ARD, ZDF und Co. fordern 3 Mrd. Euro mehr ab 2021

Deutschland leistet sich eines der teuersten öffentlich-rechtlichen Programmsysteme nicht nur Europas, sondern der ganzen Welt. Dabei könnten die Gebühren für Beitragszahler wieder steigen: So haben ARD, ZDF, Deutschlandradio und Co. einen gestiegenen Finanzbedarf ab 2021 angemeldet.

Die neue Bedarfsperiode erstreckt sich von 2021 bis 2024. Man gibt einen Mehrbedarf von 3 Mrd. Euro an. Konkret beziffert hat man aber nicht, wie dieser Mehrbedarf genau entstehe. Einig sind sich ARD, ZDF und Deutschlandradio, dass die Kosten sich pro Jahr um 2,49 % erhöhen werden. Beim Personalaufwand etwa gebe es eine lineare Steigerung von 2,5 % pro Jahr.

Gerade letzterer gerät immer wieder in die Kritik, da beispielsweise die Intendanten der einzelnen Sender im Verhältnis sehr hohe Gehälter beziehen und auch nach dem Ausscheiden exorbitante Pensionen erhalten. Generell fließt bei den Öffentlich-Rechtlichen zudem ein enormer Teil der erhobenen Beiträge in den Verwaltungsapparat und nicht direkt ins Programm. Unter anderem hat das in den letzten Jahren laut Umfragen zu einem Schwund beim Rückhalt in der Bevölkerung für das aktuelle System geführt. Zumal lineares Fernsehen und klassisches Radio durch Streaming-Anbieter und Co. einen Bedeutungsverlust erlitten haben.

Statt rigide zu sparen, fordern die Anstalten allerdings höhere Beiträge und sind etwa auch im Internet sehr aktiv – ebenfalls ein kontrovers diskutiertes Thema, da man mit den Beitragsgeldern etwa zahlreiche Präsenzen auf kommerziellen Plattformen wie YouTube finanziert. Die neun ARD-Anstalten wünschen sich jedenfalls 1,84 Mrd. Euro mehr, das ZDF will bei 1,06 Mrd. zugreifen und Deutschlandradio würde zu 104 Mio. Euro mehr nicht „Nein“ sagen. Ein jährlicher Mehrbedarf von 750 Mio. Euro wäre die Folge.

Vor einer Beitragserhöhung steht die Prüfung durch die KEF

Überträgt man das auf den Rundfunkbeitrag, müsste jener monatlich um 1,70 Euro steigen. Nun obliegt es aber der KEF die Forderungen der Öffentlich-Rechtlichen zu prüfen. So ist unwahrscheinlich, dass die Kommission die Wünsche der Anstalten einfach durchwinken wird. Eine Erhöhung des Rundfunkbeitrages ist aber durchaus wahrscheinlich.

Die Sender weisen auch darauf hin, dass der Rundfunkbeitrag seit 2009 nicht mehr erhöht worden sei bzw. 2015 sogar gesenkt wurde. Nun muss die KEF die Wünsche der Sender prüfen, was wohl bis Ende 2019 dauern könnte. Ihren Bericht mit Empfehlungen zur Beitragshöhe sollte die KEF dann wohl im Frühjahr 2020 öffentlich machen. Anschließend entscheiden die Landesparlamente über die potentielle Erhöhung, sind aber grundsätzlich an die KEF-Empfehlungen gebunden bzw. dürfen sie nur in Ausnahmefällen ändern.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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19 Kommentare
  1. @42 Ich habe ja geschrieben, dass ich voll hinter Dir stehe. Ich finde es auch fürchterlich, dass die fleißige alleinstehende Mutter, die jeden Monatsende den letzten Cent dreimal umdreht, mit diesen von mir beschrieben „Einzelfällen“, deren Kinder auch schon freiwillig als Berufsziel „Hartz4-Empfänger“ angeben, weil ihnen gezeigt wird, wie es geht, über einen Kamm geschoren wird. Aber jetzt ist es gut hier. Eigentlich ging es um die Rundfunkgebühren und die zahle ich gerne, weil ich einen fairen Gegenwert erhalte, während die von R.F. angesprochenen sozial Unterstützten, ARTE für eine neue Chipssorte von PRINGLES halten.

  2. @Ingo1962
    Wenn man einige Wenige von Millionen kennt und die subjektive Meinung auf alle ausdehnt, begibt man sich in den Bereich der Vorurteile.
    Dieser grässliche Begriff „Hartz-4“ konnte doch nur so eine Verbreitung finden, weil weder Medien noch entsprechende Konsumenten jemals hinterfragt hätten, was damit einhergeht und wozu er benutzt wird:
    Divide et impera.

  3. @Chewie42 Da gebe ich Dir sogar voll recht. Ich konnte aber nur so antworten, weil R.F. das so benannt hat. Leider hat sich der Begriff Hartz 4 für ALLE durchgesetzt, obwohl damit eigentlich die faulen Dauerarbeitslosen gemeint sind, die keinen Finger krumm machen, um einen Job zu finden, weil es sich in der sozialen Hängematten mit einer Flasche Bier in der Hand bei RTL in der Glotze, bequem liegt. Und „Nein“, dass sind keine Vorurteile. Ich kenne solche anspruchslosen Kreaturen, denen ein derart primitives Leben ausreicht. Manchmal könnte man solche „Freizeitprofis“ schon fast beneiden. Aber wahrscheinlich bin ich nicht blöd genug dazu.

