Synchronisationen und ihre Schäden: Filme, Serien und Games verschenken Potenzial

Deutschland verschenkt mit Synchronisationen offenbar Potenzial: Die Sprachkenntnisse der Bevölkerung ließen sich verbessern, würde man darauf verzichten.

Wir wollen hier keinen Glaubenskrieg der „O-Ton-Nazis“ gegen die „Synchro-Fanboys und -Fangirls“ anzetteln. Vielmehr hat uns die E-Learning-Plattform Preply mit einigen Daten zum Thema versorgt. So lerne die Mehrheit Europas mit Filmen, Serien und Games im Originalton Englisch. Deutschland verschenke hier laut der Plattform die Chance, die Sprachkenntnisse der Bevölkerung zu verbessern. Denn da gebe es Handlungsbedarf.

Demnach sprächen nur 28 % der Deutschen mindestens eine Fremdsprache fließend. Das sei im Vergleich mit anderen europäischen Ländern unterdurchschnittlich. Es sei nicht zu vernachlässigen, dass der Konsum von Inhalten im Originalton das Erlernen einer Sprache fördere. Das sei an Beispielen wie den Niederlanden, Dänemark oder auch Schweden festzustellen. Die starke Verbreitung von Synchronisationen wirke sich insgesamt negativ auf Deutschlands Bedingungen zum Sprachenlernen aus.

In vielen Ländern Europas arbeitet man mit Untertiteln statt Synchronisationen.
In vielen Ländern Europas arbeitet man mit Untertiteln statt Synchronisationen.

Im Rahmen des European Language Index wurden laut Preply 27 Länder der Europäischen Union auf 18 Kriterien untersucht, die sich nachweislich positiv auf das Sprachlernumfeld auswirken. Die besten Bedingungen zum Sprachenlernen biete laut der Studie Luxemburg. Dort werde schon in der Grundschule das Sprachlernen stark gefördert. Doch die Integration anderer Sprachen in den Alltag sei eben auch ein wichtiger Faktor – etwa durch den Originalton (mit Untertiteln) bei Filmen, Serien und Spielen.

Synchronisationen: Eine Hilfestellung

Tatsächlich sind Synchronisationen natürlich am Ende vor allem eines: Eine Hilfestellung für diejenigen, welche die Originalsprache eines Mediums nicht beherrschen. Und immer geht mit einer Synchronisation eine Abweichung vom Original daher. Das kann bewusst möglichst gering gehalten werden oder auch bewusst gesteigert werden. Beispiele wären Filme wie „Starship Troopers“ oder Serien wie „Die Zwei“, die in einigen Punkten extrem vom Original abweichen.

Ob man Synchronisationen nun als „demokratisierend“ wahrnimmt, weil so Inhalte von mehr Menschen verstanden werden können oder sie eher negativ bewertet, bleibt jedem selbst überlassen. Wie sieht denn eure Meinung dazu aus? Wären Untertitel auch in Deutschland ein besserer Weg? Oder haltet ihr Synchronisationen für wichtig?

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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20 Kommentare
  1. Die Erkenntnis, dass Menschen bereits ab dem Kindesalter schneller und besser eine Fremdsprache lernen, wenn auf Synchronisation verzichtet wird, ist nicht neu.
    Ich selbst schaue gern Filme in – z.B. englischer – Originalsprache, aber mit eingeblendeten englischen Untertiteln (die meist nur geringe Paraphrasierung aufweisen).
    Auf diese Weise erhalte und verbessere ich meine englischen Sprachkenntnisse und genieße obendrein die mitunter deutlich pointierteren (und mitunter doppeldeutigen) Originaldialoge.
    Lediglich bei alten deutschen Synchronisationen mit den Meistern der Synchrongarde (G.G. Hoffmann, Arnold Marquis, Wilhelm Borchert, Siegfried Schürenberg, Curt Ackermann, Alfred Balthoff, Georg Thomalla, Margot Leonhard, Marion Degler, etc.) werde ich schon mal rückfällig…

    • Ja, die Methode benutze ich auch immer noch. Englisch mit englischen Untertiteln fördert gleichzeitig Hör- und Lesefähigkeiten und hilft, wenn jemand nuschelt. Abgesehen davon hilft das bei komischen Akzenten, die man nicht gewöhnt ist. Ich sage nur Crocodile Dundee.

