Im Rahmen unsere Pressereise auf die CES 2020 hatten wir die Möglichkeit die RED Studios Hollywood zu besichtigen. Hier werden nicht nur Blockbuster gedreht, sondern auch die beliebten RED Filmproduktions-Kameras entwickelt.
Die Geschichte der RED Studios Hollywood geht zurück bis ins Jahr 1915. Damals wurden die Produktionshallen von Metro Pictures als „Back Lot #3“ eröffnet. Damals beherrbergten die Hallen die Sets vieler Filme und Serien. In den 50er Jahren wurden hier amerikanische Serien-Klassiker wie „I Love Lucy“ oder die „The Dick Van Dyke Show“ gedreht. Uns sind dagegen eher die Serien „Seinfeld“, „The Golden Girls“, „Ally McBeal“ oder „Lizzie McGuire“ aus den 80er/90er Jahren bekannt. Damals waren die Studios übrigens unter dem Namen Ren-Mar bekannt. Auch viele Künstler wie Madonna, INXS, Ozzy Osbourne oder Britney Spears (Osbourne und Spears in einem Satz? Wer hätte das gedacht) haben hier ihre Musikvideos gedreht. Erst im Jahr 2010 wurden die Ren-Mar Studios von der RED Digital Cinema Camera Company gekauft und sind seitdem als „RED Studios Hollywood“ bekannt (Vielen Dank an Wikipedia).
Bis zum Betreten des Geländes war uns nicht bewusst, dass hier mehrmals Film- und Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Umso interessanter waren die Ausführungen, wie wichtig die RED Produktionskameras für die Industrie sind (dazu jedoch erst später mehr). Henderson zeigte uns erst einmal ein paar Produktionshallen wie sie zu Hunderten in Hollywood verteilt stehen. Extrem große Hallen, die selbst leer beeindrucken, jedoch keine Geschichte erzählen. Dann erfahren wir, dass in der Halle in der wir stehen unter anderem die komplette Hüttenszene von „The Hatefull Eight“ von Quentin Tarantino gedreht wurde. Damit Schauspieler wie Kurt Russel oder Samuel L. Jackson in ihren Mänteln keinen Hitzetod in Kalifornien sterben mussten, wurde die Halle durchgehend mit der Klimaanlage auf „frostige Temperaturen“ gebracht, während mehrere LKWs mit Kunstschnee in die Helle gebracht wurden.
Auch „Gone Girl“ oder „The Girl With The Dragon Tattoo“ wurden hier gedreht. Eine der letzten Szenen von Stieg Larssons Thriller, fand auf einem Berg statt. Dieser Berg, bzw. ein Teil davon, wurde in der Halle aufgebaut, um unabhängig von den Wetterverhältnissen drehen zu können. Interessant fanden wir auch, dass Produktionsstudios nicht dazu verpflichtet sind RED Kameras zu nutzen. In den gemieteten Hallen sind somit auch Produktionskameras von Sony, Arri oder Blackmagic im Einsatz, um die Shots auf digitalem (oder im Fall von „The Hateful Eight auf analogem) Film zu bannen.
RED Kino mit Barco 4K Projektor
Der letzte Stopp war das hauseigene Kino, in dem RED seinen Kunden unter anderem Demomaterial vorführt und Filmstudios ihre gerade gedrehten Szenen nach der Postproduktion auf der Leinwand betrachten können. Das Kino ist mit einem Barco 4K Projektor ausgestattet, der seinen Dienst auf der Mega-Leinwand mehr als gut verrichtet. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie weit die Bandbreite der RED-Kameras ist und was damit gedreht werden kann, wurden uns drei Demovideoss vorgespielt. Der erste Trailer war „The Aeronauts“ eine Amazon Prime Video Eigenproduktion die in 2K gemastert wurde, für jedoch um die 12-15 RED Kameras eingesetzt wurden. Viele davon waren RED Monstro 8K Kameras. Den kreativen Köpfen ist es dank der erhöhten Auflösung möglich, aus den Shots die besten Bilder herauszunehmen. Von den zusätzlichen Bildinformationen der 8K Aufnahmen profitieren auch 4K oder 2K gemasterte Inhalte. Feinere Details durch Downsampling oder das hineinzoomen (croppen) in eine Szene erleichtert die Arbeit der Filmschaffenden enorm. Am Ende resultieren mehr Informationen immer in einen hochwertigeren Filmgenuss.
8K Inhalte sind rar – noch!
In einer kurzen Q&A Runde hatten wir noch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Was uns und viele andere am meisten interessiert, war natürlich die Frage nach nativen 8K Quellen. Diese gibt es bereits, sind jedoch sehr rar und können bislang nur über interne Mediaplayer (USB) oder Youtube dargestellt werden. 8K Fernseher sind erst seit letztem Jahr im Handel erhältlich (Samsung Q950, LG Z9 OLED, LG SM99). In diesem Jahr wird die Auswahl an 8K-fähigen TV-Geräten weiter wachsen. Brian Henderson ist sich nicht sicher, wann und wie 8K Inhalte in Zukunft dem Konsumenten präsentiert werden. Seine Vermutung ist, dass Streaming-Vorreiter Netflix hier eine Rolle spielen könnte.
