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Ende Oktober 1989: Schaltete man den Fernseher ein (was anderes gab’s damals ja noch nicht) und sah sich eine Nachrichten- oder vor allem Kultursendung an, schien es nur ein Thema zu geben: Batman. Mit einer bis dato beispiellosen Penetranz durchdrang das Marketing um einen Kinofilm sämtliche verfügbaren Medien. Es entstand ein Hype, der bis heute in Sachen Kino kaum noch einmal erreicht wurde – auch nicht von den versammelten Filmen des MCU.
Was war passiert? Tim Burton war mit Pee Wees Abenteuer ein respektabler Indie-Erfolg geglückt und Warner engagierte ihn, die Abenteuer um den Fledermaus-Helden fürs Kino neu zu beleben (erstmals seit dem 1966er Batman hält die Welt in Atem). Als dem Regie-Visionär dann mit Beetlejuice ein weiterer Hit gelang, dessen krude Story und einzigartige Optik heute Kult ist und damals für überraschende 150 Mio. Dollar Einspiel sorgte, war Warner erst recht überzeugt. Und so gab man Burton offiziell grünes Licht, seinen Drehbuchentwurf von Comic-Autor und -fan Sam Hamm in die Tat umsetzen zu lassen.
Zwei Schauspielerabsagen später stand mit Burtons Buddy Michael Keaton auch der Hauptdarsteller fest und Jack Nicholson gab kurz vor Beginn der Dreharbeiten tatsächlich preis, dass er den Joker übernehmen würde. Dieser Coup sorgte für eine kleine Sensation und das produzierende Studio Warner sah hier ein lukratives Franchise in der Entstehung.
Folgerichtig konzentrierte man sich im Jahr 1989 dann komplett auf Batman und setzte eine Marketing- und Merchandising-Welle in Gang, die letztlich die ganze Welt erfasste. Das scharf gezeichnete Fledermauslogo in schwarz mit goldener Einfassung prangte von jedem Magazin, auf zahlreichen T-Shirts, Aufklebern, Heften usw. Es wurden Kinogänger in Jugendkultur-Sendungen eingeladen, die den Film schon über 20 x im Kino gesehen hatten und davon berichten durften, was die Faszination – ja, die Sucht nach dem Film ausmacht.
Zwar wirken aus heutiger Sicht die 400 Mio. Dollar weltweites Einspiel eher mickrig, doch Anno 1989 war Batmandamit der König. In den USA schlug man sogar Spielbergs Indiana Jones und der letzte Kreuzzug und brach gleich mehrere Rekorde. Doch das Kinoeinspiel war nur ein Teil des Ganzen. Viel beeindruckender war die Tatsache, dass man um das Thema Batman in dem Jahr einfach nicht herum kam. Und so ist es kein Wunder, dass die Merchandising-Artikel zu Burtons Film einen weltweiten Umsatz von 750 Mio. Dollar machten – nicht schlecht für einen Film, der 35 Mio. Dollar kostete.
Und weil Nicholson ein Fuchs ist, hatte er sich damals eine Einspielbeteiligung in den Vertrag schreiben lassen. Man munkelt, dass diese ihm rund 60 Mio. Dollar eingebracht hat. Erstaunlich ist des Weiteren, dass Burton die Hardcore-Fans überzeugen konnte. Waren diese zunächst äußerst skeptisch, weil sie mit Burton und Keaton eher eine Comedy-Show im Stile des 1966er Films befürchteten, wurden erste Zweifler schon mit dem Teaser-Trailer überzeugt. Der fertige Film, der betont düster ausfiel und so gar nichts von albernem Humor hatte, führte dann zu frenetischem Jubel seitens der Comicfans – und einen stärkeren Ritterschlag konnte Burton sich wohl kaum wünschen. Bis heute ist der Mix aus düsterer Optik, comichaften Figuren, edlem Setdesign und rasanter Action ein Augenschmaus für den Fantasy-Kinofan. Und die 4K UHD Blu-ray sollte diese Liebe noch weiter vertiefen.