  2. Hmm ich schaue wirklich viele Filme. Aber abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen (Attack on Titan zB) schaue ich eigentlich alles in Deutsch. Mit all den Alternativen hab ich einfach meine Probleme…

    – In Englisch verstehe ich zwar die Dialoge grundsätzlich, aber mir gehen all die Nuancen verloren. Bei einigen Begriffen müsst ich dann doch nachschlagen, ganz abgesehen von den ganzen Redewendungen/Idiomen die mir dann verloren gehen.

    – Untertitel find ich noch schlimmer. Da bekomm ich viele Details vom vom Film nicht mehr mit. Die feinen Gesichtsausdrücke, Stimmungen der Darsteller, das Szenenbild usw. Wann immer ich das versucht hab, hab ichs als total stressig empfunden.

    Aber mir geht es nicht nur ums Verstehen. Viel wichtiger ist ja das Fühlen. Ganz allgemein denke ich, berührt mich alles was ich in meiner ureigenen Sprache höre auch viel mehr. Deutsch ist halt quasi die Sprache meines Herzens. 🙂
    Ich hab das zB gemerkt, als ich die deutsche und die englische Version von „Let it Go“ aus Frozen verglichen habe. Die englische ist superschön gesungen, keine Frage. Aber die deutsche Version hat mich so heftig tief berührt…
    Genauso bei How to train your dragon 2 (ich komm euch schon entgegen mit den engl. Titeln ;-D ) als sich die Eltern treffen. Die englischen Originalstimmen sind schon echt großartig gemacht, geb ich gerne zu. Aber das Lied…. das hat mich auf deutsch einfach so viel tiefer berührt!
    Gut bei Musicals brauch ich jetzt auch keinen deutschen Gesang. Aber ich möchte Filme in erster Linie !fühlen! – und das erleb ich meiner Erfahrung nach in meiner Heimatsprache doch schon deutlich stärker.

    • „In Englisch verstehe ich zwar die Dialoge grundsätzlich, aber mir gehen all die Nuancen verloren. Bei einigen Begriffen müsst ich dann doch nachschlagen, ganz abgesehen von den ganzen Redewendungen/Idiomen die mir dann verloren gehen.“

      Aber genau das geht doch in der synchronisierten Fassung noch mehr unter.

    • Die Nuancen sind genau das, was schon in der Synchro verloren geht. Die englischsprachigen Nuancen lernt man mittelfristig mit der Methode des Originale Guckens.

  3. Gucke seit knapp 14 Jahren nun alles auf englisch bzw. eben in der ursprünglichen Originalsprache mit Untertiteln auf englisch.

    Gar nicht mal um unbedingt besser englisch zu lernen/sprechen, sondern weil ich die deutsche Synchronisation sehr sehr oft absolut katastrophal finde und mich dabei Fremdschäme.
    Ich gucke tatsächlich nur Filme/Serien aus Deutschland dann auch auf deutsch (zb die Serie Dark).

    Seit 7 Jahren lese ich auch meine Fantasy/Sci Fi Romane auf englisch. Aber auch hier nicht mit dem Hintergrund die Sprache besser zu verstehen, sondern weil es einfach etliche! tolle Bücher gibt die nie in Deutschland erscheinen/übersetzt worden sind.
    Oder es dauert Jahre über Jahre bis dann endlich mal eine Übersetzung kommt…

    • Das waren auch bei mir die ursprünglichen Hauptgründe vor ca. 30 Jahren. Es würde mich aber extrem wundern, wenn Dein Englisch dadurch nicht deutlich besser geworden wäre.

      • Ich selbst hab vor ca. 15 Jahren auch aus „Zwang“ angefangen: Ich wollte die Batman: Animated Series mal wieder anschauen, es gab sie aber nur englischsprachig auf DVD. Damit fing es dann an, dass ich Gefallen an Importen fand und immer mehr im Originalton ansah, weil ich mich dran gewöhnte.

        Heute schaue ich bis auf manchmal Animationsserien / Anime gar nichts mehr synchronisiert. Bei Spielen habe ich aber auch schon vorher immer die englischsprachige Version genutzt, weil deutsche Synchronisationen damals wie heute oftmals echt unter aller Sau sind – da ist das Niveau bei Games nochmal eine ganze Ecke niedriger als bei Filmen und Serien.

        • Ja, Batman: TAS war revolutionär gut.
          Bei mir hat das mit Star Trek: The Next Generation angefangen, das es nur teilweise auf Deutsch gab.
          Ich hatte mal eine Kollegin, bei der das Original Gucken mit Futurama angefangen hatte.
          Gute Serien sind gut für die Sprachkenntnisse.

