Aladdin 4K Blu-ray im Test: Ein blaues Wunder

Inhalt (80%)

Wie man sich doch täuschen kann: Als vor einem halben die ersten Trailer zur (Real)-Neuverfilmung von Disneys Aladdin über die sozialen Netzwerke flimmerten, dachten Viele (Der Autor dieser Zeilen eingeschlossen): Das wird der nächste große Flop von Disney nach „John Carter“ oder „Lone Ranger“. Als dann noch klar war, dass Guy Ritchie die Regie übernahm, untermauerte das die Vermutungen. Zwar hatte der Regisseur mit „Bube, Dame, König, GrAs“ sowie „Snatch“ Kultwerke geschaffen, aber für große Studios halt eben auch schon  lustlose bis trashige Filme abgeliefert. Doch, um es zu wiederholen: So kann man sich täuschen. Aladdin feierte einen Rekord nach dem nächsten, nachdem man ihn in den US-Kinos gestartet hatte. Und da war ja noch etwas: Will Smith. Man musste schon ein bisschen Vorstellungsvermögen mitbringen, um den (in der Regel) gestählt trainierten Schauspieler in der Rolle des blauen Dschinni zu sehen. Doch das war nicht einmal die sensibelste Personalie.

Aladdin hilft Jasmine aus der Klemme

Zwar gibt es auch heute noch herzhafte Diskussionen darüber, in welcher Gegend der Welt Aladdin verortet ist, doch als man hörte, es würden einige weiße Schauspieler für die Rollen gecastet, kam das weniger gut an. Man fürchtete das sogenannte „Whitewashing“ und ging vorsichtshalber schon mal auf die Barrikaden. In Teilen kam es jedoch anders. Denn in Hauptdarsteller Mena Massoud, einem Kanadier mit ägyptischen Wurzeln, fand man durchaus einen talentierten Schauspieler und Sänger und Will Smith als Geist aus der Flasche ist ja ohnehin irgendwie staatenlos, wenn man seine blaue Hautfarbe betrachtet. Für Naomi Scott allerdings sammelte man Kritik. Denn in den Augen der ganz Korrekten war es ein Faux-pas, eine indischstämmige Darstellerin als Sultans-Tochter zu besetzen. Schaut man sich den fertigen Film nur an, kann man nur sagen: Viel Lärm um Nichts. Denn die Besetzung funktioniert. Und zwar in allen Belangen. Sämtliche Kritiker Will Smiths (mich eingenommen) werden verstummen, wenn sie sehen, wie viel Spielfreude der Schauspieler/Sänger hier an den Tag legt. Seine Darstellung der Animationsfigur des 1992er Originalfilms ist so witzig und lebhaft, dass es eine wahre Freude ist.

Beim Balzen um die Prinzessin stellt sich der Fake-Prinz schrecklich dämlich an

Auch Mena Massoud und Naomi Scott schlagen sich prächtig und bilden ein echtes Traumpaar. Und natürlich gibt’s auch noch eine Moral von der Geschichte – immerhin erzählt der Fischer sie seinen Kindern auf dem Schiff ja als Gleichnis auf Schein vs. Sein, auf Reichtum vs. Zufriedenheit. Und das tut er auf humorvolle und zeitgemäße Weise. Und auch nicht ganz ohne sarkastische Spitzen auf die Original-Geschichte, die ziemlich weit weg war von weiblicher Emanzipation oder bescheidener Zurückhaltung. Wenn Aladdin als frisch-gewünschter Prinz vor Jasmin steht und sich um Kopf und Kragen redet, kann man das durchaus als Kritik an der Ur-Vorlage verstehen. Amüsant führt uns Guy Ritchie vor, wie dümmlich vermeintliche Stereotypen sind, die man in den alten Geschichten vorgeführt bekam. Während die Message also durchaus zum Betrachter kommt, aber dabei unaufdringlich und charmant vermittelt wird, hebt vor allem ein Detail den Realfilm von der Animationsvorlage aus den 90ern ab: Das Verhältnis von Aladdin und dem Dschinni. Die beiden agieren auf einem Level. Sie entwickeln eine Beziehung und ein freundschaftliches Verhältnis. Man gönnt ihnen mehr Screentime und gemeinsame Dialoge oder Diskurse. Das mag zunächst noch nicht als Motiv erkennbar sein, führt aber dazu, dass man den finalen dritten Wunsch viel emotionaler begleiten kann. Man merkt und spürt, dass es Aladdin eine Herzensangelegenheit ist und nicht die bloße Erfüllung eines Versprechens. Inhaltlich ist die Realfilm-Adaption deshalb ganz objektiv der bessere Film.
Natürlich muss man auch hier damit klar kommen, dass Aladdin (vielleicht noch mehr als die bisherigen Real-Verfilmungen) Disneys ein Musical ist. Es wird also viel gesungen – sehr viel. Wer das nicht mag, ist hier fehl am Platze.

