolby-Digital-Varianten von Paramount oder Warner. Beeindruckend, wie griffig und druckvoll der Subwoofer dem Bass und der Bass-Drum in jedem Song unter die Arme greift. Die zügig gespielten Schläge auf den Ride-Becken kommen dazu fein und detailreich ans Ohr. Der englische dts-HD-MA-Sound macht das nur einen Hauch besser. Fangesänge sind noch etwas feiner und klarer, aber im Tiefbass-Bereich liegen beide Fassungen absolut auf einem Niveau. Wenn Bohemian Rhapsody erstmals live gespielt wird, kommt die Bass-Drum so fett ins Heimkino, dass man kaum mehr merkt, es mit einer komprimierten Tonspur zu tun zu haben. Das Gleiche gilt für das Getrampel der Fans bei We Will Rock You – viel mehr Druck geht nicht.
Bohemian Rhapsody mit englischem Dolby Atmos
Die UHD von Bohemian Rhapsody erfährt für den O-Ton ein Upgrade auf Dolby Atmos, während die dt. Fassung weiterhin in dts kodiert ist. Wer jetzt denkt, was ein Musik-Biopic mit 3D-Sound anfangen soll, der unterschätzt die Atmosphäre, die man über die Heights erzeugen kann. Schon Mays Gitarrenversion der 20th Century Fox Titelmelodie erklingt zusätzlich von oben. Auch das Stimm-Wirrwarr der zum Stadion pilgernden Zuschauer ergänzt das Geschehen und die Düsen des Flugzeugs hört man ebenfalls über sich, wenn die Kamera unter dem Flügel steht. Die enge Club-Atmosphäre beim ersten gemeinsamen Auftritt lässt das Klatschen und auch die Jubelrufe von oben erklingen und zusätzlicher Hall bei Ramis Zurechtrücken des Mikrofons erweitert das Geschehen auf innovative Art und Weise. Beinahe jeder Auftritt wird so durch die Höhenspuren unterstützt.
Und es gibt auch „echte“ 3D-Sounds wie bspw. das rumpelig-klapprige Fahrgeräusch des Tourbusses „durch“ die Kamera oder das Flugzeug kurz darauf. Besonders witzig geraten die zahlreichen „Galileos“ bei den Aufnahmen zum Titelsong, die frei in der Luft schwebend aus den vier Atmos-Speakern abwechselnd kommen. Streiten darf man natürlich den Regen während des Konflikts zwischen Freddie und Mary (ab 92’30). Aber das hatten wir ja schon oft, dass man Regen eigentlich nicht fallen hört – es sei denn, man steht unter einem Dach, auf das es prasselt. Korrekt und schön atmosphärisch ist hingegen wieder die Kulisse beim Live-Aid-Konzert, die für echte Live-Atmosphäre sorgt.
- Deutsch: DTS Digital 5.1 (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Im Bonusmaterial von Bohemian Rhapsody warten insgesamt drei Featurettes sowie die komplette, ungekürzte Live-Aid-Performance. In „Wie aus Rami Malek Freddie wird“ erfahren wir zum einen noch mehr über Mercury und seinen Migrations-Hintergrund, aber eben auch, wie es dazu kam, das Malek die Rolle angeboten wurde. „Der Look und Sound von Queen“ läuft etwas über 20 Minuten und integriert stärker auch die Aussagen von Brian May und Roger Taylor. Beide waren in der Produktionsphase stark beteiligt – im Gegensatz zu John Deacon, der sich praktisch komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. „Live Aid“ nimmt sich dann 20 Minuten Zeit, darzustellen, wie man das gigantische Musikereignis in einer Mischung aus echter Bühne, praktisch identischer Beleuchtung und CGI zum Leben erweckte. Wie unglaublich nahe man dabei am Original-Aufbau blieb. Die komplette Live Aid Performance beschließt dann das Bonusmaterial.
Gesamtbewertung Bohemian Rhapsody (88%)
Wenn ein erklärter Radio-Ga-Ga-Hasser wie der Verfasser dieser Zeilen bei genau diesem Song während der Live-Aid-Performance von Rami Malek eine emotionale Gänsehaut bekommt, dann hat ein Film etwas verdammt richtig gemacht. Die Kombination aus den Erinnerungen an das damalige Konzert mit der Energie, die Bohemian Rhapsody ausstrahlt, führt zu einem zweistündigen Film-Highlight, das man gesehen haben muss. Die UHD liefert dazu das eindrucksvollere Bild mit mehr Kontrast und deutlich mehr Farbdifferenzierung. Außerdem liefert nur diese den sehr atmosphärischen Atmos-Sound in Englisch.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- McCusker, Aaron, Lee, Gwilym, Hardy, Ben (Schauspieler)
- Fletcher, Dexter(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 14. März 2019 | Review am: | 12. März 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 134 Minuten |
Filmstudio: | 20th Century Fox | FSK: | ab 6 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS-HD MA 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR10 & HDR10+ | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Bohemian Rhapsody Trailer:
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Das sieht doch schon viel besser aus . Selbst den Fehler bei John deacon habt ihr gesehen. RESPEKT
Danke für die Hinweise. Sorry aber da ging mit uns ein paar mal Englisch als Zweitsprache durch. Freddy erscheint unseren Gehirnen da leider auf Anhieb logischer als Freddie. Hoffe ich habe soweit alles korrigiert und unsere Review gefällt dir zumindest inhaltlich. VG
Nichts auszusetzen
Was mich am meisten stört ist, das er Freddie Mercury heißt.
Wenn man schon eine Bewertung abgibt sollte man wenigstens den Namen richtig schreiben können.
Bei aller Liebe zu einer über 100jährigen Tonentwicklung vom Gramophon zu einem Raumklang aus allen Ecken meines Heimkinos:
Ich habe am 14.März pünktlich meine vorbestellte 4K BluRay erhalten und sie natürlich nach wenigen Minuten sofort erst mal mit meinen kleinen 65″er und über eine kleine, eher quakende Soundbox genossen ohne mein Heimkino gleich hochzufahren.
Den Herren Kritikern und hochbegabten Toningeneuren entgegne ich, dass dieser Film zwischen den Dialogen und den Musikszenen eine zu übertrieben Dynamik der Lautstärke hat.
Ohne einem ständigen Spielen an den Laut/Leise-Tasten einer Fernbedienung kann man in 99 von 100 Wohnzimmern entweder viele Dialoge gar nicht hören oder die Musik kracht einfach zu laut. Das empfand nicht nur meine Frau. Auch ich hatte selbst an meinen 5.1-Kopfhören ständig herumzukorrigieren.
Sehr schade !
Hat schon einige Fehler und noch dazu ist der Film extrem geschönt. Mit Sacha Baron Cohen wäre das sicherlich alles deutlich näher an der Realität gewesen. Aber wir wollen mal nicht so sein, es ist ein Film der unterhalten soll und das tut er, nur sollte man diesen nicht auf die echte Band und Freddy Mercury projizieren.
Der Film war der Hammer!
Nicht nur für Queen-Fans.
Hab die 4k letzte Woche bekommen und genauso wie Timo hät ich die Disk auch bewertet!