Inhalt (75%)
Sean Patrick Flannery war nie die große Filmkarriere vergönnt. Als Co-Star von Norman Reedus agierte er in Der blutige Pfad Gottes, seiner bekanntesten Filmrolle. Gleichzeitig spielte er Mitte der 90er den jungen Indiana Jones in der gleichnamigen TV-Serie. Im neuen Jahrtausend reichte es aber oft nur zu kleineren Nebenrollen oder der Partizipation in B-Movies. Was nur wenige wissen: Flannery ist Schwarzgurtträger im Brazilian Jiu-Jitsu. Und wenn der MMA-Sport in den USA schon früher aufgetaucht wäre, hätte Flannery wohl eine Profisportlerkarriere verfolgt.
Wie wir wissen: Es kam anders. Aber wenn man schon im Filmbusiness ist, warum dann nicht einen Film auf den Weg bringen, der sich des Themas annimmt – mithin als das Hobby mit dem Job zu vereinen? Gesagt, getan. Flannery entwickelte das Drehbuch als Koautor und herausgekommen ist mit Born a Champion ein Film, der als zweistündige Liebeserklärung an den Brazilian Jiu-Jitsu gelten darf.
Jetzt ist das aber so eine Sache mit Kampfsportfilmen: Sie wandeln irgendwo zwischen brutalem Cagefight-B-Movie im Stile sämtlicher Jean-Claude-van-Damme-Klone oder bedienen ein Arthaus-Publikum wie bei The Fighter oder The Wrestler. Nur selten schafft es mal einer, die Brücke zwischen beiden Zielgruppen zu schlagen und – wie bspw. Rocky – Kritiker UND Actionfilmfan zu begeistern. Erstaunlich genug, wenn in diesem dynamischen Spannungsumfeld noch mal etwas frischer Wind durch den Ring weht – und das passiert bei Born a Champion. Schon der Anfang, in dem die Rahmengeschichte in den Film einleitet, gerät ungewöhnlich, wenn man Mickey als zwar wehrhaften, aber umsichtigen Kämpfer porträtiert.
Springt die Story dann in der Zeit zurück, um seine Geschichte zu erzählen, erfahren wir ihn außerdem als sanftmütigen und keineswegs machohaften Mann mit romantischer Ader. Und bevor es in irgendeiner Form in puncto Martial-Arts zur Sache geht, ist man als Zuschauer ganz schön gerührt, weil die Lovestory hervorragend funktioniert. Vielleicht auch deshalb, weil der Film von Mickeys bestem Freund erzählt wird. Dieser sitzt einer Journalistin gegenüber und erzählt ihr (und damit uns) die Lebensgeschichte seines Kumpels.
Born a Champion schlägt dabei unüblich versöhnliche und warmherzige Töne an – zumindest, wenn man es im Vergleich zu anderen Kampfkunstfilmen betrachtet. Hier kommt ganz offensichtlich zum Tragen, dass Flannery sich vielmehr an oben besagtem Rocky orientiert, denn an den vordergründigen Haudrauf-Actionern. Und als Titelfigur ist er nicht nur deshalb authentisch, weil er (selbstredend) seine Fights ohne Netz, doppelten Boden und Stuntdoubles absolviert hat. Nein, auch seine Einstellung zur gesamten Thematik und zum Respekt der Kämpfer dem Gegner gegenüber wird sehr deutlich. Vor jedem Kampf wird der Sportsgeist beschworen, um sich sehr bewusst von unsportlichem Verhalten zu distanzieren.
Dass das Drehbuch dabei ein oder zwei melodramatische Haken zu viel schlägt, kann man kritisieren, weil es die Geschichte emotional unnötig aufputscht, wo ohnehin schon viel Gefühl integriert ist. Aber so richtig krumm nehmen will man es Flannery dann auch wieder nicht. Ein netter Running Gag, mit dem der Film darstellt, dass sich Mickey und Layla nie länger als ein paar Stunden Zwietracht und Streit gönnen, kontert solche Mankos mit viel Charme.
- Flanery, Sean Patrick, Quaid, Dennis, Bowden, Katrina (Schauspieler)
- Ranarivelo, Alex (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (75%)
Born a Champion wurde mit Sony CineAlta Venice digital bei 6K aufgenommen und im Postproduktionsprozess über ein 4K-DI transferiert. Während Roush Media für die US-Veröffentlichung das Grading vornahm, ließ der deutsche Anbieter Capelight das native 4K-Material noch einmal individuell aufbereiten und ein neues Grading erstellen. Und das punktet mit satter HDR10- und HDR10+-Dynamik. 3578 Nit Maximalhelligkeit stehen an, was man besonders gut in Momenten sieht, in denen sich Lichtquellen in den Augen spiegeln und für funkelnde Iris-Eindrücke sorgen.
