Der Codec HEVC ist für Streaming-Inhalte in 4K mittlerweile bei den meisten Anbietern der aktuelle Standard. Lediglich Google setzt für YouTube primär auf die offene Alternative VP9. Nun stößt eine weitere, offene Option hinzu: AV1 soll sowohl HEVC als auch VP9 Paroli bieten.
Update 30-04-2018: Facebook, soziales Netzwerk und Mitglied der AOMedia hat auf seiner Plattform mit ersten internen Tests des AV1-Codecs begonnen. Mit einer noch nicht veröffentlichten Version des Chrome Browsers sollen sich bereits die Vorteile der erhöhten Kompressionsrate darstellen lassen. Dabei kommt aber noch eine frühere AV1-Version zum Einsatz. Die offizielle AV1-Release-Version soll folgen, sobald populäre Browser wie Chrome und Firefox den neuen Codec implementiert haben.
Originalbeitrag: Hinter AV1 steckt die Alliance for Open Media (AOMedia). Führende Mitglieder sind Amazon, Apple, ARM, Cisco, Facebook, Google, IBM, Intel Corporation, Microsoft, Mozilla, Netflix und auch Nvidia, deren Shield Android TV (2017) wir kürzlich getestet haben. Die AOMedia bewirbt AV1 als frei von Lizenzgebühren und will den Codec somit sicherlich auch durch die Kostengünstigkeit durchdrücken.
Da große Player in der AOMedia sitzen, wäre beispielsweise gut möglich, dass Amazon AV1 für Amazon Prime Video einsetzen könnte. Die Unterstützung an entsprechenden Geräten könnten etwa Apple, ARM und natürlich Nvidia sicherstellen. Auch VP9 ist wie AV1 im Gegensatz zu HEVC ein offener Codec. Allerdings gibt es eine Debatte darum, ob VP9 bei 4K-Inhalten qualitativ mithalten kann. Deswegen hat sich HEVC bei den meisten Anbietern durchgesetzt.
Netflix hat bereits bestätigt, dass AV1 in Zukunft beim Streaming-Anbieter zum Einsatz kommen soll. Allerdings will man dadurch nicht andere Codecs wie H.264, H.265 und VP9 ersetzen, sondern vielmehr sein Repertoire erweitern. Intern sollen bereits Tests mit AV1 bei Netflix laufen. Der Streaming-Anbieter hat dazu erklärt: „AV1 beweist, dass ein performanter Next-Generation-Video-Codec auch mit einer gebührenfreien Lizenz möglich ist. (…) Netflix ist stolz darauf die AOMedia mitbegründet und gefördert zu haben. Wir werden die Leistung von AV1 für Entertainment-Inhalte unterstreichen – von hocheffizienten mobilen Streams bis hin zu Premium-Varianten mit 4K und HDR.“
Netflix kommt es darauf an seine Streams mit verschiedenen Codecs auszuliefern, damit eine möglichst breite Kompatibilität gewährleistet bleibt. Amazon hat in recht ähnlicher Weise bekräftigt: „AV1 ist eine gebührenfreie und interessante Kompressionstechnik, welche bei Optimierung das Potential hat eine breite Adoption zu erfahren und Kunden rund um die Welt von Vorteil zu sein.“
AV1 im Schnitt um 30 % effizienter als konkurrierende Codecs
Die AOMedia will daher auch damit locken, dass Ultra-HD-Content über AV1 weiterhin in hoher Qualität gestreamt werden könne. Parallel solle aber das benötigte Datenvolumen im Vergleich zu etwa HEVC sinken. Das dürfte auch eine immer größere Rolle spielen, denn bis 2021 rechnen Analysten damit, dass 82 % des Internet-Traffics durch Videostreaming verursacht werden. Eine effiziente Kompression durch Codecs wie AV1 ist daher immer wichtiger. Die AOMedia spricht von einer im Durchschnitt um 30 % effizienteren Videokompression als bei vergleichbaren Codecs.
Wie stark und wie schnell sich AV1 durchsetzen kann, hängt aber nun von den Partnern ab. Da hinter der AOMedia viele große Unternehmen mit Marktmacht stehen, kann man hier als Zuschauer aber durchaus optimistisch sein.
vielleicht könnte man das auch mal SKY TICKET sagen…
Sehr interessant das Thema, auch wenn es den aktuellen Fernseher oder Laptop gleich wieder „veraltet“ macht.
Ich kann nur hoffen, dass die Hersteller diesmal sofort eine volle AV1 Unterstützung in der neuen Hardware bringen. Intel hat 4 Generationen gebraucht um HEVC voll zu unterstützen. Das kann es nicht sein!
Daran musste ich auch direkt denken. Da es mal wieder nur ein (sorry) dämliches Konkurrenzprodukt ist, damit jemand keine Lizenzgebühren bezahlen muss, ist das auch trotz der etwas besseren Komprimierung nicht wirklich im Sinne des Verbrauchers und daher genauso ein Schmarrn wie HDR10+.
So passiert es dann ganz schnell, das man z.B. ein noch recht aktuelles Produkt aus 2016 hat, das HEVC, und damit fast alles was UHD ist, problemlos wiedergeben kann. Aber eben nur fast, denn da gibt es dieses kleine Dorf namens VP9, das erbitterten Widerstand leistet und es nicht zulässt, das HDR auf Youtube wiedergegeben werden kann. Und warum? Weil jemand auf Kosten der Verbraucher Lizenzgebühren sparen will. Ist es nicht schön?
Also ich freue mich schon echt wie ein kleines Kind auf AV1….