  4. Jetzt ma ernsthaft, im normalen TV gibbet vlt nicht die Möglichkeit den O-Ton zu sehen aber jede Plattform die Streaming anbietet an Serien/Filmen bietet O-Ton an auch BD und DvDs haben immer den O-Ton bei.
    Jeder der will, kann also seine lieblings Serie / lieblings Film in O-Ton mit Subs anschaun.
    Filme und Serien würden im deutschsprachigen Raum deutlich weniger ankrang finden, wenn man dafür erstmal die O-Sprache beherrschen müsste.
    Und nicht jeder braucht Englisch.
    Warum muss ich zB englisch in meinem Job in nem Senirenheim können müssen?
    richtig, muss ich nicht ich nutze englisch auch nur selten.
    ich verstehe etwas englisch und kann gebrochen es sprechen ich bevorzuge daher Synchro.
    bei anime kommt es drauf an, ich kann japanisch nicht und nach 20 jahren anime schaun auch im o-ton mit fansubs usw bin ich der sprache absolut fern.
    nur DA nehm ich gern den o-Ton und lese sub.
    es sei ich will entspannt schaun, dann hoffe ich auf guten Dub.

    lange rede kurzer sinn
    jeder kann o-Ton gucken, es macht aber nur ein teil freiwillig und ich finde es gut, dass man nicht dazu gezwungen wurde/wird.

    • Nach meiner Erfahrung mit Anime sind englische Synchros meistens besser als deutsche, was auch daran liegt, dass die deutschen Versionen manchmal Übersetzungen der englischen Übersetzung sind. Ein berüchtigtes Beispiel ist die Splendid Synchron Fassung von Mamoru Oshiis Ghost in the Shell Film. „Illegaler Außerirdischer“ 😀 Das gilt zum Teil auch für die Untertitel. Abgesehen davon hast Du auch eine größere Auswahl an Animes, die Du gucken kannst, wenn Du beide Sprachen beherrst. Gibt es z. B. Seikai (Crest/Banner of the Stars) inzwischen auf Deutsch? Soviel ich weiß, nicht. Und das ist IMHO immer noch eine der Top Five Anime Serien ever.
      Die Preise für die englischen Versionen auf Scheibe sind auch oft besser. Ich sage nur Violet Evergarden.
      Jedenfalls haben die Manga- und Anime-Fans, die ich persönlich kenne, normalerweise große Vorteile bei ihrem Hobby, wenn sie Englisch können. Und glaub mir, Englisch Lernen ist für Deutsch-Muttersprachler mindestens fünf mal leichter als Japanisch Lernen. Ich weiß, wovon ich rede.

  5. I’ve been saying it for years, even decades. Germans should geht off their lazy butts and watch stuff in its original language, be that English or whatever. If you don’t unterstand it, use subtitles to help you. And you get a lot more Dolby Atmos und other immersive sound this way.

  6. I’m from the Netherlands and I can’t stand dubbing. I always watch everything in the original language with subtitles. Preferably subtitles in the exact same language as the one being spoken, as long as I’m able to read that particular language.

    So, when I’m watching a movie from the Netherlands, I still use Dutch subtitles, so I can read along. When watching an English movie, I use English subtitles. When watching a German movie, I watch it in German with German subtitles. Even when watching a Danish, Norwegian, Swedish or Icelandic movie, I watch it in the original audio with subtitles in Danish, Norwegian, Swedish or Icelandic. For all of these languages I’m able to understand what they’re saying as long as I can listen to the way they pronounce the words and I can read along what they’re saying.

    For all other languages I use English subtitles. So, when I watch a movie in Spanish, Italian, Japanese, Korean or whatever, I don’t use Dutch subtitles, but English subtitles. Dutch is my mother tongue, so I already know this language. I rather use English subtitles, so I can improve my English.

  7. Ihr seht das von der falschen Seite aus. Man muß den anderen Ländern sagen, dass sie mehr deutsche Syncros schauen müssen, um besser deutsch zu lernen. Inzwischen habe ich aber auch das Gefühl, dass deutsche Syncros gucken die Deutschkenntnisse auch nicht verbessern bei einem Großteil der deutschen Mitbürger.

    • Leuten, die Deutsch als Fremdsprache lernen wollen, hilft es aus jeden Fall, Inhalte auf Deutsch zu gucken, klar. Aber deutsche Synchros sind da nicht die erste Wahl, weil das nicht das natürlichste Deutsch ist und außerdem Gelegenheiten zu Englisch lernen verschenkt.

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