Inhalt (85%)
„Sich im Kosmos herum zu treiben, ist doch was für die Jugend.“ Admiral Kirk, der gerade ein paar Kadetten in denen Kobayashi-Maru-Test geschickt und sie dort hat durchfallen lassen, scheint des Weltraums und seiner Missionen müde zu sein. Was natürlich nicht stimmt. Eigentlich hasst er seinen neuen Job als Admiral, der ihm lediglich die Obhut über Auszubildende abverlangt. Und er hasst es, älter zu werden. Kein Wunder, dass er gereizt reagiert, wenn Pille ihm ausgerechnet an seinem Geburtstag attestiert, dass er eben auch nicht jünger werde.
Der Einstieg in das zweite Kinoabenteuer der kirk’schen Prägung gelingt ungleich interessanter als jener in Star Trek: Der Film und in seiner zweiten Szene holt Der Zorn des Khan glücklicherweise auch den im ersten Film so schmerzlich vermissten Humor zurück. Kein Wunder, dass die Fortsetzung der Kinoabenteuer unter den Fans der Original-Crew bis heute der beliebteste ist. Und nicht nur das. Selbst mit allen anderen zwölf Filmen in einen Topf geworfen, kommt er hervorragend weg. Ja, vielleicht ist es der beste aller Star-Trek-Kinofilme. Umso überraschender, weil man mit dem ersten Teil künstlerisch und inszenatorisch nicht gerade Maßstäbe setzen konnte. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Macher die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen haben. Vielleicht auch daran, dass man Roddenberry den Produzentenplatz klaute und sein Einfluss deshalb geringer wurde. Sehr wohl aber liegt es daran, dass man die Laufzeit reduzierte, eine deutlich verdichtete Story nutzte und sie vor allem sehr persönlich hielt. Rache hat im Kino schon immer funktioniert. Das Kino lebt von Emotionen. Und welche Emotion ist größer oder stärker als Vergeltung?
Und es lag sicher auch daran, dass man dem hungrigen Star-Trek-Publikum eine Figur als Antagonist lieferte, den man aus der 22. Folge der ersten Staffel bereits kannte: Khan Noonien Singh. In der Episode Der schlafende Tiger war Kirk erstmalig auf den von Ricardo Montalbán gespielten Übermenschen getroffen, der einen guten Teil der Welt in den 1990er Jahren kontrollierte. Und wie der Film selbst, so gilt auch diese Episode als eine der besten der Show überhaupt.
Da Kirk den aggressiv auftretenden Khan in Der schlafende Tiger mit dessen Crew auf Ceti Alpha V aussetzte, damit er dort mit seinen Leuten eine neue Zivilisation aufbauen könnte, hätte man annehmen können, man hört nie mehr etwas von Khan. Doch da hatte man die Rechnung ohne die Skriptautoren gemacht. Die Dynamik, die zwischen Khan und Kirk entsteht, ist dann auch das Salz in der Suppe des zweiten Films. Selbst wenn erneut kein spektakulärer Außerirdischer als Bösewicht fungiert, ist Khan doch ein ziemlich fieser Gegenspieler, der keinerlei Zweifel daran lässt, dass er erst dann ruht, wenn er Kirk beseitigt hat. Immerhin hält er den Admiral für verantwortlich am Tod seiner Frau. Und das ist doch wohl Beweggrund genug. Der Bogen, den die Rachestory spannt, wird von spannenden Motiven im Subtext begleitet. So geht es beispielsweise um den ewigen Disput zwischen Wissenschaft und Militär. Außerdem bezieht sich das Projekt Genesis auf Problematiken, die in den 80ern erstmalig in der breiten Öffentlichkeit thematisiert wurden: Überbevölkerung und Nahrungsmittelknappheit.