- Tim Burton(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (80%)
Im Falle des ersten Teils der Reihe basiert das Geschehen natürlich auf 35mm-Filmmaterial, das neu in 4K gescannt wurde. Sämtliche Teile wurden seinerzeit mit Panaflex-Kameras auf Analogfilm aufgezeichnet, das nun für den Remastering-Prozess überarbeitet worden ist. Zusätzlich zum nun nativ in 4K vorliegendem Bild integrierte man durchweg die höhere Kontrastdynamik HDR10 sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
Gegenüber der Blu-ray, die dem Set beiliegt und ebenfalls auf dem neuen Master beruht, kann man für die UHD-BD sagen, dass deren Attribute weiterhin gelten, alles aber noch ein wenig mehr dramatisiert wird. Farben sind noch mal intensiver – insbesondere die Rot- und Brauntöne. Dazu bleibt der Schwarzwert intensiv und schwächt nicht ab. Besonders gut gelingt im Gegensatz zur BD die Durchzeichnung im Schwarz.
Denn wo diese auch über eine Manipulation des Helligkeitsreglers auf Nicholsons Mantel keine Details mehr zeigte, holt die UHD sie bei korrekter Kalibrierung wieder hervor. Man muss allerdings mit den teils sehr braunen Hauttönen leben können. Gerade die Szenen, in denen der Joker die Geschäftsmänner besucht und den Vorstand grillt oder auch beim späteren Treffen mit Vicky im Restaurant ist sein Antlitz schon sehr dunkelbraun. Für den einen oder anderen Geschmack wird das zu viel des Guten sein.
Sehr auffällig ist der Wechsel in der Farbe von Vickys Kleid, das sie zur Mitte des Films trägt. Es wechselt von türkisgrün in petrolblau. Auch der lilafarbene Anzug des Jokers hat nun eine etwas andere und intensivere Färbung. Grundsätzlich gut gelingt die durchgängig bessere Auflösung, die den Film authentischer und filmischer wirken lässt. Da kommt die alte BD nicht mit. Zumal die UHD wieder das Überstrahlungsproblem mit Farbverfälschungen der neuen BD eliminiert und das Fenster hinter Alfred wieder gut durchzeichnet darstellt (51’06). Schade, dass viele Szenen einfach grundsätzlich so unscharf aufgenommen wurden – und das betrifft nicht nur die grundsätzlich soften Matte Paintings wie zu Beginn von Kapitel 5. Hier kann die UHD mit ihrer 4K-Basis auch nicht hervorholen, was ursprünglich nicht drin gewesen ist. Insgesamt ist die UHD aber die bessere Wahl gegenüber der neuen und alten BD – mit Ausnahme der eben manchmal etwas braungebrannten Gesichter.
- Tim Burton(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (90%)
Die deutschen Tonspuren erfahren mit der remasterten Blu-ray leider kein Update. Für den ersten Teil gibt’s deshalb weiterhin nur eine 2.0 Dolby-Digital-Spur. Deren Dialoge klingen entsprechend dünn. Die Taxi-Rufe von Papa Wayne zu Beginn hört man fast gar nicht. Auch die Stimme seiner Frau und das piepsige Organ vom jungen Bruce sind qualitativ unterirdisch. Glücklicherweise ändert sich das etwas, sobald das Geschehen in die Gegenwart springt. Aber auch dann wirken Dialoge hörbar durch eine Kompression gejagt.