Erinnern wir uns einmal 5 Jahre zurück. 4K war am selben Punkt, an dem sich jetzt die 8K Auflösung befindet. Es gibt keine/wenige Inhalte, keine Möglichkeiten diese an den Nutzer zu bringen, sowie eine geringe Adaption in den privaten Haushalten – sprich wenig verkaufte 8K Fernseher. Doch Irgendwer wird wohl den Anfang machen. Wenn jemand 8K möchte, wird er es auch umsetzen können. Naturdokumentationen wie die der BBC sind ein heißer Kandidat um die Vorteile der 8K Auflösung ins richtige Licht zu rücken. Womöglich werden wir auch den „Krieg“ zwischen Streaming und klassischen Hollywood-Produktionen abwarten müssen, bis sich in 8K Segment so richtig etwas bewegt.
Hollywood liebt die RED Monstro 8K Kamera
Es wurden auch viele Worte über die RED Monstro 8K Kamera verloren. RED glaubt, dass sie den besten Bildsensor am Markt haben. Und Henderson könnte damit recht haben, setzten bereits die meisten Filmstudios auf eine oder mehrere RED Kameras. Das „kleine Unternehmen“ wie er mehrmals betont, hat weitaus mehr Kameras als ARRI oder Blackmagic verkauft. Nur Sony hat mehr Produktionskameras im Umlauf. Diese können jedoch nur mit einer maximalen Auflösung von 6K aufzeichnen.
RED ist mit der Kamera uns seinen Postproduktions-Tools zudem die „günstigste“ Komplettlösung. Eine Blackmagic Kamera ist im Einkauf preiswerter, dafür müssen die Studios weit mehr für die Postproduktion hinblättern. Für Henderson und viele andere Filmschaffende gibt es einfach keinen Grund auf eine andere Kamera umzusteigen. Die RED Monstro 8K ist einfach zu bedienen, vielfältig, kompakt, leise und die Workflows und Postproduktion funktionieren auch mit 8K Material tadellos.
RED ruht sich jedoch nicht auf ihren Lorbeeren aus. Zum aktuellen Zeitpunkt wird z.B. die erste IMAX-Produktion mit RED-Kameras in Atlanta gedreht. Zudem wird in Kürze eine „günstige“ und kompakte 6K Kamera für Prosumer in den Handel kommen. Der Clou bei diesem Modell ist der, wie wir verstanden haben günstige Preis der sich im vierstelligen Bereich bewegen soll. Große Hollywoodstudios könnten eine solche Kamera auch gerne mal für eine gute Aufnahme (z.B. einer Explosion) opfern. Der Name der Kamera ist übrigens RED Comodo (kleiner Drache).
RED: Voller Fokus auf Profi-Kameras
Auch in Zukunft wird RED sich voll und ganz auf Profi-Kameras konzentriere. In den letzten Jahren hat das Unternehmen dafür andere Geschäftsbereiche wie die RED Smartphones oder die RED Media Player bewusst „eingestampft“. Von diesem Nachmittag nehmen wir als Fazit mit, dass die Produktion von 8K Inhalten möglich ist, die Technologie aktuell jedoch vor allem den 2K und 4K Inhalten zugutekommt. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt!
„Eine Blackmagic Kamera ist im Einkauf preiswerter, dafür müssen die Studios weit mehr für die Postproduktion hinblättern.“
Das ist aber eine sehr kuriose Aussage, für die man wohl eine sehr rote Brille benötigt…mit der Realität hat das nämlich nichts zu tun.
Aber der Text strotzt ja eh nur so von RED PR Aussagen, wovon eigentlich keine korrekt ist.
ARRI zum Beispiel verkauft seine Kameras gar nicht, sondern verleiht diese lediglich (Zweitmarkt ausgenommen)…damit verkaufen sie offiziell natürlich weniger Kameras als RED, aber man muss sich ja nur mal angucken welche großen Produktionen auf ARRI und welche auf RED setzen.
„Das ist aber eine sehr kuriose Aussage, für die man wohl eine sehr rote Brille benötigt…mit der Realität hat das nämlich nichts zu tun.“
Wie ist es denn in der Realität?
„[ARRI] verkauf[t] offiziell natürlich weniger Kameras als RED, aber man muss sich ja nur mal angucken welche großen Produktionen auf ARRI und welche auf RED setzen.“
Wie kann man das herausfinden? Bei manchen steht’s im Nachspann, beim manchen in IMDB (wo die Angaben oft aber nicht immer zuverlässig sind).
Gibt es da irgendwo einen umfassenden, neutralen Vergleich?
Manche Filme, wie Captain Marvel, haben laut IMDB Beide benutzt. Dann kann der Unterschied zwischen kaufen Wollen und mieten Wollen auch Studiopolitik sein. Das macht den Vergleich echt schwierig.
Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass beide Marken noch sehr lange im Einsatz sein werden.
Selbst wenn sich 8K nie als Fernsehformat oder Kinostandard durchsetzen sollte, halte ich Aufnahmen mit 8K-Kameras immer noch für sinnvoll. Filme, die in dieser Qualität aufgenommen (wenn auch nicht gemastert) wurden, gibt es ja spätestens seit Guardians of the Galaxy, Vol. 2 (2017).
Schon auf DVDs siehst etwas, das in 35mm aufgenommen ist, besser aus, als etwas von 16mm-Film. 4K-gemasterte 2K-BDs haben meistens ein besseres Bild als 2K-gemasterte 2K-BDs. Und 4K-BDs haben normalerweise dann das beste Bild, wenn die Aufnahmen in 70mm-IMAX oder mehr als 6K Auflösung gemacht wurden.
Auflösung bzw. Bildschärfe ist natürlich nicht alles, aber sie trägt immer sehr stark zur Bildqualität bei.