Allerdings setzt hier auch die größte und berechtigte Kritik an Der Zorn des Khanan. Denn, bei aller Liebe zum wirklich spannend inszenierten Hauptthema: Diese gesellschaftskritischen Aspekte werden in der ersten halben Stunde ziemlich prominent eingeführt, nur um sie daraufhin komplett außer Acht zu lassen. Pille stellt noch die Frage in den Raum, ob das Projekt Genesis auf seinem Weg, neues Leben zu generieren, nicht möglicherweise vorhandene niedere Lebensformen ausradiert – wirft also quasi die Frage nach der Allmacht der Menschen und der Erhebung über die göttliche Schöpfung auf. Doch von dieser Frage ist im weiteren Verlauf des Films nichts mehr zu spüren. Das ist vor allem deshalb schade, weil es wirklich spannende Themen sind – im Übrigen genauso wie das Eugenik-Motiv, das Khan innewohnt. Doch auch hier lässt man Potenzial liegen. Schlimmer noch: Khan wird nicht müde, von seinem überlegenen Intellekt zu referieren. Und das Drehbuch will es so, dass der Zuschauer ihn genau deshalb für einen wirklich harten Gegner Kirks hält. Warum in Jack B. Sowards Namen geht er dann gleich zweimal einem billigen Bluff von Kirk auf den Leim?
Jetzt klingt es so, als wäre Der Zorn des Khan kein guter Film. Doch das stimmt natürlich nicht. Denn trotz gewisser Logiklücken (Spock, übernehmen sie!) und fallengelassener Motive ist die Rachegeschichte nun mal wirklich äußerst spannend. Montalbán gibt als Khan zudem eine tolle Vorstellung ab und lässt glattweg vergessen, dass die Star-Trek-Filme nun wahrlich nicht bis in jede Nebenrolle von guten Schauspielern bevölkert werden. Kirstie Alley als prinzipientreue Kadettin Saavik ist zudem eine tolle Ergänzung in der Crew der Enterprise und wenn man sich das Ende des Films noch mal vor Augen führt, sich ins Kino der damaligen Zeit versetzt und idealerweise auch noch großer Trekkie ist, dann kann man sich vorstellen, was das für Emotionen hervorgerufen haben muss.
- Koenig, Walter, Takei, George, Kelley, DeForest (Schauspieler)
- Nimoy, Leonard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (80%)
Gegenüber dem ersten Teil gelangten vom Nachfolger sowohl die Kinofassung als auch der Dir. Cut auf die 4K UHD Blu-ray. Qualitativ sieht man keinen Unterschied zwischen den zusätzlichen Szenen. Natürlich wurde auch Star Trek II: Der Zorn des Khanwurde damals natürlich analog auf 35 mm Film aufgenommen. Auch hier wurde für die neue BD und 4K-UHD-BD ein neuer 4K-Scan vorgenommen und auch hier gab’s natürlich HDR10 und Dolby Vision sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Im laufenden Bild fällt zunächst einmal auf, dass der zweite Teil direkt zu Beginn mit Kameraunschärfen zu kämpfen hat. Was über die alte Blu-ray von 2013 teilweise auch durch die Rauschfilterung hervorgerufen hätte sein können, zeigt sich hier als im Filmmaterial enthalten. Schon Spock ist während seines Vorbeigehens an der Kamera nicht scharf und auch Lieutenant Saaviks Gesicht dürfte detaillierter sein. Dennoch ist sofort sichtbar, dass die Körnung hier feiner zur Geltung kommt. Allerdings nicht so gleichmäßig und authentisch wie im ersten Teil.
Ich kann mich täuschen, aber hin und wieder sieht es auch hier nach leichter Filterung aus. Hin und wieder, wohlgemerkt. Denn davon abgesehen davon zeigt sich die 4K-Scheibe aber vor allem wieder bei den Farben der Blu-ray von 2013 überlegen. Nicht nur sind sie kräftiger und reichen im Spektrum weiter, sondern sind der UHD Blu-ray auch Banding-Probleme oder ähnliches völlig fremd. Die blauen und purpurfarbenen Nebel bei 57’28 sehen einfach fantastisch aus. Wo aber keine Farben sein sollen, ist die UHD-BD deutlich neutraler. Die Oberfläche von Planeten ist nun realistisch grau und nicht mehr fast blau (68’36). Ebenso sind Gesichter nicht mehr so gelblich, sondern natürlich gebräunt.
Alleine das gibt der 4K-Scheibe schon mehr Realismus. Wunderbar ist das Fehlen von üblen Filterungsartefakten wie jenen auf Spocks Gesicht während des kurzen Dialogs mit Saavik über Kirk bei Minute 27’50. Hier zeigt die UHD-BD, dass sie die unnatürlichen Säume an seinen Mundwinkeln vermeidet, die von der alten BD gezeigt wurden. Auch die Farben bluten nicht mehr aus, sondern sind klar definiert.