  4. @R.F. und Ingo1962
    Menschen, die die Bezeichnung „Hartz-4“ benutzen sind unverschämt und sollten vor den Europäischen Gerichtshof gezerrt werden! 🙂
    Wer beim Aufeinanderhetzen von Menschen behilflich ist, sollte vielleicht lieber mehr Zeit in Bildung investieren, anstatt Filme und Serien zu schauen.

  5. Guter Link, Karlchen. Was mir da allerdings auch wieder klar wird, in welch einem Loch man lebt, wenn man die öffenrlich rechtlich Sender garnicht nutzt, sondern sein Leben auf „Bauer sucht Frau“ und Nachrichtensendungen, deren erste Meldung die Erkältung eines Pandabären in einem Zoo in Berlin ist (ACHTUNG:Übertrieben!), beschränkt.

  6. Und dazu noch Amazon, Disney, Apple TV u.s.w. Und alle kosten und zahlen. So wie es aussieht werden das noch mehr. Den Journalismus übernimmt der, der am lautesten schreibt. Meinung macht das Netz. Aber Urlaub, Krankenkassen, Renten u.s.w. das muss schon weiterlaufen? Oder zahlt das alles das Netz. Kollege, ich aber sowas von bei dir. Das Netflix mal gerade deftig die Preise angezogen hat, egal. Hauptsache Spass.

  7. Der Unterschied ist aber bei Netflix, Prime oder auch HD+ kann jeder selber entscheiden, ob einem das Angebot den Preis Wert ist! Ich nutze das Angebot der ÖR überhaupt nicht. Tatort finde ich grauenvoll, Fußball hasse ich und Radio im Auto kommt übers Internet aus Amerika. Trotzdem soll ich mehr zahlen?!

  8. Meine volle Zustimmung. Wer nicht nur dieses werbeverseuchte Deppen-TV haben will, hat hier die besten Möglichkeiten. Geht ja schon los, wenn im Autoradio z.B. SWR3 läuft. Sowas ist auch im Paket. Aber wenn NETFLIX die Preise unverhältnismäßig erhöht, dann jammert keiner. Das habe ich jetzt nämlich abgemeldet. Mir reicht auch Amazon-Prime.

  9. Diese Zwangsabgabe für Hartz-4 Fernsehen ist eine Unverschämtheit und sollte vor den Europäischen Gerichtshof gezerrt werden. Vor lauter Gähnen bei diesen Programmen kommt man sowieso nicht zum zusehen. Also wehr dich, Deutschland!

  10. Lieber eine kleine Erhöhung als diese sogenannten „Privaten“, wo ein Spielfilm von 90 Minuten auf 122 Minuten
    gestreckt wird durch 32 Min. Werbung.

  11. Lieber eine kleine Erhöhung als diese sogenannten „Privaten“, wo ein Spielfilm von 90 Minuten auf 122 Minuten
    gestreckt wird durch 32 Min. Werbung.

  12. wozu gibt es eine demokratie in deutschland. lasst das volk abstimmen, ob sie das bisherige konstrukt auch weiterhin so tragen wollen, anstatt immer neue weitere gierige preiserhöhungen zu fordern.

  13. Keine Preiserhöhung seit 10 Jahren, 2015 eine Preissenkung – und nun eine Erhöhung von 2,49 Prozent? In Anbetracht der Inflation von etwa 10 Prozentpunkten in der gleichen Zeit schlägt das ja wirklich dem Fass den Boden aus! Denken die da oben nicht auch mal an den kleinen Mann??? Jeden Monat 1,70 Euro mehr für 19 Fernsehsender in HD und Dutzender Radiosender in ganz Deutschland, die man via Web, UKW und DAB+ empfangen kann – von Mediatheken, Audiotheken und weiteren Apps mal ganz abgesehen. Es guckt doch niemand die ausgezeichneten Film- und Fernsehproduktionen (Tatort wird doch auch demnächst abgesetzt), Sportereignisse wie Olympia, Bundesliga in der Sportschau, Fußball EM und WM will auch keiner sehen – von gut recherchiertem Journalismus und Verbrauchermagazinen mal komplett abgesehen – ist doch alles Lügenpresse!

    Da lob ich mir doch mein Netflix: Muss ich mich mit keiner Politik, Wirtschaft oder der Klimazerstörung auseinandersetzen. Hauptsache ich kann maulen, wenn die da oben irgendwas machen. Da zahl ich dann auch gerne meine 79 Euro jedes Jahr für HD+ und guck mir Frauentausch in HD an. Mahlzeit.

  14. Da kann man nur den Kopf schütteln 🙁 Nur in der Schweiz sind die Gebühren noch höher!
    Wenn man diesen Schrott auf den öffentlich rechtlichen sieht, vergeht es einem.

    Ich hätte einen Vorschlag: Erhöhung ok, aber dafür Netflix im Premoium Abo kostenlos 🙂

  15. Nur in einer Diktatur wird man dazu gezwungen Geld zu bezahlen für was man nicht braucht oder haben will!

    Die ÖR nennt man auch betreutes denken!

  16. Also noch mehr zahlen für etwas das ich in keinster Weise nutze… sowas geht auch nur in einer Diktatur 😀

    Ansonsten erwägt man überall die Abschaffung u.a. in Frankreich, in Deutschland aber nicht ^^

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