Wechselt man auf die Originalspur, so wartet diese mit einem neuen Atmos-Mix auf. Und der zeigt sich bereits in den Dialogen überlegen. Es fehlt ihnen zwar auch hier etwas an Volumen, aber sie klingen nicht komprimiert und kommen deutlich sauberer zum Ohr. Sobald man es mit Actionszenen oder Atmosphäre in Gotham zu tun hat, wird die Originalspur sehr räumlich und trennt Signale wunderbar auf die unterschiedlichen Speaker auf. Fürs Deutsche kann man hier nur die Empfehlung aussprechen, einen virtuellen Upmixer zu nutzen, der zumindest etwas mehr Räumlichkeit erschafft. Ein schönes Beispiel für den Unterschied hört man schon nach knapp zehn Minuten. Wo die Original-Tonspur die Arbeiten der Sanitäter und das Schließen der Hecktüren des Krankenwagen wunderbar auf die linke Frontbox legt, ist das im Deutschen ein undifferenzierter frontaler Brei, der die einzelnen Sounds auch oft gar nicht erst bietet. Das Zuschlagen der Tür muss man bspw. mit der akustischen Lupe suchen (9’50) – nein, das ist nach heutigen Maßstäben wahrlich kein erquicklicher Sound. Und wer mal exemplarisch die Unterschiede hören möchte, teste den Beginn von Kapitel 30 und achte auf die abgefeuerte Waffe des Einzelkämpfers oder die Schüsse durch die Batmobil-MGs.
Wenden wir uns den 3D-Sounds der englischen Atmos-Mischung zu, so muss man hier ein absolutes Kompliment aussprechen. Man nutzte sie keineswegs, um effekthaschend einfach alles nach oben zu legen. Der Mix agiert differenziert und logisch: Hupen auf den Straßen, Batmans Gadgets in der ersten Szene, Dampfgeräusche in den Gassen, etwas Hall-Akustik bei der Vorstellung von Harvey Dent – das macht alles absolut Sinn und dient nicht dem Muster: Hauptsache viel (unlogische Signale) von oben.
Gleiches gilt auch für Querschläger in der Lagerhalle nach 25 Minuten oder Funkengesprühe kurz darauf. Richtig heftig sind die Querschläger auf offener Straße, die einen Hallo-Wach-Effekt haben (49’30). Genauso wie die Metallrohre beim Unfall nach etwas über einer Stunde oder auch die zahlreichen Sounds vom Batwing im Finale. Batman mag noch nicht explizit für 3D-Sounds konzipiert worden sein, weshalb hier nicht pausenlos etwas los ist, aber das, was man hier in die Höhe gemischt hat, hat Hand und Fuß.
- Deutsch: Dolby Digital 2.0 (50%)
- Englisch: Dolby Atmos (75%)
Bonus (80%)
Mit Ausnahme des Audiokommentars befindet sich das Bonusmaterial von Batman komplett auf der Blu-ray. Und es ist identisch mit jenem der bisherigen BD. Ergo gibt’s einen Audiokommentar mit Tim Burton sowie insgesamt sieben, teils mehrteilige Featurettes. Unter anderem: „Am Set mit Bob Kane“, „Legends of the Dark Knight“, „Shadows of the Bat“, „Batman: Die Helden“, „Batman: Die Schurken“, „Hinter den Kulissen“ „Die komplette Robin Storyboard-Sequenz“ sowie Musikvideos. Besonders cool ist natürlich die Joker-Spiel-/Visitenkarte und ein Batarang – also ein nachgebildeter Batman-Wurfstern, der dieser limitierten Fassung beiliegt.
Gesamtbewertung Batman (72%)
Wer bei der 4K-Box aller vier Filme noch zögerte, wird nun bei der Erstveröffentlichung des ersten Teils auf 4K-UHD-BD vielleicht schwach. Das Steelbook ist schick, die Gimmicks ganz nett und die Qualität wirklich deutlich besser als jene der alten Blu-ray. Viel falsch machen kann man hier jedenfalls nicht.
- Tim Burton(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 08. April 2021 | Review am: | 21. April 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 1989 | Laufzeit: | 126 Minuten |
Filmstudio: | Warner Home Video | FSK: | Ab 12 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
1,85: 1 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital 2.0 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
„Batman“ Trailer:
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