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Aladdin (Live-Action) [4K Ultra-HD] [Blu-ray]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Smith, Will, Massoud, Mena, Scott, Naomi (Schauspieler)
  • Ritchie, Guy (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren

Bildqualität (85%)

Aladdin wurde volldigital aufgenommen und lieferte am Ausgang 2.8K, bzw. 3.4K. Ausgehend von diesem Material wurde jedoch nur ein 2K-Digital-Intermediate angefertigt, das für die UHD wieder hochskaliert wurde. Disney-typisch gelangte nur HDR10 als HDR-Format auf die Scheibe, kein Dolby Vision. Enthalten ist allerdings ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum. In der Praxis liefert die Ultra HD in den anfänglichen Außenszenen eine richtig starke Vorstellung ab. Hauttöne sind genauso warm, wie man sie von einem Film erwarten würde, der im Orient spielt. Kleider und Outfits kommen mit starken und intensiven Farben rüber und die Bildruhe der Scheibe ist enorm. Körnung oder Rauschen sucht man selbst in den dunklen Szenen fast vergebens. Allerdings hätten diese dunkleren Innenraum-Sequenzen (bspw. nach etwa einer halben Stunde) etwas mehr Punch haben können. Hier wird es doch ein wenig düster.

Die UHD liefert prächtige Farben und Kontraste

Dafür aber ist der Schwarzwert richtig klasse und HDR10 hat hier auch keinerlei Probleme mit zu heller/undynamischer Abstimmung. Ganz im Gegenteil: Für ein statisches HDR10-Mastering ist Aladdin wirklich hervorragend umgesetzt. Dazu gibt’s definiertere Spitzlichter, die Reflexionen auf den goldenen Kuppeldächern oder den Schmuckstücken eindrucksvoller darstellen. Durch die dunklere Abstimmung wirken Tageslichtszenen auch nicht mehr so staubig wie über die Blu-ray. Auch wenn es – ähnlich wie bei Dumbo – eher eine nachmittägliche Stimmung ist, die einem da entgegen strömt. Das weniger trübe Bild sorgt auch für die größere Weitsicht bei Totalen der Stadt vor der Wüste (13’57). Einzig in Sachen Auflösung lässt sich kein echter Vorteil erkennen, wenn man davon absieht, dass durch das dynamischere Bild die Ornamente in Palast-Zimmern dreidimensionaler wirken. In Close-ups allerdings wirkt die Detaildarstellung sehr ähnlich wie bei der Blu-ray.

