Inhalt (50%)
Vorab: Der Autor dieser Zeilen hat noch nicht ein einziges Videospiel der Vorlage dieser Verfilmung (wirklich) gespielt. Jedes Mal, wenn so ein Kampfkunst-Haudrauf-Prügel-Dresch-Fatalities-Move-Game in meiner Spielekonsole (oder der eines Freundes) lag, warf ich nach ein paar wenigen Versuchen, sinnvolle Tastenkombinationen zu finden, entnervt Controller und Motivation gen Bildschirm. Ich gehe soweit, dass den Programmierern dieser Spiele die Arbeitsgrundlage entzogen werden sollte, da sie ausschließlich dafür sorgen, dass frühzeitig defekte Gamepads ausgewechselt werden müssen. Kein Wunder, wenn man innerhalb von dreißig Sekunden dauernden Kämpfen gefühlt 27.402 unterschiedliche Tastenkombinationen drücken muss.
Es besteht also eine gewisse Voreingenommenheit bezüglich der kompletten Thematik und man darf mich auch gerne ahnungslos schimpfen. Aber man kann sich ja zumindest etwas belesen: Die 2021er Verfilmung der Videospielvorlage ist, wenn man so will, der dritte Versuch, die Grundidee auf die große Leinwand zu bringen. Zäh waren die Verhandlungen und Vorhaben, nach dem 1997 erschienenen zweiten Teil (Mortal Kombat: Annihilation) einen weiteren folgen zu lassen, bis James Wan (SAW, Insidious, Aquaman) 2015 als Produzent einsprang und das Projekt neuen Wind bekam. Man musste allerdings weitgehend alles noch einmal neu denken, was von den frühen 2000er Jahren bis 2015 angedacht war.
Wenn man sich das Endprodukt nun anschaut, ist die Frage: Gehe man das Gezeigte ernsthaft an? Dann würde das Urteil schnell gefällt sein, die 0%-Marke wäre in greifbarer Nähe und Mortal Kombat als schwachsinniger Ultra-Schund abgetan. Hört man sich die Dialoge zum Teil an, läuft’s einem beispielsweise kalt den Filmrücken runter. Dümmer und bescheuerter geht’s fast nicht mehr. Die Tatsache, dass man die Story auch auf dem Blättchen einer selbstgedrehten Kippe hätte unterbringen können, ist der nächste Eckpfeiler eines Films, den Arthaus-Gourmets vermutlich in die Verdammnis wünschen würden. Jetzt ist es aber so: Das Ding macht einen Höllenspaß! Stopp. Moment. Steht das da wirklich geschrieben? Ich guck noch mal nach … Ja, steht es.
Und gleich noch mal: Mortal Kombat macht richtig Spaß. Jedenfalls, wenn man sich über die (ohnehin) unnötigen Dialogsequenzen hinweg hangelt und direkt von Fightsequenz zu Fightsequenz springt. Story verpasst man in der Zwischenzeit eh nicht. Oder man konzentriert sich auf die herrlich sarkastischen Einzeiler von Kano. Das allerdings idealerweise im O-Ton, wenn der Australier Josh Lawson den Counter für das F-Wort in ungeahnte Höhen schraubt und sich über seine eigenen Rotzklumpen einen Ast freut. Nein, das kann man WIRKLICH nicht ernst nehmen. Und man sollte es auch nicht. Folgt man dieser Prämisse und schaltet sein Hirn (bis auf die letzten drei Zellen, die für Atmen, Sehen und Hören zuständig sind) ab, wird dieser blutige Schwachsinn zu einem Guilty Pleasure.
Blutig ist ein gutes Stichwort. Denn wo die vorherigen Mortal-Kombat-Verfilmungen trotz hoher Altersfreigaben eher semibrutal waren, geht’s hier wirklich zünftig zur Sache. Und das mit durchaus überzeugenden praktischen Bluteffekten. Bis auf Ergänzungen hat man bei Mortal Kombat tatsächlich weitgehend auf CGI-Blut verzichtet und sich auf echte Masken und Make-up konzentriert – JA, auch bei der famosen Trennsequenz von Nitara. Das tut dem Film gut und hält ihn am Leben – bildlich und im übertragenen Sinne.
Auch die Kampfchoreografien, die (so habe ich nachgelesen) offenbar nicht allzu weit entfernt von denen des Spiels sind, wissen zu gefallen. Und glücklicherweise muss man hier auch nicht irrsinnige Gamepad-Tastenkombinationen drücken, um sie genießen zu können. Zackig geschnitten, gelenkig umgesetzt – die Kämpfe machen Freude. Und die speziellen Fatalities der Charaktere hat man auch untergebracht. Als Fan des Spiels kann man so viel mehr gar nicht wollen. Da kann man dann auch drüber hinweg sehen, dass bspw. Ludi Lin als Liu Kang und Tadanobu Asano als Lord Raiden hölzern spielen als wollten sie mit Pinocchio wetteifern.