Erstaunlich gut encodiert bleibt der vor dem Sonnenuntergang landende Flieger bei 16’20. Der orangerote Hintergrund wäre bei einer stärkeren Komprimierung anfällig für Banding-Artefakte gewesen, die hier aber aus bleiben. Lediglich eine ganz minimale Neigung zu Blockrauschen ist erkennbar. Während der etwas nebligen Beleuchtung des ersten Turniers sieht man ein ganz dezentes Rauschen und im Zoom bei 31’04 gibt’s unschöne Farbrauschmuster im Hintergrund. Das allerdings dürfte dem Ausgangsmaterial geschuldet sein, das hier das HDR-Grading und Encoding vor eine große Herausforderung stellt.
Die als quasi-dokumentarischen Bilder genutzten kleinformatigeren Szenen während der Interview-Momente mit Rosco sind farblich etwas intensiver und wirken etwas softer. Das dürfte allerdings gewolltes Stilmittel sein. Gut erkennbar an der Totalen bei 34’55, die bis in die Tiefe detailliert und scharf ist. Farben sind grundsätzlich sehr warm abgestimmt, was den Film auch in seiner Emotionalität unterstützt.
- Flanery, Sean Patrick, Quaid, Dennis, Bowden, Katrina (Schauspieler)
- Ranarivelo, Alex (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (75%)
Der Ton von Born a Champion liegt für beide Sprachen in DTS HD-Master vor. Eine 3D-Tonfassung, bspw. Dolby Atmos ist dem Film nicht vergönnt. Allerdings wäre hier ohnehin nicht viel Anlass gewesen, Höheninformationen ins Geschehen zu integrieren.
Was die Synchro angeht, so wurde diese mit bekannten und professionellen Sprechern vorgenommen und ist stets perfekt passend. Akustisch sind die Stimmen warm und angenehm eingebettet. Lediglich die Interviewmomente mit Rosco klingen etwas dumpfer. Was klar ist, da hier eine semidokumentarische Erzählweise genutzt wird, um Mickeys Geschichte zu erzählen.
Abgesehen von den Dialogen ist es vor allem die Musik, die angenehm wiedergegeben wird. Hier kommen dann auch mal alle Lautsprecher zum Einsatz und der Score legt sich räumlich auf alle Speaker. Echte Soundeffekte gibt’s freilich nur, wenn im Ring zeitweise die Action losbricht. Vor allem während der Zeitlupe-Aufnahmen kommen Punches und Tritte sehr druckvoll. Auch die Stimmen der Zuschauer und Protagonisten verteilen sich realistisch im Raum, wenn sich die Darsteller entsprechend bewegen.
- Deutsch: DTS HD-Master 5.1 (75%)
- Englisch: DTS HD-Master 5.1 (75%)
Bonus (10%)
Außer dem Originaltrailer und ein paar Filmtipps gibt’s im Bonusmaterial von Born a Champion nichts zu entdecken.
Gesamtbewertung Born a Champion (75%)
Born a Champion ist kein Haudrauf-Handkanten-MMA-Film aus der B-Movie-Retorte. Vielmehr orientiert er sich an einem Rocky-Publikum und präsentiert einen fürs Alter verblüffend fitten Hauptdarsteller. Flannery ist auch der Grund dafür, dass Nicht-(zwingend)-Fans von Kampfkunstfilmen hier einen Blick riskieren dürfen. Denn die Kämpfe sind oft effizient und nicht aufs pure Drama aus. Viel rohe Gewalt gibt’s hier also nicht zu sehen. Und da die Story auch noch berührt, geht das durchaus in Ordnung. In Ordnung ist auch die 4K-UHD-Blu-ray, die vor allem mit intensivem HDR punktet und damit ein paar kleinere Mankos überspielt. Eine Blu-ray ist nicht enthalten.
- Flanery, Sean Patrick, Quaid, Dennis, Bowden, Katrina (Schauspieler)
- Ranarivelo, Alex (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 09. Juli 2021 | Review am: | 29. Juli 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 2021 | Laufzeit: | 111 Minuten |
Filmstudio: | Capelight Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD-Master 5.1 Englisch DTS HD-Master 5.1 |
High Dynamic Range: |
HDR 10 HDR 10+ |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Born a Champion Trailer:
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Mich würde es interessieren, ob es einen sichtbaren Unterschied zwischen HDR10 und HDR10+ bei dem Film gibt.
Auf BD gesehen. Fand den Streifen total schlecht. Für mich,…. absoluter Müll.
Der Film bietet absolut nichts Neues. Man weiss jeweils ziemlich genau, was als nächstes passieren wird, Überraschungen bleiben aus.