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Aladdin (Live-Action) [4K Ultra-HD] [Blu-ray]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Smith, Will, Massoud, Mena, Scott, Naomi (Schauspieler)
  • Ritchie, Guy (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren

Tonqualität (85%)

Beim Sound keine Änderung in Sachen Tonformate bei Disney-Outputs: Die englische Version liegt in unkomprimiertem dts-HD-Master vor, der deutsche Sound kommt in Dolby Digital Plus (beides mit 7.1 Kanälen). Bleibt die Frage, wie sich die beiden Tonspuren schlagen: So gut wie in „Avengers: Endgame“ oder so schwach wie in „Dumbo“? Die Antwort ist relativ zügig bei der Hand, wenn man den Eröffnungssong und ein/zwei weitere Szenen gehört hat. Aladdin liegt durchweg auf einem sehr guten Level, wenn man die Disney-Titel der letzten Jahre als Vergleich heran zieht. Besonders positiv fällt auf, dass die Räumlichkeit und Offenheit hervorragend gelungen ist. Das Treiben auf dem Markt, das leise durch den Song hindurch kommt sowie der Chor im Refrain liegen luftig auf den Rears. Bläser und Schlagwerk bewegen sich frei im Raum und die dunkel-düster gesprochenen Worte (Christian Bales Synchronstimme) aus der Höhle kommen gänsehauterregend aus dem Center. Zwar ist das Organ im Englischen noch etwas voluminöser, dafür fallen die Brocken beim Verschluss der Höhle über die deutsche Fassung hör- und spürbar druckvoller aus dem Subwoofer. Hier outet sich die Synchro erstmalig voluminöser als das Original – trotz „nur“ Dolby-Digital-Plus-Spur.

In den Szenen in der Höhle sorgen die Aktionen des Dschinni für reichlich Surround-Effekte

Erneut zeigt sich also: Wenn man sich Mühe gibt (und offenbar hat man sich der Kritik bzgl. der letzten Outputs angenommen), dann sagt die Datenrate nicht zwingend etwas über die Tonqualität aus. Die Lautstärke ist ebenfalls nicht mehr ganz so runtergeregelt. Zwar muss man immer noch etwas erhöhen, aber bei Weitem nicht mehr so drastisch wie bei früheren Titeln. Einmal auf Referenz-Niveau angehoben, mangelt es dann nicht großartig an Feinzeichnung. Und wer wirklich noch Zweifel hat, ob die dt. Fassung trotz ihrer Komprimierung mehr Wucht hat als die englische, der nimmt sich die kleine Lava-Explosion in der Höhle nach etwas über einer halben Stunde. Dort grummelt es spürbar heftiger und auch mit mehreren fühlbaren Einzelexplosionen, die von der englischen dts-HD-MA-Fassung fast verschluckt werden. Es mag das letzte Quäntchen an Differenz zwischen ultratiefen Signalen und feinen Höhen fehlen, aber für eine DD+-Spur ist das aller Ehren wert und – umso überraschender – besser als die Originalfassung auf der regulären Ebene.

Die englische Atmos-Fassung liefert fast nur hinzu addierte Musik aus den Heights

Die Atmos-Aktivität der englischen Fassung auf der UHD bleibt durchweg hinter ihren Möglichkeiten. Zwar wird die Musik mit eingeflochten und es kommen schon mal Stimmen direktional von oben, doch die dedizierten 3D-Soundeffekte lassen sich an einer Hand abzählen. Mal klappt ein Holzdach hoch, dann hört man etwas Sand von oben rieseln und es fliegt schon mal der Teppich über die Köpfe hinweg. Etwas Feuerwerk, glucksendes Wasser und ein Gewittergrollen – mehr gibt’s hier leider nicht zu vermelden.