Gegenüber dem ersten Teil kommen zudem Spitzlichter besser und dynamischer rüber. Die funkelnden Sterne im All werden leuchtender wiedergegeben und man sieht auch mehr von ihnen. Selbst die im Hintergrund dezenter strahlenden werden wiedergegeben, welche man über die Blu-ray einzeln suchen muss. Dolby Vision setzt sich auch im zweiten Teil nicht wesentlich von HDR10 ab, was auch daran liegen kann, dass es hier durchweg ziemlich düster zugeht und in dunklen Szenen HDR10 ebenfalls sehr gut ist.
Anmerkung: Zum Vergleich wurde die alte Blu-ray von 2013 herangezogen. Es gab vom zweiten Star-Trek 2016 bereits eine remasterte 4K-Fassung, die visuell deutlich besser war, mir aber nicht zur Verfügung stand.
- Koenig, Walter, Takei, George, Kelley, DeForest (Schauspieler)
- Nimoy, Leonard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (60%)
Gegenüber der alten Blu-ray hat die UHD-BD auch hier eine 2.0-Dolby-True-HD-Kodierung erhalten. Allerdings setzt diese sich nicht (wie im Vorgänger) qualitativ von der Blu-ray-Fassung ab. Auch die unkomprimierte Variante ist arg dünn und wenig ausgewogen. Feine, hochfrequentere Geräusche sind etwas angenehmer angelegt, was den Beam-Vorgängen zugute kommt. Ansonsten bleibt’s hier in etwa auf dem befriedigenden Niveau der alten Blu-ray. Also bei einem relativ dünnen Sound.
Schon die Musik während der Titelsequenz tönt derart blechern und fast schrill aus den Speakern, dass es wahrlich keine Freude ist. Die Stimmen sind zwar verständlich, wirken bisweilen aber etwas phasenverschoben und gequetscht. Wenn man hier zum Vergleich auf die 7.1-True-HD-Fassung des Originals wechselt, gehen die Ohren ebenso auf wie die Bühne breiter wird. Das ist dann schon ein wirklich großer Unterschied in der akustischen Präsentation. Einzig die teils gut angelegte Stereoortung kann dem Ton noch etwas Positives verleihen. Ansonsten klingt das einfach nicht gut. Allerdings lässt auch der englische Ton im Vergleich zum ersten Film ein paar Federn. So klingen Dialoge teils rauschig und die generelle Atmosphäre ist gedrückter als im recht offenen ersten Teil.
- Deutsch: Dolby True HD 2.0 (60%)
- Englisch: Dolby True HD 7.1 (75%)
Bonus (–)
Bis auf die zwei Audiokommentare von Nicholas Meyer liegen alle anderen (zumeist bekannten Extras) auf der Blu-ray. Da mir diese nicht zur Verfügung gestellt wurde, entfallen weitere Beschreibungen an dieser Stelle.
Gesamtbewertung Star Trek II: Der Zorn des Khan (75%)
Star Trek II: Der Zorn des Khan ist eindeutig der bessere Film – verglichen mit dem Vorgänger. Er ist aber nicht frei von Kritik und trotz seines guten Rufs auch nicht unfehlbar. Spannend ist er jedoch nach wie vor. Und das nun mit einem wirklich guten Bild, das aus dem fast vierzig Jahre alten Material das bisher Beste herauszuholen vermag.
Aufgrund eines manchmal nicht ganz konsistenten Looks in puncto Körnung gibt’s ein paar Pünktchen Abzug. Aber insgesamt sind vor allem die Farben wirklich gut geworden. Schade nur, dass man beim deutschen Ton für den zweiten Teil nicht noch mehr rausgeholt hat.
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- Koenig, Walter, Takei, George, Kelley, DeForest (Schauspieler)
- Nimoy, Leonard (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 09. September 2021 | Review am: | 13. September 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 1982 | Laufzeit: | 113/116 Minuten |
Filmstudio: | Paramount | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2,39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby True HD 2.0 Englisch DolbyTrue HD 7.1 |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Star Trek II: Der Zorn des Khan Trailer:
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