- Tan, Lewis, McNamee, Jessica, Lawson, Josh (Schauspieler)
- McQuoid, Simon (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Bildqualität (75%)
Mortal Kombat ist digital gedreht worden. Zum Einsatz kamen ARRI Alexa LFs und Alexa Mini LFs. Beide zeichnen mit 4.5K auf, was für die weitere Auswertung jedoch offenbar über ein 2K DI gemastert wurde. Die UHD Blu-ray ist also eine hochskalierte Scheibe, was sich im direkten Vergleich mit der Blu-ray auch entsprechend darstellt. Der Zugewinn an echter Auflösung fällt gering aus. Allerdings ist das Encoding durch die bessere Komprimierung und den effizienteren Codec besser, was für weniger Unruhen und Artefakte rund um Objekte sorgt. Warner versorgte das Bild obendrauf noch mit erweiterter Kontrastdynamik HDR10 sowie einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
Leider hat man die UHD-BD ziemlich konservativ und vorsichtig gegradet. Hier wäre anhand der zahlreichen Blitze, Leuchtfeuer und Lichteffekte mehr drin gewesen. Zwar gibt’s Peakhelligkeiten von über 800 Nit, aber diese sind begrenzt auf sehr kleine Lichtquellen. Die maximale durchschnittliche Helligkeit spuckt der Panasonic Player mit etwas über 180 Nit aus. Und das sieht man dem Bild dann auch an. Selbst die Farben sind sehr dezent erweitert. Einzig Sonnenauf-/untergänge profitieren von etwas intensiverem Orange. Ansonsten halten sich Grading-Unterschiede zur Blu-ray in sehr engen Grenzen. Hier ist die UHD-BD mal etwas heller, dort die Blu-ray etwas sumpfiger.
Das einzige, dann aber sichtbare, Argument für die 4K-Scheibe ist das Encoding. Denn wo die Blu-ray bei Totalen und Halbtotalen teils feine Details in Encoding-Artefakten versumpfen lässt, holt die UHD-BD sie wieder zum Vorschein. Nicht gut genug, um doch (eventuell) von einer nativen 4K-Disk zu sprechen, aber eben aufgrund des saubereren Encodings durchaus zum Besten der Ultra HD-Blu-ray. Das sieht am Ende derjenige, der ein Display ab 65“ aufwärts sein Eigen nennen. Bis dorthin fallen die Differenzen zur BD allerdings denkbar gering aus.
- Tan, Lewis, McNamee, Jessica, Lawson, Josh (Schauspieler)
- McQuoid, Simon (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Tonqualität (85%)
Offenbar gehört Mortal Kombat für Warner nicht zu den A-Titeln. Ähnlich wie bei „kleineren“ Filmen wie The Nun, so wird auch die Videospiel-Verfilmung nur mit einer deutschen Dolby-Digital-Spur ausgeliefert. Da der Anbieter bei seinen größeren Titeln normalerweise stets Dolby Atmos fürs Deutsche auf die Disk presst, muss man hier also mit etwas weniger Datenrate auskommen. Allerdings, so viel darf direkt zu Beginn der Kritik gesagt werden: Selten war eine mit 0.6 Mbps laufende DD-Spur dermaßen druckvoll und fett. Wenn Hanzo in der Eröffnungsszene kurzen Prozess mit seinen Gegnern macht, rappelt es gewaltig im Karton. Während der Tritte und Fausthiebe des Kämpfers der Shirai Ryu-Ninja-Clans muss man schon attestieren, dass der Tiefbass ordentlich zulangt.
Die Räumlichkeit der zahlreichen direktionalen Effekte sowie der dynamisch agierende Score tragen ebenfalls zur beeindruckenden Vorstellung bei. Ja, das ist noch vehementer und noch kräftiger, wenn man auf den O-Ton in Dolby Atmos wechselt. Aber für sich genommen würden vermutlich nur die wenigsten Zuhörer etwas vermissen. Dass der Bass bei den Auftritten von Sub-Zero bisweilen etwas übersteuert-zerrend klingt, ist gewollt und kein Problem der Tonspur. Dialoge werden zudem klar und präsent wiedergegeben und wenn nach 12 Minuten Regen und Donner einsetzen, ist man wahrlich mittendrin, in einer für eine DD-Spur beeindruckenden Soundkulisse.