 

  • Deutsch: Dolby Digital Plus 5.1 (85%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (40%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (50%)

Im Bonusmaterial von Aladdin warten insgesamt drei Featurettes sowie sechs entfernte Szenen, ein zusätzlicher Song („Desert Moon“), drei Musikvideos und zwei Minuten an witzigen Bloopers. In „Aladdins Video-Tagebuch: Eine neue fantastische Perspektive“, dem ersten der Hintergrundberichte, begleiten wir Mena Massoud ein wenig hinter die Kulissen. Dazu gibt’s ein Featurette über Regisseur Guy Ritchie unter dem Titel „Ein cineastisches Genie“ und das kurze „Ein Freund wie Dschinni“, das sich darum kümmert, wie Will Smith die Herausforderung anging, die geniale (Voice)-Performance von Robin Williams des 92er Originals in Life-Action zu verwandeln. Insgesamt halten sich Quantität und Qualität der Extras in engen Grenzen. Da wäre doch deutlich mehr drin gewesen – zumal ein Audiokommentar fehlt.

Gesamtbewertung Aladdin  (83%)

Schön, wenn man auch noch überrascht wird. Aladdin ist viel besser, unterhaltsamer und gelungener als viele zuvor befürchtet oder angenommen hatten. Will Smith als Dschinni ist großartig und erschafft seine ganz eigene Version – unabhängig vom großartigen Robin Williams als Sprecher des Geistes aus dem Animationsfilm. Größtes Plus an Guy Ritchies Verfilmung ist aber (neben der visuellen Opulenz) die stärkere emotionale Bindung an die Figuren, die das Thema der Freundschaft zwischen Dschinni und Aladdin bis zum bewegenden Ende hervorragend rausarbeitet. Die UHD arbeitet auch gut heraus – und zwar Farben. Die kommen trotz der sichtbar dunkleren Abstimmung noch dramatischer und lebhafter rüber. Hautfarben sind natürlicher und wärmer, die prachtvollen Ornamente werden dreidimensionaler wiedergegeben.

Angebot
Aladdin (Live-Action) [4K Ultra-HD] [Blu-ray]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Smith, Will, Massoud, Mena, Scott, Naomi (Schauspieler)
  • Ritchie, Guy (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 6 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 26. September 2019 Review am: 04. Oktober 2019
Erscheinungsjahr Film: 2018 Laufzeit: 128 Minuten
Filmstudio: Disney FSK: ab 6 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2.35:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Digital Plus 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D Testgerät Player: Panasonic UB9004

Aladdin Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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2 Kommentare
  1. Ich habe den Film in der deutschen Synchro begonnen und war so dermaßen von der unsynchronen Wiedergabe der mittelmäßigen Gesangseinlagen
    enttäuschtt, dass ich nach 30 Minuten fast ausgemacht habe.
    Mich dann aber doch dazu entschieden, mir das ganze von vorn in OV anzuschauen und gefühlt einen völlig anderen Film zu sehen.

    Nicht nur die Musical-Teile des Films passten plötzlich zu den Lippenbewegungen (und hörten sich wirklich gut und nicht mehr so aufgesetzt an) auch Will Smith’s Interpretation, des blauen Geistes aus der Lampe, war plötzlich nicht mehr unentschlossen, gewollt aber nicht gekonnt sondern differenziert und dadurch auch lustig.

    Voluminösität und was von oben kommt, ist bei Filmen eben nicht alles… Ich bin ansonsten ein Fan der deutschen Synchronisation weil die Qualität i.d.R. extrem hoch ist aber diesem Film hat sie jeden Charme geraubt und mir das Vergnügen daran.
    Die OV Fassung des Films hat mir ziemlich gut gefallen auch wenn die Story gerade zum Ende hin etwas unrund wirkt –
    und ich dem Remake des König der Löwen jederzeit den Vorzug geben würde.

    • Bis auf den letzten Satz (Lion King hat mir nur mitttelmäßig gefallen) kann ich das so unterschreiben: Die deutsche Syncro ist leider schlecht, aber der Film per se super. Im Originalton ein Meisterwerk!
      Schade, weil sonst Disney-Filme eigentlich davon leben, dass ihre Synchronisation sehr gut ist. Beispielsweise das Original schaue ich mir sowohl in Englisch wie auch Deutsch gerne an (und das gilt für viele Disney & Pixar Filme).

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