Aktuell sind viele deutsche TV-Sender dabei große Pläne zu zücken. So möchte man Streaming-Anbietern wie Amazon Prime Video und Netflix stärker Paroli bieten. Diese Strategie erscheint richtig und wichtig. Denn langfristig dürfte lineares Fernsehen immer mehr an Bedeutung verlieren. Nun hat sich auch die ARD-Spitze zu dieser Thematik geäußert.
In einem Interview mit dem ARD-Intendanten Ulrich Wilhelm und dem Programmdirektoren Volker Herres tauchte auch die Frage auf, ob man es sich beim öffentlich-rechtlichen Sender vorstellen könne, mit ProSiebenSat.1 gemeinsame Sache zu machen. Letztere hatten Pläne angekündigt mit „einem deutschen Champion“ Netflix und Amazon Prime Video im Bereich Streaming Konkurrenz machen zu wollen.
Ob die ARD sich daran beteiligen werde, ließen Wilhelm und Herres offen. Ersterer liebäugelte aber durchaus vage mit der Idee: „Selbstverständlich wird es unterschiedliche Plattformen geben, an denen wir auch immer wieder mit unterschiedlichen Partnern beteiligt sind.„
Ohnehin plant man bei der ARD Reformen. Da wäre also auch eine Zentralisierung der Mediatheken bzw. die Zusammenarbeit mit anderen TV-Sendern also für die ARD denkbar. Konkret angesprochen auf doe Plöne von ProSieben Sat.1 und Co äußerte Wilhelm sich: „Das Angebot von ProSieben Sat.1 und Discovery – wir werden uns damit beschäftigen. Aber ich kann in einem so frühen Stadium nicht sagen: wir machen das oder wir machen das nicht. Wir werden uns das genau erläutern lassen und einmal sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben.“
ARD betont über die Unterhaltung hinaus den Bildungsauftrag
Wichtig sei der ARD nicht nur seine Unterhaltungsangebote in derlei Überlegungen einzubeziehen, sondern auch Themen wie Information, Kultur, Wissenschaft, Bildung. Welche Lösung hier am Ende aber für die Sender sowie die Zuschauer die beste Option sei, könne man noch nicht klar entscheiden. Laut Wilhelm gebe es hinter den Kulissen ohnehin noch andere Initiativen, die aber teilweise noch unter Verschluss gehalten würden.
Entsprechend gibt der ARD-Intendant zu Protokoll: „Es gibt durchaus den gemeinsamen Aspekt der Bündelung der Kräfte, der Bündelung von Reichweite, des Eingehens neuer Kooperationen, die vielleicht früher sich so vielleicht gar nicht gefunden hätten.“
Laut Wilhelm sei es dabei auch eine Herausforderung, den sehr unterschiedlichen Mediennutzungsgewohnheiten der Zuschauer gerecht zu werden. In verschiedenen Altersgruppen und Milieus gebe es mittlerweile sehr unterschiedliches Nutzungsverhalten. Dadurch wachse für die Sender auch der Aufwand. Jeder benötige dabei mittlerweile Partner – auch die ARD. Deswegen werde man auch nicht nur mit einem, sondern mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammenarbeiten in den nächsten Jahren.
ARD sieht sich selbst auch für jüngere Zuschauer gut positioniert
Kritisch sieht man bei der ARD, dass man „in diesem digitalen öffentlichen Raum letztlich vollständig der Dominanz einiger weniger Unternehmen aus den USA“ unterliege. Da müsse man nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland, sondern insgesamt in Europa mehr in die Zukunft blicken. Dabei sei es natürlich auch wichtig, jüngere Zuschauer zu erreichen. Das geschehe laut Wilhelm jedoch bereits: „Es gibt sehr viele Menschen, gerade bei den unter 25-Jährigen in stark wachsender Zahl, die uns vielleicht weniger linear verfolgen, sondern über die Mediatheken, Apps und andere Angebote.“
Ob die öffentlich-rechtlichen hier realistisch gesehen aber wirklich so gut dastehen, wie sie sich selbst auf die Fahnen schreiben, darf freilich bezweifelt werden.