Jetzt gibt es aber eben auch diese Dolby-Atmos-Spur, die für Fans vom O-Ton noch mal dieses Mehr an Dynamik und Druck bietet. Auch die 3D-Sound-Fassung beeindruckt mit wahnsinnig toller Surroundkulisse. Immer wieder hört man dedizierte Geräusche – bspw. wenn Sub-Zero hinter der Kamera entlang läuft und dabei ein eisartiges Knistern hinterlässt (23’44). Das klingt schon auf der regulären Ebene dermaßen klasse, dass man bisweilen eine Gänsehaut bekommt – und das liegt nicht nur an der frostigen Erscheinung des Kämpfers. Nimmt man die Höhenebene hinzu, gibt’s zu Beginn ein paar atmosphärische Naturgeräusche und den Schrei von Hanzos Frau, der gedämpft aus der Entfernung ertönt. In den dramatischeren Kampfszenen gesellt sich auch der Score von oben hinzu und bei 11’45 setzt es einen derart beängstigend realistischen Blitz-/Donnersound von oben, dass es einen frösteln lässt.
Während des Cage-Fights von Cole werden die Zuschauer dann sehr aktiv mit auf die Höhenspeaker gelegt und wenn Sub-Zero auf der Erde erscheint, knistert es zunächst heimeligen Schnee von oben, bis dann Eiskristalle vehement(er) von der Decke krachen. „Unleash Me“ ist dann der nächste, sehr deutliche 3D-Sound – Hanzos Wunsch, aus dem Feuer befreit zu werden. Extrem heftig wird’s dann bei 48’07, wenn Sub-Zero das steinerne Tor bewegt. Kurz darauf sind es wieder Blitze und Donner, die für massive Nutzung der Höhen-Speaker sorgen und im Verbund mit der regulären Ebene echte Gänsehaut erzeugen. Während Coles Kampf gegen den vierarmigen Goro knarzen die Holzbretter des Schuppens dann ziemlich beträchtlich und Kanos roter Energiestrahl sorgt ebenfalls für 3D-Sounds. Wenn dann einem der Kämpfer die Seele ausgesaugt wird, wandert das zischende Geräusch über alle vier Heights hin und her und während des Fights zwischen Kano und Sonya kracht es auch immer wieder von der Decke. Insgesamt ein sehr lebhafter 3D-Sound, der zwar nicht pausenlos feuert, aber sehr akzentuiert und stets korrekt verortet arbeitet.
- Deutsch: Dolby Digital (75%)
- Englisch: Dolby Atmos (95%) 2D-Soundebene
- Englisch: Dolby Atmos (65%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Im Bonusmaterial, das auf der Blu-ray zu finden ist, hat man neben ein paar entfernten Szenen auch vier Featurettes untergebracht. Das Making-of „Vom Spiel zum Film“ gibt für 20 Minuten Einblicke in die Produktion. Die Darsteller erzählen etwas über ihre ersten Berührungen mit dem Videospiel und auch die Verantwortlichen für das Produktions-/Setdesign kommen zu Wort. Ganze elf Charakter-Vorstellungen schließen sich an und ein knapp neunminütiges Featurette widmet sich der Kampfchoreographie des Films, die durchaus versucht hat, die Moves des Spiels im Film unterzubringen. „In der Krypta“ stellt dann einige der im Film versteckten Easter Eggs – also Hinweise und Hommagen an das Spiel – vor. Szenenaufbau lässt den Regisseur dann noch einmal über ein paar spezielle Momente des Films referieren. Die Featurettes sind allesamt untertitelt.
Gesamtbewertung Mortal Kombat 4K Blu-ray (70%)
Mortal Kombat ist rein objektiv-filmisch gesehen ziemlicher Schwachsinn und noch größerer inhaltlicher sowie darstellerischer Quark. Manchmal macht so ein Murks aber wirklich Spaß. Sicherlich nicht jedem. Aber mir – und das, wo ich die Spielvorlagen wirklich für großen Käse halte. Bevor ich jetzt aber noch weitere Lebensmittel aufliste, um Film und Franchise augenzwinkernd als Eintopf aus unpassenden Zutaten zu beschreiben, halte ich lieber den Mund und schaue mir das Ganze jetzt gleich noch mal an.
Dies dann durchgängig im O-Ton, der (trotz wirklich guter Dolby-Digital-Synchro) einfach famos gelungen ist. Ob man die UHD-BD braucht, kann nur derjenige beantworten, der auf ein besseres Encoding wert legt, weil er jenseits von 55“ projiziert oder per Display schaut. Hier – und (fast) nur hier – kann sich die Ultra HD-Blu-ray von der BD absetzen
- Tan, Lewis, McNamee, Jessica, Lawson, Josh (Schauspieler)
- McQuoid, Simon (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 18 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 22. Juli 2021 | Review am: | 01. September 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 2021 | Laufzeit: | 110 Minuten |
Filmstudio: | Warner Home Entertainment | FSK: | FSK 18 |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Englisch, Deutsch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Mortal Kombat Trailer:
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